Volkswagen-Gewinn bricht dramatisch ein
Das Geschäftsjahr 2024 stand für die Volkswagen Group im Zeichen tiefgreifender Veränderungen. Die Beschäftigungsgarantie wurde aufgekündigt, Werksschließungen angekündigt. Nach einem schwierigen Jahr verzeichnete der Wolfsburger Automobilkonzern einen Gewinn von 19 Milliarden Euro – ein Rückgang von 15,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders drastisch fiel das Ergebnis nach Steuern aus: Mit 12,4 Milliarden Euro lag es um 30,4 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Auch die operativen Kennzahlen zeigen die Herausforderungen, mit denen Volkswagen zu kämpfen hatte. Insgesamt wurden 2,3 Prozent weniger Fahrzeuge ausgeliefert als im Vorjahr. Die Verkäufe gingen um 3,5 Prozent zurück, während die Produktion um 3,8 Prozent sank. Dennoch konnte der Konzern durch eine positive Entwicklung im Bereich Finanzdienstleistungen ein leichtes Umsatzplus von 0,7 Prozent auf 324,6 Milliarden Euro (2023: 322,3 Milliarden Euro) erzielen.
Um auf die veränderten Marktbedingungen zu reagieren, plant das Unternehmen eine deutliche Kürzung der Dividende. Diese soll um 30 Prozent reduziert werden und künftig 6,30 Euro je Stammaktie sowie 6,36 Euro je Vorzugsaktie betragen.
Der Gewinneinbruch ist vor allem auf rückläufige Absätze in China und hohe Restrukturierungskosten zurückzuführen. Bei der seit Jahren schwächelnden Kernmarke VW wurde Ende 2024 nach intensiven Verhandlungen mit der IG Metall ein Sanierungsprogramm beschlossen. Dieses sieht den Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen in Deutschland bis 2030 vor – rund jede vierte Stelle. Zudem sollen Bonuszahlungen und Zulagen gekürzt und Lohnerhöhungen ausgesetzt werden.
Vorsichtige VW-Prognose für 2025
Dennoch erhalten die Mitarbeiter für das Jahr 2024 noch einmal ihren vollen Bonus in Höhe von 4.799,50 Euro – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Von dieser Zahlung profitieren rund 120.000 Beschäftigte. Die Auszahlung erfolgt in zwei Raten im Mai und November. Ab 2025 wird die Mai-Rate für zwei Jahre ausgesetzt, danach soll eine schrittweise Wiederanhebung erfolgen.
Die wirtschaftliche Unsicherheit spiegelt sich auch in der vorsichtigen Prognose für 2025 wider. Finanzvorstand Arno Antlitz erklärte: "Wir halten Verbrenner für technologisch wettbewerbsfähig, investieren in Elektromodelle und Software und stärken weiterhin unsere regionale Präsenz – mit klarem Wachstums- und Investitionskurs in den USA." Doch das Marktumfeld bleibt herausfordernd. In den USA drohen neue Zölle auf EU-Importe, was auch die Werke in Mexiko und Kanada betreffen könnte. Zusätzlich belasten geopolitische Spannungen, insbesondere mit China, das Geschäft.
Europäischer Markt
In Europa konnte das Unternehmen die Auslieferungen mit 3,77 Millionen Fahrzeugen auf dem Niveau des Vorjahres halten. Während in Westeuropa ein leichter Rückgang von 0,4 Prozent auf 3,26 Millionen Einheiten verzeichnet wurde, stiegen die Zahlen in Zentral- und Osteuropa um 1,7 Prozent auf 512.000 Fahrzeuge. Der Heimatmarkt Deutschland hingegen erlitt einen Rückgang von 2,2 Prozent.
Nord- und Südamerika
In Nordamerika konnte Volkswagen Group 1,06 Millionen Fahrzeuge ausliefern, was einem Anstieg von 6,4 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Insbesondere die USA trugen mit einem Wachstum von 2,0 Prozent zu diesem Ergebnis bei. Noch stärker entwickelte sich der Markt in Südamerika, wo die Auslieferungen um 14,7 Prozent auf 594.300 Fahrzeuge stiegen. Brasilien war mit einem Plus von 18,2 Prozent der Haupttreiber dieser Entwicklung.
Asien-Pazifik
Die Region Asien-Pazifik verzeichnete einen deutlichen Rückgang der Auslieferungen um 10,3 Prozent auf 3,22 Millionen Fahrzeuge. Der chinesische Markt, der von einem intensiven Preiskampf geprägt war, wies dabei einen Rückgang von 9,5 Prozent auf 2,93 Millionen Fahrzeuge auf.
Rückgang bei vollelektrischen Fahrzeugen (BEV)
Die Volkswagen Group bleibt mit einem Marktanteil von 21 Prozent der führende Anbieter von vollelektrischen Fahrzeugen in Europa. Dennoch sanken die weltweiten BEV-Auslieferungen um 3,4 Prozent auf 744.800 Einheiten (2023: 771.100). In Europa gingen die BEV-Auslieferungen im Gesamtjahr um 5,2 Prozent auf 447.900 Fahrzeuge zurück. Besonders stark war der Rückgang in den USA mit 30,5 Prozent, während die BEV-Auslieferungen in China um 8,1 Prozent auf 207.400 Fahrzeuge stiegen.
Meistverkaufte vollelektrische Fahrzeuge (BEV)
- Volkswagen ID.4/ID.5 – 182.000 Einheiten
- Volkswagen ID.3 – 149.100 Einheiten
- Audi Q4 e-tron (inkl. Sportback) – 107.700 Einheiten
- Škoda Enyaq (inkl. Coupé) – 79.500 Einheiten
- Cupra Born – 41.800 Einheiten
- Volkswagen ID.7 (inkl. Tourer) – 40.100 Einheiten
- Volkswagen ID. Buzz (inkl. Cargo) – 29.900 Einheiten
- Audi Q8 e-tron (inkl. Sportback) – 28.200 Einheiten
Auslieferungen an Kunden nach Marken (Gesamtjahr 2024 vs. 2023)
Die Volkswagen Group konnte sich im Jahr 2024 trotz herausfordernder Marktbedingungen behaupten. Während das Unternehmen in Nord- und Südamerika deutliche Zuwächse verzeichnete, litt es insbesondere unter der angespannten Wettbewerbssituation in China. Der Rückgang bei den BEV-Auslieferungen, insbesondere in den USA, stellt eine Herausforderung für die zukünftige Marktstrategie dar. Mit der Einführung neuer Modelle und einer fortlaufenden Transformation bleibt die Volkswagen Group jedoch weiterhin ein wichtiger Akteur in der Automobilbranche.