Badespaß mit oder ohne Klamotten
In der Leipziger Region werden die Braunkohletagebaue geschlossen. Es entstehen neue Seen. Die Landschaft bekommt ihr Grün zurück. Und Groß und Klein dürfen sich über ein großes Freizeitangebot freuen: Baden, Wasserski, Tauchen, Angeln oder Motorboot fahren.
Unvergessen Helga Feddersens Freude über die volle Wanne, in die sie Dieter Hallervorden einst lockte, der sich dafür "free for me" machen sollte. Auch die großen (Bade-)Wannen in der Natur laden zum Baden und Freimachen ein. Sie heißen Meer, See, Teich oder Pool.
In der Leipziger Gegend werden etwa 20 Gewässer mit einer Gesamtwasserfläche von 70 Quadratkilometern als die "Neuseen" bezeichnet, dem Wesen nach vollgelaufene "Restlöcher", die der Braunkohleabbau hinterließ. Soweit nicht gesperrt, dürfen einige von ihnen inoffiziell zum Baden genutzt werden, wovon hauptsächlich die Menschen der nahen Umgebung Gebrauch machen. Nun erweitert sich der Nutzerkreis.
Das Mitteldeutsche Braunkohlerevier ist eines der noch drei großen aktiven in Deutschland, aber – wie die anderen auch – ein Auslaufmodell. Schon zu DDR-Zeiten wurden erste Gruben aus wirtschaftlichen Gründen wieder geschlossen. In jüngerer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind es insbesondere klimabedingte Gründe, die zum Grubensterben führen, weil die Braunkohle-Kraftwerke als Abnehmer wegfallen. Das mit seinen weißen Kühldampfwolken weithin sichtbare Kraftwerk Lippendorf, das letzte im Revier, wird wahrscheinlich noch bis in die 2030er Jahre hinein aktiv sein.
Die Seenvielfalt der Leipziger Umgebung
Eine zaghaft gesteuerte Renaturierung begann 1973 mit der Kreation des 170 Hektar großen Kulkwitzer Sees westlich von Leipzig. Er avancierte schnell zur "Badewanne der Leipziger", blieb aber lange Zeit ein Einzelstück. Die DDR musste eher neue Tagebaue eröffnen, als dass sie stillgelegte renaturieren konnte. Das wurde erst im neuen Deutschland ab 1990 möglich, als sich neue Horizonte auftaten.
Als erster Neuzeitsee entstand der 414 Hektar große Cospudener See bei Markkleeberg, ein Korrespondenzprojekt der EXPO 2000 in Hannover. Hier legten sich die Aufräumer und Landschaftsneugestalter richtig ins Zeug, zeigten, welches Potenzial einem solchen Vorhaben innewohnt. Mit dem Hafen Zöbigker entstand ein Zentrum für alle denkbaren Binnengewässer-Sportarten und übliche Ausflugsvergnügungen einschließlich des Gose-Biers, das heute eine Leipziger Spezialität darstellt.
Wasserwanderer erreichen den See vom Leipziger Stadthafen aus, Teil des umfänglichen innerstädtischen Wasserstraßennetzes, auch mit eigener Armeskraft und können sich dann am längsten Sandstrand Sachsens erholen. Diese Mobilität, die Möglichkeit von Gewässer zu Gewässer gelangen zu können, soll ein Merkmal der Neuseenlandschaft werden.
Auf dem großen Parkplatz am Hafen Zöbigker finden zwar auch Reisemobile Platz, aber zu einem Reisemobilstellplatz hat es nicht gereicht. Und auch an den anderen Seen wird diese Art der Übernachtung selten angeboten, sind Campingplätze die Norm. Nur am benachbarten Störmthaler See entstand mit dem "Wohnmobilhafen Lagovida" eine moderne Anlage für die Nacht. Allerdings müssen sich hier – wie auch auf allen anderen kleineren und weniger komfortablen Stellplätzen – Reisemobilfahrer die Flächen mit denen teilen, die ihr mobiles Heim am Auto hinter sich herziehen.
Zahlreiche sportliche Freizeitaktivitäten
Hier, wie auch an den anderen Neuseen, die im neuen Jahrtausend touristisch erschlossen wurden, überwiegt das Angebot an wassersportlichen Aktivitäten mit Badestränden, mit Ausleihstationen für Sportgeräte bis hin zu Segel- und Motorbooten, die in neuen Yachthäfen liegen. Und mitgebrachte Boote dürfen natürlich auch Wasser unter den Kiel bekommen.
Inzwischen haben sich schon Schwerpunkte in der Nutzung der Seen herausgebildet. Auf dem Hainer See kann Wasserski gefahren werden, im Kulkwitzer See sind die Taucher zu Hause, und der Markkleeberger See bietet mit dem olympiareifen Kanupark ein moderne Anlage, wie sie auf der Welt selten zu finden ist. Und wer sich einfach sonnend erholen möchte, hier und da auch textilfrei, findet ebenso seine Plätzchen wie der eher Inaktive, der seinen Kaffee an Bord eines Fahrgastschiffes schlürfen möchte.
Obwohl die Seen selbst immer einige Meter unter dem Landschaftslevel liegen, geht es generell flach zu, kommt der Radfahrer selbst ohne E-Unterstützung gut voran. Und das Wandern gleicht einem Laufen über einen großen Platz. Um die Seen herum ist wieder frisches Grün gewachsen, vielfach wild und unstrukturiert, aber über weite Strecken auch erkennbar mit Plan.
Als Ergänzung zu Sportlichem bietet die Region Bildung und Kultur. Neu sind moderne Vergnügungen wie der Freizeitpark Belantis und Museen, etwa der Bergbau-Technik-Park. Die kleineren Städte veranstalten Stadt- und Lichterfeste, Musik gibt’s an manchem Strand und mitunter auch auf einem Schiff. Die große und breite Kultur finden die Gäste in Leipzig, wo es an keiner Gattung fürs Auge, Ohr, Herz und Hirn fehlt. Und vor dem mächtigen Völkerschlachtdenkmal findet sich auch noch eine volle Wanne, ein Wasserbecken – nur zum Anguggen, wie das auf Sächsisch heißt.
Leipzig: Stadt der Wasserläufe
300 Kilometer Wasserwege – die Flüsse Weiße Elster, Pleiße und Parthe, zahlreiche Bäche und Kanäle – sowie 300 Brücken machen die Helden-Stadt der Wende von 1989 zu einem Klein-Venedig. Beliebt sind Stadterkundungen im gemieteten Kanu oder mit kleinen Fahrgastschiffen plus Stadterklärern. Zu erleben sind herrliche Auenlandschaften und prächtige, restaurierte Stadthäuserfronten. Die Stadt träumt vom Durchbruch zur Saale und damit der Anbindung an die Elbe (Hamburg).
Stellplatz-Tipps fürs Leipziger Neuseenland
Wer im Reisemobil oder Campingbus die Region erkunden will, findet hier geeignete Stellplätze.
Wohnmobilhafen Lagovida
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 45 Mobile außerhalb des Ortsteils Störmthaler See. Überwiegend eben, geschottert, kein Schatten. Am Platz: Brötchenservice, Imbiss, Fahrrad-/E-Bike-Verleih, Grillstelle. Stellplatz-Reservierung möglich. Preis pro Nacht: 18–28 Euro. Erw.: 2,50 Euro, Kind: 2,50 Euro. Strom, V+E, WC, Dusche, WLAN, Hunde im Übernachtungspreis enthalten. Anreise zwischen 14 und 12 Uhr. Saison von Anfang April bis Ende Oktober.
4S BusPort
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 10 Mobile. Teils uneben, asphaltiert, kein Schatten, beleuchtet. Zentrum zu Fuß erreichbar. Am Platz: Brötchenservice. Stellplatz-Reservierung möglich. Preis pro Nacht inklusive zwei Erwachsene: 18,50 Euro. Kurtaxe pro Erwachsenem: 1 Euro. Bezahlung: Betreiber. WC, Hunde im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 2 Euro/kWh, Wasser: 4,50 Euro/Min., Entsorgung Grauwasser: 4,50 Euro, Entsorgung Chemie-WC: 4,50 Euro, Dusche: 2,50 Euro. Ganzjährig.
Wohnmobilstellplatz in Leipzig Zentrum und Zoo
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 18 Mobile im Stadtteil Eutritzsch. Überwiegend eben, asphaltiert, teilweise schattig, beleuchtet. Zentrum zu Fuß erreichbar. Am Platz: Shop, Restaurant, Fahrrad-, E-Bike-Verleih, Grillstelle, Gasflaschenservice. Stellplatz-Reservierung möglich. Preis pro Nacht:20 Euro. Einkehr obligatorisch.Entsorgung, WLAN, Hunde im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 50 Cent/kWh, Wasser:50 Cent/50 Ltr., WC/Dusche: je50 Cent. Anreise zwischen 11 und 11 Uhr, gilt für 24 Stunden. Ganzjährig.
Caravaning am Elsterstausee
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 5 Mobile am Stadtrand. Überwiegend eben, geschottert/Wiese, teilweise schattig. Zentrum zu Fuß erreichbar. ÖPNV-Anschluss in der Nähe. Am Platz: Biergarten, Imbiss. Stellplatz-Reservierung möglich. In der Nähe: Preis pro Nacht: 6 Euro. Parkscheinautomat. Hunde im Übernachtungspreis enthalten. Ganzjährig nutzbar.
Stellplatz Leipzig Melinenburg
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile am Rand des Stadtteils Schönfeld. Befestigt/geschottert, Wiese. ÖPNV-Anschluss in der Nähe. Am Platz: Brötchenservice, Grillstelle. In der Nähe: Freibad, Badesee, Fahrradwege, Reiten. Preis pro Nacht inklusive zwei Erwachsene: 15 Euro. Entsorgung im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 60 Cent/kWh, Wasser: 1 Euro/Tag. Hund: 1 Euro. Anreise zwischen 7 und 22 Uhr. Ganzjährig.
Seepark Auenhain
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 6 Mobile. Eben, gepflastert, kein Schatten. ÖPNV-Anschluss in der Nähe. Am Platz: Restaurant. In der Nähe: Badesee, Angeln, Fahrrad- und Wanderwege. Preis pro Nacht: 29 Euro. Strom, Entsorgung, WC, Dusche im Übernachtungspreis enthalten. Wasser: 1 Euro/100 Ltr. Anreise ab 12 Uhr. Ganzjährig.
Stellplatz Am Kulkwitzer See
Gebührenfreier Stellplatz für 3 Mobile am Ortsrand. Befestigter Untergrund. ÖPNV-Anschluss in der Nähe. In der Nähe: Museen, Badesee, Bootsverleih, Tauchen, Angeln, Fahrrad- und Wanderwege. Maximaler Aufenthalt: 1 Nacht. Ganzjährig nutzbar.
Stellplatz am Kap
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 10 Mobile am Ortsrand. Gepflastert. Zentrum zu Fuß erreichbar. ÖPNV-Anschluss in der Nähe. In der Nähe: Bergbaupavillon, Geologischer Lehrpfad, Naturlehrpfad, Belantis Freizeitpark (5 km). Preis pro Nacht: 10 Euro. Bezahlung: Parkscheinautomat. Ganzjährig nutzbar.
Campingplatz am Kulkwitzer See
Campingplatz mit 120 Stellflächen. Wiese. 500 m zum Bus. Mindestaufenthalt 3 Nächte, Saison April bis Oktober. 13 Euro pro Nacht inklusive V+E, Erwachsener 6 Euro, Kinder/Jugendliche 5 Euro.
Camp David Sport Resort
Campingplatz mit 60 Stellflächen am Schladitzer See. Wiese, Asphalt/Pflaster. Einfahrt 14 bis 18 Uhr, Saison April bis Oktober. 16 Euro pro Nacht inklusive Entsorgung, Erwachsene 7 Euro, Kinder 5 Euro, Strom 2 Euro pro Tag.
Campinghof Bartl
Campingplatz mit 26 Stellflächen auf ebener Wiese. 650 Meter zum Bus. Grillplatz, kleiner Shop. Ganzjährig. 11 Euro pro Nacht inklusive Strom, Personen ab 14 Jahre 6 Euro, V+E ab 3 Euro.
Camping Hain am Hainer See
Campingplatz mit 50 Stellflächen auf Wiese und Schotter in vier Ebenen. Grillplatz, Bootssteg, Familien- und Hundestrand. Saison April bis Oktober. Preis pro Nacht 30 bis 47 Euro (lageabhängig) für 2 Erwachsene und kompletten Service inklusive Strom und V+E.