Audi A6 Avant 2.0 TDI Ultra vs. BMW 520d Touring
Hohes Prestige, reichlich Laderaum und doch minimaler Verbrauch: Das sollen die Kombi-Versionen von Audi A6 und BMW 5er bieten. Mit je 190 Turbodiesel-PS sind sie dennoch weit entfernt von wirklichem Verzicht. Welcher spart besser, 2.0 TDI Ultra oder 520d?
Vor genau zehn Jahren geschah Revolutionäres auf dem deutschen Oberklassemarkt: Der Audi A6 Avant, 2005 in der Generation C6 am Start, beendet die jahrzehntelange Vorherrschaft von BMW und Mercedes; er verkauft sich erstmals besser als die Rivalen 5er und E-Klasse. Das Premium-Trio liegt seither, was die Verkaufszahlen angeht, dicht zusammen, 2014 etwa ist mal wieder der A6 vorn, nur rund 800 Käufer weniger zählt der 5er.
Audi A6 Avant leistet 190 PS
Der BMW ist ja ebenso wie der Audi A6 Avant recht frisch geliftet, beide kommen mit neuen Motoren und einer ansehnlichen Anzahl von Hightech-Assistenzsystemen. Wer dabei die Preislisten genauer durchforstet, entdeckt unter anderem, dass bei beiden Oberklasse-Angeboten das herkömmliche Schaltgetriebe auf dem Rückzug ist. So wird es bei Audi nur noch für die Vierzylinder-Basismotoren angeboten, bei BMW gibt es immerhin neben den Vierzylindern einen Sechszylinder-Benziner als klassischen Schaltwagen.
Gute Gründe also, dass die beiden Testkandidaten hier ohne Kupplungspedal antreten, der Audi A6 Avant mit Siebengang-S-Tronic (Doppelkupplungsgetriebe) und der 5er mit der bekannt feinen Achtstufen-Wandlerautomatik. Sowohl die S-Tronic beim A6 als auch die Achtstufenautomatik beim 5er kostet 2.250 Euro Aufpreis. Kombiniert sind die Getriebe in beiden Fällen mit 190 PS starken Zweiliter-Turbodiesel, eine Stufe oberhalb der Einstiegs-Selbstzünder mit jeweils 150 PS.
Die S-tronic ist in dieser Antriebskonfiguration übrigens neu. Sie ersetzt die ungeliebte Multitronic und ist – so viel sei vorweg verraten – ein eindeutiger Gewinn. Dass die Schaltgetriebe in dieser Fahrzeugkategorie an Bedeutung verlieren, verdeutlicht auch der Automatikanteil bei den A6-Verkäufen insgesamt in Deutschland: über 92 Prozent.
Audi A6 Avant ab 45.850 Euro
Klar, bei so hohen Grundpreisen wird nicht mehr so gern selbst geschaltet. Der Audi A6 Avant kostet mit S-tronic ab 45.850 Euro, der BMW 47.650 Euro. 1.800 Euro mehr, das ist ja eine Größenordnung, die in dieser Flughöhe womöglich nicht entscheidend ist. Allerdings erhöht sich der Preis des 520d in diesem Test durch die nicht zwingend notwendige Luxury-Line-Ausstattung um weitere 4.200 Euro. Und man sollte sich nicht groß drüber wundern, dass beide mit opulenterer, doch nicht extravaganter Ausstattung sehr deutlich über 50.000 Euro kosten können.
Da muss der BMW nun schon einiges auffahren, um vor dem preiswerteren Audi zu landen. Erstaunlicherweise gelingt es dem Audi A6 Avant nicht, in der Karosseriewertung vor dem 520d zu bleiben. Zwar ist der Audi in vielen Kriterien ein paar Millimeter oder Liter besser, doch die entscheidenden Punkte holt der BMW mit seinen etwas kompakteren Außenabmessungen, der besseren Bedienbarkeit und den klarer gezeichneten Instrumenten. Beide sind im Übrigen eher mäßig geräumige Kombinationskraftwagen. Mit maximalen Ladevolumina von 1.680 (Audi) und 1.670 Litern (BMW) liegen sie klar hinter der Mercedes E-Klasse mit 1.855 Litern.
BMW punktet mit iDrive-System
Fast auf Augenhöhe sind die beiden Kombis beim Thema Assistenzsysteme. Mit leichten Vorteilen beim 5er, dessen Stauassistent ihn bis zu 60 km/h selbstständig pilotiert (Driving-Assist-Plus-Paket, 1.990 Euro). Auch wenn der Audi A6 Avant so etwas nicht bereithält, insgesamt gibt es für seinen Piloten kaum Grund zur Klage, bietet der Oberklasse-Kombi von kleinen Ausnahmen abgesehen doch die gleiche Bandbreite an Multimedia-Möglichkeiten wie Echtzeit-Staudienste oder Musikstreaming.
Der wesentliche Vorzug des BMW dabei: die überlegene Bedienbarkeit des iDrive-Systems. Zwar entwickelt Audi das MMI-Bediensystem ebenfalls systematisch weiter, doch immer wieder zeigt sich: Je mehr es in einem Auto zu bedienen und interagieren gibt (siehe Online-Dienste oder Assistenzsysteme), desto mehr kann das iDrive-System überzeugen. Es ist intuitiver und sicherer in der Handhabung als andere Benutzerschnittstellen in Premium-Automobilen. Und darauf kommt’s eben an.
Womit es nun wieder Zeit ist, dem Fußball-Philosophen Alfred Preißler (Bundesliga-Aufstieg als Trainer mit Rot-Weiß Oberhausen 1968) zu folgen, nach dessen Worten entscheidend auf dem Platz ist: Wie spielen – in diesem Fall also fahren – sie nun, die zwei mit ihren Zweiliter-Dieseln?
Audi A6 Avant verbraucht 5,0 l/100 km in der Stadt
Minimal sind die Unterschiede beim Testverbrauch, mit einem leichten Vorteil von 0,2 Litern für den Audi A6 Avant, was Klimaretter sicherlich erfreut, über eine Nutzungsdauer von 100.000 Kilometern aber lediglich dem Gegenwert einer Jahreskarte auf der Haupttribüne beim bereits erwähnten Regionalligisten (264 Euro) entspricht.
Da ist die etwas bessere Laufkultur des BMW-Vierzylinders womöglich bedeutsamer, wobei der ebenfalls nicht verhehlen kann, dass er nun mal ein Diesel-Reihenvierzylinder ist und somit in puncto Laufkultur keine Wunderstücke aufzuführen vermag. Jedoch entschädigt die schon oft und zu Recht gelobte Achtstufenautomatik dafür, weil sie sehr aufmerksam, beinahe unmerklich und sehr unaufgeregt stets den richtigen Gang bereitstellt.
BMW 5er mit besserem Handling
Das gelingt der Siebengang-S-tronic im Audi A6 Avant nicht ganz so perfekt, sie lässt sich beim Anfahren und bei schnellen Gasbewegungen schon mal zu Ruppigkeit hinreißen. So gesehen wären die 150 Euro Aufpreis für das Lenkrad mit Schaltwippen gut angelegt: Ab und zu geht man der S-tronic gern zur Hand. Der BMW gefällt zudem mit dem objektiv kaum schnelleren, subjektiv jedoch feineren und agileren Handling. Was nicht nur am Hinterradantrieb, sondern vor allem an der feinfühligen Lenkung liegt.
Das ist beim Audi A6 Avant nicht ganz so perfekt gelöst, der lenkt im Komfortmodus arg leicht und widerstandslos, um im Sportmodus zwar die Haltekräfte zu erhöhen, ohne jedoch die Rückmeldung zu verbessern. Was jedoch nichts daran ändert, dass beide Kombis mustergültig fahrsicher sind.
Beim Fahrkomfort kann ebenfalls der 520d mehr überzeugen, er federt sanfter an als der Audi A6 Avant, lässt allerdings bei starken Unebenheiten und hoher Last derbe Stöße durchgehen. Dennoch liegt der BMW hier anders als bei den Verkaufszahlen ein paar Pünktchen vor dem Audi.