Audi RS 4 Cabriolet im Test
Aus eins mach drei: Nach Limousine und Avant offeriert Audi Fans hoch drehender V8-Sportmotoren mit dem RS4 Cabriolet eine weitere 420-PS-Preziose.
Der Blick in die Angebotspreislisten der deutschen Automobilindustrie erinnert an den Kalten Krieg: Allgemeines Wettrüsten ist angesagt – nicht nur bezüglich der Leistung, sondern auch hinsichtlich des Umfangs der Modellpalette. Einen leistungsstarken Sportwagen sein Eigen zu nennen ist gut, seinen Kunden innerhalb ein und derselben Klassegleich mehrere Preziosen anbieten zu können, scheinbar noch deutlich besser.
V8-Modelle nehmen deutlich zu
Entsprechend folgt Audi mit der Präsentation von RS4 Avant und Cabriolet einem inzwischen landesweit zu registrierenden Trend: Ist das Basisprodukt – in diesem Fall die 420 PS starke allradgetriebene Limousine – am Markt erst einmal positioniert, wird die Angebotspalette sukzessive aufgefächert. In mehr oder minder beliebiger Reihenfolge erblicken dann weitere Karosserievarianten das Licht der sportaffinen automobilen Welt. Audi legt das Cabrio und den Avant auf Basis der V8-befeuerten Mittelklasse-Limo zeitgleich nach, BMW bemüht beider Einführung der M5/M6-Derivate die Salamitaktik: Auf das Coupé folgt das Cabrio, auf die Limousine der Touring – alles mit einem gewissen Zeitversatz, versteht sich, auf dass der gutbestückte Stall immer ein frisches Pferd zu bieten habe.
Die dahinter steckende Strategie ist offenkundig: Der Hersteller bleibt beständig in den Medien und damit letztlich auch im Gespräch. Gleichzeitig lässt sich der Markt auf diese Weiselückenlos abgrasen. Für die Frage, ob ein offenes Auto mit 420 oder 507 PS Sinn macht, bleibt da wenig Raum
Das Cabriolet ist komfortabler als die Limousine.
Dabei ließe sich diese im Fall des RS4 Cabrio – grundsätzliches Wohlwollen vorausgesetzt – ebenso positiv beantworten wie im Fall des offenen M6. Schließlich ist es sowohl der Quattro als auch der M GmbH gelungen, den Stoffdachvarianten ihrer Power Cars einen ganz eigenen Charakter mit auf den eiligen Weg zu geben. Bei Audi wie bei BMW gibt sich das Cabriolet eine Spurkonzilianter als das geschlossene Pendant. Das Setup bietet mehr Komfort, teure Sport-Accessoires wie die bei der Limousine installierten Keramik-Bremsscheiben an der Vorderachse oder Hochleistungsreifen vom Typ Pirelli P Zero Corsa sucht man beim RS4 Cabrio vergebens. Das und das mit über 1,9 Tonnen rechtstolze Gewicht erklären die Unterschiede in der Performance.65,3 statt 68,9 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit im 18-Meter-Slalom, 1.18,2 statt 1.15,4 Minuten auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim. Die 100 km/h-Marke passiert das Cabrio nach 5,5,die Limousine bereits nach 4,7 Sekunden. Bis 200 km/h wächst der Rückstand des Open-Air-Jüngers auf knapp drei Sekunden an.
Der Audi ist vorzüglich verarbeitet.
Subjektiv und im täglichen Umgang fällt derlei jedoch nicht ins Gewicht. Hier gefällt das Cabrio ebenso wie die Limousine mit vorzüglicher Verarbeitungsqualität, guter Ergonomie und – wie bereits erwähnt – gestiegenem Fahrkomfort. Der Frischluft-Sportler gibt sich eine Spur weniger tough als sein geschlossener Bruder.
Weich gespült kommt das RS4 Cabrio dennoch nicht daher. Sänfte oder gar Leistetreter will der in Heilbronn auf die 19-Zöller gestellte Allradler nicht sein – im Gegenteil: Unbedacht genossen taugt das stimmgewaltigeV8-Cabrio als High-End-Anlage für Sound-Fetischisten.