BMW 335i Coupé im Test
Nach dem M3 kommen nun auch das BMW 335i Coupé und Cabrio in den Genuss des neuen Doppelkupplungsgetriebes DKG. Wie schon beim Sechser gibt es zwischen M- und Standardmodell aber Unterschiede im Detail. Die Plus-Minus-Paddel des M3 fehlen. Beim Herunterschalten ist der Daumen gefragt.
Wenn sich in der Automobiltechnik wirklich etwas tut – von Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes einmal abgesehen – dann auf dem Gebiet der Getriebeentwicklung. Übernahmen ehedem vor allem komfortorientierte Premiummarken wie Jaguar oder Mercedes eine Vorreiterrolle in Sachen automatisierter Schaltvorgänge, so gilt dies seit der inzwischen fast flächendeckenden Verfügbarkeit moderner Doppelkupplungsgetriebe längst nicht mehr.
Zugkraftunterbrechungsfreie Schaltvorgänge auch bei BMW./strong>
Ob Audi (S-Tronic), Volkswagen (DSG), Volvo (Geartronic), Mitsubishi (SST) oder Porsche (PDK) – die neue, zugkraftunterbrechungsfreie Schaltvorgänge gewährende Getriebetechnologie hat in sportlich positionierten Fahrzeugen jedweder Couleur raumgreifend Einzug gehalten. So auch bei BMW. Dort ersetzt eine Siebengang-Sportautomatic mit Doppelkupplung – so die hausintern verwandte korrekte Langfassung des Kürzels DKG – das für die Sportmodelle des Hauses zuvor alternativ zur herkömmlichen H-Schaltung angebotene Sequenziell Manuelle Getriebe (SMG). Jenes basierte auf einer traditionellen, von Aktuatoren bedienten mechanischen Schalteinheit und ließ es folglich insbesondere im Automatikmodus an Komfort missen.
Geschmeidiger Fahrstufenwechsel
Ruckelige Schaltvorgänge waren keine Seltenheit. Dank zwei getrennter, je einer Kupplungsscheibe zugeordneter Zahnradsätze ist derlei nun kein Thema mehr. Ob Drive- oder Sportmodus, das aktuelle DKG wechselt die Fahrstufen im Automatikprogramm geschmeidig und verzögerungsfrei. Wenngleich der durch das Herüberdrücken des Schaltstockes aktivierte Sportmodus für alltägliche Ausflüge im Stadt- oder Berufsverkehr nur bedingt zu empfehlen ist, weil die in der Steuerungssoftware hinterlegten Kennlinien den nächst höheren Gang selbst bei nachhaltigem Lupfen des Gaspedals nur sehr zögerlich freigeben.
Auf der Rennstrecke oder bei der kompromisslosen Kurvenhatz auf Landstraßen weiß der Sportmodus hingegen zu überzeugen. Noch kontrollierter geht‘s nur im ebenfalls vorhandenen manuellen Modus voran. In diesem Fall entscheidet der Fahrer weitgehend selbstständig über die Wahl der gewünschten Fahrstufe. Einzig bei Erreichen der Maximaldrehzahl schaltet das DKG auch ohne ausdrücklichen Pilotenbefehl einen Gang hoch.
Der BMW 335i Coupé DKG mit 306 PS
Das Antriebspaket aus leistungsstarkem Biturbo-Reihensechszylinder (306 PS) und DKG mutet dabei fast stimmiger an als die im 420 PS starken Sportmodell der M GmbH eingesetzte Kombination aus V8-Sauger und Doppelkupplungsgetriebe. Das für Turbotriebwerke typische bullige Drehmoment in niederen Drehzahlbereichen ist im Verbund mit der zugkraftunterbrechungsfreien Arbeitsweise der Schalteinheit für wunderbar harmonische Kraftschlüsse gut. Die Anschlüsse passen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Anfangs gewöhnungsbedürftig, wenngleich mit Eistüte oder Cola-Flasche in der Hand höchst alltagstauglich, präsentiert sich die alternative Gestaltung der Lenkradwippen.
Statt der aus dem M3 bekannten Plus-Minus-Paddel, mit denen auf Zug rechts herauf und links herunter geschaltet wird, erhielten das 335i Coupé und Cabriolet – nur für diese Modelle ist DKG bislang zu haben – eine Kombiwippe. Hier gilt: Bei Zug rechts oder links geht‘ s hoch, per Daumen-Druck auf die über das Lenkrad- Herz hinausragenden Wippenteile wieder herunter. Die auf der Mittelkonsole positionierte Sporttaste lässt die Gangwechsel in allen Programmen dank kürzerer Schaltzeiten, späterer Schaltpunkte und stärkerer Drehmomentüberhöhung noch zügiger vonstatten gehen und nimmt zudem Einfluss auf die Lenkunterstützung und die Kennlinien des Gaspedals.
Rennfeeling im Cockpit
Großes Lob verdient das 335i Coupé für seine auch im Verbund mit der Sport-Automatic famose Stimmgewalt. Bei zügiger Fahrweise stellt sich im Cockpit fast schon Rennfeeling ein. Daran könnte sich die Konkurrenz aus Zuffenhausen, die den Elfer seit neuestem ebenfalls mit Doppelkupplungsgetriebe anbietet, durchaus ein Beispiel nehmen. Der unschön hakelige Übergang vom Vorwärtsin den Rückwärtsgang ist gegenüber der ersten, im M3 eingesetzten DKG-Generation zwar minimal besser geworden, aber immer noch ein Thema.
Insbesondere mit aktivierter Sporttaste gerät ein flott vorgetragenes Wendemanöver so schon einmal zum ego-feindlichen Dilettantenstadel. Schließlich sollte ein automatisiertes Schaltgetriebe den Piloten schlauer und nicht dümmer aussehen lassen, als er ist – wie im Fall der perfekt in Szene gesetzten automatischen Zwischengasstöße beim Herunterschalten beispielsweise. Erst dann wird die Beziehung zwischen Mensch und Maschine eine dauerhaft glückliche sein.?
Wenn ein Rundenzeitenvergleich zeigt, wie reproduzierbar die von sport auto in Hockenheim ermittelten Werte sind, dann dieser: Während das handgeschaltete, 1610 Kilogramm schwere 335i Coupé im Supertest Ende 2006 den Kleinen Kurs in 1.17,8 min. umrundete, benötigte das 16 Kilo schwerere BMW 335i Coupé mit DKG 1.17,9 Minuten. Für Bodenhaftung sorgten hier wie dort Bridgestone Potenza RE 050 A Runflat-Reifen. Die narrensichere Verträglichkeit des potenten Hecktrieblers geht dabei als ebenso beispielhaft durch wie die Standfestigkeit des Materials.