Der neue Jaguar XKR im Fahrbericht
Die Neuauflage des Jaguar XKR lockt mit einem energisch zupackenden, neu entwickelten 5,0-Liter-V8-Motor und besticht mit einer leichtfüßigen Fahrdynamik.
In Würde altern ist nicht das Ziel eines Jaguar XKR. Ein hohes Maß an Würde hat sich der zeitlos elegante Gran Turismo zwar in seiner aktuellsten, ausdrucksstärkeren Form, erhalten. Aber altern? Nicht die Spur. Nicht formell und technisch schon gar nicht. Der jüngste Wurf aus Coventry hat sich offensiv gewappnet. Sein Ziel: ein gesteigertes Maß an Fahrdynamik. Der XKR ist also mitten drin in der Sturm- und Drangphase. Die alten Werte erhält er sich trotzdem: die Gediegenheit, den edlen Understatementauftritt, die Brise Protz ohne tatsächlich protzig zu sein. Und ganz beiläufig wetzt er mit wuchtigeren Schürzen und optischem Feinschliff die Messer für mehr Sportlichkeit. Allen voran jedoch durch die Kräfte des von seinen Grundfesten aus neu konstruierten V8-Triebwerks.
Neuer Achtzylinder mit 510 PS Ganz State of the Art inhaliert der nun fünf Liter (bislang 4,2 Liter) große Achtzylinder seinen Treibstoff via Direkteinspritzung. Die Ventilsteuerung gestaltet sich einlass- sowie auslassseitig variabel. Der Zwangsbeatmung hält er die Treue. Allerdings hat die sechste Generation des Eaton-Kompressors ihre sirrende Klangdreingabe abgelegt. Nur kurz vor Erreichen der Maximaldrehzahl ist davon noch ansatzweise etwas zu hören. Aber bis dahin hat der Achtzylinder schon lange das Wort an sich gerissen. Nicht dergestalt, dass er sich auf längeren Etappen nervig in den Vordergrund spielt. Er trifft allzeit den richtigen Ton. Die mit pneumatischen Ventilen bestückte Auspuffanlage macht‘s möglich. Wer die Leistung abruft, will ihn schließlich auch hören – diesen wohligen, dumpfen V8- Sound aus den vier Endrohren. So betörend klingen also 510 PS und ein Drehmoment von 625 Newtonmeter, das der kompakt bauende V8 zur Verfügung stellt. Dabei hätte er sogar noch mehr im Strumpf. Um den Sechsgang-Automaten, dessen Mechanik vom Vorgängermodell übernommen wurde, nicht über Gebühr zu strapazieren, ist das maximale Drehmoment auf einem großen Hochplateau eingefroren.
Fahrspaß mit Drift-Potenzial Trotz der leichten Beschneidung geht es äußerst unverschämt vorwärts. Zumal der aufgeladene Fünfliter in nahezu jeder Drehzahlregion engagiert auf Gasbefehle anspricht und sein Leistungsportfolio spontan an den Antriebsstrang weiterreicht. Zunächst an das bereits im Vorgänger gelobte ZF-Getriebe. Im XKR der Neuzeit wurden dessen Schaltzeiten nochmals um zehn Prozent verkürzt. Viel zu spüren ist davon zunächst nichts. Schließlich wurden die Befehle an den Schaltwippen seit jeher überzeugend forsch ausgeführt. In ihrem weiteren Verlauf mündet die üppige Kraft dann in ein elektronisch geregeltes Sperrdifferenzial. Um den Aufschrei im Keim zu ersticken: Hier macht kein nerviger Bremseneingriff dem Fahrspaß den Garaus. Das Differenzial agiert mechanisch, die Sperrwirkung wird mittels eines Stellmotors geregelt. Was bei kompletter Abschaltung des zweistufigen DSC-Systems nicht nur gefühlvoll angesetzte Drifts ermöglicht, sondern auch die Fahrstabilität beim Bremsen in Kurven und beim Herausbeschleunigen aus denselben merklich unterstützt.
Lob für die Neuauflage Der neue XKR hat das anvisierte Ziel – die Steigerung der fahrdynamischen Qualitäten – nicht verfehlt. Dazu verhilft ihm eine um zehn Prozent direkter ausgelegte Lenkung, die in ihrer feinfühligen Arbeitsweise höchstes Lob verdient. Und das elektronisch geregelte Dämpfersystem, das die heikle Balance trifft, dem 2+2-Sitzer ein leichtfüßiges Handling anzuerziehen, ohne den Komfort komplett aus dem edlen System zu verbannen. Alles in allem also eine wahrlich reife Leistung, die ab Ende April 2009 würdevoll zu den Jaguar Händlern rollt.