Doppeltest BMW 725 tds gegen Mercedes S 300 Turbodiesel

Ein neuer Vierventil-Turbodiesel mit Ladeluftkühlung und 177 PS soll die Begeisterung der Mercedes-Kunden für die S-Klasse neu entflammen. Im Vergleich trifft der flotte Ölbrenner auf den bekannten BMW 725 tds mit 143 PS.
Ein wenig irritierend wirkt es immer noch, wenn man mit einem Auto der Luxusklasse an der Diesel-Zapfsäule steht. Doch die Berührungsängste schwinden: Bei Mercedes liegt der Dieselanteil in der S-Klasse mittlerweile bei rund 20 Prozent, und auch bei der bayerischen Konkurrenz ist der seit Frühjahr 1996 angebotene BMW 725 tds inzwischen eine feste Größe im Markt. Neben dem störenden Dieselgeruch und den lauten Zwischentönen waren es früher vor allem die Fahrleistungen, die einen Selbstzünder in den rund zwei Tonnen schweren Luxusgefährten wenig angemessen erscheinen ließen.
Mit dem neuen S 300 TD hat Mercedes leistungsmäßig nicht nur fast zum schwächsten Benziner aufgeschlossen, sondern auch den bisherigen 3,5 Liter-Turbodiesel um 27 PS überboten. Möglich wurde dies, weil die Einbuße an Hubraum durch den Einsatz von Vierventiltechnik und Ladeluftkühler mehr als wettgemacht wurde. Neben der nominellen Höchstleistung stieg auch das maximale Drehmoment um 20 Nm auf 330 Nm, das nun schon bei 1600/min anfällt und dank elektronischem Motormanagement bis 3600/min erhalten bleibt. Der Fahrer nimmt es mit Staunen zur Kenntnis, denn der subjektive Eindruck ist anders. Tritt man das Gaspedal des S 300 TD beherzt durch und behält dabei den Drehzahlmesser im Auge, scheint es, als würde erst jenseits von 2800/min etwas passieren, was man als Temperament bezeichnen könnte.
Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis läßt sich damit erklären, daß die Drehmomentkurve im Werk auf einem Prüfstand, also unter Laborbedingungen, entsteht. Irritierend und gewöhnungsbedürftig ist das verzögerte Ansprechen des Mercedes- Dreiliters auf die Gaspedalbetätigung. Gerade beim Anfahren fällt auf, daß das Motor- Management die Befehle des Fahrerfußes verzögert an die Einspritzpumpe weitergibt. Eine knappe Sekunde passiert scheinbar nichts, dann erst setzt sich die S-Klasse recht behende in Bewegung. Besonders in der Stadt und bei Überholvorgängen auf der Landstraße ist diese kurze Pause ein störendes Phänomen. Der BMW wirkt da insgesamt viel agiler.