Hybrid mit Herz und Hang zum Drama
Honda wagt den Neustart einer Legende: Der Prelude kehrt zurück – als Hybrid mit virtuellem Achtgang-Feeling und klarer Ansage an Fans klassischer Coupés. Zwischen Technikdrama und Fahrkomfort zeigt er, dass Emotion und Effizienz kein Widerspruch sein müssen.
Prelude – das bedeutet soviel wie Vorspiel oder Vorreiter, bei Honda technischer Vorreiter. Seit seiner zweiten Generation darf das zweitürige Sportcoupé neue Technik in die Serie bringen, vom Dreiventil-Motor bis zur Vierrad-Lenkung. Und Generation sechs? Versucht sich mit "S+ Shift" an der Emotionalisierung des Hybridantriebs per virtuellem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe samt seichtem Schaltdrama.
Halt, Motorfreunde erinnern sich an den Honda CR-Z, jenes Hybrid-Coupe mit mechanischem Schaltgetriebe. Der CR-Z sollte die Legende des CR-X wiederbeleben – leider ohne Erfolg. Nun also Prelude mit einem Antrieb, der einen Zweiliter-Saugmotor mit zwei E-Maschinen koppelt. Eine von ihnen dient ausschließlich als Generator, die eine liefert primär 315 Newtonmeter Drehmoment. Der 143 PS starke Vierzylinder nutzt das Atkinson Brennverfahren mit dem Schwerpunkt auf Effizienz statt Dynamik.
Nix Hochdrehzahlflamme. Atkinson!
Womit schon beim Lesen der Charakter des Prelude-Antriebs klar wird: V-Tec-Hochdrehzahlflamme entfällt. Ohne E-Hilfe wirkte der Atkinson-Motor in einem Sportcoupé so deplatziert wie Kölsch auf dem Oktoberfest. Gemeinsam arbeiten die beiden jedoch im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Und S+ Shift? Da hat Hyundai mit dem elektrischen Ioniq 5N ja die Messlatte der Verbrenner-Virtualität hoch gelegt.
Ganz so hoch legt sie Honda beim Prelude nicht. Außer der akustischen Verbindung zwischen Tempo und Drehzahl, Zwischengas beim virtuellen Runterschalten und einer Drehzahlmesserskala im Display passiert wenig.
S+ bleibt etwas blass
Schlüssiger fährt man den Hybrid im Comfort oder GT-Modus sowie ohne S+. Dann entfaltet er seinen geschmeidigen, kultivierten Charakter und hält den Verbrenner von hohen Lasten und Drehzahlen fern, die ihn als wenig muskulös entpuppen. Nun erfreut das Coupé mit Schrullen wie eigenständig geformten Sitzen für Fahrer und Beifahrer, beide etwas hoch postiert. Fahrer mit stärkerem Seitenhalt, Beifahrer komfortabler. Komisch eigentlich, schließlich sitzen doch beide im selben Auto, wenn es in Kurven geht.
Kurven und Komfort – Prelude kann beides
Und dort soll der Prelude zuhause sein, schließlich spendierten sie ihm das Fahrwerk mit den Adaptivdämpfern des Hot Hatch-Heroen Civic Type R, wenn auch mit sanfterer Abstimmung. Damit witscht der 1,5-Tonner flüssig durch die Gegend, Sensible bemerken sicher den Strukturmix aus steifer Bodengruppe und Seitenteilen sowie einem dezent flexenden Dach, was Präzision und Komfort verbinden soll. Der Lenkung gelingt dies mit passendem Handmoment ohne übertriebene Direktheit ebenso wie dem grundsätzlich sanftmütigen Fahrwerk. Selbst in Sport verkneift es sich eckige Härten, sorgt bereits in Komfort für angenehme Karosseriekontrolle und ausgeglichene Radlasten beim Kurvenfahren.
Entspannt und praxisnah mit großer Klappe
Entspanntes Fahrvergnügen im klassisch mit mechanischen Tasten und Reglern gestalteten Cockpit samt klarer Trennung von Fahrer und Co. Und Praxis? Da betont Honda, dass unter der großen Heckklappe bei umgelegten Rücksitzlehnen maximal 663 Liter bereitstehen, genug für einen Radsatz, Sportsfreund. Und, logisch, zwei Golftaschen passen natürlich auch rein. Oder zwei Surfbretter. Ahoi!
