Mercedes GLC 300 d 4Matic (2019)
Nach vier Jahren Bauzeit startet der erfolgreiche Mittelklasse-SUV mit einer Modellpflege und neuen Motoren wieder durch. Test.
Bisher hatten sie bei Mercedes richtig viel Freude an ihrer mittleren SUV-Baureihe. Mehr als 1,5 Millionen Exemplare wurden seit 2008 (inklusive GLK) gebaut, der GLC ist der meistgebaute SUV von Mercedes. Da kommt die Modellpflege nach vier Jahren gerade recht. Schließlich gab es in einigen Disziplinen etwas Nachholbedarf.
Beim Bediensystem beispielsweise, deshalb zieht MBUX nach und nach in alle Modellreihen des Hauses und nun auch in den X 253 ein, wie der GLC intern genannt wird. Bei den Antrieben ersetzt der neue OM 654 in den Vierzylindermodellen den vergleichsweise betagten 651.
Außen ist jedenfalls nicht viel zu sehen von der Mopf (Mercedes-Akronym für Modellpflege), der GLC ist immer noch ein elegantes, stimmiges Auto ohne viel Design-Trara. Daran ändert zum Glück selbst der auffällige Diamantgrill – wie bei unserem Testwagen – wenig. Objektiv gibt es ohnehin wenig zu mäkeln, denn der Einstieg ist bequem, der Hüftpunkt auf gelenkschonender Höhe, und drinnen sieht es so aus wie in jedem Mittelklasse-Mercedes: aufgeräumt und vertrauenerweckend solide.
Das intelligente Bediensystem MBUX fordert allerdings zuerst vom Benutzer etwas Intelligenz. Schließlich muss er unter sieben Möglichkeiten die gerade passende aussuchen, um mit seinem GLC zu interagieren: per Touchscreen auf dem Zentraldisplay, mit den Touchtasten am Lenkrad, über das Touchpad auf der Mittelkonsole, durch Sprachsteuerung, via Gestensteuerung, mit den konventionellen Tasten am Lenkrad oder den Direktwahltasten in der Mittelkonsole. Die Ergebnisse seines Tuns werden dann auf einem der beiden Monitore oder dem Head-up-Display angezeigt. Und wenn das nicht reicht, spielt das Navi während der Zielführung ein Livebild von der Frontkamera auf den Bildschirm.
Neuer Diesel im 300 d
Allerdings – auch das zeigt sich – ist die Realität manchmal einfacher als die Theorie. Im wahren Leben kann man es sich fein einrichten im GLC, die Bedienung so konfigurieren, wie es passt, und natürlich nur jene Funktionen nutzen, die genehm sind. So lässt sich etwa die übereifrige „Hey Mercedes.-Sprachbedienung in den Fahrzeugeinstellungen dauerhaft stilllegen, sie bleibt jedoch per Knopfdruck am Lenkrad bei Bedarf aufrufbar. Ob das Touchpad nun gegenüber dem früher üblichen Dreh-Drück-Steller einen Fortschritt darstellt, bleibt selbst nach längerer Eingewöhnungszeit fraglich.
Dass im Maschinenraum eine neue Dieselmotoren-Generation arbeitet, drängt sich nicht gerade auf, was freilich ein Kompliment für das mit 163, 194 und 245 PS lieferbare Triebwerk ist. Es agiert unaufgeregt und gelassen, bleibt dank seiner beiden Lanchester-Ausgleichswellen vibrationsarm und leise. Außerdem reagiert es geschmeidig auf Fahrpedalkommandos und arbeitet souverän mit der Neunstufenautomatik zusammen. Dass selbst die Topvariante 300 d trotz ihrer vielversprechenden Modellbezeichnung ein Zweiliter-Vierzylinder ist, dürfte da kaum einen Kunden stören.
Das Gefühl entspannter Unaufgeregtheit dominiert ohnehin das Fahrerlebnis im GLC, etwas mehr noch als vor dem Facelift. Das Luftfahrwerk hält die Auswirkungen gröberer Unebenheiten sehr gekonnt von den Insassen fern, lässt sich dabei jedoch gelegentlich zu einer kleinen Schunkelei verleiten. Nur kurze Fugen überholpert der GLC etwas unbeholfen – auch eine Auswirkung der niederquerschnittigen Bereifung.
Wie alle GLC (als 200 ab 46.237 Euro) kommt der 300 d (ab 52.425 Euro) serienmäßig mit 4Matic-Allrad und 9G-Tronic, dazu endlich auch mit LED-High-Performance-Licht statt der bisherigen Standard-Halogenscheinwerfer. Gegen Aufpreis (1.458 Euro) gibt es das hervorragende Multibeam-Licht des Testwagens. Nicht nur deshalb stehen die Chancen sehr gut, dass der GLC auch nach der Mopf ein Erfolgsmodell bleibt.