Nissan Almera 1.6, Fiat Brava 1.6 16 V, Renault Mégane 1.6, VW Golf 1.8

Der VW Golf, Platzhirsch in der Kompaktklasse, hat zunehmend Schwierigkeiten, sein Revier zu behaupten. Gleich drei neuentwickelte Limousinen, der Fiat Brava, der Nissan Almera und der Renault Mégane, machen dem Wolfsburger Bestseller das Leben schwer. Im Vergleichstest treten die Ausführung mit 90 PS starken Motoren gegeneinander an.
Die Wolfsburg steht unter Beschuß. Die zahlreichen Neuerscheinungen in jenem Marktsegment, das wegen der Vormachtstellung des VW Golf bereits die Bezeichnung Golf- Klasse erhalten hat, haben zum Sturm geblasen auf die Volkswagen- Bastion, die sich bisher im Licht konkurrenzloser Verkaufszahlen sonnen durfte. Und auf einmal sieht der Golf, der auf eine Reihe siegreich beendeter Vergleichstests bei auto motor und sport zurückblicken kann, ein bißchen alt aus. Niemand wird zwar behaupten können, daß der seit 1991 gebaute VW technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit sei, aber formal bietet er bei weitem nicht jenen individuellen Pfiff, den vor allem der Fiat-Konkurrent Brava und mit Einschränkungen auch der ganz im rundlichen Stil der Zeit gehaltene Renault 19-Nachfolger Mégane für sich in Anspruch nehmen können. Im Gegensatz dazu bewegt sich Nissan mit dem neuen Almera auf der unauffälligen Seite.
Stilistisch ist der Sunny- Nachfolger bestimmt kein Highlight – ein Eindruck, der sich bei der Betrachtung des Interieurs noch verstärkt. Hier sieht alles so aus, wie man es von japanischen Herstellern seit Jahren gewohnt ist. Das darf man langweilig finden, wenngleich der konservative Stil durchaus seine Vorteile hat. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf, alle Knöpfe sind leicht erreichbar angeordnet und klar gekennzeichnet. Das gleiche gilt für das Armaturenbrett des Golf, der Funktionalität ebenfalls über stilistische Effekthascherei stellt. Allerdings: Wenn Designer bei der Gestaltung des Cockpits ihrer Phantasie mehr Raum geben dürfen, wie es bei Fiat Brava und Renault Mégane der Fall ist, bedeutet das nicht, daß sie damit Verwirrung anrichten. Alte Fehler wie die im Blinkerhebel untergebrachte Huptaste hat Renault vermieden, allein die Kombination der Schalter für Licht und Nebelscheinwerfer in einem Lenkstockhebel kann zu Fehlgriffen führen.
Fast schon extravagant ist das Armaturenbrett des Brava, dessen Funktionalität aber ebenfalls wenig zu wünschen übrigläßt, wenn man von dem verspielt wirkenden Radio, dessen Tasten sich bei Dunkelheit nicht leicht identifizieren lassen, einmal absieht. Daß es zur Serienausstattung gehört, bringt allerdings Pluspunkte. Generell fällt der Umfang der Serienausstattung bei der ausländischen Golf-Konkurrenz großzügiger aus als beim Original – auch das eine wenig überraschende Tatsache.