Peugeot 208 82 Vti und Fiat Punto 0,9 Twinair im Test
Der Peugeot 208 82 Vti tritt mit einem neukonstruierten
Dreizylinder im Test gegen den Fiat Punto 0,9 Twinair an, der sogar
mit nur zwei Brennräumen auskommen muss.Bedeutet weniger Hubraum
und weniger Zylinder auch weniger Fahrspaß?
Von wegen Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Wenn es um Verbrauch und CO2-Ausstoß geht, sind gerade kleinvolumige Motoren durch nichts zu ersetzen. Seit Jahren schrumpfen Hubräume quer durch alle Fahrzeugklassen, ein Ende ist noch längst nicht in Sicht. Vor allem der Benziner profitiert vom gestutzten Hubraum, da ein kleinerer Motor im viel genutzten Teillastbereich effizienter als ein großvolumiger Antrieb arbeitet. Jedoch steht dem oft ein schlechterer Wirkungsgrad bei Volllast gegenüber, da die Winzlinge eher in thermisch kritische Bereiche gelangen, die mit zusätzlich eingespritztem Kraftstoff gekühlt werden.
Dass die Bonsai-Antriebe alles andere als müde Öko-Luschis sein müssen, zeigt schon der Dreizylinder-VTi im Peugeot 208, der 82 PS aus 1,2 Liter schöpft. Noch mehr beeindruckt das Twinair-Triebwerk von Fiat, das nach seinem Debüt im 500 jetzt auch im größeren Punto ran darf. Dank Turboaufladung kommt es mit 85 PS aus 875 Kubikzentimeter auf eine Literleistung von fast 100 PS. Zusätzlich senkt seine elektrohydraulische Ventilsteuerung (Multiair) die Drosselverluste.
Fiat Punto 0,9 Twinair motiviert durchs Drehzahlband
Kein Wunder, dass sich der Fiat Punto 0,9 Twinair vom Start weg kräftig ins Zeug legt und motiviert durchs Drehzahlband wuselt. Das nicht einmal einen Maßkrug große Motörchen hält den 1.200 Kilo schweren Punto problemlos auf Trab, auch weil dessen maximales Drehmoment von 142 Nm schon bei 2.000/min anliegt. Allerdings wird er vom Begrenzer überraschend früh schon unter 6.000/min vor selbstzerstörerischen Taten geschützt.
Dass nur selten der Wunsch nach mehr Leistung aufkommt, liegt auch am wenig präzisen Fahrverhalten des Fiat Punto. So wirkt die Grundkonstruktion des vormals Grande Punto und Punto Evo genannten Kleinwagens trotz zweier Facelifts inzwischen in die Jahre gekommen. Mit seiner sterilen Lenkung und kräftigen Wankbewegungen flößt er seinem Fahrer auf kurvigen Strecken weniger Vertrauen ein. Der lässt es daher lieber gemütlich angehen und freut sich, dass die weiche Federung selbst böse Straßenschäden entschärft.
Sein erfrischendes Temperament erkauft sich der Fiat Punto 0,9 Twinair zudem mit gurgelnd-bollernden Verbrennungsgeräuschen, die mit etwas Fantasie als sportlich durchgehen. Auf längeren Strecken dürfte es aber ruhig etwas weniger Sound sein, und trotz seiner gegenläufig rotierenden Ausgleichswelle vibriert sich der Twinair bis in Lenkrad und Sitze durch.
Peugeot 208 82 Vti läuft spürbar kultivierter
Mit einem Zylinder mehr an Bord läuft der Peugeot 208 82 Vti spürbar kultivierter. Vor allem bei niedrigen Drehzahlen ist vom 1.200er nervenschonend wenig zu hören. Allerdings kommt der 64 Kilo leichte Saugmotor erschreckend träge in die Puschen, will mit viel Gas angefahren werden, um erst ab 3.000/min Schwung zu haben.
Obwohl über zwei Zentner leichter, kann der Peugeot 208 82 Vti nicht mit dem Fiat Punto mithalten und fällt vor allem bei der Elastizitätsmessung ab. So verstreichen beim Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h im längsten Gang rund fünf Sekunden mehr, obwohl der Fiat Punto im Sechsten, der Peugeot 208 82 Vti im Fünften unterwegs ist. Ohne die vitalisierende Wirkung eines Turboladers macht Downsizing also keinen Spaß.
Dabei hätte der Peugeot 208 einen harmonischeren Antrieb durchaus verdient. Er lenkt nämlich zackig ein, flitzt nur wenig untersteuernd durch enge Kehren und lässt sich selbst von langen Bodenwellen nicht so leicht in die Bredouille bringen. Darüber hinaus überzeugt die Neukonstruktion im Alltag mit der angenehmeren Sitzposition, mehr und größeren Ablagen sowie der niedrigeren Ladekante.
490 Euro für Navi im Peugeot 208
Für nur 490 Euro Aufpreis bietet Peugeot zudem ein umfangreich ausgestattetes Navigationssystem an, das über den großen Touchscreen bedient wird. Der tiefere Sinn seiner weit oben angebrachten Instrumente erschließt sich jedoch nicht, da ein Teil von ihnen vom Lenkrad verdeckt wird. Darüber hinaus enttäuscht die Verarbeitungsqualität beider Kandidaten.
Die klassische Uhrensammlung des Fiat Punto sieht nicht nur besser aus, sondern lässt sich auch leichter ablesen. Zudem wird er für nur 60 Euro Aufpreis mit einer praktischen Dockingstation geliefert, in die eine Nachrüst-Navigation von TomTom ohne Kabelsalat eingeklinkt werden kann.
Dass der Fiat Punto 0,9 Twinair mit zwei Pforten weniger antreten muss, da Fiat noch keinen viertürigen Testwagen bereitstellen konnte, führt übrigens zu keiner Benachteiligung: Die beiden Punkte, die er bei der Funktionalität verliert, holt er im Kostenkapitel über den günstigeren Zweitürer-Preis wieder rein. Bei Anschaffung, Ausstattung und Unterhalt liegen Peugeot 208 82 Vti und Fiat Punto ohnehin dicht beieinander. In ihrer mittleren Variante "More" bzw. "Active" ist mit Klimaanlage, Radio und Zentralverriegelung das Wichtigste an Bord.
Knapp sieben Liter Verbrauch im Testmittel
Selbst bei den Verbräuchen halten sich die Unterschiede in Grenzen. Auf der mit leichtem Gasfuß zurückgelegten auto motor und sport-Normrunde ist der Peugeot 208 82 Vti mit 4,6 Liter/100 Kilometer zwar einen halben Liter genügsamer, im Testmittel genehmigten sich jedoch beide Kandidaten knapp sieben Liter.
Klingt zunächst einmal nicht revolutionär, ist jedoch rund ein Liter weniger als bei vergleichbar motorisierten Vorgänger-Varianten. Umso erstaunlicher, dass Peugeot für den Dreizylinder kein Start-Stopp-System anbietet, mit dem in der Stadt noch ein paar Zehntel weniger drin gewesen wären. Wer mehr sparen möchte, muss also weiterhin zum Diesel greifen. Die beiden Downsizing-Spezialisten haben dennoch bewiesen, dass Hubraum durchaus zu ersetzen ist. So richtig Spaß macht es allerdings erst, wenn ein Turbolader die fehlenden Zylinder kompensiert.
Enttäuschende Verarbeitung bei beiden
Sicherlich darf man bei Kleinwagen nicht die Materialanmutung der Oberklasse erwarten. Dass die Zwerge sauber zusammengebaut sind, jedoch schon. Und daran hapert es bei beiden Kandidaten, die mit schiefen Spaltmaßen und klaffenden Kunststoffteilen auffielen. Im Fiat sticht zudem ein beißender Plastikgeruch in die Nase.