Handling-Sensation auf der Rennstrecke

Ford Focus RS, Wasserdurchfahrt, Seitenansicht

Durch die strenge Testerbrille betrachtet ist der Ford Focus RS ein Kompaktsportler, der die Champions League verfehlt. Schielt man jedoch an ihr vorbei, steht da auf einmal der Großmeister des Handlings. Test des 350-PS-Allradlers auf der Rennstrecke.

Auf rund 5.000 Umdrehungen regelt die Launch Control die Startdrehzahl für Sprints ein, dann nur die Kupplung schnalzen lassen und der Focus zieht mit vier schwarzen Strichen los. Bilanz: 5,2 Sekunden bis 100, womit er weit oberhalb seiner optimistischen Werksangabe bleibt.

Das Übersteuern kommt praktisch auf Knopfdruck ("Drift"-Modus) und ohne grobe Schnitzer nie außer Kontrolle.

Die anderen Modi (Normal, Sport, Track) interpretieren Fahrdynamik etwas sachlicher. Etwas!

Einlenken, Vollgas, dann drücken die aktiven Torque-Vekoren den Hintern raus.

Kein Fünfzylinder mehr, ja, aber der Vierzylinder weiß auch zu gefallen.

Der neue 2,3-Liter-Turbo legt galliger los, baut dank Twinscroll-Anströmung flinker Druck auf und hält ihn länger aufrecht als der, wenn wir ehrlich sind, schon etwas pomadig drehende Zwo-Fünf von einst. Das ist fühlbar, und drückt sich auch in den Messwerten aus.

Seine Akustik versuppt trotz der uniformierten Zylinderzahl nicht im Mainstream. Der Grundtenor wirkt zwar nicht mehr ganz so füllig wie zuvor, das dumpfe Knurren beim Hochdrehen hat aber durchaus Flair, zumal die Klappenabgasanlage in den schärferen Modi den Bass noch etwas aufdreht.

Die Genussempfehlung: Sport-Modus, Fenster ein Stückchen runter, voll durchbeschleunigen bis Sechs'nhalb, zackig hochschalten, dann schießt es den überschüssig eingespritzten Sprit mit einem zünftigen Böllerschlag derart durchs Doppelrohr, dass sich alle Insassen direkt gänsehäuten.

Die Dachkante verspoilerte Ford recht ansehlich.

Sehr souveräner Motor; Abgasanlage mit losem Mundwerk.

Bude ohne Zauber: Nüchternes Cockpit mit ein paar Nähten und eingeschränkter Ergonomie.

Spitzengeschwindigkeit: 266 km/h.

Den Drift-Modus darf der RS nur auf der Rennstrecke ausleben.

Rundinstrumente für Öltemperatur, Ladedruck und Öldruck.

Vorzügliche Schaltung. Danke an die RS-Jungs, dass ihr auf ein Duppelkupplungsgetriebe verzichtet habt.

Die Recaro-Schalen sind etwas zu hoch platziert, halten den Piloten aber gut fest.

Boden der Tatsachen: Zumindest mit der Standardbereifung kann der Ford die Etablierten nicht gefährden. Dazu fehlt ihm der letzte Biss beim Anbremsen und etwas Schmackes geradeaus – auch weil er mit knapp 1,6 Tonnen ganz schön was zu schleppen hat.

Bloß wehe, der Kurs wird winkliger, dann aber, aber dann ...

... dreht der RS auf und wird zur Spaßmaschine.

Muss sich der Focus RS überhaupt mit der Spitze messen? Preislich spielt er mindestens eine halbe Liga unter A 45 und RS 3. Glatte 40.000 nimmt Ford für seinen Spaßsportler – ...

... so viel wie VW für einen schwächeren und undynamischeren VW Golf R. Ist doch irgendwie fantastisch, oder?

Regen in Hockenheim: Ein Entenpaar ließ sich auch davon nicht beeindrucken, dass wir mit dem RS durch ihr Wohnzimmer planschten.

Zur Kompaktspitze fehlt ein Stück - auf der Runde, aber auch preislich. Und ohnehin gilt hier: all You need is laugh.

Die Rundenzeit in Hockenheim: 1:15,1 Minuten.

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