Viel haben wir schon gelesen über die neue E-Klasse. Jetzt
dürfen wir sie endlich selbst fahren. Was kann der neue Mercedes?
So schlägt sich der E 220 d gegen die Konkurrenz in Form des Audi
A6 und Jaguar XF.
Wahrscheinlich ist die Brücke über den Tejo nur am verkehrsarmen
Sonntag der passende Ort, um sich mit der neuen Mercedes E-Klasse
vertraut zu machen, während der Jaguar XF und der Audi A6 durch den
spärlichen Verkehr über das längste Brückenbauwerk Europas nach
Westen dümpeln.
Hier steht die neue E-Klasse für einen ersten Fahreindruck zur
Verfügung, und zur besseren Einschätzung des Gebotenen parken zwei
Konkurrenten in der Business-Oberklasse, der Audi A6 und der Jaguar
XF, daneben.
Ein großes Auto ist er geworden, das wusste man ja bereits: ein
paar Millimeter mehr Radstand (2.939 statt 2.874 Millimeter) und
mehr Außenlänge (4.923 statt 4.868 Millimeter).
Der Mercedes, beschleunigt flockig durch die Stadt, der Motor
bleibt auch bei höheren Drehzahlen leise. Zudem hängt der
Selbstzünder ganz diesel-untypisch fein am Gas.
Der Mercedes gleitet mit seinem optionalen Luftfahrwerk (2.261
Euro Aufpreis) souverän über die teils sehr holprigen
Stadtautobahnen in Lissabon, verliert bei herben Querfugen nicht
die Contenance und trägt so zum geschmeidigen, fließenden
Fahreindruck bei.
Mercedes hat den Diesel komplett neu entwickelt – es hat sich
gelohnt.Er ist kleiner und leichter als sein Vorgänger, hat zudem
weniger Hubraum (1.950 statt 2.143 ccm) jedoch eine höhere
spezifische Leistung (99 statt 79 PS pro Liter Hubraum).
Auch der Audi A6 ist souverän unterwegs. Er tut sich nicht
schwerer als seine Heckantrieb-Konkurrenz, obwohl er ja zusätzlich
den Quattro-Antrieb mitdrehen muss. Gleichwohl muss aber angemerkt
sein, dass das Fotomodell als Dreiliter-TDI daherkommt.
Obwohl er sich nach wie vor auf hohem Niveau fährt, merkt man
dem A6 an, dass er schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat -
allen voran im direkten Vergleich zum Mercedes.
Die Vergleichbarkeit in diesem Test hinkt etwas - der A6 war in
Portugal leider nur mit dem Dreiliter-V6 verfügbar. Ein folgender
Vergleichstest sorgt demnächst für Chancengleichheit.
Obwohl der Brite gut zwei Zentimeter länger als der Audi und
rund drei Zentimeter länger als sein Rivale von Mercedes ist, wirkt
er dennoch am schlankesten.
Beim Fahrkomfort kann er aber ebenfalls nicht mit der
luftgefederten Sänfte des Mercedes mithalten. Dafür bereitet die
rückmeldungsintensive Lenkung Freude.
Der Zweiliter-Diesel im Jaguar ist nicht ganz so kräftig, hat
mit seinen 180 PS auch das leichtere Auto zu schleppen, er wirkt
sehr lebendig, wenn auch akustisch präsenter und weniger seidig als
das Mercedes-Triebwerk.
Die E-Klasse versprüht mit ihren zwei extra-breiten Displays
High-Tech-Charme im Cockpit. Die Verarbeitung der hochwertigen
Materialien wird dem Markenanspruch gerecht.
Der Wählhebel ist ausgelagert, das ist auch bei C- und S-Klasse
so. Dafür befindet sich in der Mittelkonsole der
Touch-Drück-Dreh-Controller des Infotainments.
Die zahlreichen Assistenzsysteme führen die E-Klasse ein paar
Schritte weiter auf dem Weg zum autonomen Fahren und sind etwa im
Fahrassistenzpaket für 2.856 Euro enthalten.
Das oft kritisierte Infotainment-System im Jaguar erhält
demnächst eine Überarbeitung. Die zu tiefe Position des
Touch-Screens wird dies allerdings wohl nicht ändern.
Mit einem kleinen Display und Kippreglern im Stil der Schalter
im Armaturenbrett bietet die E-Klasse den Fondpassagieren die
Möglichkeit für die richtige Wohlfühltemperatur zu sorgen.
Der Audi liegt mit 4,93 m in der Mitte des Trios. Allerdings
bietet der A6 knapp 2 cm weniger Radstand als der Mercedes und
sogar 5 cm weniger als der XF.
Bis auf die Sitzheizung und die Richtung der Luftausströmer,
bleiben den Fondpassagieren des Jaguars keine Möglichkeiten der
individuellen Anpassung des Raumklimas.
Leider sind die Testwagen zu unterschiedlich ausgestattet, um
für einen Vergleichstest mit fairen Bedingungen zu sorgen. Dennoch
reichte es, um zu erkennen, dass es Mercedes mit der neuen E-Klasse
verdammt ernst meint.
Fahrkomfort, Assistenzsysteme und Interieur könnten neue
Standards setzen. Wie sich die E-Klasse in einem "echten"
Vergleichstest schlägt, zeigen wir Ihnen demnächst.