Unsere ersten Tesfahrten mit dem Nio ES8 fanden auf dem Testgelände des Nio-Werks in Hefei statt. Das Werk gehört Partner JAC, Produktionssteuerung und -Planung kommen aber von Nio.
Klar, dass auch ein Abstecher auf die Marterbahn zum Pflichtprogramm gehört. Trotz der Schüttelei auf fiesem Geläuf präsentierte sich der ES8 sehr verwindungssteif und gut verarbeitet.
Obwohl Nio rund um seine Fahrzeuge eine umfassende digitale Infrastruktur aufbaut präsentiert sich der ES8 angenehm klassisch. Einsteigen und losfahren. So einfach ist das.
Riesen-Displays kennen wir ja inzwischen aus fast jedem Auto, der Nio ES8 macht da keine Ausnahme. Die Bedienung ist dennoch ziemlich intuitiv. Manuelle Direktwahltasten erleichtern die Arbeit im Cockpit.
Irgendwie schräg: Es gibt "D" fürs Vorwärtsfahren, "R" für Rückwärtsfahren und "P" fürs Parken. "N", als Neutral, fehlt. Warum? Das wissen sie auch bei Nio nicht so genau.
Auffälligster Hinweis darauf, dass die Nio-Investoren ihr Vermögen unter anderem im Bereich der Unterhaltungselektronik gemacht haben, ist Nomi. Ein motorisierter Digital-Smiley, der prominent auf dem Armaturenträger sitzt und mit den Passagieren interagiert.
Fahrer und Beifahrer sitzen luftig vor einem schlanken Armaturenträger, getrennt werden beide durch eine wuchtige Mittelkonsole mit „Durchreiche“ im unteren Bereich.
In der zweiten Sitzreihe gibt’s entweder eine Sitzbank oder, als Teil des Lounge-Pakets, zwei komfortable Einzelsitze, auf denen sich selbst Zwei-Meter-Menschen extrem komfortabel verstauen lassen.
Wichtig für die meist durchdigitalisierten Mitfahrer: Jeder Sitz hat einen eigenen USB-Anschluss, an der Rückseite der Armlehne zwischen Fahrer und Beifahrer warten weitere zwei Stromtankstellen.
Die größte Überraschung wartet in der dritten Sitzreihe. Dort kennen wir Europäer maximal Notsitze ohne jeglichen Komfort. Hier punktet der ES8 mit zwei beinahe ...
Sieht groß aus und ist es auch. Weil die ES8-Akkus im Boden sitzen, bietet der ES8 deutlich mehr Platz im Innenraum, als vergleichbarer Fünf-Meter-Autos mit Verbrennungsmotor.
... Gleichstrom (Typ2) auf der Fahrerseite. Sollte es der ES8 oder das kleinere Schwestermodell ES6 nach Europa schaffen, werden sich die Chinesen aber wohl auf den CCS-Stecker fokussieren.
Mit chinesischen E-Auto-Startups ist das immer so eine Sache. Da werden spektakuläre Visionen gezeigt, Studien gebaut, Rekorde versprochen, Weltmärkte erobert, goldene Zeiten angekündigt. Und dabei bleibt es dann häufig auch. Wolkenkuckucksheim. In die Serienproduktion hat es bislang keines der Elektro-Wunderdinger geschafft.
Bei Nio ist das bis jetzt anders. Das Unternehmen um Gründer William Li hat sich von Beginn an auf China fokussiert, sich mit etablierten Zulieferern aus Europa zusammengetan und großen Wert darauf gelegt, möglichst schnell ein echtes Auto auf der Straße zu haben. Das hat funktioniert, seit Juni 2018 wird der Nio ES8 an Kunden ausgeliefert.