So langsam wird es unübersichtlich im Segment der SUVs und
Crossover-Fahrzeugen. Wir bringen Klarheit in den SUV-Wirbel und
haben die deutschen Bestseller im Vergleichstest gegen einander
antreten lassen.
Vier SUV aus zwei verschiedenen Konzernen: VW Tiguan, Seat
Ateca, Nissan Qashqai und Renault Kadjar zählen zu den beliebtesten
Geländelimousinen in Deutschland. Alle vier gehen mit starken
Vier-Zylinder-Turbobenziner ins Rennen.
VW Tiguan 1.4 TSI: Der erste in dieser Runde ist definitiv kein
Unbekannter. Jeoch tritt der Wolfsburger mit einer neuen
Besonderheit an. Als derzeit erster und einziger VW filtert er
seine Abgase mit einem Ottopartikelfilter.
Derzeit verfügt neben dem Tiguan lediglich die Mercedes-Benz
S-Klasse über einen Partikelfilter in einem Benziner. In dieser
Runde ist er mit 1.534 kg das Schwergewicht und hat mit 426 kg die
geringste mögliche Zuladung.
Vielleicht ist das hohe Gewicht für den müden Antritt und die
schlaffe Leistungsentfaltung verantwortlich - man weiss es nicht.
Fakt ist aber, dass der Tiguan von der Konkurrenz nur die
Rücklichter zu sehen bekommt. Ganze 10 Sekunden benötigt er von 0
auf 100 - letzter Platz.
Der 150 PS starke Vierzylinder-Reihenmotor läuft erstaunlich
ruhig. Der Turbobenziner ist relativ durstig und genehmigt sich im
Test rund 200 ml mehr Sprit als der TSI im Konzenbruder Seat
Ateca.
Aufgeräumt, qualitativ hochwertig und viele Features: In Puncto
Innenraumkomfort ist der Tiguan in diesem Quartett das Maß aller
Dinge. Wer sich nicht mit den Analoginstrumenten begnügen möchte,
kann für 510 € Aufpreis das digitale Active Info Display
zubuchen.
Das Navigationssystem und der Kartenzoom leisten hervorragend
Arbeit. Im Navigationssystem Discover Pro kann das
Infotainment-System teilweise durch Gestensteuerung bedient
werden.
Mehr Beinauflage für die Insassen, aber weniger Innenhöhe als im
Plattform-Bruder Seat Ateca bieten die Fondplätze des Tiguan. Die
Lehnenneigung lässt sich zusätzlich verstellen. Gegen Aufpreis gitb
es auch eine Dreizonen-Klimaanlage.
In dieser Runde befindet sich die bequemste verschiebbare
Rückbank im Tiguan. Im Winterpaket kommt der Tiguan sogar mit
beheizbaren Rücksitzen - natürlich gegen Aufpreis.
Mit einem Ladevolumen von 520 bis maximal 1.655 Litern im
umgeklappten Zustand, hat der Tiguan den größten Kofferraum. Des
Weiteren gibt es praktische Fächer und Ablagen.
Vor gut einem Jahr startete Seat mit dem Ateca in die
SUV-Sparte. Bis heute hat sich der Ateca zu einem gefragten und
wettbewerbsfähigen SUV etabliert. Er ist ganze zwölf Zentimeter
kleiner als der VW Tiguan.
Die Nachfrage nach dem Seat ist groß, nicht zuletzt wegen dem
knackigen Design und dem realtiv niedrigen Preis. In dieser Runde
ist er mit einem Grundpreis von 28.320 Euro die günstigste
SUV-Variante.
Der 1.4 TSI ist sparsam und kraftvoll zugleich - jedoch ohne
Ottopartikelfilter. In der Verbrauchsmessung kommt der Ateca auf
einen Kraftstoffverbrauch von 7,8 Liter auf 100 km. Das sind die
besten Verbrauchswerte in diesem Duell.
Das Cockpit des Seat ist etwas kantiger, qualitativ aber auf
Augenhöhe mit dem Interieur des VWs. Die sehr gelungenen
Sport-Komfortsitze verdienen tatsächlich ihren Namen.
Das Infotainment-System ist verständlich programmiert und
beinhaltet viele weitere Goodies. Die Navigation auf dem
8"-Farb-Touchbildschirm funktioniert einwandfrei.
Individuelles Fahrvergnügen: Über den Driving-Experience-Knopf
wählt der Fahrer den gewünschten Fahrmodus. Eco-, Normal-, Sport-
und Individual-Modus sind wählbare Optionen.
Standardmäßig fasst das Kofferraumvolumen des Seat Ateca 510
Liter. Ein zweiter Ladeboden könnte für eine ebene Ladefläche
sorgen. Mit zusätzlichen 150 Euro ist das auch möglich.
Der dritte im Bunde ist der kürzlich geliftete Nissan Qashqai.
Im Update inbegriffen sind mehr Assistenzsysteme, mitlenkende
LED-Scheinwerfer und ein optimiertes Fahrwerk. Als Testwagen mit
1.6 DIG-T.
Das Testobjekt verfügt über die durch Kundenwunsch in das
Programm genommene Top-Ausstattungsvariante Tekna+ die mit bislang
nicht verfügbaren Nettigkeiten lockt. Auch die Grafik der
Heckleuchten ist neu.
Mit einer Länge von 4,39 Metern gehört der Nissan zusammen mit
dem Seat Ateca in diesem Duell zu den Kleinen. Was die Absatzzahlen
angeht sind die beiden jedoch alles andere als klein.
Der 163 PS starke 1.6-Dreiliter-Turbobenziner sorgt für die
besten Messwerte und bleibt doch knausrig. Mit 8,8 Sekunden ist der
Qashqai zusammen mit dem Ateca Spurtkönig in diesem Quartett.
Im kaum veränderten, soliden Cockpit findet man sich schnell
zurecht. Mäßig: die Kartendarstellung des altmodischen Navi-Systems
und die Aussicht nach hinten. Das Leder-Equipment ist beim Tekna+
serienmäßig.
Gewöhnungsbedürftig: Mit den vielen kleinen Tasten am Lenkrad
muss man sich erst mal zurechtfinden. Überzeugend: Die gehobene
Innenraumausstattung kommt mit Bose-Soundsystem.
Im Fond herrschen angenehme und ausreichende Platzverhältnisse.
Auch mit drei Insassen auf der Rückbank muss man nicht auf
Tuchfühlung gehen. Somit ist der Qashqai auch für längere Strecken
geeingnet.
Flexible Bodenplatten, die sich auch vertikal einsetzten lassen,
erhöhen die Nutzbarkeit des Laderaums. Zwischen 430 und 1.585 Liter
Ladevolumen stehen zur Verfügung.
Der zweite Titelanwärter aus der Renault-Nissan-Allianz ist der
Renault Kadjar. Er wird seit 2015 produziert und basiert auf der
gleichen Plattform wie der Qashqai.
Der Franzose ist bei gleichem Radstand fünfeinhalb Zentimeter
länger wie der Nissan und bietet daher mehr Platz im Innenrraum.
Beim Bremswegtest kann er leider nicht überzeugen und belegt mit
37,1 Meter den letzten Platz.
Die Testwagenversion kommt in der Bose Edition und hat einen
Grundpreis von 30.490 Euro. Er besitzt ebenfalls vier Zylinder und
163 PS sowie Forderradantrieb.
Wie im Nissan arbeitet der Benziner laufruhig, verbraucht hier
aber mehr. 8,4 l/100 km schluckt der Kadjar im Testmittel, obwohl
er kaum schwerer ist als der Konzernbruder Qashqai.
Die Verwandtschaft zum Nissan kann man im Cockpit kaum erkennen.
Renault setzt bewusst auf bunte Instrumente, weniger Tasten und
einheitlich gefärbte Kunststoffe.
Easy-Park-Assistent: Falls so bestellt, parkt der Kadjar auch
nahezu selbstständig ein. Um dies zu ermöglichen ist der Kadjar mit
einem 360° Sensor und einer Rückfahrkamera ausgestattet.
Das Raumangebot im Fond fällt im Vergleich zur Konkurrenz
kleiner aus. Der Sitzbank mangelt es an Seitenhalt. Aber er bietet
in dieser Runde mit 485 kg die zweithöchste Zuladung.
Größeres Standard-, aber kleineres Maximalvolumen als der
Nissan. Außerdem besitzt der Kadjar die höchste Ladekante im
Vergleich - 77 Zentimeter misst der Zollstock.
Für den Renault reicht es leider nur für den letzten Platz in
dieser starken Runde. Er ist geräumiger als der Nissan, durstiger
als erwartet und nicht sehr bequem. Sein Konzernbruder ergattert
den dritten Platz. Der Nissan ist schneller als gedacht, teurer als
erwartet und komfortabler als das Vorgängermodell.
Auf Platz zwei rangiert der Seat knapp hinter dem VW Tiguan. Der
Ateca ist so spritzig und kurvenwillig wie erhofft, so sparsam wie
erwartet und erfreulich günstig. Dennoch behauptet sich der Tiguan
und nimmt Platz eins ein. Komfortabel wie immer, langsamer als
erwartet und doch besser als alle anderen.