Manche sind längsdynamisch schneller, doch in unserer Welt zählt
Querdynamik. Das Mercedes-AMG E 63 S T-Modell holt sich den Rekord
des schnellsten Kombis auf der Nordschleife.
... von 612 PS und einem maximalen Drehmoment von 850 Nm an.
Auch in der stärksten Auslegung überzeugt der intern M 177 genannte
Vierliter mit seiner guten Fahrbarkeit.
Ähnlich wie der baureihenverwandte M-178-Vierliter der
AMG-GT-Modelle hängt auch das E-63-Triebwerk für Turboverhältnisse
sehr gut am Gas und punktet mit seiner relativ gleichmäßigen
Leistungsentfaltung. Dazu gibt es einen lässigen Sound.
Ähnlich wie auf der Nordschleife fährt das E 63 S T-Modell auch
auf dem Kleinen Kurs in einer anderen Liga. Die bisher gemessene
Kombi-Konkurrenz deklassiert der E 63 aus Affalterbach.
Fahrdynamisch sortiert er sich dort ein, wo vor nicht allzu
langer Zeit noch Sportwagenhelden wie der Porsche 997 GT3 RS der
ersten Generation unterwegs waren. Erstaunlich: Trotz 2,1 Tonnen
Gewicht halten sich Nick- und Wankbewegungen in Grenzen.
Hierfür ist die sehr gute Fahrwerksabstimmung verantwortlich.
Dass der E 63 auch die engen Kurven des Kleinen Kurses agil
meistert, ist jedoch nicht nur der Fahrwerksabstimmung und dem
guten Reifengrip, sondern auch der sportlichen Allradabstimmung zu
verdanken.
Während man sich in anderen Power-Kombis mit Rennanzug und
Rennhelm dicht unter dem Dach hockend komplett lächerlich vorkommen
würde, lässt das T-Modell von Mercedes-AMG zumindest in puncto
Sitzposition fast Tourenwagengefühle aufkommen. Okay, das war jetzt
etwas übertrieben, ...
... aber zumindest fühlt man sich in der Kombi-Version des E 63
S 4Matic+ in Rennklamotten nicht ganz so unpassend gekleidet, wie
wenn man mit einer Eishockey-Ausrüstung zum 100-Meter-Sprint
antreten würde.
Zusatzfunktion „AMG Track Pace“ im Infotainment-System mit
zahlreichen Fahrzeugdaten oder Rundenzeit und
Beschleunigungswerten. Im Vergleich zur bisher gemessenen
Konkurrenz kann der aktuelle E 63 die meiste Leistung bieten. Dank
seiner Nennleistung von 612 PS sowie einer gut funktionierenden
Launch Control ...
Angesichts der Statur einer fahrenden Schrankwand kann man in
der Kombi-Klasse keine Wunderdinge in puncto Aerodynamik erwarten.
Auch der E 63 hat an beiden Achsen Auftrieb zu verzeichnen. Im
Vergleich zur bisherigen Konkurrenz sind die Auftriebswerte des
T-Modells jedoch am geringsten.
Nach einer kurzen Überhöhung zu Beginn der Messung pendelt sich
das Drehmoment bei rund 880 Nm ein, ab 4.500/min fällt dann die
Kurve bis zum Begrenzer leicht ab. Ab 5.050/min wird die
600-PS-Marke überschritten, das Maximum ist bei 6.140/min
erreicht.
Die gemessenen Werte für Spur und Sturz liegen komplett im vom
Hersteller vorgeschriebenen Toleranzbereich. Mit Vorspur an der
Vorder- und Hinterachse und knapp zwei Grad Sturz rundum liegen die
Werte im üblichen Rahmen und am unteren Ende des zulässigen
Toleranzbereichs.
Wenn Geld keine Rolle spielen würde und die Traumwagenhalle
schon gut gefüllt wäre, würde ich mir jetzt zwei Mercedes-AMG E 63
S T-Modelle leisten. Warum gleich zwei? Das erste T-Modell wäre im
Serienzustand der familientaugliche Helfer. Das zweite T-Modell
würde ich zum Ring-Tool umrüsten.
Wenn schon das Serienmodell auf der Nordschleife 7.45 Minuten
fährt, was wäre dann noch möglich, wenn der Wagen beispielsweise
500 Kilo leichter wäre? So könnte die Gewichtskur aussehen:
Innenraum komplett leer räumen, einen Carbon-Schalensitz
installieren, Kotflügel, Motorhaube und Heckdeckel aus Carbon
fertigen, Makrolon-Scheiben verbauen.
Ach ja, und ein Gewindefahrwerk mit mehr Sturz und Semislicks
dürfte es auch sein. Doch auch schon im Serienzustand kann man mit
dem Kombi des E 63 S bestimmt für verdutzte Gesichter auf Trackdays
sorgen.