Neuer Aston Martin gegen drei Sportwagen-Helden

Aston Martin Vantage, Chevrolet Corvette Grand Sport, Mercedes-AMG GT S, Porsche 911 Carrera GTS, Exterieur

Schluss mit Everybody's Darling: Der neue Aston Martin Vantage polarisiert und provoziert. Ob das reicht, um im Test gegen die harte Konkurrenz alias Chevrolet Corvette Grand Sport, Mercedes-AMG GT S und Porsche 911 Carrera GTS zu bestehen?

Drei haben Turbos, einer muss selber saugen. Drei haben einen V8, einer setzt auf sechs boxende Zylinder. Was von diesen Aussagen auf wen zutrifft lässt sich schnell ausmachen. Auch wenn es einige Gemeinsamkeiten gibt, sind es vier charakterstarke Autos, die hier zum Test antreten.

Natürlich erheben wir bei diesem Test keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Fahrzeuge wie ein Nissan GT-R in der Track Edition oder ein Audi R8 V10 RWS müssten den Vergleich mit unseren vier Hecktrieblern nicht scheuen.

Lust auf ein Ratespiel? Ordnen Sie doch folgende vier Durchfahrtsgeschwindigkeiten aus dem 18-Meter-Slalom dem passenden Fahrzeug zu: 72,6 km/h, 72,3 km/h, 69,4 km/h und 68,8 km/h. Die Lösung gibt's unter dem nächsten Bild...

1. Chevrolet Corvette Grand Sport: 72,6 km/h 2. Porsche 911 Carrera GTS: 72,6 km/h 3. Mercedes-AMG GT S: 69,4 km/h 4. Aston Martin Vantage: 68,8 km/h

Die Fairness dieses Vergleichs zeigt das Leistungsgewicht. Dies liegt durchweg bei 3,4 kg/PS, außer beim AMG. Dieser tanzt mit 3,2 kg/PS etwas aus der Reihe, was mehr in hoher Leistung als in niedrigem Gewicht begründet liegt.

Die Ablöse steht schon bereit und dennoch nach wie vor die Speerspitze der Sportwagenklasse. Es gibt viele Gründe die für einen Porsche sprechen, doch selten ist es der Preis. Anders in diesem Test, denn der Porsche ist nach der Corvette das günstigste Fahrzeug. Der Grundpreis liegt bei 125.760 Euro inklusive aller fahrdynamisch relevanter Extras des Testwagens summiert sich der Preis auf 143.872 Euro.

Bei der Performance macht dem 911 so schnell keiner etwas vor, was sich nicht nur in der Rundenzeit niederschlägt. Keiner frisst die Kurven mit solch einer Präzision in sich hinein und bleibt so lange neutral. Was hilft, der Porsche ist mit 1.529 kg der leichteste Testkandidat.

Als einziges Fahrzeug im Test setzt der Porsche nicht auf ein V8-Triebwerk, sondern bleibt natürlich klassisch beim Sechszylinder-Boxer. Der Dreiliter-Biturbo ist blickdicht verpackt und mit 450 PS und 550 Nm das schwächste Aggregat im Test. Dennoch beschleunigt keiner im Test schneller auf Landstraßentempo (3,7 Sekunden).

An der rasiermesserscharfen Vorderachse verbauen die Zuffenhausener eine konditionsstarke Keramikbremsanlage. Beim Reifenkauf gilt es unbedingt auf den Index zu achten, denn der Porsche rennt bis zu 310 km/h schnell. Bei unserem Testwagen rotierte italienisches Gummi von Pirelli in den Radhäusern, Typ P Zero N1.

Der Boxer mit Turbopunch zeigt sich im Klang stellenweise etwas dröhnig. Dafür punktet der im Vergleich hubraumschwache Sechszylinder im Umweltkapitel. So beträgt der von uns gemessene Durchschnittsverbrauch 13 l/100km, was deutlich unter den Mittelwerten der Konkurrenz liegt, die sich zwischen 14,3 und 16,4 l/100km einpendeln.

Ein Perfektionist durch und durch. Der 911 überzeugt auch im Innenraum durch seine Ergonomie. Das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen definiert, wie auch das Handling, den Klassenmaßstab.

Chevrolet Corvette Grand Sport, Exterieur

US-Cars sind grobe Längsdynamikmonster, gemacht für den Ampelsprint und nicht für den Rundkurs. Diese oft verkörperte Meinung mag nicht wirklich zur Corvette passen. In der Vette übersteigt der Grip das Vortriebsvermögen.

Trotz der querdynamischen Zugeständnisse, bleibt die Ami-Sportlerin sich treu. Unter anderem mit einem dicken frei saugenden V8 unter der langen Haube. Der Bruch kommt mit der für 2019 angekündigten Nachfolgerin, die dann ein mittig montiertes Aggregat durch die Gegend fahren wird.

Unter dem langen Vorbau versteckt sich ein hubraumpotentes Monstrum aus Urzeiten. Mit 6,2 Litern verfügt das amerikanische Triebwerk über mehr als doppelt so viel Arbeitsvolumen wie der Porsche. Diesem entspringen 630 Newtonmeter und 466 PS. Das Aerokit des Z07-Pakets frisst 30 km/h der so auf 260 km/h reduzierten Vmax.

Grip, Grip, Hurra! Die Standardreifen von Michelin packen nicht merklich schlechter zu als die serienmäßigen Semis. Diese mussten für die Chancengleichheit demontiert werden. Nach wie vor phänomenal der Bremsweg von 32,6 Metern aus 100 km/h. In dieser Kategorie schnappt der Corvette keiner die Trophäe weg.

Unser Testwagen ist eines der auf 650 Stück limitierten Modelle der Carbon-Edition. Das sieht schick aus und senkt natürlich das Gewicht. Die vom Werk versprochenen 4,1 Sekunden für den 0-100 km/h Sprint verfehlt die Vette dennoch. Mit unserer Messtechnik kommen wir zu dem Schluss, dass es 4,4 Sekunden sein müssten.

Chevrolet Corvette Grand Sport, Inteieur

Innen ist die mit einem Grundpreis von 95.900 Euro im Verhältnis recht günstige Vette mit ordentlichen Materialien verkleidet. Das Infotainment zeigt sich dagegen fummelig und die Automatik macht ihren Dienst zwar ordentlich, will aber irgendwie nicht zum rauen Charakter der Amerikanerin passen. Also wer noch vor der Kaufentscheidung steht, bitte den Handschalter bestellen.

Mit etwas weniger Brachialität beerbt der GT den legendären Flügeltürer SLS. Um fit ins neue Jahr zu starten, kam für 2019 eine dezente Überarbeitung, die unter anderem neue Scheinwerfergrafiken bereithält. Unser Testwagen aus dem Jahr 2018 durfte noch nicht in den Genuss der Mopf kommen.

Lassen Sie uns das Fahrverhalten zusammenfassen: griffig und stabil. Der AMG kombiniert extremes Einlenkverhalten mit mächtig viel Traktion. Sachdienlich ist zudem die verbaute Hinterachslenkung.

Die Gewichtsbalance zwischen Vorder- und Hinterachse liegt im AMG GT S bei 47,5% zu 52,5%. Damit dies erreicht werden konnte, liegt der V8 hinter der Vorderachse und das Getriebe sitzt transaxial. Mit 522 PS positioniert sich der Schwabe leistungsmäßig an der Spitze. Das Drehmoment wird auf 670 Nm beziffert.

2017 wurde der GT dezent überarbeitet und der Panamericana-Grill hielt Einzug, was definitiv die Optik dramatisiert hat. Die Keramikbremse liefert aus 100 km/h die schlechtesten Werte, die dennoch auf hohem Niveau liegen. Bei warmer Anlage verzögert der Schwabe innerhalb von 33,8 Metern zum Stillstand.

Nach 3,8 Sekunden sind 100 km/h erreicht, nach 11,9 Sekunden 200 km/h. Irgendwann gipfelt das Ganze dann in einer Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h. Ob der GT S da ohne Spoiler abheben würde?

In der dunklen Fahrerhöhle sitzt es sich so eingepfercht, wie die modernen V8-Triebwerke in den zugehörigen Motorräumen. Wer seine Sitzposition gefunden hat, darf klobige Knöpfe bedienen, sich an der eingeschränkten Übersichtlichkeit erfreuen, oder einfach ganz viel Flair spüren.

Lange Zeit wurde der Vantage mit einem Sondermodell hier und da am Leben gehalten. Nun kommt der radikale Wandel mit einem komplett neuen Modell, dass sich mit den anderen Sportwagen auf Augenhöhe duellieren will.

Die großen Worte mit denen das neue Modell vorgestellt wurde, kann der Vantage auf der Runde nicht ganz halten. Er wird geplagt von Untersteuern und kann Querdynamisch nicht ganz mithalten.

Versteckt unter einem stabilisierenden Strebenkonstrukt versteckt sich das Spenderorgan. Der AMG-V8-Biturbo leistet hier 12 PS weniger, erzeugt aber 15 Nm mehr (510 PS / 685 Nm). Der Klang? Softrockig.

Längsdynamisch mischt der Aston Martin vorne mit, die Bremse überzeugt auf ganzer Linie und kommt mit 33,0 Metern aus einer Geschwindigkeit von 100 km/h fast an den Bestwert der Corvette (32,6 m) ran. Um auf das zum Bremstest nötige Landstraßentempo zu kommen, benötigt der Sportwagen von der Insel 4,1 Sekunden. Versprochen werden sogar 3,7 Sekunden.

Gestaltungsmöglichkeiten gibt es im Konfigurator genug. So kommen, wie unser Testwagen beweist, auch farbenfrohe Kunden auf ihren Geschmack. Wer sich eher unter klassischen Bedingungen wohlfühlt, kann den Diffusor auch in Wagenfarbe bestellen.

Auch im Innenraum setzen die Briten auf Bausteine aus dem Hause Daimler. Die implementierte Bedienungsergonomie zeigt sich allerdings ein wenig eigenwillig. Wer möchte, kann auch im Innenraum Akzente setzen.

Aston Martin Vantage, Chevrolet Corvette Grand Sport, Mercedes-AMG GT S, Porsche 911 Carrera GTS, Rennstreckengrafik

Corvette und AMG liegen auf der Strecke in Hockenheim Kopf an Kopf, der 911 dominiert, der Aston Martin strauchelt.

Auch wenn die Performance des britischen Sportlers einen gewaltigen Sprung gemacht hat, reicht es für den teuren Aston nicht, um mit der Konkurrenz in diesem Test mitzuhalten. Unangefochten an der Spitze bleibt der Porsche. Die Corvette spielt den Preis-Leistungs-Sieger in diesem Vergleich.

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