Porsche Macan Turbo mit Perfomance Paket im Test
Gegen knapp 7.400 Euro Aufpreis bekommt der Porsche Macan Turbo nun 40 Extra-PS und 50 zusätzliche Newtonmeter eingespeist. Performance Paket nennt sich das Ganze. Wir klären, ob zu Recht.
- Eckdaten des Performance Pakets
- Längsdynamisch eine Wucht
- Vorteil schwindet in Kurven
Tests von SUV beginnen bei uns eigentlich immer gleich: Erst drucksen wir herum, dann zaubern wir die Zulassungsstatistik hervor, die es uns ja unmöglich mache, diese Dickdinger zu ignorieren, und wenn das immer noch nicht reicht, um das beißende Gewissen zu beruhigen, wird on top noch ein Bild von der deutschen Durchschnittsfamilie konstruiert, die neben ihren diversen 918ern natüüüürlich auch ein Mehrzweckmobil für gemeinsame Fahrten braucht – und unbedingt wissen muss, wie so ein Apparat in Hockenheim geht.
Macan wirft mit 440 PS und 600 Nm um sich
Diesmal jedoch ist alles anders, denn der Macan braucht keine an den Haaren herbeigezogene Rechtfertigung, im Gegenteil, er hat sich diesen Test hier verdient. Redlich, und zwar aufgrund des Auftritts seiner GTS-Version, die im Gegensatz zu vielen anderen Wuchtbrummen nicht nur nach Punkten sportlich war, sondern auch sportlich fuhr – mit Biss, mit Ehrgeiz und vor allem mit ganz viel Effet im Hinterteil.
Und er hier verspricht noch mal einen draufzusetzen. Statt 360 PS aus glatt drei Litern kitzelt der Macan Turbo deren 400 aus einem 3,6 Liter großen Biturbo-V6, die sich mithilfe des Performance Pakets nun nochmals aufstocken lassen. Summa summarum sind 440 PS am Werk, unterbaut von 600 Nm, einer Sportabgasanlage und dem um 15 Millimeter tiefergelegten und adaptivgedämpften Luftfahrwerk des angesprochenen GTS.
An der Außenwirkung ändert all das freilich nichts. Inmitten der ganzen Kunstturner und Sportgymnasten, die wir hier Monat für Monat durchschleusen, ist der getestete Porsche Macan Turbo mit Performance Paket eher der Typ ukrainische Kugelstoßerin. Gut 1,60 Meter hoch, 1,92 breit und 2.001 Kilogramm schwer – im Grunde also eher suboptimal.
Eine halbe Sekunde schneller als der GTS
Dennoch keimen ad hoc sportliche Gefühle auf. Die Sitzposition gehört im Rahmen der Möglichkeiten zu den tieferen; das Einlenkverhalten eliminiert jegliches Füllegefühl im Handumdrehen; Siebengang-DKG und Motor harmonieren wunderbar, schmiegen sich sachte aneinander oder stacheln sich im Sportmodus gegenseitig an; der Ladedruckaufbau geht zackig vonstatten; die Akustik hat ebenso Volumen wie der Schub.
Zwei Zehntel nehme der Performance-Turbo seiner Ausgangsbasis bis 100 ab, schreibt die Pressestelle. Nachprüfen? Schwierig, da ein Basis-Turbo bislang noch nicht randurfte. Zweifel haben wir trotzdem nicht, zumal der Macan GTS über dieselbe Distanz gleich mal eine halbe Sekunde eingeschenkt bekommt. Und so geht’s weiter: Bis 200 wächst der Unterschied im Test auf fast fünf Sekunden an, die Durchzugswerte differieren fast durch die Bank im mehrsekündigen Bereich, die Vmax liegt 16 km/h weiter nördlich, und auch auf der Strecke fährt der Performance-Turbo vor dem GTS – jedoch nur um eine halbe Sekunde, was angesichts der Differenzen in Preis und Leistung doch etwas dürftig ist.
Vorteil schwindet in Kurven
Nun darf man der Ansicht sein, dass eine Rundenzeit bei einem SUV so bedeutsam ist wie der kippende Reissack in China. Jedoch wirkt die Ursache dieses schmalen Vorsprungs eben auch in den Alltag zurück – einen ambitionierten Umgang mit der Hardware natürlich vorausgesetzt.
Wo liegt also der Hund begraben? Klarer Fall: im Handling des Macan Turbo mit Performance Paket – wobei, weniger in den Handling-Eigenschaften als solchen, vielmehr dagegen in der Fähigkeit, sie zu entfalten. Denn im Prinzip bewegt sich der Performance-Turbo genauso wie der GTS – genauso geschickt. Sobald man einlenkt, verlagern Allradantrieb und Torque-Vectoring-System die Momente so, dass eine Eindrehbewegung entsteht. Doch während der GTS in der Lage ist, diesen Hüftschwung mitzunehmen und durchzuziehen, verkantet dem Turbo dabei die Kinematik. Folge: Statt ums Eck zu radieren, beginnt er über die Hinterachse seitwärts zu steppen, zu höppeln, zu bocken und – ergo – Momentum abzubauen, sodass sich der Performance-Vorteil des Pakets zumindest gegenüber jenem GTS auf die Längsdynamik reduziert.