Suzuki Vitara 2015 im Fahrbericht
16 Jahre hat Suzuki den Grand Vitara leben lassen. Ab März 2015 kommt der Neue, der nicht mehr “Grand“ heißt. Wir sind ihn gefahren.
Hektische Modellwechsel sind nicht eben die Haupteigenschaft, die Kunden von der japanischen Marke Suzuki erwarten. Der Suzuki Grand Vitara kam bereits 1998 in den Handel, wurde 2005 modellgepflegt und verrichtet bis heute als treues Allrad-Mobil mit zwei oder vier Türen und einer großen, beladungsfreundlichen Heckklappe seine Dienste. Der kleine Geländefloh Jimny etwa geht sogar bis auf das Jahr 1970 zurück.
Dem neuen, jetzt vorgestellten Vitara fehlen zwei Eigenschaften, an die sich Suzuki-Liebhaber über die Jahre gewöhnt haben: Zum einen heißt der Neue nicht mehr Grand, sondern wieder wie einst nur Vitara, zum zweiten gibt es ihn derzeit nicht in der zweitürigen Version. Dies ist allerdings kein Schaden, da der neue kompakte SUV mit separaten Türen für den Fond zum höchst bequemen Ein- und Aussteigen animiert. Mit einem Radstand von zweieinhalb Metern bietet der neue Vitara auf einer Gesamtlänge von 4,17 Metern auch für vier gut ausgewachsene Europäer ausreichend Platz. Der schmale fünfte Sitz bleibt dabei am besten dem Nachwuchs vorbehalten.
Suzuki Vitara mit guter Ergonomie
Kopf, Beine und Schultern samt Ellenbogen kommen sich bei 1,77 Meter Karosseriebreite nicht in die Quere, und der recht hohe Armaturenträger thront über einer ergonomisch korrekt geformten Mittelkonsole: Die reicht nämlich mit ihren Seitenteilen soweit in die Höhe, dass das müde Bein auf langer Tour nicht in der Mitte der Wade von einer harten Kante malträtiert wird, sondern das Knie von sanft gewölbter Fläche angenehm abgestützt wird.
Vielfalt bietet der neue Vitara beim Getriebe. Beide Modelle sind mit einer Sechsgang-Automatik zu haben, doch während der Benziner alternativ dazu mit einem Fünfgang-Handschaltgetriebe auskommen muss, hat Suzuki dem Diesel eine handgeschaltete Sechsgang-Box spendiert. Die würde auch dem Benziner gut stehen, da der agile Vierventiler eine richtige kleine Drehmaschine ist. Ab 2000/min wird er kiebig und munter, und erst bei etwa 6400/min ist Schluss. 156 Newtonmeter bei 4400/min sind keine Welt voller Drehmoment, aber der Suzuki wirkt mit dem Benzin-Vierventiler der lebendigen Motorcharakteristik ausreichend zügig motorisiert.
Suzuki Vitara mit kräftigem Diesel
Der Diesel dagegen ist ein echter Bär: Schon bei 1750/min mobilisiert er sein maximales Drehmoment, und das gipfelt bei 320 Newtonmeter. Damit lässt sich der neue Vitara nicht nur schaltfaul fahren, sondern auch sparsam und umweltschonend. Beide Motoren entsprechen der Euro-6-Norm, aber der Diesel belässt es bei 111 Gramm CO2 pro Kilometer, während der Benziner hier 20 Gramm zusätzlich produziert.
Spielerisch meistert der neue Vitara das Kurvengeschlängel der Corniche nahe Nizza, was den Grund auch in seinem erstaunlich niedrigen Gewicht hat. Die zum Modellstart im März noch nicht lieferbare Frontantriebsversion bringt mit dem Benzinmotor nur noch 1075 Kilogramm auf die Waage, und auch die gefahrene Allrad-Variante kann sich mit 1160 Kilogramm Leergewicht absolut zur schlanken Linie unter den kompakten SUV rechnen. Die 4WD-Version mit Dieselmotor kommt auf 1230 Kilogramm, wird das Handschaltgetriebe gewählt. Die Automatik ist einen guten Zentner schwerer, was auch für den Benziner gilt.
Suzuki Vitara kann ordentlich schleppen
Entsprechend unterschiedlich fallen die zulässigen Gesamtgewichte aus: Beim Benziner sind es 1730 Kilogramm, beim Diesel 1850. Damit darf der neue Vitara jeweils knapp unter 600 Kilogramm schleppen, was genügend Kapazität für den kompakten SUV bedeuten sollte.
Auf jeden Fall hat Suzuki einen guten Griff getan bei der Abstimmung des Fahrwerks. Einerseits ist es so straff abgestimmt, dass in zügig genommenen Kurven kritische Neigungswinkel der Karosserie vermieden werden; andererseits vermittelt es genügend Komfort, um auch auf nicht asphaltierten Wegen die Bandscheiben der Insassen pfleglich zu behandeln.
Die Summe von geringem Gewicht, angenehm straff abgestimmter Federung und Dämpfung, einer hinreichend zielgenauen, elektrisch unterstützten Lenkung – die dämpft nur in der Mittellage jegliche Rückmeldung der Vorderräder weg – und den drehfreudigen beziehungsweise mit viel Drehmoment gesegneten Motoren ergibt unter dem Strich ein erfreulich agiles, gut zu kontrollierendes Fahrverhalten. Auch bei zügiger Gangart zeigt der kompakte Suzuki keinen Anflug von schwerfälligem Untersteuern.
Spaßfaktor sogar auf Asphalt
Richtig Spaß macht der neue Vitara auf Asphalt, wenn über den Fahrprogramm-Wählschalter auf der Mittelkonsole das Sport-Set-up aufgerufen wird. Der Benziner spricht fühlbar direkter an, und das Fahrwerk spannt die Muskeln zusätzlich zur Grundeinstellung.
Das Allgrip genannte neue Allradsystem von Suzuki schaltet automatisch die Hinterachse zu, sobald das Steuersystem übermäßigen Schlupf an den Vorderrädern erkennt. Über die Scheibenbremsen werden durchdrehende Räder ruhiggestellt, wodurch die Räder mit dem besseren Grip automatisch mehr Drehmoment zugeteilt wird. Eine Möglichkeit zur praktischen Erprobung des Allrad-Systems gab es bei der ersten Fahrvorstellung des Vitara noch nicht; die Redaktion wartet deshalb schon gespannt auf den ersten Testwagen.
Farbenfrohe Ausstattungsmöglichkeiten
An Personalisierungsmöglichkeiten lässt es Suzuki bei dem kompakten SUV nicht fehlen. Zur Wahl stehen zunächst die Farben Atlantis-Türkis, Horizont-Orange und Savannah-Elfenbein. Dazu kommt der wahlweise schwarze oder weiße Frontgrill und die Stoßfänger. Auch der Instrumententräger ist in unterschiedlichen Lackierungen erhältlich sowie die Einfassung verschiedener Accessoires wie etwa der Uhr. Das Ausstattungspaket „Urban“ umfaßt in erster Linie Chromteile sowie einen kecken Dachspoiler, die Off-road-Version bietet ihrerseits etwa vorne und hinten den Unterboden schützende Rutschplatten sowie einen besonderen Schutz der hinteren Ladekante.
Sinnvolles Sicherheits-Feature im neuen Vitara ist das RBS-System, worunter die radarkontrollierte Vorspannung der Bremsen in kritischen Situationen zu verstehen ist. Registriert das Radar etwa das zu rasche Auffahren auf einen langsameren Verkehrsteilnehmer, legt das System die Bremsbeläge bereits leicht an, wodurch der Pedalweg entscheidend verkürzt wird. Der Bremsassistent unterstützt den Fahrer dann bis zur Vollbremsung. Des weiteren übernehmen die Radar-Sensoren etwa die Abstandskontrolle zum Voraus-Fahrzeug und steuern so den adaptiven Tempomat.
Zeitgemäßes Infotainment mit Smart-Phone-Integration
Wer mit dem neuen Vitara zum Feierabend beispielsweise im zähen Stop-and-go-Verkehr unterwegs ist, wird das Infotainmant-Paket und besonders das Soundsystem schätzen lernen. Das Smartphone ist im Handumdrehen über Bluetooth mit dem Suzuki verbunden, und der DAB-Modus bringt eine Klangfülle des Audiosystems hervor, die aus dem neuen Vitara unversehens einen kleinen Konzertsaal macht. Da stören bisweilen nur die vernehmlichen Windgeräusche.
Der sieben Zoll große Touchscreen verfügt über eine weite, feingestufte Helligkeitsregelung und kann sogar von Fingern in Handschuhen bedient werden.
Ab März 2015 ist der neue Suzuki Vitara in Deutschland zu haben. Dass Suzuki hier einen wirklich kompakten, leichten und gut motorisierten SUV knapp unterhalb des S-Cross auf die 17-Zoll-Räder gestellt hat, steht außer Zweifel. Zu welchem Preis, bleibt allerdings noch die Frage. Liegt er in der Nähe des alten Grand Vitara, scheint das Ziel von Suzuki in erreichbarer Nähe: Rund 7.000 Exemplare des Neuen will die japanische Marke in Deutschland pro Jahr verkaufen.