Test Fiat Panda, Kia Picanto, Renault Twingo vs. Skoda Citigo
Der Führerschein ist gemacht, 10.000 hart verdiente Euros lagern auf dem Konto, und nun geht es los. Raus in die Freiheit. Endlich. Fahren, wohin und wann auch immer. Wer ist der beste Begleiter?
Zwei endlose Sommer lang hat Katja geschuftet. Erst im Biergarten, dann am Conti-Fließband – und schließlich noch als Aushilfe im Supermarkt. Eine mühsame Zeit, die sich nur mit der Freude aufs eigene Auto überstehen ließ. Mit dem weihnachtlichen Brief der Oma ist es endlich soweit. Das Geld reicht, Katja will den Frühling in ihrem neuen Auto erleben. Viele Fragen geistern ihr da durch den Kopf. Was ist wichtig? Das Design? Das Platzangebot. Und wie schnell und wie teuer sind solche Autos? Auch Omas Bitte, ein sicheres Auto zu kaufen, zählt.
Nun denn. Mit diesem Vergleich dürften sich so einige Fragen klären. Fangen wir beim Preis an. Klammert man den erst ab Januar erhältlichen Dacia Sandero für 6.990 Euro aus, zählen Fiat Panda, Kia Picanto, Renault Twingo und Skoda Citigo mit Grundpreisen unter der 10.000er-Schwelle derzeit zu den erschwinglichsten Kleinstwagen im Lande. Allerdings nur auf dem Papier. Mit etwas mehr Ausstattung – an den Preisen der Testwagen gut zu erkennen – sind die Fronttriebler schnell 2.000 Euro teurer. Was ist noch wichtig? Im Schnitt sind die vier 68 PS stark, bis zu 160 km/h schnell und sollen zwischen 4,2 (Skoda) und 5,2 Liter auf 100 km (Fiat) verbrauchen. Servolenkung und zwei Airbags sind immer Serie. ESP und Seitenairbags nicht.
Skoda Citigo ist der ideale Schwiegersohn
Der Skoda Citigo ist quasi der perfekte, automobilgewordene Schwiegersohn, wie ihn sich jede Mutter wünschen dürfte. Zurückhaltend im Auftritt, mit einem gut erzogenen Fahrwerk vorbildlich komfortabel, dank einem übersichtlichen Cockpit leicht verständlich und zudem solide verarbeitet, erfüllt der Zweitürer so ziemlich alle kleinwagentypischen Erwartungen mit Bravour. Zumal der Viersitzer mit einem Basispreis von 9.990 Euro inklusive der Greentec-Sparmaßnahmen nicht teurer ist und trotz seiner kurzen Karosserie (3,56 Meter) nicht weniger Platz bietet als seine Konkurrenten. Der Kofferraum rangiert mit einem Volumen von 251 bis 951 Liter sogar deutlich über denen des Fiat und Kia. Drei Passagiere samt Taschen könnte Katja also prima mit auf Tour nehmen. Sind solche Ausflüge des Öfteren zu erwarten, empfehlen wir die Investition von 475 Euro in zwei zusätzliche Türen. Nur eilig sollte es niemand haben. Ähnlich seinen Konkurrenten nur mit einem 999 cm3 kleinen und 60 PS schwachen Dreizylinder ausgerüstet, spurtet er in zähen 15,4 Sekunden auf 100 km/h.
Dafür, und das dürfte jeden freuen, ist das 930-Kilo-Wägelchen sparsam und sicher. So niedrige Testverbräuche (minimal: 4,5 L/100 km) und makellose Bremswerte (um die 37 Meter) lieferte keiner ab. Vier Airbags und ESP schützen serienmäßig. Ein 150 Euro teurer aktiver Bremsassistent (bis 30 km/h) ist optional zu haben. Ob es nun tatsächlich die hier getestete und teure Elegance-Ausführung für 12.290 Euro inklusive Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern sein muss, bleibt Katja und ihren Ersparnissen überlassen. Eine Empfehlung verdient aber das Infotainment-System Move & Fun für günstige 300 Euro. Es beinhaltet nicht nur ein portables Navigon-Navi: Angedockt ans Armaturenbrett gibt es auch Schaltempfehlungen, zeigt Bordcomputer-Daten an und ermöglicht Bluetooth-Telefonie.
Renault Twingo – bunt und frech
Einen deutlich frecheren, teils unpraktischeren Auftritt als der vorbildliche Skoda pflegt hingegen der Renault Twingo Liberty (Testwagenpreis: 11.800 Euro). Das fängt schon bei den superumständlichen Türgriffen an, bestätigt sich durch einen schlecht ablesbaren zentralen Digitaltacho, das 0815-Radio, das schräg vor dem Schalthebel sitzt, und gipfelt in einem fehlenden Drehzahlmesser.
Im Gegenzug aber – tata – lockt der Franzose mit bunten Drehknöpfen für die serienmäßige Klimaanlage, gestreiften und im Fond einzeln verschiebbaren Rücksitzen sowie einem elektrischen Faltschiebedach und wirkt so deutlich fröhlicher und charmanter als seine Kollegen. Dass die Sitze allerdings viel zu hoch angebracht sind und das Faltdach schnell mit Windgeräuschen nerven kann, soll hier nicht verschwiegen werden. Und wenn wir schon bei der Kritik sind: ein stößiges Fahrwerk, eine rückmeldungsarme Lenkung sowie nicht serienmäßiges ESP (300 Euro) sorgen auch nicht eben für eine harmonischere Beziehung.
Wohl aber der mit 285 Liter größte Kofferraum, die gute Rundumsicht, die standfesten Bremsen und – man glaubt es kaum – der kräftige Benziner. Der 1,1 Liter große und 75 PS starke Vierzylinder klingt zwar etwas blechern, beschleunigt den Zweitürer aber in 13,5 Sekunden auf 100 km/h und liefert annehmbare Durchzugswerte. Trotz fehlender Start-Stopp-Automatik belässt es der Sauger zudem bei einem Testverbrauch von 6,9 L/100 km (minimal 5,1 L/100 km).
Fiat Panda ist trendig, aber durstig
Im Testmittel um 0,3 Liter durstiger erweist sich der 69 PS starke Vierzylinder des Panda (7,2 L/100 km). Dass er im Gegenzug leise arbeitet und die besten Elastizitätswerte abliefert, hilft ihm in diesem Vergleich kaum weiter. Wichtiger wäre ein gutes Platzangebot. Doch auch hier kann der 3,7 Meter lange Panda nicht punkten. Er folgt zwar rein optisch der Diktion, ein möglichst quadratisch-praktisch-gutes Auto zu sein – das Kofferraumvolumen (225 bis 870 Liter) und die Beinfreiheit im Fond sind aber nur durchschnittlich. Immerhin erleichtern die serienmäßigen und groß geschnittenen Fondtüren den Zustieg auf die platte Rückbank oder das Montieren von Kindersitzen. Etwas Trost dürfte zusätzlich das trendige Cockpit spenden, das mit großen, schwarz glänzenden Tasten und einer zweifarbigen Verkleidung ein nettes Ambiente schafft. Der hoch platzierte Schalthebel liegt wie im Vorgänger griffgünstig, größere Utensilien passen in die praktische, offene Ablage über dem Handschuhfach. Ein CD-Radio bringt der mit 11.490 Euro am günstigsten eingepreiste Testwagen (Basis: 9.990 Euro) ebenso mit wie ESP, Klimaanlage und vier Airbags. Seitenairbags, ein aktiver City-Brake-Assistent sowie ein TomTom-Navi inklusive USB-Anschluss und Bluetooth-Freisprecheinrichtung lassen sich dazu ordern.
Ebenfalls serienmäßig sind leider ein weich abgestimmtes Fahrwerk, das auf schlechten Straßen zum Poltern neigt, sowie eine synthetische Lenkung. Die Folgen sind eine deutliche Seitenneigung in schneller gefahrenen Kurven und Vibrationen bis hinein in die Handgelenke. Gepaart mit schlechten Bremswerten um die vierzig Meter fällt die knuffige Kiste im Ranking daher weit ab.
Kia Picanto mit wenig Schwächen, nur etwas lahm
Mit mäßig verzögernden Bremsen muss sich auch der Kia Picanto-Fahrer beschäftigen. Schade, denn ansonsten weist der 3,6 Meter lange und 13 .150 Euro (Basis: 9.390 Euro) teure Kia kaum Schwächen auf. Rund acht Zentimeter kürzer als der Panda, überzeugt der Viertürer dennoch mit einem guten Platzangebot. In den mit einem stabilen Unterbodenfach ausstaffierten Laderaum passen 200 bis 870 Liter. Das Cockpit ist klar und übersichtlich strukturiert, die tief positionierten Sitze sind die bequemsten in diesem Vergleich, und die Ausstattung ist dem hohen Preis des Testwagens angemessen. ESP und sieben Airbags (Knieairbag inklusive) sind ebenso Serie wie ein Start-Stopp-System, Klimaautomatik, Sitzheizung vorn und elektrische Fensterheber rundum. Vorbildlich einfach: der direkt vor dem Schalthebel positionierte USB-Anschluss.
Für gute Laune sorgt zudem ein straffes, aber kaum stößiges Fahrwerk, das zusammen mit der hinreichend direkten Lenkung für ein agiles Fahrverhalten sorgt. Ließ sich der Picanto vom Skoda auf der Strecke und in der Punktewertung bis hierher kaum abschütteln, verhindert schließlich ein kleiner, aber fröhlich drehender Dreizylinder einen engeren Punkteabstand. Warum? Das 69-PS-Motörchen des Kia ist zwar sparsam, im Durchzug aber nochmals lahmer als sämtliche Konkurrenten. Damit, liebe Katja, ist klar: Der Skoda Citigo ist das ideale Einsteigerauto.