Günstiger Teilintegrierter mit kompakten Maßen

Mit kompakten Abmessungen, einem schlanken Aufbau und kräftigen 165 PS ködert der Teilintegrierte von Weinsberg Käufer. Sein größtes Plus: die umfangreiche Ausstattung zum günstigen Preis.
Bei dem Preis könnte einem so heiß werden wie von einer Überdosis Chili. Vor allem deshalb, weil in den 53.999 Euro Grundpreis bereits Extras für gut und gerne 15.000 Euro enthalten sind. Dabei ist der Weinsberg Pepper gerade mal 2000 Euro teurer als der baugleiche, aber klassenüblich sparsam ausgestattete Cara-Compact.
Dezenter Unterschied: Von sehr wenigen frühen Exemplaren auf Fiat Ducato abgesehen dient dem Pepper ein Peugeot Boxer als Basis; kein Nachteil, denn er fährt sich trotz etwas zu hoher Sitzposition ebenso unkompliziert und mit dem alten Euro-6b-Diesel mit 163 PS sogar noch kultivierter als sein italienischer Bruder. Der neue 2,2-l-Diesel mit Euro-6d-Temp-Abgasnorm und 165 PS sollte seine Sache nicht schlechter machen. Beim Rangieren hilft der kurze Radstand, jedoch leidet darunter bei höherem Tempo der Geradeauslauf. Angenehm: Dank mittellanger Spiegelarme ist die reale Durchfahrtsbreite rund zehn Zentimeter kleiner als bei vielen anderen T-Modellen. Auch die Länge bleibt mit 6,75 Metern moderat und leicht beherrschbar, was besonders Reisemobilneulinge ansprechen dürfte.
Der Blick ins Innere des kompakten Teilintegrierten
Anders jedoch, als das Kompaktformat des 600 MEG vermuten lässt, leidet das Platzangebot darunter kaum. Die Betten im Heck sind zwei Meter lang und jeweils gut 80 Zentimeter breit. Genug Platz, um darauf nach einem Urlaubstag entspannt zur Ruhe zu kommen. Zwei große Stufen gestatten einen komfortablen Zustieg durch den Mittelgang. Die unterfederten Matratzen mit elastischem Bezug fühlen sich kommod und anschmiegsam an. Obwohl die Kopffreiheit insgesamt nicht überragend ist, profitiert das Raumgefühl davon, dass Hängeschränke und seitliche Fächer sehr kompakt gestaltet sind. Rundrum finden sich viele Ablagen, Steckdosen (USB und 230 V) in der Nähe. Die Lesespots lassen sich individuell ausrichten, so dass der Bettnachbar nicht gestört wird. Lichtschalter befinden sich am rechten Fleck. Passt so weit.
Gedrängter wirkt die Sitzgruppe, klassisch zugeschnitten aus einer eher schmalen Halbdinette (93 cm) und den drehbaren Vordersitzen. Hier sind die kompakten Außenabmessungen spürbar, doch zwei Personen kommen mit den Platzverhältnissen im Salon insgesamt gut zurecht. Der Tisch lässt sich einfach erweitern. Von den Vordersitzen aus liegt der 24-Zoll-Fernseher über der Rückbank, der inklusive Satelliten-Anlage mit 60-cm-Spiegel zur Serienausstattung gehört, gut im Blickfeld; leider reicht der Auszug nicht weit genug, um den Bildschirm komplett zu drehen, damit man ihn auch von den Betten aus einsehen kann. Besonders bei Tag kommt viel Licht durch Fenster und Dachhauben, bei Nacht ist die Beleuchtung passabel.
Der brauchbare Eindruck der Küche bestätigt sich auch bei genauerem Hinsehen. Die ausklappbare Abstellfläche ist vergleichsweise groß, das Kühlvolumen großzügig (142 Liter) bemessen und – bis auf die schummrige, weil ungünstig platzierte Beleuchtung – klasse nutzbar. Die breiten Schubladen im Unterschrank sind samt großem Besteckeinsatz gut zu beladen; besser wären freilich vier schmale Auszüge statt zwei breite; dann müsste man nicht komplett neben die Küche treten. Fracht im untersten Fach ist schlecht erreichbar und kann außerdem die hier installierten Heizungsrohre und Wasserschläuche beschädigen. Die große Spüle versüßt den Abwasch, so gut das eben geht, aber Ordnung muss ja nun mal sein. Beim Kochen freut man sich über die elektrischen Flammenzünder.
Eher eng geht es im Sanitärraum zu. Um das knappe Raumangebot besser nutzen zu können, lässt sich das Waschbecken verschieben. Bugsiert man den in zwei Schienen stabil geführten Schlitten Richtung Dusche, wird die Toilette zugänglich, doch viel Platz genießt man hier nicht. Kräftige Zeitgenossen sollten unbedingt probesitzen und prüfen, wie sie klarkommen. Pflegeleicht ist das WC mit Keramikschüssel. Der Schacht, durch den man die Kassette nach außen entnimmt, ist sauber abgedichtet.
Mit mehreren Plexiglastüren ist die Dusche abtrennbar, was passabel gelingt. Wie die gesamte Bewegungsfreiheit ist insbesondere auch der Fußraum durch den klobigen Radkasten eingeschränkt. Stauraum findet sich nur in Form eines kleinen Oberschranks. Spiegelfäche ist reichlich vorhanden, auch eine Handtuch- bzw. Kleiderstange. Besser entlüften würde eine größere Dachhaube. Haken gibt es keine.
Ganz anders im Wohnraum, wo gleich sechs Kleiderhaken das Aufhängen von Jacken und Co. erlauben. Allein vier finden sich praktischerweise direkt im Einstiegsbereich. Unter dem linken Bett ist der Kleiderschrank eingebaut, der groß, aber nicht optimal zu beladen ist. Gegenüber liegt ein ebenfalls großer, einfach unterteilter Wäscheschrank. Es gibt zwar nur vier Hängeschränke, doch insgesamt reicht der Stauraum (wie die Zuladung) für zwei. Seitlich der Längsbetten befinden sich nämlich noch mehrere Ablagen, die sich dank elastischer Fangnetze für leichte Kleidung gut eignen.
Einfacher Aufbau mit kleinen Mankos
Die Heckgarage hat zwei große Türen, die sich mit einer Hand öffnen lassen – klasse. Je eine Lampe gibt es pro Seite. Extrafächer nehmen Kleinteile wie Kabeltrommel und Nivellierkeile auf. Die Innenmaße taugen für den Transport von zwei Fahrrädern. Lediglich eine Zurrschiene reicht jedoch nicht, um sie sicher zu fixieren – unbedingt eine zweite nachrüsten lassen. Leben kann man mit der einfachen Siebdruck-Bodenplatte, auch wenn sie nicht isoliert ist.
Wie hier zeigt der Aufbau auch mit vorgehängten Fenstern, Holzboden und -verstärkungen sowie EPS-Dämmung die typischen Merkmale eines Einsteigermobils. Allerdings ist die Kabine sorgfältig verarbeitet und beweist mit robusten Aluminium-Schürzen und GfK-Dach Sinn für die Praxis.
Sehr praktisch sind darüber hinaus einige bordtechnische Details, wie der isolierte Abwassertank und das zentrale Versorgungsfach, in dem sich der 230-Volt-Anschluss, das Frostwächterventil für den Boiler und die Reinigungsöffnung des Frischwassertanks befinden. Auch die beiden Ablasshähne liegen hier bestens vor Frost und Schmutz geschützt. Nicht optimal ist der Spritz- und Überlaufschutz beim Wasserfassen; überlaufendes Wasser kann so in den Aufbau sickern und auch den CEE-Stecker der Stromeinspeisung erwischen. Auch sitzt die Einfüllöffnung (ohne zusätzlichen Stutzen) in der Seitenwand des Tanks, so dass sich dieser nie komplett füllen lässt. Wegen der schmalen Gaskastentür wäre ein Flaschenauszug für den leichteren Wechsel wünschenswert.
Die Gasheizung ist gemeinsam mit dem 18-A-Ladegerät samt Sicherungen und dem FI-Schutzschalter aufgeräumt und gut zugänglich in der Sitztruhe installiert. Und noch ein ungewöhnliches Serienextra findet sich hier: eine iNet-Box, mit der sich die Truma-Heizung auch per App steuern lässt.
Grundinformationen Weinsberg Pepper 600 MEG (2020)
Gurte/Schlafplätze: 4/2 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge/Breite/Höhe: 6,75/2,20/2,80 m Grundpreis ab: 53.999 Euro Testwagenpreis: 54.463 Euro
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