50 Jahre Chevrolet Camaro
Seine Geschichte beginnt 1966 – zwei Jahre nach der des Ford Mustang. Seither streitet sich der Chevrolet Camaro mit seinem Rivalen um die Vorherrschaft unter den Pony Cars. Dieses Jahr wird die hubraumstarke Legende 50 Jahre alt. Wir feiern mit, indem wir alle sechs Generationen aufleben lassen.
Ford legte vor und baute 1964 mit dem Mustang einen Sportwagen für die amerikanische Arbeiterklasse: kraftvoll, bezahlbar und täglich erlebbar. Chevrolet zog zwei Jahre später nach – angestachelt vom Erfolg des Ahnherrn der Pony Cars. Der Corvair mit Heckmotor war kein passender Gegner. Also erschuf man den Camaro nach Mustang-Rezeptur: „long hood, short deck“. Übersetzt: Lange Motorhaube mit kurzem Heck.
Am 29. September 1966 stellte sich der Chevrolet Camaro der ersten Generation in die Showrooms. Schon im ersten Verkaufsjahr setzte Chevrolet fast 221.000 Exemplare ab. Der Beginn einer Erfolgsstory, die aber auch seine Dellen im Blech hat. Die größten Schrammen hinterließ das vorläufige Ende 2002. Erst sieben Jahre später wiederbelebte Mutterkonzern General Motors das Muscle Car.
2016 wird der Camaro 50 Jahre alt. Inzwischen steht er bei der sechsten Generation. Das Leistungsspektrum in all den Jahren bewegte sich von minimal 89 PS bis maximal 649 PS. Wobei der schwächste Camaro nicht der ersten Generation angehörte. Dazu später mehr. Wir wollen den Camaro zu seinem Geburtstag hochleben lassen, indem wir die fünf alten Generationen und die neueste begutachten.
1. Generation Chevrolet Camaro: 1966 – 1969
Zu Beginn offerierte Chevrolet sein Pony Car mit zwei Sechszylinder-Reihenmotoren und in unterschiedlichen V8-Spezifikationen. Der kleinere Reihensechser leistete 142 PS. Den V8 gab es als Small Block mit Minimum 203 PS. Oder als Big Block mit bis zu 380 PS. In das Coupé oder Cabrio packte Chevrolet Einzelsitze statt einer Kuschelbank. Das unterstrich den Leistungscharakter. Der Kunde konnte sein Auto aus mehr als 80 Optionen individualisieren.
Hinter dem Optionscode Z/28 verbarg sich ein spezielles Performance-Paket, das schon damals den Camaro für Clubsport-Rennen fitmachen sollte. Die ausgestellten Kotflügel symbolisierten Kraft. Später ritzte Chevrolet in die hinteren Radhäuser ein paar Lufteinlässe. Die blieben aber ohne Funktion, sondern waren einzig eine Attrappe, um Performance vorzugaukeln. Die F-Plattform, oder einfach F-Body genannt, teilte sich der Camaro mit dem Pontiac Firebird.
2. Generation Chevrolet Camaro: 1970 – 1981
Das Design änderte sich an allen Ecken: Der Camaro legte bei der Spurbreite zu, der Schwerpunkt sank für ein besseres Kurvenhandling. Besonders hervor stachen der deutlich ausgeprägtere Grill und die vier runden Heckleuchten, die Chevrolet zunächst verbaute. Die zweite Generation war die am längsten vertriebene und die erfolgreichste in der Camaro-Geschichte. 1979 durchlebte das Pony Car mit 282.571 Verkäufen – davon 85.000 als Z/28 – seinen bisherigen Höhepunkt.
In den 1970ern gab es aber auch schwere Einschnitte. Hervorgerufen durch die Ölkrise und das Ölembargo. Die US-Politik verordnete einen Wechsel auf bleifreies Benzin (in Deutschland erst ab 1983). Die Hersteller waren gezwungen, Sprit zu sparen. Das Ergebnis: Leistung und Drehmoment nahmen ab. 1970 hatte der Camaro noch 380 PS und 562 Nm. Fünf Jahre später quetschte der stärkste Motor aus acht Zylindern nur noch läppische 157 PS heraus. Mehr als 200 PS gab es erst ab 1985 wieder mit der dritten Generation. Der Big Block-V8 überlebte die Phase nicht. 1972 setzte ihm Chevrolet ein Ende. Auch der Reihensechser verschwand. Sie tauschten ihn gegen einen V6.
3. Generation Chevrolet Camaro: 1982 – 1992
Nummer drei trug erstmals einen Vierzylinder unter der Motorhaube. Die Sparversion hatte einen Hubraum von 2,5 Liter und trieb das Muscle Car mit 89 bis 93 PS an – je nachdem, ob ein Vergaser das Benzingemisch zylindergerecht zerstäubte oder ein elektronisch-basiertes Einspritzsystem den Vierzylinder verkostete. So oder so: Leistungsmäßig war der Camaro an seinem Tiefpunkt angelangt. Auch die V6- und V8-Triebwerke wurden mit moderneren Einspritzsystemen aufgewertet. Dadurch kletterte die Leistung im Vergleich zum Vorgänger wieder nach oben. 1990 drückte der Camaro 248 PS aus acht Zylindern. Auf die Kurbelwelle prasselten 468 Nm ein. So potent war das Pony Car zuletzt 1973 gewesen.
Die Ingenieure modifizierten auch andere Technikbereiche. Der Fahrer manövrierte den Camaro mittels einer Zahnstangenlenkung. Außerdem war das Muscle Car laut General Motors das erste Volumenauto in den USA, das den Ground Effect bei der Aerodynamik miteinbezog. Auch optisch veränderte sich der Camaro stark: der Grill wanderte nach unten, die Heckleuchten griffen dreifarbig einen Trend auf.
4. Generation Chevrolet Camaro: 1993 – 2002
Nie sah der Camaro so rundgelutscht aus wie in der vierten Generation. Sechs- und Achtzylindermotoren schmückten den Motorraum. Der V6 mit 3,4 Liter Hubraum spuckte zunächst etwas mehr als 160 PS aus. Später legte Chevrolet mit einer 3,8-Liter-Version und mehr als 200 PS nach. Mit der neuen SS-Version 1996/97 kam der Camaro erstmals seit 1970 wieder auf mehr als 300 PS aus einem Small Block-V8.
Trotz allem sanken die Verkaufszahlen. Und im Konzern dachte man um. Man verlagerte den Produktionsschwerpunkt auf SUVs. Der Camaro starb. Erleichtert wurde die Entscheidung durch die inzwischen veraltete F-Plattform. 2002 war der Ford Mustang seinen ewigen Rivalen los. Vorerst. Drei Jahre später gab es den ersten Vorboten für ein Comeback: das Chevrolet Camaro Concept auf der Detroit Motor Show.
5. Generation Chevrolet Camaro: 2009 – 2015
Der Camaro lebte wieder. Und das Muscle Car besann sich auf seine einstigen Design-Tugenden und zitierte die erste Generation. Einzelradaufhängungen verbesserten das Fahrwerk. Hier war der Camaro dem Mustang voraus, der erst in der sechsten Generation ein paar Jahre später damit nachzog. Das Comeback zahlte sich aus: Chevrolet setzte mehr als 500.000 Einheiten ab und übertraf den Rivalen von Ford jahrelang. Inwieweit die Filmrolle im Action-Streifen „Transformers“ dazu beigetragen hat, ist schwer zu beurteilen.
Das Motorensortiment beschränkte sich wiederrum auf V6 und V8-Aggregate. In der Basis leistete der 6,2-Liter-V8 432 PS. Im ZL1 entfesselte der Achtzylinder mit Kompressor 588 PS. Der schnellste auf der Rennstrecke war aber ein anderer: Der Camaro Z/28 fegte 2013 in 7:37.40 Minuten über die Nürburgring-Nordschleife. Ausgestattet mit einem 7,0-Liter-V8, 512 PS, Trockensumpfschmierung, speziellen Dämpfern und einem Sperrdifferential. Im Vergleich zum ZL1 wog der Z/28 deutlich weniger.
6. Generation Chevrolet Camaro: seit 2015/2016
In 350 Windkanalstunden modellierte Chevrolet den Körper des neuen Camaro. Er ist kürzer, schmaler und schlanker als der Vorgänger. Und leichter: teilweise um fast 100 Kilogramm. Das DIN-Gewicht für den 6,2-Liter-V8 beträgt 1.659 Kilo. 453 PS und 617 Nm kämpfen gegen das Gewicht an. Erstmals seit der dritten Generation bietet Chevrolet sein Muscle Car auch wieder mit einem Vierzylinder an. Eckdaten: 2,0 Liter, 275 PS und 400 Nm. Beide Varianten sind in Deutschland mit einem Sechsgang-Handschalter oder einer Achtgangautomatik kombinierbar. In den USA gibt es noch einen 3,6-Liter-V6.
Auch in der Neuzeit bleibt der Camaro ein Auto für die Arbeiterklasse. In Deutschland ist das Coupé für unter 40.000 Euro zu kaufen. Der V8 kostet über 45.000 Euro. Der neue Camaro, der auf der Alpha-Plattform aufbaut, hat einen deutlich aufgehübschten Innenraum mit zeitgemäßem Infotainment. Auch das Fahrwerk spielt in einer anderen Liga als zuvor. Vor allem mit dem Magnetic Ride Dämpfersystem, das die Dämpfer je nach Straßenbeschaffenheit anpasst. Als ZL1 stecken im Camaro 649 PS.