Ruhe & Entspannung am Fluss

Die Drôme in Südfrankreich ist eher unbekannt. Die Region bietet allerdings hübsche Dörfer und Monumente sowie den Vercors-Naturpark. Entlang des Flusses liegen viele Campingplätze.
Den bei vielen Caravanern noch kaum bekannten Fluss Drôme und seine Region, das gleichnamige Département, erreicht man am schnellsten über die Autobahn 7 durch das Rhône-Tal – bezeichnet auch als "Autoroute du Soleil". Von der Abfahrt Valence Sud führt zunächst die D111 und danach die D93 in weniger als 30 Minuten in die Kleinstadt Crest, den Beginn des rund 50 Kilometer langen, bei Paddlern und Ruhesuchenden besonders beliebten Kernstücks.
Rechter Hand breitet sich der Wald von Saoû aus, umringt von beeindruckenden Kalkfelsen. Er birgt mit seinen Wiesen, Feucht- und Heideflächen eine außergewöhnliche Artenvielfalt. Schöne Wege erschließen das Gebiet unter anderem für Wanderer, Mountainbiker und Reiter. Links – das heißt nördlich der Drôme – erhebt sich das wilde Vercors-Gebirge mit seinen prägnanten steilen Felswänden, spektakulären Canyons, Wasserfällen und Höhlen.
Die charmanten Dörfer mit ihren trutzigen Steinhäusern aus dem Mittelalter wirken wie hingetupft in eine Gegend, die für sich den Anspruch erhebt: Hier beginnt Südfrankreich.
Die Drôme und ihre Nebenflüsse
Wo bitte fließt die Drôme? Diese Frage stellen häufig selbst Franzosen, wenn der Name des Flusses fällt. Das Gewässer erscheint dennoch nicht unbedeutend, denn das Département, das die Drôme von Ost nach West durchquert, trägt stolz ihren Namen.
Der Fluss genießt trotz seines reizvollen landschaftlichen Rahmens aus imposanten Felswänden nicht den hohen Bekanntheitsgrad der Ardèche, die sich auf der Rhône-Seite gegenüber erstreckt. Doch das ist gut so! Gedränge herrscht gewöhnlich nur an den Markttagen, wie etwa jeden Samstagmorgen auf dem Wochenmarkt im charmanten Städtchen Die. Besonders Naturfreunde schätzen den sonst eher stillen, sehr oft provenzalisch geprägten Landstrich.
Der Wasserlauf entspringt in den Bergen Südostfrankreichs auf einer Höhe von 1033 Metern und schlängelt sich dann rund 111 Kilometer ungebändigt gen Westen, bis er südlich von Valence in die Rhône mündet. Nach mediterraner Art führt die Drôme im Sommer wenig Wasser, doch im Frühling und Herbst verwandelt sie sich fast regelmäßig in einen reißenden Strom.
Paddeln für Anfänger und Fortgeschrittene
Schmucke alte Dörfer und Kleinstädte säumen das Ufer und die nahen Hänge. Vier Kilometer unterhalb des Zuflusses der Bez liegt eine gern genutzte Einstiegsstelle (km 72,4) für versierte Paddler. Es folgt der nach Ansicht der Könner spannendste Abschnitt bis zum Ort Pontaix.
Wenig Erfahrene beginnen ihre Tour in Sallians (km 40,4), wo normalerweise ruhigeres Fahrwasser herrscht. In Crest enden in der Regel die Paddeltouren. Dort, am Unterlauf, erstreckt sich bis zur Rhône das Réserve naturelle des Ramières, ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung. Es bildet einen Rückzugsort für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten. In Crest überspannt seit 2001 eine 93 Meter lange Holzbrücke die Drôme, die längste ihrer Art in Frankreich.
Weitere Fließgewässer, die sich etwa zu Fuß zu entdecken lohnen, sind die linken Nebenflüsse Roanne (siehe Tipp unten) und Grenette sowie die rechten wie die besagte Bez und die Gervanne.
Dörfer und Monumente
Ein lindgrünes Fahrrad, gebaut wohl in den 1950er Jahren, lehnt an einer Hauswand. Es wirkt fast so unverwüstlich wie die massive, mit Ornamenten verzierte Holztür daneben. Schmiedeeiserne Gitter sichern die Fenster, durch die Kinderlachen dringt.
Vermehrt ziehen junge Familien, die sich fürs Landleben entscheiden, in das Dorf Beaufort-sur-Gervanne, das malerisch einen Felsen ziert. Ums Eck schieben bunt ausstaffierte Urlauber ihre mattschwarzen E-Bikes durch die efeuumrankten Gässchen. Diese enden am gut erhaltenen Verteidigungswall mit zwei Türmen aus dem 14. Jahrhundert. Vom einst mächtigen Bergfried zeugen dagegen nur noch die Grundmauern.
An der Drôme begegnet man überall solchen Schätzen: Mirmande etwa, gekürt als eines der "schönsten Dörfer Frankreichs". Am Anfang des letzten Jahrhunderts drohte es zu zerfallen. Doch dann ließ sich 1926 der Maler André Lhote dort nieder, Kollegen folgten ihm. Die Künstler erweckten Mirmande zu neuem Leben. Über Treppen – vorbei an Galerien, Cafés und Läden – gelangt man zur hübschen romanischen Kirche Sainte-Foy, heute entweiht und genutzt für Ausstellungen und Konzerte.
Provenzalische Lebensart verströmen auch die Steinhäuser im Nachbarort Cliousclat. Sein Boden besteht aus hochwertiger Tonerde, die geschickte Hände in einer denkmalgeschützten Töpferwerkstatt unter anderem zu Olivengefäßen, Tellern und Krügen formen.
Im Renaissance-Schloss Grignan dreht sich neben der feudalen Einrichtung fast alles um die Marquise de Sévigné, Frankreichs berühmteste Briefeschreiberin. Ab 1671 schrieb die Dame aus Paris 764 hochliterarische Briefe an ihre Tochter Françoise, nachdem diese den Comte de Grignan geheiratet hatte und mit ihm in den Süden gezogen war. Vom großen Balkon schweift der Blick über die riesigen Lavendelfelder, sanften Hügel, kargen Karsthöhen und -gipfel der südlichen Drôme.
Der Vercors-Naturpark
Nördlich der Drôme erheben sich die bis zu 2340 Meter hohen Berge des Parc naturel régional du Vercors mit ihren markanten Felsplateaus, tiefen engen Schluchten, in die fast nie ein Sonnenstrahl bis zur Sohle vordringt, sowie kurvenreichen Pässen und sattgrünen Tälern.
Zu den landschaftlichen Höhepunkten zählt beispielsweise die Cascade de la Druise, ein 72 Meter hoher Wasserfall am südlichsten Zipfel des Gebirges. Es gibt zwar eine Straße über Beaufort-sur-Gervanne bis in seine Nähe, doch dann wird der Weg recht anspruchsvoll. Zum Wasserfall gelangt man über einen Pfad, der rund 20 Minuten nach unten führt.
Da es am Grund auch im Hochsommer angenehm kühl ist, pilgern im Juli und August viele Familien dorthin, um der üblichen Hitze zu entfliehen. Wer Ruhe schätzt, sollte daher lieber im Mai, Juni oder September hierher wandern. Stärkung verspricht im Anschluss ein Besuch in einem historischen Mühlenrestaurant.
Zu den beliebtesten Wanderungen in der Region gehört ferner die Durchquerung der Schlucht von Les Gueulards. Dieser Canyon ist so schmal, dass man beide Felswände gleichzeitig mit den Händen berühren kann. Am Eingang sind Stahlleitern zum Klettern angebracht. Ein Bauernhof davor offeriert frisch gebackenes Brot und hausgemachten Käse. Der Weg zurück führt über einen Forstweg.
Überwältigende Ausblicke beschert indes die sechs Kilometer lange Rundstrecke, die im Südosten des Naturparks vom Weiler Archiane zum "Cirque d’Archiane" führt. In den Felsennischen dieses mächtigen Kalksteinmassivs nisten seit Jahren wieder Gänsegeier, die man mit etwas Glück am Himmel erspähen kann.
Die besonderen Tipps
Entzückende Badeplätze begleiten das Tal der Roanne, darunter das natürliche Schwimmbecken unter dem Felsen von Saint-Benoît. Weitere Glanzpunkte am Weg: die gewaltigen Flusssteine am Unterlauf – zugänglich von den Parkbuchten an der D135. Die Straße führt danach nach Saint-Nazaire-le-Désert, der größten Talgemeinde mit gerade einmal 200 Einwohnern – und schließlich nach Nyons, der mittelalterlichen Olivenstadt.
Ferdinand Cheval (1838–1924) war Landbriefträger. Er lebte im Ort Hauterives, und seine Arbeit füllte ihn nicht aus. Daher begann er 1878, ein "Schloss" zu errichten. Dafür sammelte Cheval auf seinen Touren Sand und abertausende Kieselsteine und ließ sich Muscheln vom Meer schicken. Nach 33 Jahren Bauzeit war sein "Palais Idéal" vollendet – eine Mischung aus begehbarer Sandburg, Moschee und Hindu-Tempel.
Wandern macht hungrig und durstig sowieso. Daher die Empfehlung: Auf dem Rückweg vom Druise-Wasserfall lockt der herrlich schattige Gastgarten des Restaurants "Moulin de la Pipe" bei Omblèze. Zu den besonderen Spezialitäten des Hauses zählen zum Beispiel gebratene oder geräucherte Forelle, Lammkeule in Heu gegart oder "Gratin dauphinois" – eine Art Kartoffelauflauf, nur mit Sahne zubereitet.
Camping Tipps
Bourdeaux
Sehr gut ausgestattete Terrassenanlage mit Blick auf eine Burgruine. Pool (18 x 9m), Hallenbad und Aqua-Park. Mehrzwecksportfeld, Kinderanimation, Laden und Restaurant. Zum Zentrum 1 km. 17 ha, 74 Touristenplätze, 173 Mietunterkünfte. Geöffnet von Anfang April bis Anfang September. Vergleichspreis* 36,00 Euro. Route de Dieulefit, GPS 44°34’42”N, 05°07’41”E.
Châteauneuf-sur-Isère
Sehr komfortabel ausgestatteter Platz außerorts auf ebenem Wiesengelände mit Bäumen. Mitunter Lärmbeeinträchtigung durch Autobahn und Bahnlinie. Badelandschaft mit überdachbarem Freibad und Wasserrutsche. Mini-Club, Laden und Restaurant. Zum Zentrum 4 km. 4,5 ha, 82 Stellplätze, 56 Mietunterkünfte. Geöffnet von Ende April bis Mitte September. Vergleichspreis* 43,90 Euro. 480, chemin des communaux, GPS 44°59’51”N, 04°53’37”E.
Die
Sehr gut ausgestatteter Campingplatz am Drôme-Ufer unter Bäumen. Freibad überdachbar. Geführte Kanutouren. Restaurant und Bar am Platz. Zum Zentrum 1,5 km. 11 ha, 93 Stellplätze, 93 Mietunterkünfte. Geöffnet von Mitte April bis Mitte Oktober. Vergleichspreis* 41,00 Euro. Quartier du Pont Neuf, GPS 44°45’26”N, 05°21’13”E.
Hauterives
Gut ausgestatteter Platz in einem Schlosspark in Zentrumsnähe in Gehweite zum Palais Idéal. Die Stellplätze sind zum Teil kreisförmig angelegt. Großes Freibad (Juni–August geöffnet), Mehrzwecksportfeld, Imbiss und Restaurant. 4 ha, 90 Touristenplätze, 39 Dauercamper. Geöffnet von Anfang April bis Ende September. Vergleichspreis* 36,00 Euro.5, route de Romans, GPS 45°15’10”N, 05°01’36”E.
Mirabel-et-Blacons
Sehr gut ausgestattete und engagiert geführte Anlage an der Mündung der Gervanne in die Drôme. Durch eine Straße mit Fußgängerunterführung zweigeteiltes Gelände mit vielen Laubbäumen. Eigener Flussstrand, Freibad, Laden und Restaurant. Abendveranstaltungen und organisierte Ausflüge. 4,5 ha, 142 Stellplätze, 32 Mietunterkünfte. Geöffnet von Anfang April bis Ende September. Vergleichspreis* 37,10 Euro. 1175, avenue des 3 Becs, GPS 44°42’39”N, 05°05’23”E.
Saillans
Gut ausgestatteter Campingplatz in schöner Lage am Drôme-Ufer. Parzellen teils unter Pappeln und durch Hecken begrenzt. Zur Badestelle 200 m, zum Zentrum 1 km. 1 ha, 32 Stellplätze, 15 Mietunterkünfte. Geöffnet von Anfang April bis Ende September. Vergleichspreis* 37,00 Euro. 1105, avenue Georges Coupois, GPS 44°41’43”N, 05°10’52”E.