Drei-Personen-Van mit einzigartigem Raumgefühl

Der Ducato ist mit seinem breiten Innenraum und den sich nach oben kaum verjüngenden Wänden für so einen offenen Grundriss immer noch die beste Wahl.
Der Caralife 630 LQ von Weinsberg besitzt eine Trennwand zwischen Wohnraum und Fahrerhaus. Ein Drei-Personen-Van also, mit einzigartigem Raumgefühl und variablem Doppelbett.
Nachts, am Bodensee, merke ich, dass ich nicht die ganze Sitzbank mit Krempel hätte zumüllen sollen. Der Tisch ist ausgefahren, und links und rechts liegen Taschen herum. Ich komme gar nicht aus dem Bett. In der zweiten Nacht habe ich dazugelernt und räume die Sachen in die Schränke, es gibt genug Stauraum im Caralife 630 LQ.
Caralife 630 LQ
- Grundpreis ab: 62.240 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 6,36/2,05/2,69 m
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Gurte/Schlafplätze: 3/3
Komfort im Caralife 630 LQ
Ich bin gleich Fan des Grundrisses, aber nach zwei Tagen zu zweit im Bus dann doch etwas unschlüssig. Ist es gut, dass da eine Wand das Fahrerhaus abtrennt? Fehlt die Integration der Fahrersitze nicht doch im Wohnbereich? Irgendwo muss der Platz ja herkommen, der vorne wegfällt. Ein Vorteil des Prinzips der abgeschlossenen Fahrerkanzel, den man nennen kann: Es ist das leiseste Wohnmobil der Welt – wenn man von den Pkw-ähnlichen Kompaktcampern mal absieht. Es ist im Cockpit vorn völlig egal, ob hinten Möbel klappern, der Küchenblock knarzt oder Verkleidungen scheppern. Man sitzt vorn und hat seine Ruhe. Es ist auch sicher da vorn. Bei starken Bremsungen fliegt einem nichts ins Genick. Die drei Sitze sind okay. Es geht bequemer, man fühlt sich etwas beengt, weniger von der Seite, mehr von hinten. Wer gerne weit weg vom Lenkrad sitzt und die Lehne stark neigt, sollte unbedingt Probe sitzen vor dem Kauf.
Als wir auf dem Campingplatz am Bodensee ankommen, nach ruhiger Fahrt, regnet es stark, wie oft in diesem Sommer. Die Regenjacke ist hinten. Der Boden auf der Parzelle matschig – Sie ahnen, was kommt ... Meine Frau und ich werden nass und der Boden im Caralife dreckig. Aber dann wird es gemütlich. Kein Blick auf das Cockpit des Fiat Ducato. Wir sitzen wie in einem kleinen Apartment, uns gegenüber, und essen Grissini mit Antipasti aus dem großen Kühlschrank.
L-Küche mit viel Stauraum
Der Blick auf die L-Küche macht Lust. Links und rechts viel Arbeitsfläche. Hier kann man kochen. Das Spülbecken ist riesig, es ist gleichzeitig auch das Waschbecken. Der Schrank darüber trägt einen Kulturbeutel in sich. Herausnehmbar, etwas labil eingehängt, er fällt manchmal heraus, wenn man die Schranktür öffnet. Die kann man nur bis gut 90 Grad öffnen, möglichst vorsichtig, denn das Scharnier hat schon am zweiten Tag den Geist aufgegeben. Trotzdem, Zähneputzen geht hier hervorragend. Der Kühlschrank bekommt die Rest-Antipasti zurück, und ich möchte ihn auf leise stellen. Dazu muss man allerdings auf die Knie, denn das Bedienpanel ist raffiniert versteckt unter der Spüle.
Hier gibt es richtig viel Stauraum für Küchensachen. Das gefällt. Auch das Möbelmodul rechts ist nett gemacht. Man kann seine Einrichtung wie eine Schublade herausziehen oder die Seitenwand bei geöffneter Schiebetür nach außen klappen. Die wird dann zu einem Tischchen, auf das man seinen gepflegten Aperol Spritz (Serviervorschlag) anrichten kann – oder einen Tee.
Oder als praktische Werkzeugablage nutzen, wenn man neben dem Bus am Fahrrad schraubt – wobei das Scharnier für Schweres nur bedingt ausgelegt ist. So durchdacht der Caralife tatsächlich ist, mit seinen Ideen und Detaillösungen, in Sachen Qualität stolpert er an ein paar Stellen. Manche Scharniere sind unterdimensioniert, Schrauben lösen sich oder fehlen, die ein oder andere Schrankklappe hängt schief, die Innenverkleidung der Karosserie steht im Bettbereich teils merklich ab. Man spürt es, wenn man nachts mit den Füßen dagegenstößt.
Querbett mit geringer Kopffreiheit
Trotzdem, das Bett ist insgesamt gut gemacht. Es wirkt einladend: groß, gemütlich, bequem. Man kann quer schlafen oder gegen Aufpreis längs, indem man den Lattenrost nach vorne etwas über die Sitzgruppe auszieht. Das funktioniert gut, und so wird das Bett richtig lang. Als Querbett hat man die üblichen Nachteile: Der hinten liegende Partner muss womöglich über den anderen drüberklettern ... Und das geht gar nicht so einfach, weil die Kopffreiheit etwas knapp ist. Es wirkt ein bisschen "höhlig", denn die Fenster bringen nicht so viel Licht ins Schlafgemach. Allerdings ist beim Testwagen der Lichteinfall durch die Dachhaube auch wegen der optionalen Klimaanlage blockiert.
Das elektrische Licht im Caralife ist liebevoll gestaltet. In den Lattenverkleidungen in Bootsoptik laufen lange LED-Bänder, die je Wohnbereich unabhängig eingeschaltet werden können. Sind alle Bereiche an, leuchten die Lichtbänder durchgängig. Über jeden Lichtschalter lässt sich jeder Bereich an- und ausschalten.
Die Leselampen am Bett sind über einen magnetischen Kugelkopf befestigt und so frei einstellbar und, was super praktisch ist, abnehmbar. So werden sie zur Taschenlampe auf dem Weg zur Campingplatztoilette.
Sanitäre Ausstattung des Campers
Denn in Sachen Toilette hat man im Caralife 630 LQ nur die Wahl zwischen Porta Potti oder Trenntoilette. So oder so ist der Thron unter der rechten Sitzbank untergebracht und lässt sich vor die Küche ziehen zum Erledigen, was erledigt werden muss. Ich persönlich kann damit leben. Wer damit nicht klarkommt, sollte besser ein Modell mit echtem Sanitärraum wählen oder grundsätzlich Campingplätze anfahren.
Womit wir bei der Dusche angelangt sind, die mitten in der Sitzgruppe entsteht. Man sieht sie kaum, da sie im Bodenpodest versteckt ist. Dafür klappt man die Bodenplatten zur Seite – da ihnen allerdings eine Fixierung fehlt, klappen sie bei leichter Schäglage einfach wieder zurück. Die Duschwanne ist groß und fühlt sich erfreulich massiv an. Die Armatur sitzt allerdings unten in der Bodenwanne. Um die Wassertemperatur einzustellen, muss man in die Hocke gehen. Oben hängt man den Duschvorhang an der Decke ein. Das geht einfach und schnell, und es lässt sich prima darin duschen.
Es gibt einige Versuche von Herstellern, solche Bedarfsduschen vernünftig in Campingbussen zu integrieren, meist mit weniger Erfolg als im Caralife. Auch nach dem Duschen muss man nicht frieren, die Ausströmer unter der Küche und Sitzbank schaffen ein wohliges Raumklima. Es wird schnell warm, wenn man die Dieselheizung darum bittet. Einziges Problem: Was machen mit dem nassen Duschvorhang? Eine gewisse Zeit kann der schon in der Duschwanne unter der Abdeckung bleiben, aber dann sollte er zum Trocknen raus in die Sonne.
Großzügiger Stauraum an Bord
Linksseitig sind fünf Hängeschränke angebracht, schön in einer Linie gezogen – das sieht gut aus und ist praktisch. Auf der ganzen Länge hat man da geschlossene Staufächer. Auf der rechten Seite gibt es Taschen, die man mit rausnehmen kann. Die sind optional, aber schon sehr praktisch, weil sie innen unterteilt sind wie Regale und allerlei Kleinkram aufnehmen wie Handy, Bücher, Schlüssel und mehr. Der größte Stauraum findet sich wie üblich unter dem Bett, und der ist ein Traum für Sportler mit viel Equipment. Weil am Testwagen kein Fahrradträger montiert war, haben wir unsere Räder provisorisch hineingelegt, ohne die Laufräder demontieren zu müssen. Ein Tisch und zwei Stühle haben auch noch reingepasst. Rechts oben unterm Bett gibt es zusätzliche Fächer, in denen man Zubehör wie CEE-Stecker, Verlängerungskabel und Außendusche unterbringt.
Die zweite Nacht war prima. Wir sitzen in der Sonne und trinken Kaffee. Gekocht wird mit der kleinen Gasflasche, die links in der Karosserie verstaut ist. Die Markise spendet Schatten. Dann hole ich die Räder aus meinem neuen Lieblings-Heckstauraum, und wir radeln nach Stein am Rhein. Was für ein Life, im Caralife.
Das fiel uns auf
(+) Die L-Küche ist prima, mit toller Ausstattung. Dass sie auch noch einen Mülleimer hat, ist einfach gut.
(+) (-) Die Taschen an der linken Seite lassen sich rausnehmen. Die Stehhöhe auf dem Podest ist ziemlich knapp.(+) (-) Kleiderschrank vorhanden – gut. Aber die meisten Kleidungsstücke werden unten aufsetzen.
(-) Bauartbedingt, aber man muss es eben wissen: Der Temperaturmischer der Dusche sitzt in der Bodenwanne.(-) An manchen Stellen zeigen sich Qualitätsprobleme und Verarbeitungsmängel. Das sollte besser werden.(-) Der Badschrank lässt sich nicht weit genug öffnen. Da sollte ein anderes Scharnier dran, das auch mehr aushält.
Daten und Messwerte
Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie mit Serienhochdach, außen Stahl, innen Holzpaneele, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden PE/PE/XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 14/16/12 mm, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 2 Dachhauben (wegen Dachklimaanlage im Testwagen, serienmäßig 3 Dachhauben).
Bordtechnik:
Diesel-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4D, 4 Ausströmer (1 x Sitzgruppe, 2 x Küche, 1 x Heckstauraum). Wasseranlage: Tauchpumpe, Frischwasserschläuche, Abwasserrohre.
Basisfahrzeug
Fiat Ducato, Kastenwagen, Maxichassis, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.184 cm3, Leistung 103 kW/ 140 PS bei 3.500/min, Drehmoment 350 Nm bei 1.500/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.
Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 7,1/14,4/21,5 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 5,9/12,5//7,5/18,2 s, Testverbrauch 10,1 L/100 km.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 62.240 Euro
(Fiat Ducato 35 L, Motor 103 kW/140 PS) ohne TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 80.824 Euro
✘ TÜV und Zulassungspapiere ✔ 229 Euro
✘ Rahmenfenster Seitz S7P✔ 1.014 Euro
✘ Betterweiterung zur Liegewiese✔ 348 Euro
✘ Mobile Trenntoilette 559 Euro
✘ Klimaanlage Dometic 2.798 Euro
✘ LiFePO4-Bordbatterie 1.299 Euro
✘ Weinsberg Smart Paket II (elektr. Trittstufe, Insektenschutztür, Radiovorbereitung, iNet-Heizungspanel, Wasserfiltersystem Bluwater, Sitzbezug schwarz ✔ 1.661 Euro
✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert