Luxuriöser Mittelklasse-Integrierter

Gerade erst überarbeitet und aufgefrischt, bildet der C-Tourer I einen noch attraktiveren Einstieg ins Carthago-Integriertenprogramm. promobil hat dem Querbettmodell I 142 auf den Zahn gefühlt.
- Wohnen
- Beladen
- Technik
- Fahren
- Preis und Informationen
- Wertung
- Fazit
Früher gönnten sich gekrönte Häupter – neben ihrem Residenzschloss – gerne noch das ein oder andere Jagd- oder Lustschlösschen, wo sie sich amüsieren und vom harten Regierungsalltag erholen konnten. So ließ sich auch Herzog Carl Eugen von Württemberg im 18. Jahrhundert unweit von Stuttgart das Rokoko-Schlösschen Solitude erbauen, das auf dem Foto im Hintergrund zu sehen ist. Glücklicherweise ist der lustvolle Müßiggang – sprich Urlaub – inzwischen nicht mehr den Blaublütigen vorbehalten.
Beinahe jeder kann sich heute eine Urlaubsreise leisten, und nicht wenige verbringen diese Zeit am liebsten mit dem Wohnmobil. So ein solide gebautes, komfortables und nett anzuschauendes rollendes Lustschlösschen könnte für viele Reisemobilfans ein Carthago C-Tourer I sein. Zum Modelljahr 2017 wurde die Baureihe gründlich überarbeitet. Neben einem neuen Möbeldesign wurde vor allem die Doppelbodenkonstruktion aufgewertet. Abgesenkte Wannen vergrößern das Stauvolumen, und neben Bodenluken gibt es nun auch Zugänge über Außenklappen. Außerdem wurden viele Details verbessert. Ob der neue C-Tourer damit gar zu einer Art Traumschlösschen wird, haben wir uns anhand des Querbettmodells I 142 mal genauer angeschaut.
Wohnen
Das neue, eine Spur dunklere Möbeldekor bildet in Kombination mit den hellbeigen Polsterstoffen "Venezia" einen attraktiven Kontrast. Es fällt nicht schwer, sich in der Sitzgruppe wohlzufühlen, die mit Eckbank und breitem Seitensitz gegenüber gemütlich Platz für fünf oder auch mal sechs Personen bietet. Der stabile Tisch hat eine gute Plattengröße, die zwar nicht erweiterbar ist, aber dank Längs- und Querverschiebung in die passende Position gebracht werden kann. Der Clou dabei: Über ein Fußpedal lässt sie sich ganz einfach dearretieren.
Optimiert wurde auch der TV-Auszug, der sich in der Lehne der Seitenbank verbirgt. Daran kann jetzt ein bis zu 24 Zoll großer Fernseher installiert werden. Die bislang offenen Ablagen unten am Hubbett erhielten zudem Klappen. Dinge, die man schnell greifbar haben möchte, wie etwa Reiseführer und Handy-Ladekabel, lassen sich darin nun für die Fahrt gesichert ablegen. Insgesamt erscheint die Sitzgruppe nun noch komfortabler und praxisnäher.
Optisch gut integriert hängt das Hubbett am Cockpithimmel. Der neue Entriegelungshebel macht das Absenken ein wenig leichter. Da es weit herabsinkt, ist der Aufstieg über den Seitensitz bequem möglich. Auf ein Herausfallschutznetz zu verzichten ist dennoch zu voreilig, besonders wenn hier der Nachwuchs schlafen soll. Für den ist auch die etwas dünne Matratze besser geeignet als für Erwachsene, obwohl die Liegemaße mit 1,95 mal 1,55 Meter für ein Hubbett relativ großzügig sind. Ein großes Ablagebord, zwei Lesespots und eine Dachhaube komplettieren die ansonsten gute Ausstattung.
Der Aufstieg ins hintere Querbett über eine zweistufige Treppe gelingt fast so einfach wie vorn – verglichen mit Einzelbetten aber dennoch deutlich unbequemer. Auf der dicken, stolze 2,05 Meter langen Matratze kann man sich gemütlich ausstrecken – zumindest einer, denn mit 1,30 bis 1,40 Meter ist die Breite für zwei nicht so üppig. Zehn Zentimeter mehr Bettbreite und damit eine Gesamtlänge von 6,95 Meter wäre vielleicht der bessere Kompromiss.
Markenkennern ist das kompakte Bad im I 142 nicht unbekannt. Die Toilette links, das spitz zulaufende Waschbecken in der Mitte und die flugs aufgebaute Duschkabine mit guter Bewegungsfreiheit nutzen den vorhandenen Raum effizient. Die optisch an Mineralwerkstoff erinnernde Waschtisch-Oberfläche und nette Details wie Zahnputzbecher und Handtuchstange verbessern den Eindruck.
Erst auf den zweiten Blick zeigt sich der besondere Kniff des Bads: Nach dem Vorziehen einer Schiebetür, dem Öffnen einer Klappwand und dem Aufschwenken der soliden Sanitärraumtür entsteht vor dem Bad ein kleiner Umkleideraum mit Kleiderschrankzugang.
Rundum solide präsentiert sich die Winkelküche mit etwas echter Arbeitsfläche und gut nutzbaren, geteilten Abdeckungen von Kocher und Spüle – letztere mit Schneidebrett. Zwei Hängeschränke, sieben sanft schließende Schubladen und der 160-Liter-Kühlschrank bieten Platz für reichlich Kochutensilien und Vorräte.
Beladen
Beim Thema Beladen hat sich der C-Tourer I zum neuen Modelljahr am stärksten weiterentwickelt. Bei den meisten Modellen der Baureihe ist der umgestaltete Doppelboden unter der Sitzgruppe wie beim I 142 sogar zu einem vielfältig nutzbaren Durchladefach aufgewertet worden – mit je zwei Außen- und Innenzugängen. Unter der großen Bilgenklappe im Einstiegsbereich findet sich ein besonders tiefes Fach, das dank abgesenkter Bodenwanne sogar eine Getränkekiste aufnehmen kann. Ähnliches gilt für die Fächer hinter den Außenklappen rechts und links, die sich nach oben bis in die Sitztruhen hinauf erweitern.
Neben den neun Hängeschränken und der praktischen kleinen Schuhschublade wird die Reisevorfreude beim Beladen vor allem durch den bequem erreichbaren Kleiderschrank mit Regalfach zwischen Küche und Bett genährt. Wem das noch nicht reicht, der kann zudem von einer pfiffigen Idee Gebrauch machen: Eine Schiebetür unter dem Heckbett ermöglicht nicht nur den Innenzugang zur Garage, sondern auch den Zugriff auf einen per Stoffvorhang abgetrennten Bereich, der mittels Kleiderstange als Aushilfskleiderschrank dienen kann. Die Garage selbst ist groß genug für vier Fahrräder. Verzurrschienen sind vorhanden und eine große Tür rechts – die linke ist auch serienmäßig, aber deutlich kleiner. Fächer für Zubehör wie Keile und Kabel muss man sich allerdings selbst nachrüsten.
"Lightweight" steht an Bug und Heck des C-Tourer I. Mit gewogenen 3200 Kilogramm reisefertigem Leergewicht kämpft der Testwagen aber genauso mit der 3,5-Tonnen-Grenze wie viele andere Integrierte dieser Größe. Bezogen auf den hochwertigen Aufbau mit Doppelboden gehört er zwar zu den leichteren Vertretern seiner Klasse. Für die Vier-Personen-Nutzung ist die 3,85-t-Auflastung aber praktisch obligatorisch. Noch besser, man nimmt gleich das Maxi-Chassis, das auch eine höhere Vorderachslast zulässt.
Beladungstipps
Mit dem serienmäßigen 3,5-t-Chassis kommt der I 142 praktisch nur als Zwei-Personen-Mobil zurecht – am besten unter Verzicht auf das Hubbett, was 40 Kilo spart. Die Auflastung auf 3,85 t macht ihn für vier Reisende tauglich, dabei muss die weiterhin eher knappe Reserve an der Vorderachse beachtet werden. Aller Zuladungssorgen entledigt man sich mit dem 4,25-t-Maxi-Chassis.
Technik
Das gewichtsreduzierte Alko-Chassis spart an der Blechdicke und hat dafür etwas höhere Rahmenholme, um den Stabilitätsverlust auszugleichen. Darum kann der Doppelboden kaum höher ausfallen als beim original Fiat-Flachrahmen – wenn andererseits keine Stufe zum Fahrerhaus entstehen soll. Für mehr Stauraum und die Unterbringung der Wassertanks erweitern deshalb isolierte abgesenkte Wannen den Kellerraum. Sie nutzen den Platz zwischen den Chassis-Längsträgern effektiv aus.
Der holzfreie Aufbau ist in typischer Carthago-Manier ausgeführt, also mit elegant umgebogenen, seitlichen Dachkanten, Alu-Styrofoam-Alu-Sandwichplatten und Teppichbelag auf der Innenseite. Dach und Boden hüllen sich in robustes GfK. Die Seitenschürzen sind aus Alu. Die Außentüren und -klappen schützen Doppeldichtungen vor Wassereinbruch. Alle Dachluken sind als Mini-Hekis ausgeführt, die bei Bedarf relativ viel Licht und Luft hereinlassen.
Für den Winter ist der C-Tourer gut gerüstet. Außer dem Kabinenboden hat nun auch der Laufboden einen Schaumkern, der zusätzlich für warme Füße sorgt gegenüber dem gleichwohl temperierbaren Keller. Die Truma Combi 6 ist unter dem Kühlschrank installiert und damit immerhin in Sitzgruppennähe. Noch mehr Winterkomfort gibt es mit dem umfangreichen Alde-Warmwasser-Heizungspaket.
Die Wasseranlage ist sauber installiert. Drei von vier Ablassventilen finden sich zentral im Bodenfach am Einstieg. Die Tankgrößen sind durchschnittlich, zu sparsam zeigt sich dabei der Funktionsumfang des Kontrollbords, das auf eine Füllstandsanzeige des Abwassertanks verzichtet. Auch die Serienbatterie ist mit einer Kapazität von 80 Amperestunden für die Preisklasse ziemlich knapp gewählt. Ladegerät, Hauptsicherung und FI-Stromschutzschalter finden sich sauber installiert in der Heckgarage. Die Beleuchtungsausstattung ist stimmungsvoll arrangiert, bringt es aber fast nirgends auf die optimale Helligkeit. Die Flaschen im Gaskasten und die Absperrventile am Küchenblock sind jeweils gut erreichbar.
Lichtcheck
Stimmungsvolle Sitzgruppenbeleuchtung, zum Lesen muss man aber direkt unter die LED-Spots. Die Küche ist relativ gleichmäßig beleuchtet. Die geforderten 300 Lux werden aber nirgendwo erreicht. Deutlich zu finster bleibt es im Bad, und auch das Gesicht im Spiegel wird nur schwach von oben erhellt. Das Heckbett ist eine schummrige Ecke, unter den Spotlampen kann man einigermaßen entspannt lesen.
Fahren
Die gute Übersichtlichkeit macht das Einleben für den Piloten im Carthago-Cockpit relativ leicht – auch wenn der Raumeindruck beim Umstieg aus anderen Integrierten eher ungewohnt ist. Grund ist die besonders tief ansetzende Frontscheibe, die eine vorbildliche Sicht vor den Fahrzeugbug gewährt – andererseits aber auch den Motorraumzugang verengt. Die hängenden Außenspiegel mit großen Weitwinkelfeldern zeigen alles, was sich seitlich und hinter dem Fahrzeug abspielt. Allerdings verdecken ihre wuchtigen Gehäuse auch ein Stück weit die direkte Sicht in Kurven oder beim Einfahren in Kreisverkehre. Insgesamt bleibt es dennoch ein guter Kompromiss.
Freude beim Fahren machen zudem die gute Motorgeräuschdämmung und das für Ducato-Verhältnis relativ angenehme Federungsverhalten mit den optionalen 16-Zoll-Rädern. Dazu kommt eine satte Straßenlage, die in Kombination mit dem aufpreispflichtigen 150-PS-Motor eine fast schon sportliche Fahrweise möglich macht.
Auch wenn man sich von der neuen Euro-6-Version des Multijet 150 fast noch ein bisschen mehr erwarten würde, da er 30 Nm zusätzlich stemmen soll. Ein Grund dafür könnte die noch geringe Laufleistung des Testwagens sein, erfahrungsgemäß brauchen die Ducato-Motoren mindestens 1500 Kilometer auf der Uhr, um ihre volle Leistung zu zeigen.
Das fiel uns auf
(+) Fußpedal: Einfacher kann die Entriegelung zum Verschieben der Tischplatte nicht funktionieren.(+) Ablagefach: Unten am Hubbett fnden sich zwei praktische Fächer für das, was man häufg braucht.(+) Wasservorrat: Die Tanks sind platzsparend, frostsicher und ideal für die Straßenlage untergebracht.(+)(-) Motorzugang: Die Motoröffnung ist sehr flach, für Wischwasser gibt es einen extra Einfüllstutzen.(+)(-) Ladestation: Am Armaturenbrett gibt es eine USB-Ladebuchse, am Heckbett leider nicht.(-) Spiegelbild: Am Waschtisch gibt es einen großen Spiegel, der aber oben den Kopf abschneidet.
Preise
Als der C-Tourer 2011 eingeführt wurde, kostete der I 142 rund 68.000 Euro – heute sind es über 80 000. Das ist eine beachtliche Preissteigerung, zumal – damals wie heute – noch ein bis zwei praktisch unumgängliche Grundpakete mit draufgerechnet werden müssen: Ergibt beim I 142 Modelljahr 2017 einen realistischen Einstiegspreis von rund 85.000 Euro. Viel Geld. Dennoch bietet der C-Tourer I ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, weil er dafür auch mehr bietet als die meisten Konkurrenten.
Grundpreis: 80.650 Euro (Fiat Ducato, Motor 96 kW/130 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II Testwagenpreis: 87.420 Euro
Der Carthago C-Tourer I 142 im Überblick
Maßstab: Teilintegrierter der oberen Mittelklasse für 2–4 PersonenGurte/Schlafplätze: 4/4Preise: 78.000 – 84.000 Euro Basis: Fiat Ducato/Alko Länge/Breite/Höhe: 6,85/2,37/2,89 m Gesamtgewicht: 3500 kg Zul. Gesamtgewicht: 3850 kg Weitere Modelle: 9
Charakter: Der C-Tourer verbindet die Bauweise der Oberklasse mit den Abmessungen und Preisen der oberen Mittelklasse. Die Auswahl umfasst zehn Grundrisse. Vier Varianten setzen auf Querdoppelbetten, vier auf Einzelbetten und zwei bieten ein Queensbett. Als kürzere Querbett-Alternative zum getesteten I 142 gibt es den 6,40 Meter langen I 138 mit Kompaktbad. Dieses Bad nutzt auch der I 142 QB (6,82 m), der durch einen kleinen Gang am Fußende einen besonders leichten Bettzugang aufweist. Das längste Querbettmodell, der I 147 (7,27 m), lockt mit einer separaten Dusche.