Kompakter TI mit begehbarem Kleiderschrank

Vor zwei Jahren debütierte der kompakte X150. Nun springt ihm ein zweites Modell zur Seite – mit einer faustdicken Überraschung im Heck: einem begehbaren Kleiderschrank. Erster Test.
Eines entdeckten wir beim Test des kompakten Teilintegrierten Challenger X250 sofort: Die EntwicklerInnen haben im Hinblick auf Stauraum geliefert. Zum Hintergrund: Wir haben 2021 den Challenger X150 getestet (hier gehts zum Test) und bei allem Lob schloss das Testfazit mit der Forderung nach einem größeren Außenstauraum für Sperriges. Das gibt es jetzt im X250-Camper: Der neue X250 ist nun etwas länger als der knapp sechs Meter messende Erstling, bleibt mit 6,36 Meter aber immer noch ganz bewusst in dem Raster, das durch die Karosseriemaße der Ducato-Kastenwagen vorgegeben ist.
Denn mit den boomenden Campingbussen mit Bad will sich die X-Baureihe gezielt anlegen. Entsprechend schlank ist auch der Aufbau des Vans mit einer Breite von 2,10 Meter – nur fünf Zentimeter mehr als der Ducato-Transporter und damit mit vergleichbar handlichen Fahreigenschaften.
Challenger X250 im Überblick
- Grundpreis ab: 80.000 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 6,36/2,10/2,75 m
- Zul. GesamtgewichT: 3,5 t
- Gurte/Schlafplätze: 4/2–4
Elektrisch absenkbarer Kleiderschrank
Der fließende Übergang vom Fahrerhaus zum Aufbau und das markante Schwarz-Weiß-Design mit roten Rallye-Streifen verbreiten – wie schon beim X150 – die Botschaft: Hier kommt etwas Neues, Modernes, anderes. Und die Challenger- und Chausson-Konstrukteure – bei der Schwestermarke heißt das neue Modell X650 — sind sich treu geblieben und haben beim X250 nicht einfach nur den Aufbau verlängert und einen Heckstauraum angebaut, sondern sich wieder einmal etwas Besonderes einfallen lassen.
Der große Kleiderschrank über dem Heckstauraum ist nämlich an einer elektrischen Hubmechanik aufgehängt und lässt sich so bis zum Boden absenken; er wird damit zu einer Art begehbarem Kleiderschrank. Die 1,73 Meter Innenhöhe reichen allerdings nur für kleinere Personen und die mittig aufgehängte Kleidung ist beim Betreten im Weg, müsste an einer verlängerten Stange rechts zur Seite schiebbar sein, um sich darin wirklich bequem umziehen zu können.
In der Praxis wird die Verstellmöglichkeit aber wohl vor allem dazu dienen, den vorhandenen Raum je nach aktuellem Bedarf zwischen Kleiderschrank und Heckstauraum ganz flexibel zu verteilen.
Neben der Hängemöglichkeit offeriert der Kleiderschrank links noch zwei kleinere und rechts ein ziemlich großes, tiefes Fach mit Gummibändern zur Sicherung gegen Herausfallen. Zudem gibt es zwei praktische Schubladen, etwa für Unterwäsche. Das erscheint sehr großzügig, ist aber auch nötig, weil es ansonsten keinerlei Hänge- oder andere -schränke im übrigen Ausbau gibt. Wenn der Kleiderschrank abgesenkt ist, kommt innen auf der linken Seite eine Tür zum Vorschein, die zu einem Stauraum führt, der auch per Außenklappe beladbar ist. Hier können beispielsweise Campingmöbel, die nicht allzu groß sind, ihren Platz finden.
Technik und Heckstauraum
Unten in diesem Fach eröffnen zwei abnehmbare Brettchen den Zugang zum Frischwassertank, etwa für Reinigungszwecke. Unterhalb ist zudem der Gaskasten eingebaut, der durch eine schmale Tür von außen erreichbar ist. Die Elf-Kilo-Flasche reicht alleine für Kocher und Boiler lang genug; eine Reserve gibt es jedoch nicht.
Angesichts von Gaskasten und Wassertank links im Heck stellt sich jedoch die Frage, wie groß der Heckstauraum dann noch sein kann, der über eine große Außentür auf der rechten Seite sowie von innen zugänglich ist. Bei komplett angehobenem Kleiderschrank erreicht das Gepäckabteil eine Innenhöhe von 1,10 Meter bei einer Breite von 78 Zentimeter – eigentlich genug, um Fahrräder bequem einzuladen.
Allerdings endet die Raumtiefe bereits nach 1,55 Meter, was nur für kompakte Räder, eventuell mit quergestelltem oder ausgebautem Vorderrad reicht. Das ist keine kleine Einschränkung, und man fragt sich, ob bei dem neuen Modell nicht zumindest der Gaskasten hätte anderswo unterkommen können, um dann in die freiwerdende Nische die Vorderräder einschieben zu können.
Für sperrige Hochlehnerstühle oder den Sack mit dem aufblasbaren SUP-Board reicht der Stauraum jedoch allemal. Für Drahtesel bleibt immer noch die Möglichkeit eines Heckträgers, der allerdings wegen der hochgezogenen Rückleuchten ziemlich weit oben angebaut werden muss.
Küche und Sanitärraum
Auch Küche und Sanitärraum unterscheiden sich vom bekannten X150. Erstere nutzt rechts den Platz zwischen Heckstauraum und Aufbautür und bietet neben Zweiflammkocher und Spüle immerhin noch ein kleines Stück echte Arbeitsfläche. Ein aufklappbares Verlängerungsbrett im Einstieg wäre aber trotzdem noch hilfreich. Zwei Hängeschränke, drei Schubladen und zwei Unterschränke nehmen Kochgeräte und Vorräte auf. Gegenüber in die Ecke zwängt sich der schlanke, hohe 150-Liter-Kompressorkühlschrank hinein.
Der Sanitärraum steht rechts neben dem Kühlgerät. Wer beim kleinen Bruder das verblüffend große Bad mit separater Dusche schätzt, könnte sich hier ein wenig die Augen reiben. Doch um den großen Heckstauraum zu realisieren, musste neben dem Längeplus von 36 Zentimetern auch das Bad kompakter werden. Durch eine schwenkbare Waschtischwand entsteht aber auch hier eine angenehm großzügige Duschkabine. Und auch sonst funktioniert das Bad tadellos. Einzig die sparsam wirkende Waschbecken-Konstruktion aus einfachem Kunststoff könnte ein Upgrade vertragen.
Sitzgruppe und Hubbett sind dagegen identisch wie im X150. Um die große, hälftig teilbare Tischplatte können auf den bequemen Längsbänken und gedrehten Fahrerhaussitzen sechs bis sieben Personen zusammensitzen – oder sich ein Paar gemütlich langmachen. Beide Bänke lassen sich in je einen Einzelsitzplatz in Fahrtrichtung mit Dreipunktgurt und Isofix verwandeln. Angesichts des jeweils nötigen Umbauaufwands wird die Vier-Personen-Nutzung allerdings eher die Ausnahme als die Regel bleiben.
Das gilt entsprechend auch für die Verwandlung der Sitzgruppe in ein zusätzliches Doppelbett, wofür voluminöse Matratzenteile mitgeführt werden müssen. Deutlich bequemer ist man zu zweit unterwegs.
Dann kann das Hubbett komplett abgesenkt werden – und ist ohne die beigelegte Leiter leicht erklimmbar. Lediglich die Lehnenpolster der Bänke müssen vorher abgenommen und der Tisch bequem elektromotorisch abgesenkt werden. Dann ist das nicht gerade riesige, aber bequeme Doppelbett schon einsatzbereit.
Daten Challenger X250
- Aufbau: Sandwich-Bauweise, PU- und Holzverstärkungen, außen rundum GfK, innen foliertes Sperrholz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS, Wandstärke 30/55/64 mm, 3 Kunststoff-Isolierfenster mit Kunststoffrahmen, 2 Panorama-Dachfenster, 2 Dachhauben.
- Ausbau: Möbel aus Sperrholz, Längsbänke, Bankbreite 1,17 und 1,6 m, zwei Fahrplätze mit Dreipunktgurten und Isofix, Hubbett 1,87 x 1,4 m, Matratze 90 mm, Lattenrost, umgebaute Sitzgruppe 1,95 x 1,17–1,6 m, Polster 120 mm, Sanitärraum mit Kassettentoilette und integrierter Dusche, Küche mit Zweiflammkocher mit Elektrozündung, Spüle und Kompressorkühlschrank 150 L.
- Bordtechnik: Kraftstoff-Gebläseheizung Eberspächer 4.000 W, Gas-/Elektro-Boiler Truma BG 10, 10 L, Frischwassertank 100 L, Abwassertank 100 L, Druckpumpe, Bordbatterie Blei-Säure-Typ, 104 Ah, Gasflasche 1 x 11 kg.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato 140 Multijet, Fiat-Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.184 cm3, Leistung 103 kW/140 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe.
- Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 6,36 x 2,1 x 2,75 m, Radstand 4.035 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3.500 kg.
Preise
Grundpreis: ca. 80.000 Euro (genauer Preis ist noch nicht bekannt). Der Verkauf des bisherigen Modells X150 wurde wegen der Fiat-Lieferschwierigkeiten für ein Jahr ausgesetzt und startet nun zusammen mit dem X250 wieder neu. Dafür gibt es aber aktuell noch keine Preisliste, auch nicht für die verfügbare Sonderausstattung.
Wertung
maximal 5 Punkte möglich (Maßstab: Teilintegrierte über 70.000 Euro)
- Betten: 3 Punkte
- Sitzgruppe: 4 Punkte
- Küche: 3,5 Punkte
- Sanitärraum: 3,5 Punkte
- Möbelbau: 3 Punkte