Concept Car BMW 2002 Hommage
100 Jahre BMW, 50 Jahre Nullzwo – war ja klar, was für ein Hommage Concept Car BMW 2016 zur Villa d’Este zeigen würde. Auf den 2002 Hommage folgt in Pebble Beach der 2002 Hommage Turbomeister.
Die Villa d'Este am Comer See ist für BMW seit Jahren der Platz, um spektakuläres Design in Szene zu setzen. Dabei zeigt BMW aber keine Zukunftsideen, sondern ehrt Marken-Ikonen der Vergangenheit mit schicken Neuinterpretationen. Im Jahr des 100. Firmenjubiläums genügte es BMW nicht, alle so genannten Hommage Cars zum Concorso d'Eleganza (siehe Link-Tabelle und Bildergalerie) mitzubringen. Es musste auch eine neue Retro-Design-Studie her. Passenderweise feiert 2016 die 02-Baureihe 50. Geburtstag. Darum ehren die Bayern das Topmodell, ihre hauseigene Turbo-Ikone, den BMW 2002 Turbo - den spektakulärsten aller 02er.
Turbomeister im Kräuter-Likör-Orange
In Pebble Beach zeigt sich nun eine Evolution der Villa d'Este-Studie – der 2002 Hommage im Turbomeister-Look. Und der ehrt die Siebziger. Wie sollte es auch anders sein, in Orange? Das Orange und die Schrift sind ebenfalls keine Unbekannten: Im Motorsport der 70er tauchte die Farbe das erste Mal auf. Mit der auffälligen Lackierung warb Jägermeister bis in die Neunziger auf Rennwagen für seinen Kräuterlikör.
Genau an diese alten Zeiten, als BMW mit Tourenwagen und turbogeladenen Formel-1-Motoren Erfolge einfuhr und mancher es vielleicht auch etwas bunter trieb, soll die zweite Version des 2002 Hommage erinnern.
Weil Europas erster Serienmotor mit Turbolader, nämlich jener im BMW 2002 Turbo, 1974 kam und der BMW Nullzwo in diesem Jahr 50 wird, heißt die Retro-Studie eben Turbomeister. Das steht ebenso unmissverständlich an den Flanken geschrieben, wie die breiten Backen an eben diesen Krawallo einer Marke erinnern, die in diesem Jahr 100 Jahre alt wird. Doppeltes Jubiläum also.
Der Turbomeister erinnert mit einem umlaufenden schwarzen Streifen und einer ebenso dunkeln Haube an typisches Sportgerät der Siebziger. Die Black-Panel-Rückleuchten und die anlässlich des 02-Jubiläums golden schimmernden Scheinwerfer weisen hingegen den Weg in die Zukunft. Ganz gegenwärtig das Material der schwarzen Leiste: Die ist aus Carbon gefertigt. Eine moderne Interpretation des „turbo“-Schriftzuges findet sich auf dem Frontspoiler.
BMW 2002 Hommage mit extrem dicken Backen
Anders als bislang konnte BMW bei den beiden 2002 Hommage-Studien diesmal auf ein Serienmodell als Basis zurückgreifen: Die 2er-Baureihe ist nicht nur namenstechnisch nah dran am ersten BMW, der sich mehr als eine Million Mal verkauft hat. Auch vom Charakter her ist das 2er Coupé nah am 2002: Kompakte Abmessungen, zwei Türen, markentypischer Heckantrieb und ausgeprägte Handlichkeit kennzeichnen Oldie und Enkel gleichermaßen. Und weil das Topmodell von einst historisches Vorbild sein sollte, ist es nur recht und billig, auch für das neue Retro-Auto den schärfsten 2er heranzuziehen: den M2.
Das passt in mehrfacher Hinsicht: Erstens hat der M2 auch einen Turbomotor, zweitens ist er schon kurz nach Erscheinen auf dem besten Weg zum gleichen Legendenstatus wie der 2002 Turbo und drittens macht er noch dickere Backen als der 70er-Jahre-Flitzer. Der Hommage setzt da noch mal ordentlich einen drauf: Vier besonders üppig ausmodellierte Radhäuser rahmen den Karosseriekörper ein. Als appetitliche Füllung dienen 20-Zoll-Vielspeichenfelgen und golden lackierte Bremssättel. Ein umlaufendes Carbonband soll an die Chromleiste des 2002 Turbo erinnern. Die horizontale Linie findet ihre Fortsetzung in zwei um die Ecke laufenden Streifen-Blinkern, die geformt sind wie einst die des 02. Flankierend tragen die Scheinwerferreflektoren goldene Hintergründe. Man feiert schließlich Jubiläum. In der Spitze der „ Sharknose“ des 2002 Hommage sitzt natürlich die BMW.Niere. Nicht fehlen darf, wie am Vorbild, auch der charakteristische spiegelverkehrte Turbo-Schriftzug auf dem wuchtigen Frontspoiler. Er passt zwar zum Vorbild, erinnert mit seinen ausufernden Abmessungen aber auch an einen Gruppe-5-320er-Tourenwagen der Baureihe E21.
Das Heck setzt wie am 2002 Turbo auf horizontale Linien und rechteckige Leuchten. Der Turbo kam ja erst, als das Facelift dem 02 seiner schicken runden Heckleuchten beraubt hatte. Zum Ausgleich sitzt wie damals neben dem Kennzeichen ein BMW.Logo. Zugeständnisse an die Moderne sind der Carbon-Diffusor und die vierflutige Abgasanlage.
Probefahrt mit dem BMW M2 Hommage
Hier manifestiert sich auch der größte Unterschied zum Vorbild: Der Neue hat zwar vier Endrohre, aber sechs Zylinder. Und so klingt er auch, wenn der Startknopf im Cockpit gedrückt wird, das mit dem eines M2 identisch ist: Tiefbassig und laut tönt das 3,0-Liter-Triebwerk aus dem Show-Auspuff, der beim Kaltstart hemmungslos die Klappe öffnet. Mit gut 1.200/min übertönt er polternd die Laubbläser, die den Rasen um die Villa Erba für den Concorso auf Linie föhnen. Die haben vom umrangieren des chamonix-weißen 2002 Turbo keine Notiz genommen. Der nähmaschint auf Schlüsseldreh brav und harmlos vor sich hin, als hätte er es während der Benzinkrise mit seinem spiegelverkehrten „turbo“ -Schriftzug (für den Rückspiegel des lahmen Vordermanns) nicht bis in den Bundestag geschafft. Dabei sorgte der Zweiliter-Turbomotor „ nur“ für aus heutiger Perspektive harmlose 170 PS und 240 Nm Drehmoment – und die lagen nach alter Turbo-Väter-Sitte erst bei etwa 4.000/min an. Drum klingt der Vierzylinder im Leerlauf auch so entspannt.
BMW 2002 Hommage fährt so appetitlich wie ein BMW M2
Im 2002 Hommage hingegen bringt der 370 PS starke Turbo sogar die handgearbeitete Karosse zum Dröhnen. Vielversprechend scheppern die Kunststoffteile um die Wette. Die Kupplung fühlt sich so gut an, wie es bei einem BMW sein muss, der perfekt positionierte Schalthebel schmeichelt der Handfläche mit seinem Lederüberzug, satt und präzise knorpelt der 1. Gang rein. Die Klappe schließt, die Drehzahl sinkt, das Dröhnen verebbt. „Ich bin so weit“, scheint der 2002 Hommage sagen zu wollen. Die Kupplung kommt bis zum klar definierten Druckpunkt, lammfromm nimmt das optisch so spektakuläre Concept Car den feingeschroteten Split vor der absurd pittoresk gelegenen oberitalienischen Gebäudeschönheit unter die 20-Zöller und knirscht zufrieden mit den 295ern Richtung Lago di Como. Kurz vor dem letzten Buchsbaum ist Schluss – jenseits lauert eine leichte Welle und wir wollen den Weg nur befahren und nicht mit dem kunstvoll laminierten Frontspoiler umpflügen: Der 2002 Hommage hat so wenig Bodenfreiheit wie er tief aussieht.
Gut, dass der Rückwärtsgang ähnlich satt einrastet, wie die Vorwärtsgänge und dass die Karosse so übersichtlich wie ein M2 ist, wenn auch nicht ganz so, wie der 2002. Dafür hat sie zwei Rückspiegel und beim Rückwärtsfahren wirkt das bescheidene Tempo nicht ganz so deplatziert.
Wie der Hommage 2002 fährt, können wir uns auch so gut vorstellen. Wie der M2: kräftig, satt, agil – das ist auf den ersten Metern zu spüren und natürlich erwartbar. Aber es wäre auch eine schöne Perspektive für ein so schönes Auto.
Wäre, hätte, könnte – wie alle Hommage Cars von BMW (siehe Linktabelle und Bildergalerie), ob 328, M1 oder CSL ist auch der 2002 Hommage nur eine Verbeugung vor der Vergangenheit: „Vor genau 50 Jahren begann mit der 02er Reihe eine Ära des Erfolgs für BMW. Dieses kompakte Coupé ist eines der Fahrzeuge, das die Marke zu dem gemacht hat, was sie heute ist, “ so Adrian van Hooydonk, Leiter BMW Group Design. „Das Topmodell war das erste Serien-Fahrzeug mit Turbo-Technologie überhaupt in Europa und machte das Coupé zu einem echten Sportwagen. Gleichzeitig war der BMW 2002 Turbo technologischer Wegbereiter der Motorenentwicklung bei BMW.. So modern kann Tradition sein: Heute gibt es keinen BMW mehr ohne Turbo – aber den Schriftzug in Spiegelschrift am Frontspoiler zu tragen, sollte nur den Modellen vorbehalten sein, die besonders für „Freude am Fahren“ sorgen. An einem 2er Active Tourer wollen wir uns das lieber nicht vorstellen.