Von der Montage bis zum Markisenzelt

Sie schützen vor zu viel Sonne oder leichten Regenschauern: Markisen sind ein beliebtes Zubehör. Eine Übersicht der wichtigsten Modelle für Wohnmobile und Campingbusse.
- Markisen-Arten
- Montage
- Aufbau
- Pflege
- Erweiterung
Seit Jahren sind sich die promobil-Leser in kaum einem Punkt so einig: Das wichtigste Zubehörteil für ein Reisemobil ist die Markise. Denn eine Markise macht den Aufenthalt im Freien erst so richtig angenehm. Sie ist Sonnendach und Regenschutz zugleich und um Seitenwände ergänzt eine echte Erweiterung der Wohnfläche
So groß wie die Begeisterung für Markisen, so groß ist auch das Angebot: verschiedene Größen, Farben und Montagemöglichkeiten – für jedes Reisemobil oder jeden Campingbus ist etwas dabei. In Sachen technische Finesse mögen Markisen unspektakulär erscheinen. Ein Stoffdach, das auf einer Rolle am Fahrzeug befestigt ist und bei Bedarf ausgefahren wird – das klingt nicht nach Hightech. Die Lösungen der Hersteller sind aber raffinierter, als sie auf den ersten Blick scheinen.
promobil zeigt, welche Markisenarten es gibt und wie sie montiert werden. Damit das Stoffdach lange Zeit Freude bereitet, verlangt es regelmäßige Pflege und einen schonenden Umgang. Plus: Wir zeigen Tipps, wie sie die Markise erweitern können.
1. Markisenarten
Nach der Bauform unterscheidet man zwischen Kassetten- und Sackmarkisen. Sackmarkisen verzichten auf eine Kurbelmechanik, sind vergleichsweise leicht und werden in die Kederleiste eingezogen. Doch die hat nicht jedes Reisemobil, und selbst wenn, ist allein aufgrund der Höhe das Einziehen schwierig. Zudem sollte das Transportetui, in dem Markisentuch, Spannarme und Stützen untergebracht sind, im Fahrzeug transportiert werden. Auch deshalb spielen sie für Reisemobile kaum eine Rolle.
An Reisemobilen und Campingbussen finden sich heutzutage fast ausschließlich sogenannte Kassettenmarkisen. Sie sind – im Gegensatz zu den bei Caravans auch gängigen Sackmarkisen – in ihrem Blechkasten gut geschützt und vor allem schnell und einfach aufgebaut, wiegen allerdings etwas mehr. Eine vier Meter lange Markise schlägt durchschnittlich mit etwa 30 Kilogramm zu Buche. Die Kassette beherbergt eine Tuchrolle und die Gelenkarme, die den Stoff samt Frontblende von der Tuchwelle ziehen. In der Blende sind die vorderen Stützen versteckt, die nach unten ausgeklappt werden.
Wie groß die Markise sein darf, beeinflusst zunächst einmal durch die Montageposition. Je nach Fahrzeugmodell kann der Markisenkasten entweder an der Seitenwand befestigt werden, oder aber er wird auf das Dach aufgesetzt. Letzteres ist häufig der Fall, wenn die Seitenwände im oberen Bereich abgerundet sind. Achtung: Ist die Kassette unterhalb von zwei Metern angebracht, muss eine TÜV-Abnahme mit Eintragung in die Kfz-Papiere erfolgen.
Ausschlaggebend für die Montage sind also die Dachkantenform und die vom jeweiligen Fahrzeughersteller vorgesehenen Befestigungspunkte. Wichtig ist letztlich, dass man ausreichend Stehhöhe erzielt und dass die Aufbautür beim Öffnen nicht an die Markise stößt. Zum Ausfahren der Sonnendächer ist meist eine Handkurbel vorgesehen. Für manche Modelle steht ab Werk zusätzlich eine Version mit Motor zur Wahl. Oder er lässt sich nachrüsten.
Auch die benötigte Länge hängt von den Gegebenheiten des Reisemobils ab. So sollten Aufbautüre, Fenster oder Heckgarage immer vollständig von der Markise überdacht sein. In der Regel gibt es Markisen zwischen 2,6 und 6 Metern in Größenabständen von einem halben Meter. Fiamma bedient mit der seit diesem Jahr erhältlichen 4,23 Meter langen F45S auch eine Zwischengröße, die für einige Reisemobile interessant sein dürfte.
Das Fahrverhalten ändert sich durch den an der Seitenwand hängenden Kasten nicht. Um Schäden – und einer möglichen Haftung– vorzubeugen, empfiehlt Fiamma eine Höchstgeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern. Thule und Dometic dagegen machen keine Angaben zur Geschwindigkeit. Allgemeine Tempobegrenzungen existieren jedoch nicht.
2. Montage
Alle Markisen werden mit Hilfe von Montageadaptern befestigt. Diese gelochten Metallplatten müssen immer extra bestellt werden, da sie von den Markisenherstellern in spezifischen Ausführungen für unterschiedliche Fahrzeugmodelle angeboten werden. Sets mit drei oder vier Adaptern gibt es meist für weniger als 100 Euro.
Vorteile bei der Montage bieten jedoch durchgängige Schienen. Bei deren Anbau müssen nur die beiden Endpunkte angezeichnet werden. Somit können keine Höhendifferenzen entstehen, wie beim Anzeichnen der Einzelplatten. Mit Preisen um 200 Euro sind die Montageschienen aber auch deutlich teurer.
Auf der Innenseite der Schiene werden lange Raupen aus Dichtkleber aufgebracht. Die Masse dichtet ordentlich ab, damit sich später kein Regenwasser oder Schmutz hinter der Schiene sammeln kann. Zwei Durchgangsschrauben durchdringen die komplette Fahrzeugwand und werden von innen mit Gegenplatten fixiert.
Bei Fahrzeugen mit einem Heckbad kann es bei der Montage zu Schwierigkeiten kommen, da die Durchgangsschrauben nicht die Nasszelle durchbohren dürfen. In so einem Fall müssen die Schrauben entweder einige Zentimeter versetzt angebracht werden, oder es wird zur Not auf eine Dachmarkise zurückgegriffen, falls das beim jeweiligen Fahrzeugmodell möglich ist. 16 kleinere Schrauben dringen nur ein Stück weit in die Fahrzeugwand ein und ziehen die Schiene gleichmäßig an.
3. Markise aufbauen
Neben Unwettern birgt der Aufbau einer Markise mit das höchste Beschädigungsrisiko. Werden die Gelenke der Stützbeine im falschen Winkel ausgeklappt, drohen sie zu brechen. Übrigens ist es vollkommen in Ordnung, wenn die ausgefahrene Markise kurze Zeit in der Luft hängt. Auch die Belastung ohne Stützen muss eine ordnungsgemäß montierte Markise aushalten.
Idealerweise nimmt man den Aufbau zu zweit vor. Dann können die beiden Stützfüße gleichzeitig auf eine einheitliche Länge gebracht werden. Andernfalls muss man unter Umständen mehrmals zwischen den Markisenbeinen wechseln, bis sie im richtigen Abstand zum Fahrzeug stehen.
Vorwiegend dient eine Markise dem Sonnenschutz. Das heißt aber nicht, dass sie bei leichtem Regen sofort eingefahren werden muss. Fallen jedoch schwere Tropfen vom Himmel, sollte das Tuch zur Sicherheit besser aufgerollt werden.
Damit das Dach gegen Wind geschützt ist, sollten direkt nach dem Aufbauen Abspanngurte angebracht werden. Sind die Bänder auf Höhe der Stützen-Gelenke befestigt, erreicht man eine optimale Kräfteverteilung. Aber auch hier gilt: Zieht ein Unwetter mit Sturm auf, gehört die Markise in den Kasten.
Wer die Markise in der prallen Sonne einrollt, muss mit Falten rechnen, denn der Stoff dehnt sich durch die Wärme aus. Das kann bei Windböen zu einem flatternden Tuch führen. In diesem Fall gibt es eine einfache Lösung: Am besten fährt man die Markise abends ein, wenn es kühler ist. Ist das nicht möglich, kurbelt man das Tuch an einem kühleren Tag noch einmal aus und die Falten legen sich von allein glatt.
Flattert das Tuch, sorgen Spannstangen oder -arme für mehr Stabilität – wenn die Markise nicht ohnehin selbstspannend ist. Je nach Ausrolltiefe und Ausführung kosten Spannstangen zwischen 30 und 110 Euro.
4. Reinigen und Pflegen
Das Markisentuch macht so einiges mit: Sonnenstrahlung, Hitze, Kälte, Nässe. Damit es diese Strapazen auch möglichst lange übersteht, sollte es regelmäßig gereinigt und gepflegt werden. Die regelmäßige Pflege beginnt bereits damit, das Tuch niemals nass aufzurollen. Ansonsten bildet sich nach einigen Tagen Schimmel.
Nicht nur zum Brandschutz sollte man auf Kochen oder Grillen unter der Markise verzichten. Denn die fetthaltigen Dämpfe hinterlassen nur schwer zu entfernende Spuren.
In Pinienwäldern sammelt sich nach kurzer Zeit Harz und herunterfallende Nadeln auf der Markise an. Schützen kann man den Sonnenschutz vor den klebrigen Flecken, indem man eine dünne Plane (Malerplane aus dem Baumarkt) überwirft und mit Wäscheklammern am Tuch befestigt. Diese Plane ist auch der einzig effektive Schutz gegen Vogelkot. Sollten sie solche Hinterlassenschaften entdecken, sollte der möglichst schnell entfernt werden – er kann Verätzungen verursachen, die später nicht mehr wegzubekommen sind.
Ist die Markise verdreckt, ist die Reinigung unumgänglich. Bringen Sie dafür die Stützen der Markise in eine tiefe Position, damit Wasser und Reinigungsmittel besser abfließen können.
Die Grundreinigung beginnt mit einer weichen Bürste an einem langen Stil. Mit ihr wird grober Schmutz entfernt. Anschließend kann die ausgefahrene Markise mit einem Gartenschlauch oder Dampfreiniger befeuchtet werden. Niemals einen Hochdruckreiniger verwenden!
Dann wird die Markise mit einem Schwamm gereinigt. Mit einem Putzmittel und besagtem Schwamm können hartnäckige Flecken dann vorsichtig abgetupft werden. Reiben arbeitet den Schmutz oft nur noch tiefer ein.
Als Hausmittel können Gallseife oder Handwaschmittel dienen. Scharfe, chlorhaltige Reiniger sind aggressiv, bleichen die Farben aus und sid tabu. Oder man verwendet ein Spezialmittel aus dem Fachhandel, alternativ können auch Reinigungsmittel für Segeltücher verwendet werden. Vorteil der Spezialreiniger: Sie fungieren gleichzeitig als Pflegemittel.
Das beste Ergebnis erzielt man, indem die Flecken abgetupft werden. Denn durch Reiben arbeitet man die Verschmutzungen meist nur noch tiefer in den Stoff ein. Vogel-dreck ruft übrigens Verätzungen hervor und sollte daher zeitnah entfernt werden.
Für die Reinigung empfiehlt es sich, die Stützen möglichst tief zu stellen. Dann läuft das Wasser leichter ab. Einige Bereiche kann man trotz Leiter nur mit einer Teleskopbürste erreichen, denn abnehmen lässt sich der Stoff nicht.
5. Erweitern zum Vorzelt
Um die Markise vom einfachen Sonnenschutz in ein vollwertiges Vorzelt zu verwandeln, bieten die Hersteller verschiedene Front- und Seitenwände an. LED-Leisten an der Kassette, den Armen oder der Frontblende sorgen – sofern dimmbar – für romantisches Ambiente am Abend und verhindern, dass man sich den Weg zur Tür ertasten muss. So wird der Platz neben dem Reisemobil zum absoluten Lieblingsplatz im Campingurlaub.
Ein weiterer Trend ist der Ausbau einer Markise zum leichten Vorzelt mit Seiten- und Frontteilen als Zubehör. Damit erhält man zwar kein vollwertiges Vorzelt, jedoch einen geschützten Zusatzraum vor dem Reisemobil für die Übergangszeit. Alle Markisenhersteller bieten dafür passende Seiten- und Frontwände an.
Die Befestigung der Seiten und Frontteile ist meist ähnlich: Entweder per Reißverschluss, oder es werden Profilleisten angeklemmt oder geklipst und Wände eingezogen. Wie die Markisentücher bestehen sie aus wasserdichtem, verrottungsfestem Kunstgewebe. Nach einem Schauer sollte man die Stoffteile dennoch trocknen lassen, bevor man sie verpackt. Ansonsten ist bei Markisen bis auf den gelegentlichen Einsatz von Silikonöl für bewegliche Teile wenig zu beachten. Auch das erklärt ihre Beliebtheit.
Beispielhaft haben wir die Erweiterungen Privacy Room und Privacy Ultra Light von Fiamma angebaut. Vielfache Nutzungsmöglichkeiten bietet das modulare Set Privacy Room, das aus zwei Seitenteilen und einem Frontteil besteht. Je nach Bedarf können nur die Seitenwände oder nur die Vorderwand eingezogen werden. Das Privacy Room lässt sich über einen Keder mit der Markise verbinden und wird seitlich mit dem Tuch zusammengeklemmt.
Anders verhält es sich bei dem Ganzzelt Privacy Ultra Light, das aus einer durchgehenden Stoffbahn besteht. Es wird vorne in die Kederschiene eingezogen und seitlich am Markisenkasten fixiert. Fiamma nutzt dafür den gleichen Adapter, wie er auch zur Befestigung der Seitenwände bei den modularen Systemen zum Einsatz kommt. Der Fast Clip wird am Markisenkasten festgeschraubt und kann dort auch bei aufgerolltem Tuch dauerhaft verbleiben.
Das Ganzzelt ist einem Vorzelt noch ähnlicher und schließt durch den angenähten Faulstreifen auch am Boden sauberer ab. Der Aufbau des einteiligen Zeltes ist jedoch auch aufwendiger. Wer es dagegen luftiger mag, hat die Wahl zwischen verschiedenen Sonnensegeln und Windbreakern. So bietet die Markise bei jeder Wetterlage mehr als nur ein Dach über dem Kopf.