Dieselheizung überzeugt bei Minusgraden

Ein Hochdach-Campingbus ist das neueste Dauertest-Fahrzeug von promobil. Ganz praktisch wird die Redaktion ausprobieren, wie sich der Ducato-Camper auf der Straße, im Urlaub und im Alltag bewährt.
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Es scheint, als habe Weinsberg mit dem Carabus 600 MQH einen Nerv getroffen. Auf allen bisherigen Messen war der Hochdach-Kasten jedenfalls schwer belagert. Kein Wunder, dass seine Schöpfer schon jetzt von einem Riesenerfolg sprechen. Na, ob das stimmt, das wollen wir doch lieber mal selber herausfinden.
Irgendwas muss Weinsberg da richtig gemacht haben, vor allem mit den vier Schlafgelegenheiten. Nüchtern betrachtet hat Weinsberg nichts anderes getan als seinem 6-Meter-Kasten Carabus 600 MQ ein hübsches Hochdach mit Bett aufzusetzen. Mit ihm wächst die Zahl der Schlafplätze von zwei auf vier, die Höhe von 2,58 auf 3,08 Meter, der Grundpreis von 40160 Euro auf 46.490 Euro, das Leergewicht um 130 auf 2700 Kilogramm und der Name um einen Buchstaben auf 600 MQH. Bei uns bekam der Testwagen sechs weitere Buchstaben, sein Codename bzw. Spitzname in der Reaktion Winnie Weinsberg.
Günstig, aber gut?
Viel wichtiger: Weinsberg hat damit einen bezahlbaren, ganzjahrestauglichen Familien-Kastenwagen geschaffen, von denen es nicht nur eine Handvoll gibt am Markt. Klar: Wer Geld hat, konnte sich schon bisher am reichaltigen Buffet der Edelmarken und Individualausbauer bedienen. Doch im Budget-Bereich gab es außer dem Ford Nugget und zwei Pössl-/Globecar-Modellen nichts. Weinsberg selbst hat sich mit dem Vorgänger namens Carabus 601 MQH vor einem Jahr aus dem Markt zurückgezogen – um am Nachfolger zu arbeiten. Umso gespannter sind wir auf das Ergebnis.
Obwohl der Prototyp des 600 MQH bereits auf der CMT im Januar vorgestellt wurde, konnte ihn Weinsberg erst im Oktober 2019 als Testwagen zur Verfügung stellen. Dafür bleibt er eine ganze Weile in Diensten der Redaktion.
Logbuch-Einträge
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Dank der Woche mit Winnie nun auch Campingbus-Fan
Logbuch vom 23.10.2020 Testerin: Dina Dervisevic, Redakteurin motorradonline.de
Als Camping-Neuling war ich besonders gespannt auf eine Woche Südtirol mit dem Weinsberg Carabus 600 MQH. Mein persönliches Fazit vorweg: Campingbus ist nicht gleich Freiheit. Aber Campingbus plus Diesel-Standheizung kommt der gefühlten Freiheit schon verdammt nah. Und damit hatte mich dieser Kastenwagen schon in der zweiten Nacht überzeugt.
Da ging es nämlich die Mautstraße hinauf zu den Drei Zinnen auf über 2.300 Höhenmeter. 45 Euro kostet die Passage mit dem Wohnmobil. Dafür ist das Ticket 24 Stunden gültig, was heißt, dass man oben in seinem Fahrzeug übernachten kann und darf. In meinem Fall bei Minusgraden und auf einem verschneiten Parkplatz.
Frierend und mit sichtbarem Atem hätte ich darauf keine Lust gehabt. Da die Dieselheizung Truma Combi 6D im Weinsberg tadellos funktionierte und der Treibstofftank ausreichend gefüllt war, gab es kein Frieren und auch kein Bangen einen Batterieladezustand. Die runden Lüftungsöffnungen – ich habe acht gezählt – blasen die warme Luft an die Füße, wobei die meisten Öffnungen über Lamellen regulierbar sind. Das Bad kann somit mitgeheizt werden, muss aber nicht. Dasselbe gilt für den Schlafbereich im Heck.
Das Querbett im Heck ist breit genug für zwei Personen: Am Kopfende ist es 152 cm breit, am Fußende 140 cm. Oder natürlich umgekehrt – je nachdem, wie man sich bettet. In der Länge misst das Bett 194 cm. Dem mitgereisten 1,90-Meter-Mann hat’s gereicht, wer sich im Schlaf aber gerne der Länge nach ausstreckt und über 1,85 Meter groß ist, kann sich auch die Varianten mit Längsbett anschauen. Die gibt es dann aber nicht mit Hochdach, sondern im 5,99 Meter langen Weinsberg CaraBus 600 ME oder im 6,36 Meter langen CaraBus 630 ME.
Zum Schlafkomfort: Die Matratze passt wunderbar – für 50 Kilo und auch für 90 Kilo. Sie ist nicht zu weich und nicht zu hart, aber das ist natürlich immer auch Geschmackssache. Objektiv lässt sich dafür der Lattenrost bewerten, der schon zuvor wegen gebrochener Latten ausgetauscht wurde. Wenn sich eine 90-Kilo-Person mit einem Knie auf dem Bett abstützt, um an den Schrankinhalt zu kommen, dann kann es passieren, dass eine Holzlatte kracht. So auch in unserem Fall. Klar, so eine punktuelle Belastung einer einzelnen Holzlatte ist anspruchsvoll. Anders ist aber nicht an die Schränke im Heck ranzukommen.
Die sind übrigens wunderbar geräumig. In den Oberschränken über dem Heckbett fand die Kleidung zweier Erwachsener für eine Woche Wanderurlaub problemlos Platz und auch die Garderobe für zwei Wochen hätte sich gut verstauen lassen. Rucksäcke, Funktionsjacken und Fotoausrüstung fanden im Schrank unter dem Kühlschrank Platz, über dem Kühlschrank landeten die Kulturbeutel und der Föhn.
Die zweite Schublade unter der Küchenzeile ist so hoch, dass der mitgenommene Wasserkocher, die Espressomaschine sowie die Hafermilch stehend Platz fanden. Und unter dem Tisch, am Boden der Sitzgruppe, verbirgt sich unter einer Abdeckung noch ein Fach, in dem mehrere paar Schuhe Platz fanden. Die zwei Kleiderhaken zwischen Kühlschrank und Badtür und die Handtuchhaken waren heiß begehrt und schwer umkämpft – davon könnte es im Weinsberg gerne etwas mehr geben.
Unterwegs überzeugt die smarte Halterung im Cockpit. Sie ist ausklappbar auf dem Armaturenbrett im Cockpit und es lässt sich jedes Smartphone und auch die meisten Tablets fixieren – sehr praktisch, schnell und einfach. Leider verdeckt es minimal den oberen Teil des Displays. Ich hätte trotzdem nicht darauf verzichten wollen.
Das "H" im Modellnamen Weinsberg Carabus 600 MQH steht für hoch, also für das Hochdach. Und der Name ist Programm: 3,12 Meter misst der ausgebaute Kastenwagen. Das sorgt mit 2,38 Meter Stehhöhe für einen luftigen Wohnraum und Platz für das ausziehbare Bett über dem Fahrerhaus und der Sitzgruppe (130 cm breit x 200 cm lang). Es zwang uns aber auch einmal zu einem 45-minütigen Umweg und hin und wieder zu ausgedehnteren Parkplatzsuchen. Wer die zwei zusätzlichen Schlafplätze im Easyslide also nicht benötigt, kann auch mit dem 2,58 Meter hohen Carabus 600 MQ glücklich werden. Der bietet im Innenraum 1,90 Meter Stehhöhe.
Fazit: Mal davon abgesehen, dass ich dank der Woche im Weinsberg nun auch zu den Campingbus-Begeisterten gehöre, würde ich mich für ein Modell ohne Hochdach entscheiden. Die Woche in Südtirol hat mich drauf sensibilisiert, wie viel höhenbeschränkte Parkplätze und Routen es gibt. Und auch der 1,90 Meter große Mitreisende würde sich für die Standardhöhe entscheiden. Und sogar bei der Querbettlösung im Heck bleiben, damit es bei der "Wendigkeit" des 5,99 Meter langen Carabus bleibt.
Nach langem Krankheitsausfall wieder unterwegs
Logbuch vom 27.08.2020 Tester: Ingo Wagner, Chefredakteur CARAVANING
Es war ganz schön lange still um Winnie Weinsberg, den Hochdach-Familien-Camper. Das hatte zwei Gründe: Erstens – natürlich – die Corona-Reisepause und zweitens war er selbst krank. Nein, nichts so richtig Schlimmes. Eher Zipperlein. Aber am Ende so viele und vor allem einschränkende, dass wir uns mit Weinsberg darauf verständigt haben, Winnie ein paar Tage Reha in seiner Heimat Ungarn zu gönnen. Aus diesen paar Tagen wurden dann auch wegen – man ahnt es – Corona ein paar Wochen. Neun, um genau zu sein. Gleich nach der Rückkehr durfte Winnie dann auf einer 3200-Kilometer-Tour durch Frankreich zeigen, wie gut erholt er sich hat.
Weil es zu einem Dauertest dazu gehört, Stärken und Schwächen offenzulegen, werden wir auch hier nichts von dem verschweigen, was im ungarischen Knaus-Tabbert-Werk nachgebessert, repariert und ausgetauscht wurde. Schließlich gehen wir davon aus, dass einem Kundenfahrzeug mit gleichen oder ähnlichen Wehwehchen auch die gleiche oder ähnliche Behandlung zuteil wird. Oder später ausgelieferte MQH von denselben Optimierungen profitieren.
Etliches aus der Krankenakte kennen aufmerksame promobil-Leser und -User bereits aus unserem ersten Test: Gebrochenen Latten im Lattenrost, eine abgefallene Warmluftleitung im Sitzgruppen-Podest (wurde umgehend vom ortsansässigen Händler repariert), die wackelnde Schwenk-Tischerweiterung, die (zu) steile Leiter, die durch diverse fehlerhafte Verschraubungen verhunzte Badwand und die nicht montierten Magnethalter für den Duschvorhang.
Im Laufe weiterer Kilometer löste sich der Rollorahmen des Schiebefensters und die Metallplatten zur Fixierung der hinteren Kopfstützen zerschnitten die Rückseiten der Sitzpolster. Beim Frischwassertank drückte das Wasser durch den schlecht abgedichteten Füllstandsensordeckel und in Küche und Bad war der Wasserdruck plötzlich mickrig. Als Übeltäter wurde der groß beworbene Wasserfilter ausgemacht, der im Testwagen unter Verstopfung litt. Und schließlich stellte sich beim lange zurückliegenden Werkstattaufenthalt wegen der defekten Adblue-Leitungsheizung heraus, dass die abnehmbare Anhängevorrichtung nicht korrekt montiert war.
Und jetzt, nach der Kur? Der Lattenrost: Neu, mit einem Riemen zwischen den vorderen Latten robust und nun so postiert, dass das Schottbrett herausnehmbar ist, ohne das Bett hochklappen zu müssen. Die Badwand: makellos. Der Schwenktisch: stabil und leise. Die Leiter ins Dachbett: länger, darum schräger und leichter zu besteigen – und jetzt außerdem so zwischen Kühlschrank und Heckbett zu verstauen, dass sie nicht mehr wackelt und klappert. Der Duschvorhang: Lässt sich aufhängen. Die Schiebetürrollos: fest verschraubt: Der Wasserdruck: Voll da. Und zum Filter: Das Wasser aus dem Hähne ist selbst nach Tagen ohne Wassernachschub noch absolut geruchs- und geschmacksneutral. Der Frischwassertank selbst: Dicht. Die Anhängerkupplung: Komplett neu und jetzt starr statt abnehmbar, was in Sachen Stützlast nur Vorteile hat. Die hinteren Rückenlehnen: Neu. Die Kopfstützenfixierung: zwei Holzbrettchen statt der scharfkantigen Metallklammern – davon jedoch eins schon wieder abgeknickt. Dafür genügt aber auch schon ein kleiner Fehltritt auf dem Weg ins oder aus dem Dachbett Richtung Kopfstütze. Und: Die Heizung ist nun direkt an die Bordbatterie geklemmt, bleibt also auch beim Ausschalten der 12-Volt-Anlage aktiv bzw. muss nicht jedes Mal neu mit Uhrzeit & Co. programmiert werden.
Ein Familienurlaub zu viert mit großem Freisteh-Anteil (die Normandie gewährt Reisemobilisten noch viel Freiheit) hilft dabei, Stärken und Schwächen eines Konzeptes zu ergründen. Der Grundriss selbst zeigt dabei einmal mehr, dass er all diejenigen zufrieden stellt, die sich mit dem konzeptbedingt schmalen Mittelgang, dem 1,90 Meter langen Querbett und der lichten Höhe im 2,0 mal 1,30 großen Dachbett arrangieren können. Auch die Küche genügt der Crew vollauf und das Bad, jetzt mit zweiteiligem Vorhang, taugt tatsächlich für die heiße (Not)Dusche. Durch zwei Bodenabläufe gurgelt das Brauchwasser zuverlässig und schnell in den isolierten Unterflur-Abwassertank.
Die Sitzgruppe aus Bank, den gedrehten Ducato-Sitzen und dem frei hängenden Tisch funktioniert im Stand sehr gut, doch trotz der in geringem Maße in Richtung flach verstellbarer Sitzposition nötigt die Rückbank Kinder und erst Recht Erwachsene dazu, sich während der Fahrt permanent abzustützen oder gar am Küchenblock festzuhalten. Der Seitenhalt der konturlosen Polster ist gleich null.
Einmal mehr bejubeln möchte man, dass Weinsberg zwischen Möbeln und Dachhimmel Abstand gehalten und so zusätzliche Ablagefläche enormen Ausmaßes geschaffen hat. Und so bekommt die vierköpfige Familie tatsächlich alles unter, was man für einen Trip samt Fahrrädern so braucht. Apropos Fahrräder: Ganz frisch am Winnie-Heck verschraubt wurde der brandneue Eurocarry von Aluline. Der Aluträger greift in die Gewinde der Türscharniere, belastet also nicht die Türen selbst. So darf das 18 Kilo leichte Konstrukt 60 Kilogramm und bis zu vier Bikes schultern. In der Praxis hat der Träger exzellent funktioniert, doch dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Die Sache mit der Autarkie indes ist nicht so leicht. Der serienmäßige, leistungsstarke Kompressorkühlschrank (der ohne Inhalt übrigens sehr laut klappert) nuckelt, wenn auch in Intervallen, stets an der Bordbatterie. Nach einem, spätestens 1,5 Tagen warnt das blinkende Batteriesymbol im simplen Borddisplay vor Ebbe in der 92-Ah-Austauschbatterie (die Originale hat zwar 95-Ah, machte aber schon früh im Test die Grätsche). Tatsächlich kam es nie zum Ausfall von Licht, Pumpe und vorsorglich gedrosseltem Kühlschrank, doch die optional mit Diesel befeuerte Combi-6-Heizung weigerte sich wegen Unterspannung bereits, den Brenner für eine Dusche zu zünden. Weil Frisch- und Abwassertankkapazitäten locker für mehrere Tage Autarkie genügen, heißt der Schlüssel zum "Wildcamper"-Glück Solarzelle(n). Platz dafür ist zwischen den beiden bei Autobahntempo laut rauschenden Panoramadachhauben genug. Bleiben wir kurz beim Oberstübchen: Der Aufstellmechanismus des rechten Seiten-Dachfensterchens ging auf der Tour kaputt. Und: Der rund acht Zentimeter auftragende Rollorahmen des Bugfensters löste sich aus dem Dach, weshalb es sich stück für Stück zerlegte. Generell ist ein Plisseerollo dort, wo Kinderfüße strampeln das ungeeignetste aller Verdunklungssysteme. Die Umrüstung auf einen simplen, lichtdichten Vorhang werden wir wohl demnächst angehen. Auch der Alurahmen des vorderen, verschiebbaren Bettteils drückt durch die grundsätzliche gute Matratze, was Kindern wurscht ist, wird ausgelagerten Erwachsenen aber bei jedem Umdrehen von der Hüfte ins Bewusstsein gefunkt.
Bewusst muss MQH-Fahrern mit Frankreich-Faible aber auch sein, dass ihn die Mautstationen korrekt in die Catégorie 3 einsortieren, weshalb wir einmal für ein knapp 550 Kilometer langes gallisches Autobahnstück schwindelerregende 136 Euro bezahlt haben. Die Einzelbelege addieren will ich erst gar nicht. Wer kann, bleibt auf der Landstraße, wo sich auch Diesel und Adblue-Verbrauch auf erträgliche Werte einpendeln. Lassen sich um die 12 Liter Diesel für flotte Autobahnetappen noch erklären, sind 0,9 Liter Harnstoff pro 100 Kilometer ein irrwitzig hoher Wert und ernsthafter Kostenfaktor, den wir erneut abklären werden. 0,5 Liter pro 100 Kilometer hielt Fiat auf Nachfrage vor rund sechs Monate aber noch für plausibel.
Zwischenfazit? Die größten Wunden sind verheilt, zwei kleine neue hat sich Winni aber schon wieder zugezogen. Und so bleibt es dabei: Der Weinsberg Carabus 600 MQH zeigt, dass sein Konzept für zwei Erwachsene mit Kindern prima passt. Doch bei der Verarbeitung bleibt weiterhin noch Luft nach oben. Was den Fiat Ducato angeht: Der neue 160-PS-Motor mit Euro6d Temp hat sich zwar inzwischen richtig freigelaufen, doch der übermäßige Adblue-Konsum nervt gewaltig. Auch beim Federungskomfort wird der im Herzen ehrliche Italo-Transporter mittlerweile von der Konkurrenz eingetütet. 18-Zoll-Reifen und Komfortfederbeine vorn stehen nach der Solarzelle klar auf Position zwei der Wunschliste.
Winnie im Sturm
Logbuch vom 10.02.2020 Tester: Ismene Brandenburg, Teamassistentin promobil
Glück gehabt! Unser Dauertest-Campingbus wurde in der Sturmnacht "Sabine" fast Opfer eines umgefallenen Baums. Erst um 6:30 Uhr morgens traute ich mich nach einer kurzen und sorgenvollen Nacht endlich aus dem Haus, um nach Winnie zu sehen. Zuerst packte mich das Entsetzen, dann die Erleichterung. Wie man auf den Fotos erkennt, war es ganz schön knapp.
Wir hoffen, dass es bei unseren Lesern ähnlich glimpflich ausging, falls sie ihre Reisemobile ebenfalls am Straßenrand parken mussten und nicht unterstellen konnten. Bei Sturmschäden haftet zwar meist die Teilkaskoversicherung, doch den Aufwand mit Werkstatt-Termin und Versicherung wünschen wir niemandem.
Allgäu, Italien und ein Werkstatt-Besuch mit seltsamen Befunden
Logbuch vom 21.01.2020 Tester: Ingo Wagner, Chefredakteur CARAVANING
In der Zwischenzeit hat der Carabus 600 MQH alias Winnie Weinsberg weiter fleißig Kilometer gesammelt. Schuldig sind wir Ihnen, liebe Leser, noch, was die Ursache für das Aufleuchten der Abgas-Warnlampe bei Kilometerstand 4600 war ( siehe unten): Beim Fiat-Professional-Autohaus Trinkle in Schorndorf durfte Winnie auch ohne Termin vorstellig werden. Mehr noch: Obwohl alle Hebebühnen belegt und die Mechaniker alle Hände voll zu tun hatten, robbte der Werkstattmeister ohne viel Aufhebens unter den Ducato, um den Abgasstrang einer Sichtprüfung zu unterziehen.
Da nichts Auffälliges zu erkennen war, musste der Diagnose-Laptop ran. Und der spuckte als Fehlerquelle einen nicht abgeschlossenen Regenerationsprozess des Dieselpartikelfilters und eine interessante Zusatzinformation aus: Bis zum Zeitpunkt der Diagnose hatte sich der Filter bereits 13 Mal gereinigt! Das Autohaus erbat sich ob dieses seltenen Befundes ein wenig Zeit mit dem jungen Ducato. Doch schon am nächsten Morgen war er wieder abholbereit. Die Werkstattcrew hatte es geschafft, den vierzehnten Regenerationsprozess mit Hilfe des Laptops künstlich zu vollenden.
Die Anfrage an Fiat, wie häufig sich der Filter reinigt und wie hoch der maximale Adblue-Verbrauch sein darf (auf 7870 Kilometer hat sich der Ducato bereits 30 Liter Harnstoff einverleibt, das sind über 0,3 Liter pro 100 Kilometer), stellen wir dieser Tage. Natürlich lesen Sie die Antwort dann hier.
Guter Service hat Winnie Weinsberg auch zwischen Weihnachten und Neujahr auf die Sprünge geholfen. Die Vermutung, dass die Aufbaubatterie einen Knacks hatte, kabelten die Kollegen bereits, die mit Winnie für ein Fotoshooting nach Italien fuhren. Die Bestätigung via Totalausfall kam natürlich genau zwischen Weihnachten und Neujahr, und die Parzelle auf dem gerade für Familien empfehlenswerten Top-Campingplatz am Hopfensee war für den zweiten Januar schon gebucht…
Ein Anruf beim örtlichen Weinsberg-Händler genügte zur Rettung: Eigentlich sei wegen Inventur geschlossen, antwortete Rocket-Camper-Chef Swen Dluzak, doch da sowohl die Mannschaft als auch eine Batterie anwesend seien, wäre ein kurzer Boxenstopp ohne weiteres möglich. Den Aus- und Umbau der Batterie haben wir dann selbst erledigt. Da das Batteriefach links unter dem Heckbett aber exakt die Abmessungen des Stromquaders hat, war dessen Austausch fummeliger und im Wortsinn schwerer als es zunächst den Anschein hatte.
Fazit: Der Trip ins Allgäu verlief völlig ohne Probleme. Im Gegenteil. Erneut zeigte der Weinsberg Carabus 600 MQH sein Talent als Wintercamper, das neben der guten Dämmung auch von der optional mit Dieselbrenner ausgerüsteten Truma Combi 6 geprägt wird.
160-PS-Motor als Zugpferd für den Caravan
Logbuch vom 21.11.2019 Tester: Philipp Heise, Redakteur promobil und CARAVANING
Winni-Weinsberg 600 MQH ist mit seinem Hochdach eine beeindruckende Erscheinung. Einzig der Gedanke an Brücken, Durchfahrten und Tunnel lässt mich angesichts der 3,08 Meter Aufbauhöhe grübeln: Ob das immer gut geht? Oder wird der XL-Kastenwagen womöglich unfreiwillig als Cabrio-Bus wie der Skydancer enden?
Egal, nichts wie rein und los, denn der anstehende Werkstatttermin unseres DIY-Caravan Ferdinand-Fendt für die Redaktion CARAVANING steht vor der Tür. Dank Anhängerkupplung und dem neuen 160-PS-Diesel (mit Euro 6-d-Temp Einstufung) ist der Weinsberg gut gerüstet und gibt ein prima Zugfahrzeug ab.
Einzig das optionale 9-Gang-Wandler-Automatikgetriebe würde mir im Stadtverkehr noch besser gefallen – aber das ist Jammern auf hohem Niveau, zumal dafür 3330 Euro fällig wären. Stattdessen freue ich mich, trotz Doppeldecker-Aufbau, über die innenstadttaugliche Aufbaubreite von 2,05 Metern und genieße den kräftigen Antritt des Motors.
Randnotiz: Die Start-Stopp-Automatik würgt den Motor auch im kalten Zustand rigoros ab. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das auf Dauer gut ist.
Bei der zweiten oder dritten Bremsung beginnt es plötzlich mitten ins Fahrersichtfeld zu tropfen. Ein klarer Nachteil des überhängenden Dachvorsprungs.
An unserem DIY-Caravan angekommen, sammelt die Rückfahrkamera im dritten Bremslicht Sympathiepunkte. Mit ihrem praxistauglichen Bild geht das Ankuppeln leicht von der Hand und so kann es bereits nach weniger als fünf Minuten weitergehen. Positiv dabei: Für unseren 2,30 Meter breiten DIY-Caravan sind Zusatzspiegel überflüssig. Die originalen Ducatospiegel reichen vollkommen aus, um das Gespann sicher im Blick zu behalten. Vom zusätzlichen Gewicht im Windschatten lässt sich der 160 PS-Diesel nicht sonderlich beeindrucken. Sind die für den Caravan zulässigen 80 km/h erreicht, hält sich der Motor im sechsten Gang gelangweilt im Hintergrund. Allerdings rückt damit das nervtötende Geklapper der Kocherabdeckung in den Vordergrund.
Nachdem es unser Ferdinand rechtzeitig zu seinem Werkstatttermin geschafft hat, bleibt noch ein wenig Zeit den Innenraum kurz unter die Lupe zu nehmen. Das Fluchen meiner Kollegen noch im Ohr, muss ich an die zwei gebrochenen Latten im Heckbett denken und verzichte darauf, mich aufs Bett zu knien. Der Durchgang zwischen Bad und Küche ist eh dermaßen beengt, dass ich ihn nur mit eingedrehten Schultern ohne Möbelkontakt passieren kann. Bevor ich der Enge der Fahrzeugmitte entfliehe, muss ich allerdings noch das Bett im Hochdach ausprobieren. Es lässt sich mit wenigen Handgriffen aufbauen und bietet großzügige Fensterflächen im Bug. Das Bett ist mit seinen 200 x 130 Zentimetern nicht schlecht – auch wenn die Matratzen dünn und die Kopffreiheit hier oben spürbar eingeschränkt ist.
Ohne Anhängsel auf dem Rückweg vom Werkstatttermin flammt bei konstant 80 km/h plötzlich die Motorkontrollleuchte auf und das Informationsdisplay mahnt, den Motor prüfen zu lassen. Da sich kein Leistungsverlust bemerkbar macht, geht es erst auf der nächsten Tour zur Überprüfung.
Mein Fazit: Winnies Motor ist erste Sahne und reicht auch zum Ziehen von Anhängern/Caravans locker aus. Einzig die bei kaltem Motor frühzeitig regelnde Start-Stopp-Automatik sehe ich eher kritisch. Zum Innenraum kann ich sagen, dass mir die Aufteilung nicht besonders zusagt. Das liegt aber wohl daran, dass ich keine vier Schlafplätze benötige und mir persönlich der Grundriss in vielen Bereichen einfach zu eng geschnitten ist.
Ein Familienbus fürs ganze Jahr?
Logbuch vom 21.11.2019 Tester: Ingo Wagner, CARAVANING-Chefredakteur
Als Kastenwagenfreund mit zwei Kindern gebührt mir die Ehre, mit dem flammneuen Kasten auf Jungfernfahrt zu gehen – zusammen mit meiner Familie. Schließlich sind die vier Betten von Winnie – so wurde der neue Dauertester getauft – quasi für den Familienurlaub prädestiniert. Der neue Euro 6 dTEMP-Diesel mit 160 PS und rotem Power-Schriftzug auf dem Grill hat uns ermutigt, bis an die niederländische Nordseeküste zu düsen, obwohl wir nur eine knappe Woche Zeit haben.
So ein Autobahntrip ist ideal, um einen neuen Motor einzufahren. Denn die Herde Cavalli unter der Haube des Italieners war anfangs sicher noch nicht vollständig angetreten. Mit jedem Kilometer mehr zog der 2,3-Liter besser durch, hielt die Geschwindigkeit auch an Steigungen besser. Auch wenn er sich mit entsprechendem Anlauf auf GPS-gemessene 152 km/h aufschwingt: das Hochdach bremst den Galopp spürbar. Ab 120 km/h wird’s zäher, wer den Tempomat auf 120 stellt, muss mit 12,5 Litern rechnen.
Angenehm leise ist das Mobiliar, die Windgeräusche der drei großen Dachfester (Das Panoramadach und das Heki über dem Heckbett kosten 890 Euro) sind da präsenter.
Das dank seines neuen Schienensystems kann man das Dachbett einfach auf volle Länge ausziehen. Es dämpft das Rauschen von oben erfolgreich. Klar, dass sich die Kids fürs gemütliche Oberstübchen mit Sternenblick entscheiden. Ihnen ist die harte zweigeteilte Matratze genauso schnuppe wie die Tatsache, dass zwischen Bett und weich gepolstertem Dachhimmel wenig Platz ist. Um es greifbar zu machen: Papa (1,90 Meter) auf Knien bleibt da oben stecken.
Viel mehr Bewegungsfreiraum herrscht in der Sitzgruppe, die aus den gedrehten Cockpitsitzen (obwohl die in einem Kastenwagen zwingend notwendig sind, berechnet Weinsberg Aufpreis dafür) und der über ein simples Lochsystem neigungsverstellbaren Sitzbank entsteht. Der frei schwebende Tisch hat optional eine ausdrehbare Verlängerung, die zwar den Beifahrersitz einbindet, aber bei jedem Einsatz mehr wackelt; eine 17er-Nuss haben wir jetzt gerade mal nicht im Urlaub dabei …
Die Truma-Heizung Combi 6 mit Diesel- statt Gasbrenner (949 Euro Aufpreis) lässt der Herbstkühle des Nordens keine Chance und fächelt den Innenraum lässig und leise warm. Die eine 5-Kilo-Gasflasche speist also nur den Kocher.
Für einen Kastenwagen ebenfalls groß ist die hell beleuchtete Nasszelle, der man eigentlich nur vorwerfen kann, ein viel zu kleines Waschbecken zu haben. Sieht komisch aus, wie ausgewachsene Mannsbilder mit dem Ohr fast am Spiegel kleben, um nach dem Zähneputzen in den Ablauf zu treffen. Sinnvoll ist das optionale Badfenster, weil die Brause dadurch nach draußen reicht. Eltern wissen sehr zu schätzen, dass sich der Nachwuchs nach einem Nordsee-Spaziergang draußen nass vorreinigen lässt. Auch wenn drinnen einer den Hahn bedienen muss.
Durch das Hochdach dienen sich die vom flacheren MQ übernommenen Möbel als zusätzliche Ablage an – sie reichen nicht bis zur Decke. Klingt wie ein Makel, ist aber super praktisch für Handtücher oder Brettspiele.
Der Durchgang zum Heckbett zwischen dem leistungsstarken Kompressorkühlschrank und der Nasszelle ist akzeptabel breit. Nicht akzeptabel ist die Qualität des Lattenrosts. Schon beim Bettbeziehen brechen die Latten, weil man halt normal auf Knien auf der Matratze herumkrabbelt. Das retten auch die formidable Watergel-Maratze für 396 Euro Aufpreis nicht. Wie es sonst um die Qualität des Weinsberg Carabus 600 MQH bestellt ist, was mit seiner Zuladung bei 3.5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht passiert, lesen Sie in der kommenden Ausgabe von promobil, die ab dem 4. Dezember am Zeitschriften-Kiosk liegt.
Technische Daten Weinsberg 600 MQH
Basis: Fiat Ducato, 160 PS, 9-Gang-WandlerautomatikLänge/Breite/Höhe: 5,99/2,05/3,20 mZul. Gesamtgewicht: 3500 kgGurt-/Schlafplätze: 4/5
Grundpreis ab 46.490 EuroTestwagenpreis: 62.964 Euro
Sonderausstattung im Testwagen:90-Liter-Dieseltank (2 kg): 99 EuroAlu-Rahmenfenster: 741 EuroAnhängekupplung, abnehmbar (18 kg): 1029 EuroPanoramadach-, Heckausstellfenster: 890 EuroInsektenschutztür (2 kg): 427 EuroDieselheizung Truma Combi 6D (2 kg): 949 EuroAbwassertank isoliert und beheizt: 334 EuroMarkise, 3,5 m (26 kg): 999 EuroFiat-Paket: Klima Fahrerhaus, Beifahrer-Airbag, Tempomat, Pilotensitze mit Armlehnen, Fahrerhaussitze drehbar uvm. (29 kg): 731 EuroWeinsberg Smart-Paket-CUV: el. Trittstufe, Fahrerhaus-Faltverdunkelung, Radiovorber., Truma CP Plus, iNet-Box, Wasserfilter uvm. (17 kg): 1475 Euro
Kosten und ServiceKfz-Steuer (3,5 t zGG, S4)240 EuroHaftpflicht/Vollkasko (500 Euro SB, Tarif Allianz)565/1100 Euro
Infos zur Baureihe
Die Marke Weinsberg, die 2019 ihr 50. Jubiläum feierte, gehört zur Knaus-Tabbert-Familie und wendet sich mit günstigen Preisen auch an Einsteiger. Die Kastenwagen-Baureihe Carabus besteht aus acht Grundrissen. Vom kompakten 540er mit Querbett bis hin zum 6,36 Meter langen Einzelbetten-Grundriss sind die marktgängigen Typen vertreten. Unter dem Namen Caratour gibt es alle Modelle zudem in einem zweiten Ausbaudesign. Ganz neu dabei ist eine Variante des 630 MEG, "Outlaw" genannt, in deren Heckgarage man Bikes, Motorräder oder sogar ein Quad parken kann.
Weitere Modelle: 7 Länge: 5,41–6,36 m Gesamtgewicht: 3300-4000 kg