Upgrade mit begrenztem Wert

Viele Autos haben ausreichend Power, dürfen aber nur relativ leichte Transportanhänger oder Wohnwagen ziehen. Leider schränken viele Autohersteller die erlaubte Anhängelast ab Werk stark ein. Das hat meist technische Gründe, kann auch strategisches Kalkül haben. Zum Beispiel, um zum Kauf der nächsthöheren Modellreihe zu animieren.

Aber was ist, wenn Camper für den Urlaub einen Wohnwagen oder Hand- und Heimwerker Nutzanhänger ziehen möchten, die schwerer sind als der eingetragene Wert? Rein technisch bleibt keine andere Lösung, als die Anhängelast zu erhöhen. Diverse Firmen offerieren Gutachten, die eine nachträgliche Erhöhung der Anhängelast ermöglichen. Hier erfahren sie, ob sich der Schritt lohnt und was sie dabei beachten sollten.

Erhöhung gilt nur bis 8 Prozent Steigung

Von vornherein ist eine Information entscheidend: Die erhöhten Werte gelten nur für Fahrbahnsteigungen bis acht Prozent, sind also nur auf ausgewählten Strecken nutzbar. Autobahnen und Schnellstraßen bleiben größtenteils darunter. In Deutschland und Europa liegt die maximale Steigung in der Regel bei rund sechs Prozent. Es gibt jedoch einige Landstraßen, die steiler als acht Prozent sind. An solchen Stellen gelten wieder die ursprünglich eingetragenen Anhängelasten. Im Übrigen geben die Hersteller ihre Anhängelasten ab Werk nur bis zu einer Steigung von 12 Prozent frei, weil dies der EU-Prüfnorm entspricht.

Für Besitzerinnen und Besitzer von Neu- und Jungwagen, die die Erhöhung der Anhängelast erwägen, ist zudem wichtig: Die Autohersteller können im Falle eines Defektes Garantie- und Gewährleistungsansprüche ablehnen. Besitzer älterer Fahrzeuge müssen sicherstellen, dass ihr Fahrzeug in technisch einwandfreiem und vor allem in originalem Zustand ist.

Gutachten zur Erhöhung der Anhängelast

Der Prozess für eine nachträgliche Erhöhung der Anhängelast erfordert sorgfältige Planung und Abwägung sowie die Einhaltung technischer und rechtlicher Vorgaben.

Zunächst muss geprüft werden, ob eine Anhängelasterhöhung für das spezifische Fahrzeugmodell technisch möglich ist. Ist das entsprechende Fahrzeug noch nicht in einer der Datenbanken zu finden, können Kopien, Scans, Fotos des Typenschildes an der Anhängevorrichtung oder des Fahrzeugscheins bei den meisten Herstellern per E-Mail eingereicht werden.

Bei positivem Bescheid wird in der Folge ein technisches Gutachten erstellt. Ausstellen können dieses Gutachten externe Dienstleister wie der TÜV Austria, der nach eigenen Angaben über geeignete Prüfstände und Versuchsfahrzeuge verfügt, um die entsprechende Mehrbelastung zu prüfen. Die Gutachten für Pkw, SUV und Nutzfahrzeuge bestätigen dem Kunden nur die technische Machbarkeit und Sicherheit der Maßnahme. Je nach Marke und Modell können technische Anpassungen erforderlich sein. In jedem Fall ist eine abschließende Abnahme und Eintragung der erhöhten Anhängelast bei TÜV, Dekra, GTÜ oder anderen Prüforganisationen obligatorisch.

Diese technischen Änderungen sind möglich

Die bei einer Anhängelasterhöhung anstehenden technischen Änderungen betreffen in erster Linie die Anhängerkupplung: Sie muss einen ausreichend hohen D-Wert aufweisen. Er wird in in Kilonewton (kN) angegeben und gibt Auskunft über die Belastbarkeit der Anhängevorrichtung. Zu finden ist er auf dem Typenschild. Ist der D-Wert zu niedrig, muss die bestehende Kupplung durch eine verstärkte Variante ersetzt werden. Bei einigen Anbietern von Anhängelasterhöhungen ist die entsprechende und damit passende Kupplung im Preis inbegriffen.

Folgende Formeln sind bei der Bestimmung des D-Werts und der möglichen Anhängelasten wichtig:

• Formel zur D-Wert Berechnung: (Gesamtgewicht x Anhängelast x 9,81) / (Gesamtgewicht + Anhängelast)
• Formel zur Berechnung der Anhängelast: (D-Wert x Gesamtgewicht) / (Gesamtgewicht x 9,81 – D-Wert)
• Formel zur Berechnung des Gesamtgewichts: (D-Wert x Anhängelast) / (Anhängelast x 9,81 – D-Wert)
• Formel zur Berechnung der Stützlast nach der 4 % Regelung: Anhängelast mal 0,04

Jedoch haben einige Anbieter Rechner auf ihren Webseiten integriert, die die Bestimmung vereinfachen. Zudem lassen sich eine Vielzahl an Automodellen über die Datenbank suchen und finden.

Je nach Fahrzeugmodell können weitreichend technische Änderungen nötig sein, zum Beispiel am Fahrwerk. Der Einbau verstärkter Federn ist manchmal nötig, damit ein Fahrzeug zusätzliches Gewicht ziehen darf.

Gewichtsgrenzen und Kosten der Anhängelasterhöhung

Wichtig ist, dass die Anhängelast nicht höher sein darf als das zulässige Gesamtgewicht des Zugfahrzeugs. Nur bei Geländewagen der Klasse M1G ist eine Erhöhung der Anhängelast auf das bis zu 1,5-fache des zulässigen Gesamtgewichts möglich, jedoch nicht über 3.500 kg hinaus.

Je nachdem, ob es mit einem Gutachten getan ist oder noch eine verstärkte Anhängerkupplung bestellt werden muss, kostet eine Anhängelasterhöhung zwischen 450 und 1.300 Euro. Achtung: Einbau, Elektrosatz und Eintragung bei einer Prüforganisation kosten extra, was einen Aufschlag von mehreren hundert Euro bedeuten kann.

Fahrzeughersteller raten ab

Auf Seiten der Automobilhersteller ist die Skepsis gegenüber nachträglichen Anhängelasterhöhungen naturgemäß groß, weshalb generell von der nachträglichen Erhöhung der Zuglast abgeraten wird.

Mercedes-Benz spult bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeugs nur für die Ermittlung der Anhängelast und die Haltbarkeitsprüfung aller Komponenten über 340.000 Kilometer mit Anhängern ab. Dabei prüfen 400 Temperatur- und Drucksensoren permanent die Befindlichkeit aller Motor-, Getriebe-, Fahrwerks und Karosseriebauteile. Das führt dazu, dass in Autos mit werksseitig montierter Anhängerkupplung oft größere Kühler und sogar verstärkte Differenziale und Antriebswellen eingebaut werden. Man ahnt angesichts dessen, welches Risiko eine nachträgliche Erhöhung der Anhängelast bergen könnte.

Anbieter von Anhängelasterhöhungen

• ATB Tuning
• KS Tuning
• MAD Vertrieb Bense
• Schoon Fahrzeugsystemehttps
• S.K. Handels GmbH
• Scholz Automotives