Zwei schlanke Transit-Vans im Vergleichstest

Teilintegrierte mit geringer Aufbaubreite schlagen die Brücke zum Campingbus. Neuerdings hält auch in diesem Segment der Ford Transit als Basis Einzug. Zwei neue Vans stellen sich dem Vergleich.
Der bildhafte Begriff des Schmalseitenprivilegs bezeichnet ein Zugeständnis im Baurecht, das den geforderten Mindestabstand eines Neubaus gegenüber einem Bestandsgebäude auf die Hälfte begrenzt, wenn die Wandlänge 16 Meter nicht überschreitet. Auch bei Freizeitfahrzeugen bringt ein schmaler Aufbau Vorteile mit sich – nicht ohne Grund sind schlankere und kompaktere Modelle aktuell so beliebt wie nie.
Reisemobile mit Aufbaubreiten unter 2,20 Meter lassen sich vergleichsweise einfacher durch enge Sträßchen bugsieren und sind zudem bei der Parkplatzsuche im Vorteil – verglichen jedenfalls mit herkömmlichen Modellen mit 2,30 Meter Breite und mehr. Wem ein ausgebauter Kastenwagen zu eng und zu niedrig ist, der landet fast zwangsläufig beim Van. Aber wie wirkt sich der im Vergleich zu normalen Teilintegrierten schmale Aufbau auf den Wohnraum aus? Müssen Reisende große Abstriche machen?
Etrusco V 6.6 SF
- Gurt-/Schlafplätze: 4/2–3 Zul.
- Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge: 6,71 m
- Preis: ab 53.499 Euro
Challenger S 217 GA
- Gurt-/Schlafplätze: 4/2–3
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge: 6,59 m
- Preis: ab 59.590 Euro
Als Protagonisten treten zwei zum Saisonstart neu vorgestellte Vans auf Ford-Transit-Basis zum Vergleich an. Während der Etrusco V 6.6 SF auf eine Breite von 2,14 Meter und eine Länge von 6,71 Meter kommt, ist der Challenger S 217 GA mit 2,10 Meter in der Breite und 6,59 Meter Länge noch ein Stückchen kompakter. Beide Kontrahenten setzen dabei auf die beliebten Einzelbetten-Grundrisse. Wer ein noch kürzeres Fahrzeug sucht, der findet zudem hier wie da auch noch Sechs-Meter-Modelle mit Doppel-Querbett im Heck zur Auswahl – bei Etrusco der V 5.9 DF, bei Challenger der S 194.
Die Grundrisse der beiden Testmodelle gleichen sich in weiten Zügen. Beide sind mit den Einzelbetten ganz auf zwei Personen ausgelegt – aus der Sitzgruppe lässt sich optional zusätzlich ein Notbett bauen. In der Aufbaumitte stehen sich hier wie da ein Kombibad und eine kompakte Küchenzeile gegenüber. Der Wohnraum beherbergt eine Halbdinette mit kleinem Tisch. Vis-á-vis bleibt noch Platz für einen kleinen Seitensitz, der als Beinauflage gute Dienste leistet.
Beide Aufbauten sind auf einem vorderradgetriebenen Ford Transit montiert, serienmäßig mit 130-PS-Motor und Sechsgang-Automatikgetriebe. Während die Ford-Basis bei der französischen Marke Challenger bereits traditionell im Programm ist, baut der deutsch-italienische Hersteller Etrusco erstmals auf den Transit.
Der Grundpreis für den Challenger S 217 GA liegt bei knapp 60.000 Euro und damit satte 6.000 Euro über dem Etrusco V 6.6 DF. Ausstattungsbereinigt relativiert sich dieses Bild allerdings wieder.
Etrusco im Test
Die Einzelbetten im Etrusco-Van sind zwar etwas kürzer und schmaler als im Challenger, bieten mit Kaltschaummatratzen auf Lattenrosten aber einen ordentlichen Liegekomfort und lassen sich mit einem Polsterstück in der Mitte auch noch zur großen Liegewiese verbinden. Vier Ablagen sowie zwei Hängeschränke bieten Platz für Kleidung, Nachtlektüre und Smartphones. Letztere laden an den beiden USB-Slots. Unter den Fußenden der Betten finden sich je ein Kleider- und ein Wäscheschrank. Ein Vorhang kann als Sichtschutz vor den Betten dienen.
Die Küche mit Dreiflammherd, Spüle und schmaler Arbeitsfläche ist für zwei Personen gerade so ausreichend. Gleiches gilt für den untertisch montierten 78-Liter-Absorberkühlschrank. Lebensmittel und Kochutensilien wandern in die beiden Hängeschränke, die Besteckschublade und den Unterschrank mit Mülleimer.
Im Bad zeigt der Etrusco den gleichen Trick wie der Challenger: Zum Duschen schwenkt man die Waschtischwand mit großem Spiegel zur Seite über die Toilette. Zum Vorschein kommt dabei allerdings der Radkasten, der den Fußraum merklich einengt. Die Einrichtung komplettieren ein schmaler Schrank, eine Trockenstange, ein Klopapierhalter sowie zwei Kleiderhaken. Frischluft spendet eine Dachhaube.
Gedrehte Pilotsitze, Seitensitz und Halbdinette machen im Wohnzimmer Platz für bis zu fünf Personen, allerdings wird es dann schon eng am nicht erweiterbaren Tisch. Drei Hängeschränke über der Sitzgruppe, eine kleine Sitztruhe und zahlreiche Ablagen stehen für Reiseutensilien bereit – ergänzt durch die fast 2.000 Liter fassende Heckgarage. Rund 725 Kilo Zuladung im Serienzustand lassen beim Beladen genug Spielraum.
Der relativ günstige Grundpreis von 53.499 Euro erklärt sich unter anderem durch die Ausstattung und Materialwahl bei der Aufbau- und Bordtechnik – die Sandwichplatten sind beispielsweise mit einfachem EPS-Schaum (Styropor) isoliert. Dafür hüllt er sich rundum in robustes GfK. Die Außenklappen sind nur einfach abgedichtet und auch die Aufbautür muss mit einer Einfachverriegelung und ohne Fenster und Mülleimer auskommen. Die schwächere Truma-Combi-4-Heizung ist für die Raumgröße des V 6.6 dagegen durchaus ausreichend dimensioniert.
Die hochwertigen Alu-Rahmenfenster des Testwagens sind dagegen Teil der umfangreichen Complete Selection, die mit zusätzlichen 10.999 Euro zu Buche schlägt.
Etrusco: Technische Daten
- Basisfahrzeug: Ford Transit 2,0 TDICi, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, ab 96 kW/130 PS, Sechsgang-Automatik, Radstand 3,75 m
- Leergewicht/Gesamtgewicht: 2.775 kg/3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,71/2,14/2,72 m
- Bettenmaße: 1,96 x 0,79 m und 1,94 x 0,71 m
- Ausbau: Küche mit Dreiflammkocher, 78-L-Absorberkühlschrank, Kombibad mit Dusche, 1 Kleider-, 1 Wäsche-, 5 Hängeschränke, 1 Sitztruhe, Heckgarage
- Aufbau: Sandwich-Bauweise, Holzverstärkungen, außen ringsum GfK, innen foliertes Sperrholz, Isolierung Wand/Dach/Boden EPS/EPS/EPS, Alu-Rahmenfenster, 3 Dachhauben
- Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, Frischwassertank 116 (20) L, Abwassertank 92 Liter, Bordbatterie Blei-AGM 95 Ah, Gasflasche 1 x 11 kg
Etrusco: Vor- und Nachteile
Der schmale Deutsch-Italiener führt das Etrusco-typische Modellangebot mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis auch auf der für die Marke neuen Basis Ford Transit konsequent fort. Trotz geringerer Breite als bei herkömmlichen Teilintegrierten vermittelt der V 6.6 SF nicht das Gefühl von Enge. Hierzu trägt zu einem guten Teil der offene Grundriss bei, der auf der rechten Seite auf raumhohe Schränke verzichtet. Mit den zwei Einzelbetten im Heck bietet sich der Etrusco-Van als stimmiges Zwei-Personen-Mobil an und lässt mit satten 725 Kilo Zuladung keine Sorgen beim Beladen aufkommen. Die Verarbeitung ist solide, bei der Materialwahl muss man jedoch teils Abstriche machen.
(+) Längseinzelbetten mit ordentlicher Länge(+) Betterweiterung(+) viel Stauraum in der Heckgarage(+) sehr hohe Zuladung(+) gute Stehhöhe(+) umfangreiche Pakete(+) GfK-Aufbau(+) Rahmenfenster und starke Motorisierung in der Complete Selection(+) Fahrassistenzsysteme
(-) kein Fenster und keine 230-Volt-Steckdose im Kombibad(-) unbeleuchteter Kleider- und Wäscheschrank unter den Betten(-) lediglich EPS-Isolierung(-) kaum Arbeitsfläche in der Küche(-) kein Fenster in der Aufbautür(-) kein Fenster in der T-Haube
Challenger im Test
Zwar stellte Challenger seine beiden Vans der S-Serie bereits im Sommer 2021 vor, doch kamen sie noch einmal überarbeitet und mit der attraktiven Sport Edition veredelt erst zum aktuellen Modelljahr so richtig in Fahrt. Zum Edition-Paket gehören unter anderem die Sechsgang-Automatik, der 170-PS-Motor, die Markise und Solaranlage sowie die markante graue Lackierung. Der Preis für den S 217 GA steigt in der Sport Edition von 59.590 auf 65.590 Euro – der Etrusco V 6.6 SF kommt in der Complete Selection auf rund 64.800 Euro und liegt damit auf ganz ähnlichem Niveau.
Zur Sport Edition gesellen sich beim Challenger-Testfahrzeug noch zwei weitere Pakete: Das Connect-Paket für 2.990 Euro beinhaltet unter anderem eine DAB-Radioantenne, Lenkrad-Bedientasten und eine Rückfahrkamera. Für Wintercamper interessant ist das Arctic-Paket. Für ebenfalls 2.990 Euro erhält man etwa einen isolierten und beheizbaren Abwassertank sowie eine elektrische Fußbodenerwärmung.
Beim Grundriss ähneln sich Challenger und Etrusco weitgehend: Die Betten sind in dem französischen Modell ein bisschen größer als im V 6.6 SF – auch hier sind Matratze und Unterbau bequem genug für erholsamen Schlaf. Die Liegefläche lässt sich ebenfalls erweitern. Das notwendige Brett klemmt senkrecht und platzsparend zwischen den Matratzen. Licht dringt durch die beiden Seitenfenster und die Dachluke in die Koje. Bei Nacht erhellen die beiden Lesespots, in die praktische USB-Ports integriert sind, den Schlafbereich. Für Nachtlektüre & Co. stehen offene Ablagen bereit. Zwei Hängeschränke, ein Kleider- und ein Wäscheschrank – letztere beide unter den Bettenden – kümmern sich wie im Etrusco um die Klamotten.
Von den platzsparenden Schwenkwandkonstruktionen in den Bädern der beiden Vans war bereits die Rede. Hinzu kommen beim Challenger ein schmaler Schrank, ein kleines Kunststoffwaschbecken und eine Dachluke. Die Badtür ist hier als Lamellenschiebetür ausgelegt. Vorteil: Die offene Tür steht nicht im Weg. Nachteil: eine etwas höhere Klapperneigung während der Fahrt.
Etwas größere Unterschiede finden sich in der gut ausgeleuchteten Küche. Der Herd begnügt sich mit zwei Kochflammen und die Spüle ist relativ klein, dafür bunkert der Absorberkühlschrank knapp zehn Liter mehr Lebensmittel. Ein etwas wackliges Klappbrett bietet zumindest etwas mehr Arbeitsfläche. Stauraum findet sich in zwei Hängeschränken und einem Unterschrank. Auf eine Besteckschublade und einen Mülleimer muss man aber verzichten. Die Heckgarage ist ähnlich groß wie im Etrusco, die Zuladung fällt mit 630 Kilo etwas geringer aus.
Challenger: Technische Daten
- Basisfahrzeug: Ford Transit, Leiterrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, 125 kW/170 PS, Sechsgang-Automatik, Radstand 3,75 m
- Leergewicht/Gesamtgewicht: 2.830 kg/3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,59/2,1/2,75 m
- Bettenmaße: 1,96 x 0,85 m, 1,98 x 0,55–0,84 m
- Ausbau: Küche mit Zweiflammkocher, 87-L-Absorberkühlschrank, Kombibad mit Dusche, 1 Kleider-, 1 Wäsche-, 6 Hängeschränke, Heckgarage
- Aufbau: Sandwich-Bauweise, Holzverstärkungen, außen ringsum GfK, innen foliertes Sperrholz, Isolierung Wand/Dach/Boden XPS/XPS/XPS, Alu-Rahmenfenster, 3 Dachhauben
- Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung Truma Combi 4 D, el. Fußbodenheizung, Frisch-/Abwassertank 105/100 L, Bordbatterie Blei-AGM 95 Ah, Gasflasche 1 x 11 kg
Challenger: Vor- und Nachteile
Der schlanke Franzose führt die Ford-Transit-Tradition der Marke mit einem jungen, kompakten Van-Modell – insbesondere als Sport-Edition-Version – in attraktiver Weise fort. Die Raumaufteilung des S 217 GA ist dabei weitgehend mit der des Etrusco V 6.6 SF identisch. Unterschiede zeigen sich beim Ausbaudesign und auch bei Detaillösungen wie der platzsparenden Lamellenschiebetür am Bad oder dem kleineren Notsitz in der Sitzgruppe. Zudem ist der Challenger mit einer Diesel-Heizung ausgestattet und verfügt über eine höherwertige Dämmung (XPS) als der Etrusco (EPS). Mit 670 Kilo ist die Zuladung zwar etwas geringer, aber immer noch locker ausreichend.
(+) Längseinzelbetten mit ordentlicher Länge(+) Betterweiterung(+) viel Stauraum in der Heckgarage(+) hohe Zuladung(+) gute Stehhöhe(+) GfK-Aufbau(+) XPS-Dämmung(+) vier USB-Ports im Schlafraum(+) großes Paketangebot(+) 170 PS/Automatik in der Sport Edition Serie
(-) kein Fenster und keine 230-Volt-Steckdose im Kombibad(-) unbeleuchteter Kleider- und Wäscheschrank unter den Betten(-) wenig wirklich nutzbare Arbeitsfläche trotz klappbarem Verlängerungsbrett(-) kein Mülleimer(-) kein Fenster in der Aufbautür(-) kein Fenster in der T-Haube
Preise und Ausstattung