Ex-ZF-Chef wird VW-Vorstand

Der ehemalige ZF-Vorstandsvorsitzende Stefan Sommer (55) übernimmt bereits zum 1. September 2018 die Aufgabe des Beschaffungsvorstands im Volkswagen Konzern. Ursprünglich sollte er erst Anfang 2019 das Amt übernehmen. Auch holt er von Zulieferer Dräxlmaier Barbara Bergmeier in den Konzern.
Aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr „auto motor und sport“, dass Barbara Bergmeier in Kürze „eine verantwortliche Position im Rahmen der Neuausrichtung von VW Komponente“ übernimmt. Bergmeier verantwortete seit 2014 beim auf Premium-Marken spezialisierten Zulieferer Dräxlmaier die Leitung von Produktion und Logistik und war dort Mitglied des Vorstands. Im Mai 2018 kündigte Bergmeier jedoch – offiziell „wegen strategischer Differenzen“ mit dem Unternehmensinhaber Fritz Dräxlmaier. Zuvor war sie 25 Jahre lang bei BMW in einigen Führungspositionen zuerst im Produktions- und später im Personalressort tätig.
Bergmeier verstärkt den Bereich „Komponente“
Mit Bergmeier verpflichtet der angehende VW-Konzern-Vorstand Stefan Sommer eine bestens vernetzte und qualifizierte Führungskraft. Es darf vermutet werden, dass Sommer die ehemalige Zulieferer-Vorständin für die Aufgabe gewonnen hat, die Neuausrichtung des Konzernbereichs „Komponente“ zu übernehmen. Der VW-Konzern betreibt weltweit 56 Komponentenwerke. Also 56 Werke, wo vom Getriebe, über die Motoren bis hin zu Fahrwerksteilen mit rund 80.000 Beschäftigten die Teile produziert werden, die Volkswagen zum Fahrzeugbau benötigt.
Anfang Juli gab Thomas Schmall, der Vorstand des Ressorts Komponente der Marke Volkswagen und gleichzeitig Leiter Konzern Komponente, bekannt: „Mit der Neuausrichtung der Konzern Komponente stellen wir uns noch effizienter und wettbewerbsfähiger auf. Wir wappnen uns für das bevorstehende neue Mobilitätszeitalter. Die Aufwendungen für die neuen E-Komponenten muss unser heutiges Kerngeschäft tragen. Wir arbeiten daher mit Hochdruck an einer konzernweiten investitions- und kostenoptimierten Wertschöpfungsstrategie. Damit machen wir die Komponente zukunftsfähig und sichern langfristig Arbeitsplätze.“
Sommer wollte nicht COO werden
Der ehemalige ZF-Vorstandsvorsitzende Stefan Sommer tritt die Nachfolge von Francisco Garcia Sanz an, der im April 2018 von seinen Aufgaben zurückgetreten war. Insgesamt 17 Jahre hatte der Spanier Garcia Sanz das Ressort Einkauf im Konzern geleitet. Angeblich wollte der dienstälteste VW-Vorstand unter dem neuen Konzernherren Herbert Diess nicht weitermachen, hieß es.
Verantwortlich für die Ressorts Einkauf und Komponente bekommt Stefan Sommer damit eine Art „Super-Ressort“ im VW-Konzern-Vorstand. Der ehrgeizige Manager hatte informierten Quellen nach den Posten als „Chief Operating Officer“ der Marke Volkswagen abgelehnt. Die Stelle wurde inzwischen mit Ralf Brandstätter besetzt. Sie wurde neu geschaffen, um Konzernchef Herbert Diess im operativen Tagesgeschäft den Rücken freizuhalten. Da Diess aber Stefan Sommer unbedingt in den Konzern holen wollte, wurde kurzerhand das Vorstandsressort Einkauf aufgewertet.
VW will Investitionen und Kosten optimieren
Volkswagen arbeitet nach eigenen Aussagen mit Hochdruck an einer konzernweiten Strategie, die Investitionen und Kosten optimieren soll, um höhere Wertschöpfungsbeiträge in die Bilanz zu spielen. Insbesondere vor der geplanten Umstellung auf Elektro-Antriebe und die damit verbundene Tendenz zu geringeren Margen ist der Schritt immens wichtig, um langfristig Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Zum Konzernbereich Komponente zählen weltweit 56 Werke und etwa 80.000 Mitarbeiter.
Mit Stefan Sommer holt sich Diess nun einen erfahrenen Manager ins Unternehmen, der 2010 beim Zulieferer ZF in Friedrichshafen ebenfalls als Einkaufsvorstand einstieg. Ab 2012 war er dann als Vorsitzender des Vorstands tätig und führte ZF bis zu seinem Rücktritt im Dezember 2017. Sommer hatte den Machtkampf um die Zukunft des weltweit drittgrößten Automobilzulieferers Friedrichshafen AG" itemprop="name" />ZF Friedrichshafen AG gegen den Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand verloren und seine Konsequenzen gezogen. Stefan Sommer und der Aufsichtsratsvorsitzende Giorgio Behr hatten mehrfach versucht den Stiftungsbetrieb gegen den Willen des Eigentümers, die Zeppelin-Stiftung und die Stadt Friedrichshafen, an die Börse zu bringen.