Das müssen Sie über Camping-Fernseher wissen

Moderne Campingfernseher trumpfen mit schmaleren Rahmen und besseren Betriebssystemen auf. CARAVANING zeigt, worauf man bei der Kaufentscheidung achten sollte, und stellt acht Modelle vor.
Moderne Camping-Fernseher trumpfen mit schmaleren Rahmen und besseren Betriebssystemen auf. Wir zeigen, worauf man bei der Kaufentscheidung achten sollte, und stellen acht Modelle vor.
Auf einen Fernseher wollen viele Camper auch unterwegs nicht verzichten. Der Preisunterschied zwischen dem Einstiegs- und dem Premiumsegment ist aber nicht ohne. Günstige 24-Zoll-Geräte gibt es oft schon ab rund 300 Euro, während sich das Premiumsegment um die 500 Euro bewegt. Aber warum gerade 24Zoll?
Die Rahmen der Fernseher sind in den letzten Jahren immer schmaler geworden, was größere Bildschirmdiagonalen bei gleichbleibenden Einbaumaßen ermöglicht. Viele Modelle werden inzwischen als rahmenlos, englisch "frame-less", beworben. Angesichts der insgesamt dennoch relativ kleinen Geräte wirft die Preisgestaltung im Campingsektor Fragen auf. Denn im Elektronikfachmarkt bekommt man zu ähnlichen Preisen bereits 48- bis 55-Zoll-Geräte für den Hausgebrauch. Unseren Smart-TV-Test finden Sie hier.
Als Argumente für die hohen Preise verweisen die Hersteller in erster Linie auf die geringen Stückzahlen und führen die besonders robuste Technik an. Nötig sei die, da der Fernseher auf Reisen hohen Temperaturschwankungen und Vibrationen ausgesetzt sei. Das Argument des besonders robusten Aufbaus haben wir im Zuge des großen TV-Tests in 2021 von einem Fachmann prüfen lassen.
Der konnte allerdings keine signifikanten Unterschiede zu den Modellen für den Heimbereich entdecken. Beim Argument der geringen Stückzahlen verweisen die Hersteller darauf, dass viele Komponenten, wenn nicht ganze Geräte, aus Fernost kommen und bei kleinen Mengen der Import den Einzelpreis hebt.
Betriebssystem für Campingfernseher
Ein Anlass, das Thema Campingfernseher wieder aufzugreifen, sind neue Betriebssysteme wie das WEB OS (Operating System) von LG oder Vidaa. Sie haben in den letzten Jahren Einzug bei vielen renommierten Herstellern im Campingbereich gehalten. Gerade Streaming und Co. machen ein gutes Betriebssystem immer wichtiger. Kernpunkte sind eine schlüssige und vor allem flüssige Navigation durch die stetig wachsende Funktionsvielfalt. Auch die Verfügbarkeit von speziellen Apps und ein umfassender App-Store mausern sich zwischenzeitlich zu kaufentscheidenden Kriterien.
Aber woher kommt WEBOS auf einmal? Das System ist im Heim- anwenderbereich bereits seit etlichen Jahren auf dem Markt etabliert und durch den großen Hersteller LG ein enorm verbreitetes und ausgereiftes System. Weniger bekannt, aber ebenfalls mit großen Marken im Rücken, ist das Betriebssystem Vidaa, das beispielsweise auf den aktuellen Smart-TVs von Ten Haaft läuft.
Beide Betriebssysteme offerieren eine riesige App-Auswahl und Update-Funktionen über die Internetverbindung. Bei Betriebssystemen unbekannter Herkunft ist dagegen stellenweise Vorsicht angesagt. Günstige Fernseher kommen oftmals mit einem angepassten Android-Betriebssystem. Fehlen dabei wichtige Lizenzen der Streaminganbieter, kann es im schlimmsten Fall sein, dass Apps wie Netflix, Prime oder Disney Plus nach einem Update nicht mehr funktionieren. Ein gutes Indiz für eine offizielle Lizenzierung sind auch Streaming-Schnellwahltasten auf der jeweiligen Fernbedienung, da diese ebenfalls freigegeben werden müssen.
Das Einrichten der Systeme ist allerdings zunächst etwas mühsam, denn bevor es richtig losgeht, müssen erst ellenlange Nutzungsverträge unterzeichnet, Freigaben erteilt und für die Steuerung via Smartphone-App oftmals sogar ein Konto beim jeweiligen Hersteller angelegt werden. Anschließend offenbart die Praxis ein weiteres unschönes Detail: Neben den gewünschten Apps prangen auf den Smart-TV-Startseiten oftmals große Werbebanner. Beide Systeme locken mit zahlreichen Unterhaltungsvorschlägen, die ohne separate Anmeldung bzw. Bezahl-Abo nur zeitweise gratis oder gar nicht nutzbar sind.
Bildqualität
Mindestens genauso wichtig wie das Betriebssystem ist ein gutes und gestochen scharfes Bild. Der technische Wert dahinter ist die sogenannte Auflösung. Für die gebräuchlichen Camping-Größen 22, 24, 27 oder gar 32 Zoll ist man mit einer Full-HD-Auflösung, also einem Pixelfeld von 1920 x 1080p, sehr gut, mit HD-Ready (1280 x 720p) gerade noch ausreichend aufgestellt. Die aus dem Heimanwenderbereich bekannte 4K- oder UHD-Auflösung ergibt erst ab größeren 32-Zoll-Displays Sinn.
Aktuell lassen sich die 4K-Geräte daher an einer Hand abzählen. Beispielsweise Alphatronics bietet als einer der ersten auf Camping spezialisierten Anbieter so ein 32-Zoll-Gerät an. Ein weiterer bildbeeinflussender Faktor ist die notwendige Hinterleuchtung. Welche Varianten es davon gibt, zeigt das Schaubild oben links. Weit verbreitet ist heutzutage die sogenannte Edge-LED-Technik, bei der die Lichtquellen im Rahmen sitzen und Folien für eine gleichmäßige Lichtverteilung sorgen. Problematisch ist bei diesem Aufbau die teils fleckige Ausleuchtung bei dunklen Bildern, wie sie bei günstigen Panels auftritt. Besonders deutlich wird das Problem bei schwarzen Hintergründen wie dem Youtube- oder Netflix- Start-Bildschirm.
Relativ einfach lässt sich die Blickwinkelstabilität prüfen. Dafür setzt man sich einfach in einem sehr spitzen Winkel zum Fernseher und schaut, ob und, falls ja, wie stark die Farben verfälscht werden. Ähnlich einfach geht das Ermitteln von Pixelfehlern. Dabei hilft ebenfalls ein unifarbenes Standbild. Stechen winzige Lichtpunkte heraus oder ändern nicht wie gewünscht die Farbe, hat das Panel sogenannte Pixelfehler. Die Qualität eines Panels lässt sich außerdem über harte Kontraste entlarven, wie sie ein virtueller Flug durchs Weltall simuliert. Bei qualitativ schlechteren Panels werden dann oftmals Lichthöfe beziehungsweise Artefakte um die hellen Sterne herum sichtbar.
Steuerung
Magic Remote heißt eine Neuerung bei den Fernbedienungen, die mit dem WEB OS von LG in vielen TV-Geräten Einzug hält. Neben der normalen Tastensteuerung liegt ihre "Magie" in der Gestensteuerung. Durch Bewegungs- und Lagesensoren erfasst sie ihre Position im Raum und funktioniert dann wie eine 3D-Computermaus. Die optische Datenübertragung via Infrarot beherrscht die Magic Remote zwar auch, wer die Gestensteuerung nutzen will, muss sie aber via Bluetooth koppeln. Vorteil im oft verwinkelten Mobil: Die Übertragung klappt meist besser als mit Infrarot, eben auch dann, wenn man nicht direkt auf den Fernseher zielt. Die gleiche Fernbedienungstechnik nutzen auch die weiter unten vorgestellten Smart-Sticks, welche ältere TV-Modelle für vergleichsweise wenig Geld "smart" machen.
Eine nervige Angelegenheit ist die Texteingabe über eine virtuelle Bildschirmtastatur, die das Surfen oder Suchen teils notwendig macht. Leichter geht die Texteingabe auf der Tastatur eines gekoppelten Handys oder einer separaten Tastatur mit Touchpad.
Ton
Klangwunder sind Flatscreens generell nicht. Entscheidend ist oft die Abstrahlrichtung der Lautsprecher, die man beim Probehören prüfen kann. Wenn der Platz vorhanden ist, empfiehlt sich die Kombination mit einer Soundbar. Sind beide Geräte mit der ARC-Funktion ausgerüstet, gelingt die Steuerung über die TV-Fernbedienung.
Smart-TVs im Test
Vor einiger Zeit haben wir Smart-TVs für Wohnmobil, Wohnwagen und Co. getestet. Hier geht es zum Smart-TV-Test. Alle Produkte aus dem Test gibt es aber auch unten in der Tabelle:
Alternative: Smart-Sticks
Wer keinen Smart-TV hat, kann sich auch mit einem Smart-Stick behelfen. Die bekanntesten Vertreter kommen von Google, Amazon und dem chinesischen Hersteller Xiaomi. Die Grundfunktionen sind bei allen Sticks identisch: Sie werden via HDMI mit dem Fernseher verbunden. Eingewählt im lokalen WLAN, machen sie den TV "smart". Heißt: Sie erlauben den Zugriff auf die gängigsten Streamingportale (Youtube/Netflix/Amazon Prime) und Mediatheken. Bei allen drei Herstellern hat man die Wahl zwischen Full-HD- (38–45 Euro) und 4K-Auflösung (60–70 Euro).
Wer den flexiblen Stick ausschließlich im Freizeitfahrzeug nutzen will, kann sich den 4K-Zuschlag sparen, da es kaum Campingfernseher mit dieser Auflösung gibt. Vorteile der Stick-Nutzung sind regelmäßige Updates, eine intuitive Bedienung sowie die meist gelungene Sprachsteuerung. Beim Google Chromecast ist sogar das Spiegeln des Smartphone-Displays möglich. Durch Infrarot-Sender in den Stick-Fernbedienungen lassen sich teilweise auch die TV-Geräte steuern.
- Smart-Stick von Google direkt kaufen: Hier können Sie den Google Chromecast bestellen.
- Smart-Stick von Amazon direkt kaufen: Hier können Sie den Amazon Fire-TV-Stick bestellen.
- Smart-Stick von Xiaomi direkt kaufen: Hier können Sie den Mi-TV-Stick bestellen.