Kompakter Luxusliner unter acht Metern

Das Top-Modell von Frankia gibt es nun auch in kürzerer Fassung. Als Pure ist der Platin wendiger und günstiger. Fehlt etwas Wichtiges? Wir haben uns die Plus-Variante mit Hecksitzgruppe angesehen.
Das Top-Modell von Frankia gibt es nun auch in kürzerer Fassung. Als Pure ist der Platin wendiger und günstiger. Fehlt etwas Wichtiges? Wir haben uns die Plus-Variante mit Hecksitzgruppe angesehen.
Schon immer zählte es zu den Erfolgsrezepten von Frankia, jene Marktnischen zu füllen, die andere Marken offenbar übersehen haben. So kultiviert man hier seit jeher die Hecksitzgruppe in einer stattlichen Fahrzeugpalette. Mit dieser Präferenz und dem Wunsch nach All-inclusive-Komfort landen Frankia-Käufer beim Top-Modell Platin.
Einziges Hindernis könnte neben den Kosten das üppige Format sein, denn unter 8,17 Meter Länge geht beim Platin nichts. Der neue Pure unterschreitet nun spürbar die Acht-Meter-Hürde, ohne dass ihm auf den ersten Blick irgendetwas fehlt. Auch der Platin Pure mit Plus-Grundriss kombiniert drei Dinge, die viele erfahrene Reisemobilisten auf langen Reisen zu schätzen wissen: eine wirklich große Hecksitzgruppe, bequeme Einzelbetten und das komfortable Mercedes-Sprinter-Chassis. Frankia verwendet den klassischen Leiterrahmen mit Heckantrieb und Zwillingsbereifung, also mit Zutaten, die man sonst praktisch nur noch in der großen Liner-Klasse findet.
Frankia Platin Pure I 7400 Plus
- Grundpreis ab: 169.900 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 7,76/2,30/3,09 m
- Zul. Gesamtgewicht: 5.500 kg
- Gurte/Schlafplätze: 2–4/2–4
Das Basisfahrzeug
Anders als bei vielen Linern erreicht man den Fahrerplatz durch eine Tür an der passenden Stelle. Dort sitzen Fahrer und Beifahrer in gemäßigter Höhe und blicken auf ein langgestrecktes Armaturenbrett. An diese luftige Unterbringung gewöhnt man sich schnell, denn die Übersichtlichkeit ist nicht zuletzt dank großer Außenspiegel akzeptabel. An die Bedienelemente braucht man sich nicht zu gewöhnen. Am Fahrerplatz mit dem reaktionsschnellen MBUX-Infotainment fühlt man sich gleich zu Hause.
Der Antrieb reagiert zunächst etwas träge, gilt es immerhin fast viereinhalb Tonnen Leergewicht zu bewegen. Dank des gut geräuschgedämmten Vierzylinders und einer harmonisch abgestimmten Automatik stellt sich jedoch bald das Gefühl eines souveränen Reisekomforts ein. Die Federung steckt Unebenheiten mit größter Gelassenheit weg. Nur wenn es beim Rangieren durch Bodenrinnen oder über Bordsteine geht, überrascht sie mit einer spürbaren Schaukelbewegung des Aufbaus.
Sollte es einmal eng werden, freut man sich, dass nicht nur die Länge, sondern auch der Radstand des Pure kürzer ausfällt als bei den regulären Platin, was einen überschaubaren Wendekreis mit sich bringt. Verlässt man am Ziel den Fahrerplatz, führt der Weg vorbei an der rechts montierten manuellen Handbremse und über eine kleine Stufe zum Wohnraum. Dann kann man eine Schiebetür hinter sich schließen und es eröffnet sich eine andere Welt – verbunden mit der Erkenntnis, dass die viel gepriesene Wohnlichkeit modernerer Reisemobilgrundrisse kaum je das Niveau der guten alten Hecksitzgruppe erreicht.
Wohnzimmeratmosphäre im Heck
Im Platin Pure Plus stören keine hohen Einbauten den Blick bis zum weit entfernten hinteren Fenster. Man hat reichlich Platz, um sich zu zweit ungestört zwischen den Funktionsbereichen zu bewegen und nicht zuletzt auf dem zwei Meter langen, u-förmigen Sofa selbst. Je länger die Reise, umso mehr lernt man all das zu schätzen. Der Platin Pure zelebriert diesen Luxus ohne großartige Design-Spielereien, sondern mit funktionalen Vorzügen wie soliden Materialien, bequem geschnittenen Polstern und großen Dachfenstern.
Etwas kürzer kommt im gesamten Ensemble die Küche. An der Ausstattung und Machart gibt es jedoch nichts auszusetzen. Wenn eifrigen Köchen die Fläche auf dem eigentlichen Küchenblock zu knapp wird, muss man eben mal den angrenzenden Tisch oder das kleine Sideboard gegenüber als Abstellplatz nutzen.
Der Sanitärtrakt wiederum verströmt die erwartete Üppigkeit. Ungewohnt mag die Positionierung hinter dem Fahrerhaus sein, doch es ist alles dabei, was das einst von Frankia erfundene Raumbad ausmacht: eine große Dusche mit Kleiderstange sowie genug Platz um das WC und das stabile Waschbecken. Hinzu kommen Unterschrank und Spiegelschränke fast wie zu Hause.
Einzelbetten über den Fahrersitzen
Das wahre Plus am Plus-Modell sind aber wohl die Betten. Obwohl ein festes Schlafzimmer in Kombination mit einer Hecksitzgruppe nicht infrage kommt, bleiben die Unterschiede zu konventionellen Einzelbetten-Grundrissen letztlich gering. Nur tauschen Bug und Heck die Plätze. Wer nicht jede Nacht an einem anderen Platz verbringt, richtet sich vorn seinen permanent zugänglichen Ruheraum ein. Auf Knopfdruck senkt sich die stattliche Liegefläche ab. Dann müssen noch die Kopfenden ausgeklappt werden und die beiden Zwei-Meter-Betten stehen bereit. Eine ausziehbare Treppe führt zu den Matratzen, die Sitzhöhe bieten und nur am Fußende getrennt sind. Dass hier, anders als bei Heckbetten, keine Hängeschränke möglich sind, wirkt sich positiv auf das Raumgefühl aus. Eine Ablage am Kopfende und Fächer am Aufstieg komplettieren die Ausstattung.
Freunde der Hecksitzgruppe können beim Plus jedenfalls mit einer optimalen Raumausnutzung argumentieren, denn die im Bug untergebrachten Betten beanspruchen den Platz bis zur Frontscheibe. Andererseits lässt sich die gängige Kombination von Betten und Garage an dieser Stelle logischerweise nicht umsetzen. Im Pure Plus muss sich der Heckstauraum mit den Sitzgelegenheiten arrangieren. Das funktioniert nur mit etwas Kompromissbereitschaft. Ein Meter Garagenhöhe ist angesichts des Fahrzeugformats knapp bemessen und kann dazu führen, dass Fahrräder erst nach Demontagearbeiten an Bord dürfen. Hilfreich ist bei kniffligen Verstauaktionen die große Heckklappe. Die regulären Platin Plus können das besser, doch sind sie eben auch länger.
Zurückhaltender als Platin-üblich gibt sich der Pure auch bei der Serienausstattung. Das senkt das Gewicht um mehr als 100 Kilogramm, was eine generöse Zuladung von über einer Tonne verspricht. Ein weiteres Pure-Argument sind die spürbar niedrigeren Anschaffungskosten. Mit dem gesparten Geld könnte man einen Kleinwagen kaufen. Fehlt deshalb etwas? Ohne direkten Vergleich mit den größeren und teureren Modellen würde man auch die Serienausstattung des Pure als komplett bezeichnen. Das gilt für das Basisfahrzeug mit Automatik und Navi ebenso wie für anderswo typische Extras vom Fernseher bis zur Markise, die der Pure wie selbstverständlich mitbringt.
Auch was die Autarkie betrifft, bleibt der Pure ein echter Platin: Solaranlage, 300-Ah-Lithiumbatterie, Wechselrichter und ein 160-Liter-Wassertank sorgen für eine komfortable Unabhängigkeit. Nur wer die Preislisten zwischen Platin und Platin Pure nebeneinanderlegt, bemerkt, dass der reguläre Platin hier und da noch eins drauflegt. Doch nicht jeder braucht isolierte Seitenscheiben im Fahrerhaus oder eine Dachklimaanlage. Wer gezielt Extras dazukauft, kann mit dem Pure allemal sparen. Und wenn man mit der Hecksitzgruppe nichts anfangen kann? Dann gibt es alternativ die GD-Variante mit Einzelbetten, die noch etwas günstiger ist.
Daten und Preise
- Aufbau: Sandwichbauweise, Alu-Verstärkungen, außen rundum GFK, innen Alu, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS-Schaum, Wandstärke 35/35/36 mm, Doppelboden, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 3 Dachhauben, 2 Panorama-Dachfenster.
- Ausbau: Möbel aus Sperrholz, 2 ausklappbare Sitze mit Dreipunktgurten, Hubbett 2 x 1,98 x 70–95 m, Matratze 13 m, Lattenroste, umgebaute Sitzgruppe 2,00 x 1,95 m, Polster 14 m, Sanitärraum mit Kassettentoilette und separater Dusche, Küche mit Dreiflammkocher und Absorberkühlschrank 160 L.
- Bordtechnik: Gas-Warmwasserheizung/Boiler Alde Compact, Frischwassertank 150 L, Abwassertank 130 L, Druckpumpe, Bordbatterie LiFePO4 300 Ah, Solaranlage 3 x 115 W, Gasflaschen 2 x 11 kg.
- Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 519 CDI, Leiterrahmen, Hinterradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1950 cm³, Leistung 140 kW/190 PS, Neungang-Automatikgetriebe.
Maße und Gewichte
- Länge x Breite x Höhe: 7,76 x 2,30 x 3,09 m
- Radstand: 4,33 m
- Masse fahrbereit: 4.321 kg (Herstellerangabe)
- zulässiges Gesamtgewicht: 5.500 kg
Preise
Grundpreis: 169.900 Euro
Optionale Ausstattung: LED für Abblendlicht/Nebelscheinwerfer 1.390 Euro, Anhängerkupplung 2.990 Euro, Wärmetauscher Warmwasserheizung 1.170 Euro, Isolierscheiben Bug seitlich 1.090 Euro, ausklappbare Sitze im Heck mit Gurten 2.590 Euro, Bettumbau Sitzgruppe 1.040 Euro, versenkter Dreiflammkocher statt Zweiflammkocher 290 Euro.