Porsche 911 Carrera
Porsche Elfer-Fahren für unter 30.000 Euro - kein Problem mit einem 996 aus zweiter oder dritter Hand. Doch was taugt der schwäbische Sportwagen-Urmeter im Alter wirklich?
Blech gewordener Männertraum, Reichen-Spielzeug, Viagra auf Rädern – was man von den Klischees rund um den Porsche 911 auch halten mag: Fakt ist, der ewig junge Sportwagen- Klassiker aus Stuttgart-Zuffenhausen ist seit jeher der Maßstab für alles Schnelle und Schöne auf vier Rädern.
Der 911er rollt seit 40 Jahren vom Band
Sämtliche Konkurrenten müssen sich an ihm messen – Europäer und Amerikaner wie Asiaten. Der Heckmotor-Renner mit dem eindrucksvollen Stammbaum wird seit über 40 Jahren gebaut und erfreut sich ob seiner unbestreitbaren Qualitäten großer Beliebtheit. Neu wie gebraucht. Das 996er-Modell mit den anfangs häufig kritisierten Frontlichtern im Spiegelei-Design wurde ab Ende 1997 gefertigt und lief als Cabrio bis 2005 vom Band. Knapp zehn Jahre alte Gebrauchte mit rund 200.000 Kilometern auf der Uhr locken schon für rund 25.000 Euro. Die bis 2001 gebauten Elfer hatten einen 300 PS starken 3,4-Liter-Boxer im Heck. Mit der im Herbst erfolgten Modellpflege änderten sich nicht nur Leistung (320 PS) und Hubraum (3,6 Liter), sondern auch das komplette Innenleben samt Kurbelwelle und VarioCam-Plus-Nockenwellenverstellung. Optisch näherten sich alle Saugmotor-911 dem Turbo-Bruder an; zu erkennen an dem von ihm übernommenen Scheinwerfer-Design.
Die Überarbeitung zeigt sich in Preis und Nachfrage./strong>
Klar ist: Die 2001er Überarbeitung spürt man bei Preis und Nachfrage. „Alle frühen Modelle sind deutlich günstiger, auch weil die meisten Gebrauchtwageninteressenten nach der 320 PS starken Variante fragen“, so Utz Riedemann vom Porsche-Zentrum Rems-Jagst im schwäbischen Schorndorf. Und Letztgenannte kosten eben 40.000 Euro und mehr.
Die Auswahl ist groß
Welches Modell die persönliche Finanzstärke auch erlaubt, Auswahl gibt’s reichlich. Im Internet locken Hunderte gebrauchter 996er, zudem verfügen die Porsche-Zentren seit dem Modellwechsel zum 997 über ein breites Angebot an gebrauchten Vorgängermodellen. Technisch ist auf den oftmals undichten Kurbelwellen-Simmerring zu achten.
Navi mit Aussetzern
Akustisch auffällig waren bis zum 1999er Modell zuweilen die vorderen Federbeindomlager, auch hier wurde auf Kulanz getauscht. Bis 2001 verursachte das große Navigationssystem Ärger durch nervige Aussetzer, der Austausch kostet etwa 1.500 Euro. Autos der Porsche-Zentren verfügen übrigens generell über eine Gebrauchtwagengarantie im Wert von 1.250 Euro - dies gilt selbst für Fahrzeuge mit Rennstrecken-Vergangenheit.
Hier sorgt ein aufwendiger 103-Punkte-Check für ein ruhiges Gewissen beim neuen Besitzer. Die gegenüber dem freien Markt um durchschnittlich vier Prozent höheren Händlerpreise machen also durchaus Sinn.
Bleiben wir bei den Kosten: Im Unterhalt zeigt sich der Porsche 996 vergleichsweise günstig. Haftpflicht (14), Teil- und Vollkasko (28, 29) fallen im Vergleich zu anderen Sportlern wie etwa dem BMW M3 sehr moderat aus. Auch der Verbrauch des 3,6-Liter-Boxers ist mit rund 12 Litern im gemischten Betriebs niedrig - Super Plus sollte es schon sein. Der schwächere 3,4-Liter benötigt übrigens rund ein halben Liter mehr Sprit.
Der Boxer hängt gut am Gas
Doch die Gedanken an den schnöden Mammon verflüchtigen sich im Nu, sobald der Boxer mit der linken Hand zum Leben erweckt wird und der Carrera endlich Asphalt unter seine Räder nehmen darf. Bissig und drehfreudig hängt der Sechszylinder am Gas - wobei der 3,6-Liter- Motor noch intensiver und akustisch lustvoller zur Sache geht. Das Handling präsentiert sich flink, agil und kurvengierig, aber allzeit berechenbar wie eh und je. Hier spürt man sie wieder, die jahrzehntelange Motorsport-Erfahrung der Stuttgarter. Schön auch, dass sich der Federungskomfort von seiner bekannt alltagstauglichen Seite zeigt – typisch Porsche eben.