Gibt es überhaupt noch eine Nebensaison?

Nebensaison im Wandel: Wann sind Campingplätze wirklich günstiger? Warme, ferienfreie Wochen 2026, Preisfallen in beliebten Regionen, Mindestaufenthalte & Europa-Alternativen.
Lange war das Prinzip einfach: Wer außerhalb der Schulferien verreiste, zahlte weniger. Ob Hotel, Ferienwohnung oder Campingplatz – die klassische Nebensaison war die Zeit, in der Familien zu Hause blieben, Senioren oder Paare flexibel reisen konnten und die Betreiber die Plätze lieber günstig voll bekamen, als sie leer stehen zu lassen. Doch das klassische Modell der Reisezeiten verschiebt sich. Klimawandel, mehr Flexibilität im Berufsleben, Homeoffice, Kurztrips – macht die eine eindeutige Einordnung des Begriffs "Nebensaison"schwerer als vor zehn oder 20 Jahren.
Früher war die Hauptsaison klar: Juli, August, vielleicht noch die ersten Septemberwochen. Wer im Mai oder späten September unterwegs war, konnte sich über leere Campingplätze, freie Stellplätze und oft deutlich günstigere Preise freuen. Heute sieht das vielerorts anders aus. Gerade beliebte Regionen – von der Nord- und Ostsee bis hin zu den Alpen oder Südtirol – verzeichnen inzwischen von Mai bis Oktober durchgehend hohe Auslastungen. Viele Plätze haben diese warmen Monate längst als Hauptsaison deklariert – mit entsprechenden Preisen.
Das hat Folgen für alle, die flexibel reisen können und möchten: Die Nebensaison schrumpft. Sie verschiebt sich. Und sie ist regional unterschiedlich stark ausgeprägt. Wer clever plant, kann dennoch sparen – vor allem, wenn man die Ferienzeiten in Deutschland im Blick behält und nicht an die klassischen Sommerferien gebunden ist.
Ferienfreie und warme Reisezeiten 2026: Juni & Spätsommer
Ein besonders guter Zeitpunkt für Reisende ohne schulpflichtige Kinder sind die ferienfreien Wochen zwischen Pfingst- und Sommerferien sowie nach dem Ende der Sommerferien.
Für 2026 bedeutet das konkret:
- 08. bis 28. Juni 2026 – drei Wochen lang gibt es in keinem Bundesland Schulferien. Die Temperaturen sind in vielen Regionen bereits angenehm warm, viele Plätze haben geöffnet, aber der große Andrang der Hauptsaison hat noch nicht begonnen.
- 21. September bis 04. Oktober 2026 – nach den Sommerferien und vor Beginn der Herbstferien. Gerade der Spätsommer ist in Deutschland oft sehr stabil, viele Campingplätze sind noch voll im Betrieb.
Diese Zeitfenster sind aus Sicht vieler Campenden ideale Reisezeiten: Das Wetter passt, die Straßen sind leerer, auf den Plätzen sind mehr Parzellen verfügbar – und vielerorts sind auch die Preise moderater.
Kaum noch "Nebensaison" in beliebten Regionen
Wer allerdings denkt, im Juni an der Ostsee oder auf einem Platz mit Meerblick am Bodensee noch Nebensaisonpreise zu bekommen, wird oft enttäuscht: Viele Top-Campingplätze haben die warmen Monate längst durchgehend als Hauptsaison ausgezeichnet.
Hintergrund: Die Nachfrage ist inzwischen auch außerhalb der klassischen Ferienzeiten so hoch, dass Betreiber keinen Grund haben, die Preise zu senken. Selbst unter der Woche sind Stellplätze häufig ausgebucht, die Nachfrage nach Premiumplätzen oder Stellplätzen direkt am Wasser ist enorm.
Gerade Plätze in Norddeutschland, an der Ostsee, rund um die Alpen, an den großen Seen oder in touristisch stark nachgefragten Regionen kalkulieren mit Mai bis September als Hauptsaison. Preisvorteile gibt es dort oft nur noch vor Ostern oder ab Mitte/Ende September.
Orientierung an den Ferienzeiten des eigenen Bundeslands
Ein interessanter Effekt, den viele nicht auf dem Schirm haben: Campingplätze orientieren sich oft an den Ferienzeiten ihres eigenen Bundeslands.
Ein Beispiel: Ein Platz an der Nordsee in Schleswig-Holstein plant seine Hauptsaison klassisch entlang der schleswig-holsteinischen Sommerferien. Wenn aber Baden-Württemberg oder Bayern gerade keine Ferien haben, kann das für Camper aus dem Süden ein Vorteil sein.
Wer aus dem Süden Deutschlands im September an die Küste fährt, hat häufig günstigere Preise als im Hochsommer – obwohl das Wetter oft ähnlich angenehm ist.
Mindestaufenthalte in der Hochsaison – ein echtes Hindernis
Ein weiterer Punkt, der für flexible Reisende entscheidend ist: Viele Campingplätze haben während der Hauptferienzeiten eine Mindestaufenthaltsdauer, häufig sieben Nächte oder mehr.
Das macht es für Spontanreisende oder Kurztrips schwierig. Wer nur ein verlängertes Wochenende unterwegs sein möchte oder spontan bei schönem Wetter losfahren will, stößt in der Hochsaison oft an Grenzen.
In den ferienfreien Nebensaison-Zeiten sieht das anders aus: Kürzere Aufenthalte sind leichter zu bekommen, Reservierungen sind oft nicht zwingend nötig – gerade auf Plätzen, die noch viele nicht vorab reservierbare Stellplätze anbieten. Wer also flexibel ist, kann hier deutlich entspannter und günstiger reisen.
Nebensaison-Vorteile: mehr als nur der Preis
Auch wenn die Preisunterschiede in manchen Regionen geringer werden, bringt die Nebensaison andere Vorteile mit sich:
- Weniger Trubel: Spielplätze, Sanitäranlagen und Pools sind weniger überlaufen.
- Mehr Platz: Freie Stellplätze ermöglichen eine bessere Auswahl.
- Flexiblere Buchung: Kurzfristige Anreisen sind meist möglich.
- Ruhigeres Reisen: Weniger Verkehr auf Autobahnen und Landstraßen.
- Erwachsenere Atmosphäre: Weniger Familien mit kleinen Kindern, oft ruhigeres Publikum.
Diese Faktoren machen Nebensaison-Camping besonders für Paare, Ruhesuchende oder digitale Nomaden attraktiv.
Noch günstiger wird es für Inhaberinnen und Inhaber einer Camping Card wie beispielsweise von ACSI. Mit ihr können Sie Campingplätze in der Nebensaison zu einem günstigeren Festpreis buchen.
Blick über die Grenzen: Im Ausland oft flexibler
Wer in Deutschland keinen passenden Platz oder keine akzeptablen Preise findet, kann auch ins europäische Ausland ausweichen.
- Dänemark etwa ist bekannt für große Flexibilität: Viele Plätze haben keine Mindestaufenthalte – auch nicht in der Hochsaison. Das macht spontane Kurztrips sehr einfach.
- In Italien – etwa auf dem Campingplatz Marina di Venezia – gibt es zahlreiche nicht reservierbare Stellplätze. Selbst in der Hochsaison kann man oft einfach anreisen und vor Ort einen Platz finden. Das nimmt den Planungsdruck und eröffnet mehr Spontanität.
Natürlich muss man für diese Flexibilität manchmal etwas weiter fahren – wer ohnehin mobil ist, kann so den Nebensaison-Gedanken auch im Ausland clever nutzen.