Italien erleben von den Alpen bis zur Adria

Der Hafen von Grado bei Sonnenuntergang. In drei Tagen kann man unmöglich alles entdecken, was Friaul-Julisch Venetien zu bieten hat – doch es reicht, um sich zu verlieben.
In drei Tagen kann man unmöglich alles entdecken, was Friaul-Julisch Venetien zu bieten hat – doch es reicht, um sich zu verlieben, in Land, Leute und Geschichte. Friaul wird auf der italienischen Landkarte gerne übersehen, zugunsten der Toskana, Kalabriens oder des Gardasees. Warum Sie der vielfältigen Region unbedingt eine Chance geben sollten, erfahren Sie hier.
"Friaul- wie?" fiel auch meine erste Reaktion aus, als ich erstmals von der Region im Nordosten Italiens hörte. Nur wenigen Campern ist Friaul-Julisch Venetien bekannt, einigen auch nur von ihrer Durchreise nach Slowenien, Kroatien oder Bosnien. Darüber hinaus kreuzen primär die Wiener und Grazer die vielfältige Landschaft auf ihrem Weg in den Süden nach Florenz, Rom oder Palermo.
Grenzend an Österreich und Slowenien, erstreckt sich Friaul-Julisch Venetien von den majestätischen Alpen im Norden bis zu den sonnigen Küsten der Adria im Süden. Die Mischung aus hohen Bergen, sanften Hügeln, weiten Ebenen und malerischen Stränden macht Friaul zu einem einzigartigen Reiseziel für Naturliebhaber und Abenteurer gleichermaßen.
Vielfältiges Angebot für Camper
Für Campingbegeisterte bietet dieser touristisch noch sehr ruhige Teil Italiens ein reiches Angebot. Die in der Regel mit allem ausgestatteten, inzwischen etwa 3.500 Stellplätze liegen oft in direkter Nähe zu den sehenswertesten Orten der Region und zur Natur. Besonders Liebhaber des italienischen Dolce Vita und des rustikalen, mediterranen Charmes kommen auf ihre Kosten. Doch auch Fans von Animation und Erlebnisbädern finden in Friaul, was sie suchen. Mehr zu den Campingplätzen lesen Sie weiter unten.
Römische Geschichte meets Dolce Vita
Bevor man seinen Blick über die vielfältige Landschaft streifen lässt, sollte man die reiche, römisch geprägte Geschichte der Region betrachten, die sich auf besondere Weise in zwei Städten widerspiegelt: Grado und Aquileia.
Aquileia: das Unesco-Weltkulturerbe
181 v. Chr. gegründet, war Aquileia eine der größten und wohlhabendsten Städte des römischen Reiches. Heute zählt sie zum Unesco-Weltkulturerbe und zieht jährlich tausende Besucher an. Die Basilika von Aquileia, mit ihren gut erhaltenen Mosaikböden aus dem 4. Jahrhundert, zählt für historisch interessierte Besucher zu den archäologischen Höhepunkten. Doch auch Laien finden leicht Freude daran, die verschiedenen Ebenen antiker Überreste zu erkunden, die sich unter der Kirche befinden. Zudem gibt es zahlreiche Ausgrabungen römischer Häuser, Straßen und öffentlicher Gebäude zu entdecken, die einen faszinierenden Einblick in die antike Stadt bieten.
Neben zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten in die aufregende, römische Geschichte, findet man in Aquileia immer noch hinreichend Zerstreuung in der Gegenwart: verträumte italienische Gassen, zahlreiche Lokale, kleine Geschäfte, eine gut besuchte kleine Einkaufsmeile sowie verschiedenste Ausflugsziele in der Nähe der antiken Stadt.
- Bedeutung: Ehemalige römische Metropole, heute UNESCO-Weltkulturerbe
- Hauptsehenswürdigkeiten: Basilika von Aquileia, archäologisches Museum, römische Ausgrabungsstätten
- Lage: etwa 10 Kilometer westlich der Lagune von Grado, im südlichen Teil der Region Friaul
- Camping: Im benachbarten Ort gibt es das gleichnamig Camping Aquileia, der nächste größere Campingplatz liegt am Meer
Grado: Fischerdorf und Badeort
Früher ein einfaches Fischerdorf und Rückzugsort der Patriarchen von Aquileia, ist Grado heute bekannt für seine malerischen Strände, die historische Altstadt und seine entspannte Atmosphäre. Da die Stadt eine reiche Tradition in der Fischerei hat, bietet sie eine Vielzahl an hervorragenden Fischrestaurants. Die lange Küste und die zahlreichen Strände machen Grado außerdem zu einem beliebten Urlaubsziel für Familien und Wassersportliebhaber und die Thermalbäder der Umgebung zu einem Wallfahrtsort für Erholungsurlauber.
Grado ist durch eine schmale Landzunge mit dem Festland verbunden, welche einen Teil der riesigen Lagune von Grado und Merano umschließt. In dieser liegt auch das historisch gewachsene und noch heute von den Einheimischen genutzte Fischerdorf, dessen Besuch ich besonders ans Herz legen möchte. Tipp: Die sogenannten Casoni, reetgedeckte Pfahlbauten, die den Fischern als einfache Behausungen dienten, können exzellent auf einer Kanutour durch die Lagune vom Wasser aus betrachtet werden. Mehr zur Lagune lesen Sie hier.
- Bedeutung: Küstenstadt mit historischem Charme, bekannt für Strände und historische Sehenswürdigkeiten
- Hauptsehenswürdigkeiten: Basilika di Santa Eufemia, Altstadt mit venezianischem Flair, Thermalbäder, Strände, Lagune, Fischerdorf
- Lage: Adriaküste, auf einer kleinen Insel, etwa 10 Kilometer westlich von Aquileia
- Camping: Günstig gelegen ist das Camping-Dorf Villaggio Europa kurz außerhalb, zwei weitere Camping- und Stellplätze sind nicht weit entfernt
Regionale Spezialitäten: von Weißweinen bis San Daniele Schinken
Natürlich kann man auch in Friaul die italienischen Exportschlager Pizza, Pasta und Gelato an jeder Straßenecke genießen. Wer jedoch nach den besonderen, kulinarischen Schätzen dieser Region sucht, sollte den folgenden drei Speisen eine Chance geben:
1. San Daniele Schinken: Auf den San Daniele Schinken, einen luftgetrockneten Hinterschinken, ähnlich dem etwas bekannteren Parmaschinken, sind die Friulaner stolz. Produziert wird er rund um den kleinen Ort San Daniele, in minutiöser Handarbeit. Obwohl das Verfahren dem des aus Parma stammenden Verwandte recht ähnlich ist, sagt man dem San Daniele Schinken nach, etwas süßer zu schmecken. Das liegt einerseits an der verkürzten erste Reifezeit, andererseits an den klimatischen Bedingungen der Region.
Schweinefleisch spielt auch sonst eine große Rolle in der friulischen Küche – ob gepökelt oder gegrillt, als Lende, Wurst oder Schinkenspeck. Als Beilage wird gern Polenta gereicht: ein cremiger Maisbrei, der je nach Hauptakt mit Kräutern, Butter, Sahne und/oder Käse angereichert wird.
2. Frico: Ein Gericht mit Tradition. Schon im Mittelalter bereiteten die Friaulianer diese Speise aus mittelaltem Käse, Zwiebeln und Kartoffeln zu. Heute gibt es sie in fast jedem friulischen Supermarkt frisch zu kaufen. Im Camper einfach in die Pfanne schmeißen und mit einem Salat oder als Beilage zum Grillen genießen.
3. Gubana und Strucchi: Optisch erinnern die kleinen Teigtaschen, Strucchi an eine Mischung aus den schwedischen Gifflar und den französischen Begnes. Gefüllt werden sie mit einer Pflaumen-Nuss-Füllung und nach dem Frittieren warm serviert und mit Puderzucker bestreut. Nicht unüblich ist auch eine Variante mit der Füllung des zweiten Süßspeisenstars der Region: Gubana. Für Gubana wird ein süßer Hefeteig mit einer Mischung aus in Grappa getränkten Rosinen, Nüssen, Keksbröseln und Zimt-Zucker bestrichen. Der gefüllte Teig wird zu einer Schnecke aufgerollt und in einem großen Kringel zusammengelegt gebacken.
4. Um das Tiramisu herrscht seit jeher eine weit zurückreichende PR-Schlacht unter den Italienern. Ob Friaul letztlich der Sieger dieses Wettstreites sein wird, sei dahingestellt. Schaden kann es jedoch nicht, das Kultdessert vor Ort zu kosten.
Eines darf in Italien niemals fehlen: der Genuss des passenden Weins, um eine Mahlzeit richtig zu zelebrieren. Die Region Friaul wird geprägt vom Schwemmland der Flüsse, welches einen mineralienreichen, sandigen Boden, Magredi genannt, hervorbringt. Doch auch lehm- und kalkhaltige Böden sind in den höheren Lagen zu finden. Daraus resultieren ausgezeichnete, spritzige und fruchtige Weißweine. Neben den klassischen, internationalen Rebsorten wie Sauvignon Blanc und Pinot Grigio werden in Friaul-Julisch Venetien sechs ortsstämmige weiße Rebsorten angebaut, darunter der Friulano. International gerühmt wird die Region auch für ihre Schaum- und Perlweine, seit der Ausweitung des DOC-Gebiets unter anderem für den Prosecco. Der bekannteste Dessertwein der Region ist der Picolit, der unter der höchsten Qualitätsbezeichnung des italienischen Weinrechts DOCG geführt wird.
Friauls spektakuläre Natur: Weißer Stein und türkisblaues Wasser
Im Norden die Ausläufer der Alpen, im Süden die weißen Strände der Adria und dazwischen faszinierendes Gras- und Fluss-Land – das ist Friaul-Julisch Venetien. In seiner geringen Größe beinahe so landschaftlich vielfältig wie ein ganzer Kontinent.
Wasser: Davon gibt es viel in Friaul – angefangen im Süden bei den Adria-Stränden, von denen Städte wie Grado und Triest profitieren. Feiner Sand trifft auf klares, türkisfarbenes Meerwasser mit sommerlichen Wassertemperaturen zwischen 22 und 27 Grad. Perfekt für lange Nachmittage am Strand und ausgiebigen Wassersport.
Ein etwas anderes Programm bietet das riesige Naturhabitat der Lagunen von Grado und Merano. Wer nicht nur am Strand liegen und planschen möchte, findet allein in der Lagune über 300 unterschiedliche Vogelarten und doppelt so viele Pflanzenarten zu bestaunen. Das Wasser ist außerdem selbst bei Flut nur knapp unter einem Meter tief, bei Ebbe stellenweise lediglich 30 bis 40 cm. Seichter Wassersport, wie Kanufahren, aber auch entspanntes Planschen sind in der Lagune deshalb besonders für Familien mit kleinen Kindern und Gruppen mit Nichtschwimmern attraktiv.
Vor lauter Strand und Meer sollte man jedoch die Flüsse nicht vergessen. Der Tagliamento ist einer der letzten Wildflüsse der Alpen. Bei jedem Hochwasser verändert sich die Gestalt des 170 Kilometer langen Flussbettes – Inseln, Tümpel und Schotterbänke werden neu geschaffen. Durch den hohen Kalkgehalt des Wassers, das über weite Strecken aus dem Gebirge herunterkommt, ist die Farbe vieler friaulischen Gewässer außerdem von einem kräftigen türkisblau geprägt. Das kreiert, besonders im Kontrast zum weißen Kies, immer wieder spektakuläre Fotokulissen, an denen man auf einer Fahrradtour oder einer Wanderung unbedingt anhalten sollte.
Berge: Neben wild-malerischen Flüssen locken die Julischen und Karnischen Alpen Touristen zum Wandern und Klettern in die Region. So zieht sich etwa der 750 Kilometer lange Alpe-Adria-Trail durch Teile Friauls und bringt ambitionierte Outdoor-Abenteurer mit. Doch auch weniger ambitionierte Wanderstiefelbesitzer finden Trails für jeden Trainingszustand vor – von ausgedehnten Spaziergängen mit wenig Höhenmetern an friaulischen Gewässern entlang bis zu konditionell anspruchsvollen Wanderungen in alpinen Höhen.
Campingplatztipps
Je nach Vorlieben der Mitreisenden und geplantem Programm bietet Friaul die unterschiedlichsten Stell- und Campingplätze für Campingreisende. Von typisch italienischen Agricampings über einsam gelegene Plätze in der Natur hin zu den großen Campingplätzen mit Restaurants und Shoppingmöglichkeit ist alles dabei. Die Region Friaul-Julisch Venetien befindet sich noch im Ausbau ihrer Campinginfrastruktur. Gerade die kleineren Plätze verströmen oft noch rustikalen, italienischen Charme. Das Beste daran: selbst zur Hochsaison kann man ohne Reservierungen noch Glück haben. Dennoch empfiehlt sich zur Hauptreisezeit zu reservieren, um auf Nummer sicher zu gehen.
Hier sind drei Campingplätze für alle Bedürfnisse:
1. Lago 3 Comuni Camping
Idyllisch direkt an einem der türkisblauen Seen Friauls gelegen, bietet dieser eher kleine Campingplatz zwei Stellplatzkategorien für Campingfahrzeuge sowie eine Handvoll Mietunterkünfte. Auf diesem Platz kommen die besten Eigenschaften der Region zusammen: klares Wasser, majestätische Berge und saftige Wiesen. Perfekt abgerundet wird das Paket durch eine Vielzahl von Freizeitangeboten sowie Bistro, Bar und Spielplatz für zwischendurch oder den Feierabend.
- Ausstattung: moderne Sanitäranlagen, Ver- und Entsorgung, Bistro und Bar, Spielplatz, Mietunterkünfte
- Lage: nördlich von Udine, direkt am Lago di Cavazzo
- Stellplätze: begrünte Stellplätze mit Bäumen in Wassernähe
- Besonderheiten: SUP-, Kajak- und Fahrradverleih, Seezugang, Angebote lokaler Sportvereine (z. B. Gleitschirmfliegen)
- Mai bis Oktober
2. Gelindo dei Magredi, Camping und Agritourismo
Der Agritourismo Gelindo dei Magredi verfügt über etwa 20 Stellplätze, eingebettet zwischen Hotel-Restaurant, Pool, Reitanlage und dem landwirtschaftlich genutzten Teil der Anlage. Wer hier ankommt findet geräumige, liebevoll begrünte Stellplätze vor, die zu einem mehrtägigen Aufenthalt einladen. Besonders beliebt bei den kleinsten Gästen: der exemplarische Bauernhof mit Ziegen, Schafen, Kühen, Hühner, Kaninchen und Pferden. Wer sich am rustikalen Charme der sanitären Anlagen nicht stört, kann hier erholsame Tage in der Natur mit der ganzen Familie verbringen.
- Ausstattung: rustikale Sanitäranlagen, Ver- und Entsorgung, Schwimmbad, Spielplatz, Fahrradverleih, Restaurant (Frühstück), Hofladen
- Lage: Vivaro, ländlich, zwischen den Flussbetten
- Stellplätze: sehr geräumige Stellplätze mit Begrünung aus essbaren Pflanzen (Wein, Zucchini, Kräuter; etc.), Hunde erlaubt
- Besonderheiten: Reitanlage, Schaubauernhof, geführte Touren durch den landwirtschaftlichen Betrieb für Familien, Mosaik-Workshops
- ganzjährig geöffnet
3. Villaggio Europa Grado
Das reich ausgestattete Campingdorf kurz außerhalb der historischen Stadt Grado bietet das volle Paket: von Kinderanimation, über Supermarkt und Restaurants bis zum Strandzugang. Die Stellplätze für Reisemobile, Caravans und Autocamper liegen derweil schön schattig in den mit Pinien bewachsenen Dünen.
- Ausstattung: moderne Sanitäranlagen, Strom, Wasser etc., Strandzugang, Schwimm- und Erlebnisbad, Spielplätze, Fahrradverleih, Animation, Mini-Club, Sportplätze, Restaurants (Frühstück), Supermarkt
- Lage: am Meer, direkt außerhalb von Grado
- Stellplätze: Schattige Plätze im Pinienwald, Hunde erlaubt
- Besonderheiten: Eigener, bewirtschafteter Strand, umfangreiche Infrastruktur
- ganzjährig geöffnet (viele Angebote nur von Mai bis September)
Die beste Reisezeit
Die Hauptreisezeit für Friaul ist von Mai bis September/Oktober. Die warmen Sommermonate von Juni bis August sind derweil ideal für Strandurlaube, während das Frühjahr und der Herbst die perfekten Bedingungen für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern und Fahrrad fahren bieten. Im Vergleich zu anderen touristischen Hotspots des beliebten Reiselandes kann man hier noch ruhige Urlaube und ein ursprüngliches Italien erleben. Gerade in der Zeit Ende Juni bis Anfang September ist jedoch auch in Friaul einiges los. Wer gerne ungestört bleibt, sollte daher bevorzugt zu den Randzeiten der Saison reisen. Außerhalb der Saison (ab Mitte Oktober bis April) muss man, wie überall im Land, mit größtenteils geschlossener Infrastruktur rechnen.
Weitere Informationen zum Reiseland Italien finden Sie in diesem Artikel.