Sind Kühlschränke mit Gas oder Strom besser?

Mit drei ähnlich großen Kühlschranktypen finden wir im Labortest heraus, welche Energiequelle am schnellsten und günstigsten für Kälte sorgt. Dazu werden alle Kühlschränke mit Lebensmitteln bestückt.
Kaum ein Thema hat größeres Potenzial für Fachsimpeleien und Streits auf dem Campingplatz als der Kühlschrank. Jeder Caravaner hat eine Geschichte über eine Kühlschrankpanne parat und natürlich hat jeder Geheimtipps. Und über allem schwebt die Frage: Wie bekomme und halte ich den Inhalt am schnellsten und besten kalt und welche Betriebsart ist die günstigste?
Grundsätzlich gibt es zwei Kühlschranktypen: Absoluter Stückzahlen-König ist der Absorberkühlschrank, der ohne mechanische Teile im Kühlkreislauf auskommt, nahezu geräuschlos arbeitet und sowohl mit Strom als auch mit Gas betrieben werden kann. Auf kleinem Niveau steigender Beliebtheit erfreut sich der Kompressorkühlschrank. Er arbeitet wie ein Haushaltsgerät mit einem Kompressor. Und er akzeptiert nur Strom als Energiequelle und brummt dezent, was nachts störend sein kann. Beide Systeme haben weitere Vor- und Nachteile.
Thetford Typ N3145/N4145 gegen Thetford T2160
In diesem aufwendigen Test, den wir zusammen mit Thetford in der hauseigenen Klimakammer durchgeführt haben, werden einige davon klar erkennbar. An den Start gehen ein Absorbergerät des Typs N3145 und drei N4145 – und damit Geräte aus unterschiedlichen Generationen, um den technischen Fortschritt zu dokumentieren.
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Für die Kompressorfraktion tritt der T2160 an, ein brandneues Gerät mit eigener, getrennt regelbarer Gefrierschublade, das gerade auf den Markt kommt.
Praxisnaher Testaufbau
Alle Kühlschränke werden mit Lebensmitteln an identischen Positionen in den Kühlräumen bestückt. Die Temperaturmessungen erfolgen nicht nur in der Luft im Innenraum, sondern auch direkt an den Oberflächen der Lebensmittel. Da wir wissen wollen, wie sich Kühlleistung und Verbrauch bei sommerlicher Hitze darstellen, wird die Klimakammer auf 32 Grad erwärmt. Das entspricht auch der maximalen Testtemperatur für Kühlgeräte mit der hierzulande weit verbreiteten SN-Norm. Das steht für "Sub-Normal". So geprüfte Kühlschränke garantieren eine gute Kühlleistung bei Außentemperaturen zwischen 10 und 32 Grad.
Nach etwa zwölf Stunden haben die Klimakammer, alle Kühlschränke und alle Lebensmittel 32 Grad erreicht und der eigentliche Versuch kann beginnen. 24 Stunden lang arbeiten die Kühlschränke dann auf höchster Leistungsstufe. Die Absorbergeräte speisen sich aus 12 Volt, 230 Volt und Gas. In einem zweiten Versuchsansatz testen wir die Spannungsabhängigkeit. Dafür wird bei dem N3145 und einem N4145 nach rund elf Stunden Kühldauer die Versorgungsspannung auf 205 Volt reduziert, was bei schwach dimensionierten Campingplatznetzen durchaus vorkommt.
Der ältere N3145 würde dann in den Gasmodus wechseln, wenn er auf automatischer Betriebsartenwahl steht. Doch wir lassen ihn weiter im 230-Volt-Modus laufen, um den Unterschied zum neuen N4145 aufzuzeigen. Denn der soll mit Spannungen zwischen 205 und 250 Volt besser zurechtkommen und höhere Kühlleistungen erzielen.
Zum Schluss machen wir einen dritten Testlauf mit dem neuen T2160, denn der hat die Möglichkeit, das Gefrierfach in drei Leistungsstufen zu betreiben oder komplett auszuschalten. Wir wollen sehen, welchen Einfluss das auf die Kühlperformance hat.
Apropos Performance: Viele Camper, der Autor dieser Zeilen eingeschlossen, sind oder waren der Ansicht, dass der Kühlschrank auf höchster Stufe am schnellsten kalt wird. Tatsächlich hat die mit der Geschwindigkeit des Kühlvorgangs gar nichts zu tun – es handelt sich um die Einstellung der Zieltemperatur.
Bei Thetford-Geräten ist die wie folgt festgelegt: Die erste Stufe entspricht 8°C Lufttemperatur im Kühlraum, die zweite 6° C, die dritte 4° C, die vierte 2° C und die fünfte kühlt die Luft bis auf 0°C herunter. Auf dieser Null-Grad-Stufe laufen alle Testgeräte für 24 Stunden.
Die Ergebnisse
Das erste Ergebnis liefert das Diagramm 1. Es zeigt die Kühlperformance des Kompressors im Vergleich zum Absorber in dessen drei möglichen Betriebsarten. Dargestellt sind die Temperaturmesswerte der Lebensmittel in den Testgeräten. Im Kühlabteil des Kompressormodells sinkt die Temperatur in rund fünf Stunden von 32 auf unter 10 Grad ab und nach rund acht Stunden ist eine Lebensmitteltemperatur von 5 Grad erreicht.
Beim Absorber zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Betriebsmodi. Bei 230 Volt sind die 10 Grad für den Inhalt des Kühlraums nach rund neun Stunden erreicht, bei 12 Volt eine Stunde später. Im Gasbetrieb dauert es dagegen 15 Stunden, um die Lebensmittel auf unter 10 Grad zu bringen. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Gefrierfach. Der Kompressor kühlt seinen Inhalt in gut einer halben Stunde auf unter 0 Grad. Der Absorber braucht mit 230 Volt rund eine Stunde, mit 12 Volt 1,5 und mit Gas 2,5 Stunden, um die Lebensmittel unter den Gefrierpunkt abzukühlen.
Der überraschende kurzzeitige Wiederanstieg der Temperatur von etwa -12 auf -5 Grad im Gefrierfach bei allen Probanden hat einen interessanten Grund: Es lag je ein Wassereis mit darin, das erst deutlich unterkühlt werden muss, bevor es schlagartig gefriert. Dieser Gefriervorgang setzt Wärme frei und lässt die Temperatur rasant ansteigen, bevor die weitere Abkühlung erfolgt.
An den Ergebnissen verwundert vor allem das gute Abschneiden der Kühlung bei 12 Volt, die gemeinhin als wenig effektiv gilt. Das Ergebnis muss allerdings im Lichte der idealen Laborbedingungen betrachtet werden. Der Gasdruck bleibt hier während der Testdauer ebenso konstant wie die 230- Volt-Wechselspannung. Und am 12-Volt-Gleichstromanschluss liegt stets die optimale Spannung von 13,5 Volt an. Werte, die im Reisealltag häufig schwanken respektive unterschritten werden – besonders im 12-Volt-Betrieb.
Was im Reisemobil während der Fahrt eventuell noch leidlich funktioniert, klappt bei Caravans ohne Bordbatterie praktisch nie. Zu gering sind die Spannungen von den Lichtmaschinen aktueller Zugfahrzeuge. Darum schaffen es Absorber in dieser Betriebsart oft nur, die Temperatur zu halten, nicht aber, weiter abzukühlen.
Oben kälter als unteren
Überraschend ist auch, dass die Lebensmittel beim Absorberkühlschrank in den oberen Fächern kälter sind als in den unteren. Also komplett umgekehrt zu den Erfahrungen, die man beim Kompressorgerät zu Hause macht. Das liegt daran, dass das Kühlmittel durch ein C-förmiges Rohr oben in den Kühlschrank fließt, zuerst den Verdampfer des Gefrierfachs passiert und dann den des Kühlabteils, der ebenfalls im oberen Bereich angebracht ist.
Hieraus ergibt sich auch ein Tipp zum schnellen Abkühlen: Gefrorene Kühlakkus im Froster helfen spürbar, denn je weniger Wärme dem Gefrierfach entzogen wird, desto mehr Kälteleistung kommt im Kühlabteil an.
Bier ins Gefrierfach zu stecken, um es schnell runterzukühlen, ist im Absorber darum kontraproduktiv. Packt man das Fach mit ungekühlten Lebensmitteln voll, wird dem Wärmetauscher viel Energie entzogen. Die Folge: Das Kühlabteil erwärmt sich. Beim Kompressor T2160 ist das kein Problem, da er zwei getrennt in Stufen regulierte Kühlkreisläufe für Froster und Kühlfach hat. Ein Grund, warum Absorberkühlschränke im Netzbetrieb trotz scheinbar passender Bedingungen manchmal nicht richtig kühlen, soll die zu geringe Versorgungsspannung sein. Sinkt der Spannungswert unter 220 Volt, lässt die Kühlleistung deutlich nach.
Der Testansatz mit dem älteren Gerät der 3000er Serie und dem neuen 4000er von Thetford bestätigt diesen Zusammenhang. Während beide Modelle mit optimaler Versorgungsspannung von 230 Volt eine ähnliche Kühlleistung zeigen, schnellt die Temperatur im Kühlabteil des N3145 deutlich nach oben, wenn die Spannung von 230 auf 205 Volt reduziert wird. Der N4145 kann dagegen die erreichten rund vier Grad halten und mit der Zeit sogar weiter absenken.
Der T2160-Kompressor hat eine weitere Möglichkeit in petto, damit das Gerät vor Fahrtantritt möglichst schnell abkühlt. Schaltet man die Kühlung für die große Gefrierschublade aus, weil man sie nicht braucht, erreicht das Kühlgut schon nach knapp vier Stunden die 10-Grad-Grenze. Bei eingeschaltetem Froster geschieht das erst eine gute Stunde später.
Speziell für den Caravan-Betrieb haben wir noch den sogenannten Euro-6-Test durchgeführt. Er simuliert eine intelligente Lichtmaschine im Zugfahrzeug, die sich abschaltet, wenn die Starterbatterie voll ist. In diesem Test liegt die Spannung im Wechsel 40 Minuten an und 20 Minuten nicht. Klar erkennbar ist hier, dass der Absorber im Gegensatz zum Kompressor überhaupt nicht damit zurechtkommt. Abhilfe würde hier die Umschaltung auf Gasbetrieb schaffen, der aber einen Crashsensor im Druckminderer vorschreibt.
Bleibt noch die spannende Frage nach dem Verbrauch und den Kosten: Wie erwähnt lief der Test über 24 Stunden bei 32 Grad Raumtemperatur, also Extrembedingungen, die so in unseren Breiten selten dauerhaft auftreten. Deshalb sind die ermittelten Verbräuche auch als Maximalwerte zu betrachten. Die Relation zwischen den beiden Kühlschranktypen und den Betriebsarten bleibt aber auch unter Realbedingungen gleich.
Im Test hat der Absorber gut 5,7 kWh Strom beziehungsweise 520 Gramm Gas verbraucht. Der Kompressor genehmigte sich knapp 1,35 kWh Strom. Setzt man diese Werte in Relation mit üblichen Preisen für Gas und Strom, kühlt man mit einem Absorbergerät im Gasbetrieb am günstigsten. Der 230-Volt-Betrieb lohnt sich finanziell nur, wenn der Strom pauschal abgerechnet wird. Der Kompressor liegt kostenmäßig zwischen den Absorberbertriebsarten Gas und 230 Volt-Landstrom.
Kühlen in der Praxis
Die Testergebnisse sind teilweise überraschend, bestätigen teils aber auch lang gehegte Vermutungen. Bemerkenswert ist die schlechtere Kühlleistung des Absorber-Gas-Betriebs im Vergleich zu 12 und 230 Volt. Hier spielt neben der optimalen Spannungsversorgung im Test die hohe Außentemperatur eine große Rolle. Die im Vergleich zur Stromheizpatrone heißere Gasflamme erhöht die Temperatur hinter dem Kühlschrank im Fahrzeug zusätzlich und reduziert somit die Kühlleistung. Bei niedrigeren Außentemperaturen nähern sich 230-Volt- und Gas-Betrieb in der Kühlleistung wieder an. Beim Beladen des Absorbers müssen die Lebensmittel, die am kühlsten bleiben sollen, oben gelagert werden, denn hier ist es – anders als zu Hause – am kältesten.
Das gute Abschneiden der Kompressorgeräte verwundert dagegen nicht. Weil sie jedoch nur Strom verbrauchen und man also nicht auf Gas als Energiequelle ausweichen kann, sollte man die Batteriekapazität des Caravans unbedingt erhöhen oder auf eine Solaranlage zurückgreifen. Nur so ist längeres autarkes Stehen möglich.