Funktioniert der Teilintegrierte mit Aufstelldach?

Ein Teilintegrierter mit vier festen Schlafplätzen, zwei davon im Aufstelldach. Mit diesem Konzept bewegt sich der Cruiser von LMC auf ungewohntem Terrain. Das schreit nach einem Test.
Viele verbinden mit Schlafen in luftiger Höhe im Aufstelldachbett Freiheit und wahres Camping. Wer das im Urlaub sucht, findet vor allem in kompakten Camping.ussen oder ausgebauten Kastenwagen dazu Gelegenheit. Ein Teilintegrierter mit Aufstelldach ist eine absolute Ausnahme. Genaugenommen ist LMC aktuell der einzige Anbieter, der diese Variante als Option im Programm hat, dafür gleich bei drei Modellen. Deren Länge variiert zwischen 6,76 und 7,55 Metern. Mit dem V 646 G ist auch ein sogenannter Van, also ein Teilintegrierter mit schmalem Aufbau, optional mit Aufstelldach verfügbar.
Alle drei Modelle haben einen Grundriss mit Einzelbetten im Heck – ein Hinweis auf die anvisierte Zielgruppe: ältere Paare, die ab und an die Enkel mitnehmen. Die drei LMC-Exoten bieten sich damit als Alternative zu Teilintegrierten mit Hubbett über der Sitzgruppe an. Am Beispiel des normal breiten Sieben-Meter-Modells T 662 G haben wir uns angeschaut, wie überzeugend sich dieses Konzept in der Praxis schlägt.
Über zwei Meter lange Liegefläche im Aufstelldach
Der Aufstieg ins Bett im Aufstelldach gelingt mittels zweiteiliger Leiter durch eine Öffnung in der Decke. Mit stattlichen Liegemaßen von 2,34 mal 1,33 Metern und einer Matratzendicke von acht Zentimetern freuen sich Großgewachsene und Kinder (wegen des Kletterspaßes) auf die Dachmansarde. Die großzügige Liegelänge wird allerdings nur erreicht, wenn die Durchstiegsöffnung von oben mittels zweier Schiebebretter und eines Matratzenstücks verschlossen wird.
Wer leicht Panik bekommt, könnte sich mit dieser eigenwilligen Lösung unwohl fühlen. Ein Vorteil ist, dass für herumtollende Kinder damit keinerlei Absturzgefahr besteht. Zumindest solange die großzügigen Öffnungen in den Zeltwänden geschlossen bleiben. Nachteile sind neben den fehlenden Ablagen, Leuchten und elektrischen Anschlüssen der hohe Preis von 4350 Euro sowie das Gewicht (120 Kilo).
Die Sitzgruppe des Testwagens empfängt den Gast mit heller, freundlicher Atmosphäre. Dazu tragen nicht nur die hellbraun-beigen Möbel bei, sondern auch das Skyroof über dem Fahrerhaus und die Dachhaube im Aufstelldach, die via Durchstiegsöffnung Licht bis an die Sitzgruppe dringen lässt – ein Vorteil gegenüber Hubbett-Modellen.
Die Platte des frei stehenden Tischs ist großzügig bemessen, sodass man darauf auch zu viert ganz gut tafeln kann. Allerdings macht sie das Hineinrutschen in die L-Sitzbank etwas mühsam. Wenn man in Vollbesetzung unterwegs ist, empfiehlt es sich darum, den Längsschenkel der Bank abgebaut und die Polster zu Hause zu lassen. Über der Sitzgruppe hängen individuell platzierbare Lesespots.
Stauraum ermöglichen zwei Hängeschränke und die durchgängige Ablage samt Rüttelkante im Ausbau über dem Cockpit. Als Stolperfalle erweist sich hin und wieder die kleine Stufe, die ins Fahrerhaus hinaufführt. Gefallen finden die stimmungsvolle Beleuchtung, die textile Wandverkleidung, die 65 Zentimeter breite Aufbautür sowie die zwei Garderoben – eine im Einstieg und eine im Gang gegenüber der Küche.
Die Einzelbetten im Heck des T 662 G bringen es jeweils auf ein annehmbares Maß von 1,96 mal 0,82 Meter. Auf der 14 Zentimeter dicken Kaltschaum-Matratze mit Lattenrost kann man es sich bequem machen. Die Hängeschränke über dem Kopfende schränken die Kopffreiheit aber ein wenig ein. An den Seitenwänden finden sich dagegen nur Ablageborde, die das Schlafzimmer großzügiger wirken lassen. Gummibänder helfen, dass die abgelegte Bettlektüre auch während der Fahrt an Ort und Stelle bleibt. In den hinteren Ecken ermöglicht je eine 230-Volt-Steckdose das Aufladen von Laptop und Handy – bei Landstromanschluss.
Besonderheit: Fenster im kompakten Bad
Das kompakte Bad ist dank seiner geschickten Aufteilung großzügig genug. Lediglich die Stehhöhe ist mit 1,92 Meter für Großgewachsene etwas knapp. Das relativ große Fenster lässt viel Licht und Luft herein – und das ist auch nötig, denn eine Dachhaube gibt es wegen des Aufstelldachs nicht. Zum Duschen bilden zwei Faltwände die Kabine. Viel Bewegungsraum bleibt allerdings nicht.
Mehr Platz in Form von Beinfreiheit bietet sich dank drehbarer Schüssel auf der Toilette. Ein Unter- und ein Spiegelschrank nehmen Zahnbürste und Co. auf. Das Waschbecken fällt etwas klein aus. Nützlich macht sich die Ablagefläche daneben. Eine Steckdose gibt es im Bad nicht. Trotz Druckpumpe ist der Wasserdruck vergleichsweise schwach.
Küchenzeile mit wenig Ablagefläche
Die solide verarbeitete Küche weiß mit ein paar Abstrichen zu gefallen. Kochgeräte und Vorräte wandern in eine der üppigen Schubladen oder in die zwei Hängeschränke. Die Arbeitsplatte wird allerdings fast gänzlich vom Kombielement aus Dreiflammkocher mit Elektrozündung und Spüle eingenommen.
Echte Arbeitsfläche ist daher Mangelware; auch das kleine, klappbare Verlängerungsbrett am Einstieg kann nur bedingt Abhilfe schaffen. Die kleine Spüle hat mit Geschirr in Haushaltsgröße so ihre Probleme. Dafür gefallen uns der 136-Liter-Absorberkühlschrank sowie die je zwei 230-Volt- und USB-Anschlüsse.
Stauraumangebot
Zwei Schubladen und der Kleiderschrank unter den Einzelbetten kümmern sich um die Kleidung der Crew. Für Sperriges bietet die Heckgarage, die von zwei Lampen erhellt wird, reichlich Platz. Zurrschienen und ein rutschhemmender Riffelboden sind ebenso vorhanden. Praktisch: Das mittige von drei Kleinteilfächern reicht bis in den Wohnraum und lässt sich so als Durchlade nutzen.
In einem Außenfach sind das Frostwächter-, das Frischwasser- und das elektrische Abwasserventil zentral angeordnet. Geheizt wird mit einer Truma Combi 6, eine Warmwasserheizung gibt es als Extra. Beim Aufbau verlässt sich LMC auf seine holzfreie Long-Life-Technologie. Zwölf Jahre garantiert der Hersteller für die Dichtheit. Dach und Boden hüllen sich in GfK, gedämmt wird mit XPS, verstärkt mit PU-Leisten.
Den Ducato-basierten Testwagen treibt die ungewöhnliche Kombination aus 140-PS-Motor und Neungang-Wandlerautomatik an. Dieser Antrieb geht zwar komfortabel, aber auch etwas behäbig zu Werke. Ein Grund ist dabei das hohe Gewicht des reisefertigen Testwagens mit rund 3200 Kilo.
Reisen zu viert innerhalb des 3,5-Tonnen-Limits ist so fast ausgeschlossen. Da von den 320 Kilo Extras im Testwagen alleine 120 auf das Konto des Aufstelldachs gehen, kann eigentlich nur gelten: Wer das Aufstelldach bestellt, sollte auch gleich ein Kreuzchen bei den Auflastungen, am besten gleich auf vier Tonnen, setzen.
Das fiel uns auf
(+) Der Cruiser verfügt über zwei Garderoben à zwei Kleiderhaken – eine am Bad und eine im Einstieg.(+) Mit den zwei Zusatzpolstern verwandeln sich die Einzelbetten in eine große, gemütliche Liegewiese.(+) Strom in der Küche ist garantiert. Hier finden sich zwei 230-Volt- und zwei USB-Anschlüsse.(+)(-) Das Seil erleichtert das Herunterziehen des Aufstelldachs, stört aber dann im Wohnraum.(-) Um größere Töpfe und Pfannen säubern zu können, ist die Spüle einfach zu klein dimensioniert.(-) Die Spanngurte machen die Sicherung des Aufstelldachs mühsam und anfällig für Schäden.
LMC Cruiser T 662 G (2021)
Grundpreis ab: 59.900 Euro Länge/Breite/Höhe: 6,99/2,32/2,70 m Zul. Gesamtgewicht: 3500–4400 kg Gurte/Schlafplätze: 4/2–5 Testwagenpreis: 59.900 Euro
Daten und Messwerte
- Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise mit PU-Schaum-Verstärkungen, Seitenwände Alu, Dach/Heck/Boden GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden EPS/EPS/XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/30/40 mm, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 2 Dachhauben, 1 Panorama-Dachfenster.
- Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6, 6 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, 1 x Eingang, 1 x Sanitärraum, 1 x hinterer Gang, 1 x Heckgarage), Wasseranlage: Frisch- und Abwasserschläuche, Druckpumpe.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato 35 L, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung 103 kW/140 PS bei 3600/min, Drehmoment 350 Nm bei 1400/min, Neungang-Wandlerautomatik.
- Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,3/13,8/22,5 s; Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h 6,1/14,5 s, Testverbrauch 9,6 L/100 km.
Ausstattung des Testwagens
- 140-/160-/177-PS-Motor (0/17 kg): 950/3060/4850 Euro
- Auflastung/Maxi-Chassis 4,0 t (0/40 kg): 185/1430 Euro (nicht im Testwagen enthalten, empfohlen)
- Aufstelldach/2.Garagentür (120/7,5 kg): 4350/490 Euro (empfohlen)
- Avantgarde-Paket: Fliegenschutztür, Dachhaube, Skyroof, Vorbereitung Sat, Klima, Solar u. a. (27,5 kg): 2490 Euro (empfohlen)
- Chassis-Komfort-Paket: elektr. Außenspiegel, Beifahrerairbag, Klimaautomatik, Tempomat u. a. (24,5 kg): 1990 Euro (empfohlen)
- Badfenster/Duschwannenrost (3/2 kg): 265/95 Euro (empfohlen)
- Winterpaket: Alde-Heiz., Duocontrol u. a. (61 kg): 4190 Euro
Wertung