Günstig gegen Teuer
Wenn das Budget begrenzt ist, heißt es überlegen: Welches Zubehör soll in und an das Reisemobil? Und: Muss es wirklich die Luxusvariante sein, oder reicht auch die günstige Lösung fürs Urlaubsglück?
Camping bedeutet, das einfache Leben unterwegs zu genießen? Leicht und unkompliziert darf der Alltag im Reisemobil ohne Frage sein. Reduziert und unbequem soll es auf Reisen jedoch nicht zugehen. Tatsächlich richtet sich kaum jemand ohne eine Vielzahl an komfortsteigerndem Zubehör auf dem Stellplatz ein.
Realistisch betrachtet zählt der Urlaub im Reisemobil also sicher zu den eher kostenintensiven Freizeitbeschäftigungen. Doch in vielen Fällen lässt sich Geld sparen, ohne auf Sonnenschutz, TV-Genuss oder andere Vorteile verzichten zu müssen!
In einigen Bereichen gibt es eine (vermeintlich) günstigere Lösung und eine teurere Komfortvariante. "Braucht man das?", fragt da mancher Reisemobilist zu Recht. Man muss ja schließlich nicht alles haben.Auf den folgenden Seiten zeigen wir, welches Zubehör zum Ziel führt und worin – sofern vorhanden – der Mehrwert hochpreisiger Produkte liegt.
Welche Lösung am Ende die geeignete ist, muss jeder selbst entscheiden – und anhand seines gesetzten Budgets seine Prioritäten in Sachen Komfort, Platzbedarf und auch Gewicht setzen.
Wasserversorgung
Auch wenn die Frischwasserstellen häufig mit Schläuchen versehen sind, verwendet man aus Hygienegründen am besten einen eigenen Schlauch. Welchen Vorteil bringen spezielle Schläuche aus dem Fachhandel?
Gartenschlauch: Häufig füllen Reisemobilisten den Trinkwassertank mit einem Gartenschlauch. Auch wenn dieser in den allermeisten Fällen nicht lebensmittelecht ist, drohen keine unmittelbaren Gesundheitsgefahren. Auch die günstigsten Modelle (18 Meter für 16 Euro) sind in der Regel UV-beständig.
Flach-/Flexischlauch: Ein kompakt aufrollbarer Schlauch ist die Komfortvariante bei der Wasserversorgung. Trommeln mit 15 bis 20 Metern sind für 20 bis 40 Euro erhältlich. Aufgrund des geringen Mehrpreises lohnt sich das hochwertigere Produkt auf jeden Fall.
Schattenspender
So schön die Sonne auch scheint, schutzlos ausliefern will man sich ihr nicht. Nur selten finden sich schattenspendende Bäume auf dem Stellplatz, weshalb ein entsprechendes Zubehör für mehr Unabhängigkeit in Sachen Sonnenschutz sorgt. Reicht ein einfaches Sonnensegel oder relaxt es sich unter einer Markise entspannter?
Markise: Sehr komfortablen Sonnenschutz bieten Kurbelmarkisen. Deren Preis orientiert sich vor allem an der Länge. Es gibt sie von Dometic, Fiamma und Thule ab zirka 650 Euro. Ausgerollt wird das Tuch per Kurbel, anschließend müssen die integrierten Stützbeine ausgeklappt und ausgefahren werden. Bei aufgebauten Reisemobilen wird die Markise in der Regel an der Wand montiert. Bei Campingbussen kann auch die Anbringung auf dem Dach sinnvoll sein, damit die Schiebetür nicht blockiert wird. Adapter für beide Befestigungsmöglichkeiten bieten alle Hersteller an. Optional lässt sich der Komfort durch einen Elektromotor erhöhen. Dann kann die Markise per Fernbedienung automatisch ausgefahren werden. Erweitern lassen sich Kurbelmarkisen durch Seiten- und Frontwände. Dann bieten sie auch Wetterschutz. Beim Neukauf eines Reisemobils lohnt sich eine Markise immer. Auch der Wiederverkaufswert steigt durch das Zubehör.
Sonnensegel/Pavillon: Ein Sonnensegel oder Tarp lässt sich schnell in eine Kederleiste einziehen. Günstige Modelle sind bereits ab 60 Euro zu haben. Unterschiedliche Tuchlängen und auch -tiefen stehen bei den meisten Schattenspendern zur Wahl. Tarps, die über Stangen und Schnüre abgespannt werden, eignen sich aufgrund des zeitaufwendigeren Aufbaus weniger. Alternativ gibt es auch Gartenpavillons bereits für 30 Euro, etwas bessere ab 60. Aufgrund ihres üppigen Packmaßes sind sie umständlich zu transportieren. Bei älteren Fahrzeugen ist das Sonnensegel oder der Pavillon eine Option.
Reisemobil nivellieren
Nach der Ankunft auf dem Stellplatz ist es oftmals nötig, das Fahrzeug in einen ebenen Stand zu bringen. Denn in Schräglage schläft es sich nicht nur schlecht, auch Absorberkühlschränke schwächeln mit der Kühlleistung. Welchen Mehrwert bieten hydraulische Hubstützen im Vergleich zum günstigen Kunststoffkeil?
Auffahrkeile: Ab etwa 20 Euro gibt es einfache Kunststoffkeile im Zweierset. Sie werden vor oder hinter die Reifen gelegt, anschließend fährt man langsam auf die Nivellierhilfen auf. Die gebräuchlichste Form ist der Stufenkeil. Er ist treppenförmig gestaltet und erlaubt den Höhenausgleich in mehreren Stufen. Diese Keile sind einfach in der Handhabung. Mehr Feingefühl benötigt man bei der Auffahrt auf Rundkeile. Die bekanntesten Modelle gibt es von Froli (etwa 30 Euro). Sie liegen wie eine Schale unter den Reifen und erlauben das stufenlose Nivellieren. Bei der Wahl des passenden Keils sollte auch die Reifenbreite berücksichtigt werden. Denn ist der Reifen zu breit, hängt der Gummi seitlich über den Keil und verursacht Druckstellen. Für Reisemobile und Campingbusse bis 3,5 Tonnen eignet sich der Auffahrkeil gut. Greifen Sie besser zur stabileren, geringfügig teureren Qualität.
Hydraulische Stützen: Wer das Reisemobil auf Knopfdruck nivellieren möchte, muss sich für ein hydraulisches Stützensystem entscheiden. Anbieter sind beispielsweise Alko, E&P, Goldschmitt, Linnepe und SMV. Die Anlage ermöglicht es, das Reisemobil mit Hilfe von vier Stützen stabil anzuheben. Je nach Modell ist das Hydraulikaggregat entweder in einem Außenstaufach untergebracht oder unterflur montiert (bei Alkos Hy4 hat jede Stütze eine eigenePumpe). Der Komfortgewinn hat aber auch seinen Preis – nicht nur in Form der Anschaffungskosten in Höhe von etwa 5000 Euro, sondern auch durch ihr Mehrgewicht von meist rund 70 Kilogramm. Daher eignet sich die Hubstütze eher für große und teure Fahrzeuge.
Sat-Anlage
Auch im Urlaub darf der Fernseher bei vielen Reisemobilisten nicht fehlen. Führt eine manuelle, mobile Satellitenantenne zum TV-Vergnügen, oder sollte es eine automatische, festmontierte Anlage sein?
Manuelle Anlage: Tragbare Satellitenanlagen mit manueller Ausrichtung gibt es ab 300 Euro (z. B. Travel Vision Smartfind). Bei diesen Anlagen sitzt die Antenne auf einem Dreibein, das TV-Kabel wird entweder über ein Fenster ins Innere geführt oder über eine Außensteckdose mit dem Receiver verbunden. Die Ausrichtung der Antenne erfolgt per Hand, bei der Suche nach dem Satelliten hilft ein Kompass oder eine Smartphone-App. Ein Single-LNB ist Standard, gegen Aufpreis gibt es oftmals auch einen Twin-LNB zum Anschluss von zwei Fernsehgeräten. Eine manuelle Satellitenanlage eignet sich für alle, die noch nicht sicher sind, ob sie den Fernseher auf Reisen auch regelmäßig benutzen.
Vollautomatische Anlage: Die Komfortversion ist eine automatisch ausrichtende Antenne. Diese wird in den meisten Fällen fest auf dem Dach des Reisemobils montiert, es gibt aber auch tragbare Anlagen mit automatischer Ausrichtung. Sat-Antennen von Anbietern wie Alden, Caratec, Kathrein, Megasat, Teleco und Ten Haaft beginnen preislich bei 2000 Euro. Dafür bekommt der Reisemobilist sein Fernsehvergnügen aber auch auf Knopfdruck. Ein Elektromotor hebt die Antenne an, dreht und neigt sie so lange, bis die optimale Signalqualität erreicht ist. Einige hochwertige Anlagen sind mit einem GPS-Sensor ausgestattet, der die Ausrichtung anhand des aktuellen Standortes bestimmt – was den Suchvorgang nochmals verkürzt. Wer oft fernsieht, wird eine automatische Anlage schätzen.
Quelle für den Bordstrom
Jedes Reisemobil braucht eine Batterie für den Wohnbereich. Denn ohne Strom funktionieren viele Geräte nicht, und die Starterbatterie sollte nicht durch Aufbauverbraucher belastet werden. Reicht eine AGM- oder Gel-Batterie, oder muss es der Lithium-Ionen-Akku sein?
AGM- und Gel-Batterie Wartungsfreie Batterien sind der Standard zur Bordstromversorgung. AGM- und Gel-Batterien sind ähnlich aufgebaut, unterscheiden sich aber in ihren Eigenschaften. Im Gegensatz zu einer Nassbatterie ist das Elektrolyt in Glas-vlies (AGM) oder Gel gebunden. Gel-Batterien erfordern etwas längere Ladezeiten als AGM-Akkus, sind dafür jedoch zyklenfester – können also häufiger ge- und entladen werden. Vorteil der AGM-Batterie ist ihre höhere Stromabgabe. Diese kommt zum Tragen, wenn ein Wechselrichter zur Umformung auf 230 Volt genutzt wird. Bekannte Anbieter sind Banner, Büttner Elektronik, Exide und Varta. AGM- und Gel-Batterien mit einer Kapazität von 80 Amperestunden gibt es ab etwa 250 Euro. Eine besondere Gattung sind die Spiralzellen-Stromspeicher von Optima (75 Ah 300 Euro). Die aufgerollten Platten machen sie besonders widerstandsfähig gegen Vibrationen.
Lithium-Akku Bei Preisen ab 1000 Euro sollte die Anschaffung einer Lithium-Batterie gut überlegt sein. Seine Vorteile spielt dieser Akku besonders in Kombination mit einem Wechselrichter (Foto rechts) aus, denn auch über längere Zeit lassen sich hohe Ströme entnehmen. Weitere Vorteile sind ein gutes Leistungsgewicht, kurze Ladezeiten und hohe Tiefentladungsfestigkeit (es kann nahezu die gesamte Kapazität genutzt werden). Wer häufig autark unterwegs ist und einen besonders hohen Strombedarf decken möchte, kann statt zwei AGM-Batterien alternativ auch eine Lithium-Batterie verwenden. Das spart Gewicht und Platz, dann rechnet sich der teurere Stromspeicher auch.
Gasversorgung
Ob zum Kochen oder Heizen: Gas ist nahezu unverzichtbar im Reisemobil. Reicht eine Stahl-oder Aluminium-Flasche, oder sollte es doch lieber ein fest installierter Tank sein?
Gasflasche: Tragbare Behälter aus Stahl oder Aluminium sind der Standard, meist mit einem Fassungsvermögen von elf Kilogramm. Leer gibt es sie für 55 Euro im Campingfachhandel (Alu 150 Euro). Graue Eigentumsflaschen, die bei zahlreichen Anbietern getauscht werden, eignen sich besser als rote oder grüne Pfandflaschen. Stahlbehälter wiegen 10,5 Kilogramm, Aluflaschen etwa die Hälfte. Zu berücksichtigen gilt, dass meist zwei Flaschen im Gaskasten stehen. Eine gute Lösung für die meisten Fahrzeuge, wer Gewicht sparen muss, greift zur Aluflasche. Das macht auch denTausch spürbar leichter.
Gastank: Etwa 400 Euro kostet ein Gastank mit 20 Litern Fassungsvermögen, zuzüglich Montage. Aber auch Tanks mit weit über 100 Liter Fassungsvermögen sind erhältlich. Der unterflur fest montierte Tank kann an Tankstellen mit Flüssiggas (LPG) befüllt werden. Darum eignet er sich für alle, die in abgelegene Regionen reisen, wo die Versorgung mit Flaschengas nicht sichergestellt ist. Zur Betankung ist eventuell ein Adapter nötig. Profi für die Nachrüstung von Gastanks ist die Firma Wynen.
Für Abkühlung sorgen
Im Sommer kann sich ein Reisemobil extrem aufheizen. Abkühlung tut da not. Aber muss es die fernsteuerbare Klimaanlage sein?
Dachlukenventilator: Ein Ventilator bläst kühlende Luft in den Innenraum oder saugt heiße Luft aus dem Reisemobil. Dachhauben mit eingebautem Ventilator gibt es beispielsweise von Dometic, Thule und Maxxair ab etwa 230 Euro. Fiamma bietet darüber hinaus mit dem Turbo Kit (82 Euro) auch einen nachrüstbaren Ventilator zur universellen Anbringung an. Bei all diesen Ventilatoren lässt sich die Geschwindigkeit, nicht aber die gewünschte Temperatur einstellen. Sie sorgen nur für einen Luftaustausch, kühlen die Luft aber nicht. Beim Einbau gilt es zu beachten, dass eine Stromversorgung zur Dachluke geführt werden muss. Ist das Reisemobil mit einer Klimaanlagenvorbereitung ausgestattet, sind die Leerrohre auch für den Lüfter nützlich. Der Ventilator eignet sich für kleine Fahrzeuge ganz passabel. Besonders hitzeempfindlich sollte man aber nicht sein.
Klimaanlage: Komfortabel in der Bedienung und stark in der Leistung sind Klimaanlagen. Sie werden meist über dem Dachlukenausschnitt aufgesetzt, seltener im Staukasten montiert. Anbieter wie Teleco, Truma oder Dometic berechnen nicht selten 2000 Euro, zuzüglich Einbau. Vorteil der Anlage:Die Zieltemperatur lässt sichgradgenau einstellen, was auch an heißen Tagen kühle Luft garantiert. Betreiben lassen sie sich nur mit 230 Volt. Eine spezielle Kategorie bilden die Verdunsterklimaanlagen wiedie Eberspächer Holiday III (etwa 1700 Euro), die – bei geringerer Kühlleistung – auch mit 12 Voltarbeiten unddeutlich leiser sind als herkömmliche Klimageräte. Wer sich auf Reisen durch den heißen Süden oft nach Abkühlung sehnt, genug Platz auf dem Dach hat und einigermaßen geräuschresistent ist, der ist mit einer Dachklimaanlage gut bedient.
Ihre Tipps
Haben auch Sie Tipps, wo und wie sich beim Zubehör sparen lässt und wie sich günstige Alternativen schlagen? Schreiben Sie uns doch! Redaktion promobil, 70162 Stuttgart, oder redaktion@promobil.de
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