Die komfortabelsten Wohnmobile auf dem Markt?

Adria: Zum Modelljahr 2023 stellte der slowenische Hersteller seine neue Top-Baureihe Supersonic vor, den ersten Integrierten auf Sprinter-Basis.
Integrierte gelten als Königsdisziplin des Reisemobilbaus. Immer häufiger kommt dafür der prestigeträchtige Sprinter als Basis zum Einsatz. Welche Modelle es gibt, zeigt die Marktübersicht.
Niesmann + Bischoff mit dem neuen Arto, Eura Mobil mit dem Integra Line GT und Malibu mit zwei I-Modellen auf Mercedes – zur Saison 2025 stoßen drei Marken ganz neu hinzu zum illustren Kreis der Hersteller von Integrierten auf Sprinter-Basis. Und andere, wie etwa Carthago und Rapido, präsentieren zusätzliche Modelle.
Besonderheiten der Integrierten
Doch was macht diese Kombination so attraktiv, dass immer mehr Marken mit dabei sein wollen, zumal die Preise durchweg im sechsstelligen Bereich liegen? Wer an einen Integrierten denkt, dem ist in der Regel schon klar, dass die Anschaffung kein Schnäppchen wird – zumal mit einem Mercedes Sprinter als Basis. Was diesen Reisemobil-Typ generell mindestens 10.000 Euro teurer macht als vergleichbare Teilintegrierte, ist die aufwendig konstruierte Front. Deshalb nennt man die Integrierten auch die Königsklasse unter den Reisemobilen.
Anders als bei Alkovenmobilen oder Teilintegrierten greifen die Entwickler beim Bau auf ein Fahrgestell ohne Fahrerhaus zurück, ein sogenanntes Windlauf-Chassis ohne Blechhülle. Dieses versehen sie mit einer eigens dafür entwickelten Front, die dann direkt an den Aufbau angedockt wird. So haben die Konstrukteure mehr Raum für den Innenausbau, was sich meist in Form eines üppig ausgestalteten Cockpits mit großer Windschutzscheibe zeigt. Zudem ist hier noch Platz für ein Hubbett.
Sprinter als komfortable Basis
Zu dieser aufwendigen Konstruktionsweise passt ein komfortables und modernes Fahrgestell wie der Sprinter ideal – insbesondere seit es die Mercedes-Basis auch mit Vorderradantrieb gibt. Das ermöglicht im Zusammenspiel mit einem Alko-Tiefrahmen attraktive Modellkonzepte, etwa mit Doppelboden. So wuchs die Auswahl an Integrierten-Baureihen auf Mercedes in den letzten Jahren deutlich.
Der Sprinter eignet sich als Integrierten-Basis auch wegen seines Antriebs- und Federungskomforts mit leistungsfähigen Motoren und Neungang-Automatik sehr gut. Dazu kommen weitere Ausstattungsoptionen, die nur der Mercedes in dieser Gewichtsklasse bietet. Etwa bei Spurhalte- und Notbremsassistent sowie dem gefragten Abstandsregeltempomat muss der Fiat Ducato, zumindest beim Windlauf-Fahrgestell, passen. Auch das moderne MBUX-Multimediasystem mit Sprachsteuerung macht sich gut in einem Oberklassemobil. Und nicht wenige sehen den Stern am Kühlergrill ihres Mobils schon aus Prestigegründen ganz gern.
Die besondere Bauweise wie auch der Komfortanspruch der Kunden, was Platzangebot und Ausstattung anbelangt, führen aber fast automatisch zu eher größeren und wuchtigeren Reisemobilen. Bis auf wenige Ausnahmen sind sämtliche Modelle deutlich länger als sieben Meter und nur einige der kürzeren werden mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht angeboten. Hier sollte man kritisch prüfen, ob die meist knappe Zuladung tatsächlich ausreicht. Spätestens wenn man auch zu viert wegfahren möchte, ist eine Auflastung fast unumgänglich.
Niesmann + Bischoff Arto
Einer der spektakulärsten aktuellen Neuzugänge unter den Sprinter-Integrierten ist der neu aufgelegte Arto von Niesmann+Bischoff. Nach vielen Jahren gibt die Traditions-Baureihe dem Fiat Ducato den Laufpass und sattelt um auf Mercedes. Zum Start werden zwei Grundrisse mit ähnlicher Aufteilung, aber unterschiedlicher Fahrzeuglänge angeboten. Für die Nachtruhe dienen bei beiden Modellen Einzelbetten im Heck, das Wohnzimmer vorn ist mit zwei bequemen Längssofas ausgestattet.
Das Längenplus von 1,25 Meter beim größeren Arto 88 auf Tandemachs-Fahrgestell ermöglicht den Einbau eines großzügigen Raumbads und mehr Platz in den Kleiderschränken. Der kürzere Arto 78 (7,82 m) baut dagegen auf ein Kombibad, in dem man per Schiebewand den Waschraum in eine respektable Duschkabine verwandeln kann.
Carthago Integrierte
Neue Sprinter-Modelle gibt es auch von Carthago, die mit einer zusätzlichen Baureihe namens C2-Tourer das eigene Portfolio auf Mercedes-Basis nochmals ordentlich aufstocken. Zusammen mit dem C1-Tourer, dem Chic C-Line und dem Chic E-Line, die es wahlweise auch auf Fiat Ducato gibt, wächst die Modellauswahl auf Sprinter-Basis auf stolze 25 Varianten. Die neue Baureihe umfasst dabei fünf Grundrisse plus zwei Gewichtsvarianten (Lightweight mit 3,5 t zGG und Comfort mit 4,2 t zGG).
Zudem präsentiert der Hersteller aus dem oberschwäbischen Aulendorf – wie schon erwähnt – auch bei der Tochtermarke Malibu erstmals Modelle auf Basis des Sprinter. Zum Kastenwagen Genius und zwei Teilintegrierten mit Stern am Kühler gesellen sich auch noch zwei Integrierte. Alle neuen Sprinter-Modelle sind mit Einzelbetten ausgestattet.
Dabei tut sich der I 450 RB-LE nicht nur mit einer pfiffigen neuen Grundrissvariante hervor, sondern ist in der 3,5-Tonnen-Ausführung mit einem Grundpreis von 108.950 Euro auch das erschwinglichste Modell dieser Marktübersicht.
Preislich liegen ihm die Neo-Modelle von Frankia (ab 111.400 Euro) und die C1-Tourer-Baureihe der Muttermarke Carthago (115.680 Euro) insgesamt noch am nächsten.
Frankia Integrierte
Apropos Frankia: Gleich drei Integrierten-Baureihen auf Mercedes-Basis hat der Hersteller aus dem fränkischen Marktschorgast im Programm. Den Einstieg markieren die beiden MI-Neo-Modelle, die den frontgetriebenen Sprinter mit angeflanschtem Alko-Tiefrahmen nutzen. Mit Heckantrieb und Zwillingsbereifung rollen dagegen alle Modelle der gehobenen Platin-Reihen vor.
Zu den fünf Platin-Grundrissen gesellte sich Anfang des Jahres noch die Unterbaureihe Platin Pure hinzu. Sie geht mit zwei Modellen ins Rennen, die im Vergleich zum Platin um mindestens 30.000 Euro günstiger sind. Neben den kompakteren Abmessungen ist die Serienausstattung etwas weniger üppig, kann sich aber trotzdem sehen lassen: Solaranlage, 300-Ah-Lithiumbatterie und Wechselrichter sind Serie.
Frankia ist zudem bekannt für seine Grundrisse mit Hecksitzgruppe, die besonders gemütlich und dank umlaufender Fenster tagsüber angenehm hell und einladend wirkt. Geschlafen wird vorn im Fahrerhaus, das sich mit Hilfe des Längshubbetts in ein komfortables Schlafzimmer wandelt. Im Anschluss folgt ein Raumbad. Insgesamt drei Hecksitzgruppen-Modelle stehen in den beiden Platin-Baureihen parat.
Kabe Integrierte
Besonders groß ist die Auswahl beim schwedischen Hersteller Kabe, mit jeweils neun Grundrissen in zwei Baureihen. Crown nennt sich die ein wenig günstigere Serie, die mit etwas kürzeren und leichteren Modellen startet. In allem ein Stück üppiger, insbesondere bei der Ausstattung, ist die Topbaureihe Imperial unterwegs.
Neben den Grundrissklassikern mit Queens- und Einzelbetten im Heck gibt es auch rarere Aufteilungen, wie den Crown i760 LXL mit französischem Längsbett. Eine Skandinavien-Spezialität sind zudem die Modelle mit Einzelbetten und großem Bad quer dahinter – in dieser Auswahl einzigartig.
Eura Mobil Integra Line GT
Mit vergleichsweise übersichtlicher Modellauswahl startet dagegen der brandneue Integra Line GT von Eura Mobil. Neben dem Modell 726 EF mit Einzelbetten debütiert auf dem Caravan Salon auch ein Queensbett-Modell – 726 QF genannt. Der letzte Integrierte auf Sprinter des Sprendlinger Herstellers liegt bereits einige Jahre zurück. Umso mehr verspricht das vorab gezeigte Rendering einen spannenden Neuzugang.
Rapido Distinction M
Auch bei der französischen Marke Rapido ist Bewegung im Modellprogramm. Aus bislang zwei Topbaureihen wird eine. Die etwas kürzeren Serie-M-Modelle auf Sprinter und die längeren Distinction-Integrierten auf Fiat Ducato fusionieren zur neuen Distinction-M-Baureihe. Diese umfasst nun fünf Modelle, sämtlich mit Stern, die einen Längenbereich von 7,45 bis 8,15 Meter abdecken.
Hymer B-Klasse
Einer der Vorreiter bei den Integrierten auf Sprinter-Basis ist natürlich Hymer – die Marke, die diese Aufbauform einst bekannt machte. Die traditionsreiche B-Klasse wird inzwischen in den beiden Unterbaureihen Modern-Comfort und Master-Line angeboten. Während es bei der B-Klasse MC bereits mit 6,99 Meter Länge und 3,5 Tonnen Gesamtgewicht losgeht, reicht die Spanne bei der nobleren B-Klasse ML bis hinauf zum 8,99 Meter langen Tandemachser mit 5,5 Tonnen Gesamtgewicht.
Besonderheit aller B-Klasse-Modelle ist das eigene SLC-Chassis, bei dem die Längsholme gleichzeitig als Träger des Doppelbodens fungieren, was Gewicht und Aufbauhöhe spart. In dem smarten Keller kommen nicht nur die Wassertanks isoliert und beheizt unter, sondern es gibt auch noch Platz für Gepäck.
Bürstner Elegance I
Einzige Nicht-Hymer-Baureihe, die ebenfalls vom SLC-Spezialchassis profitieren darf, ist der Elegance I von Konzernschwestermarke Bürstner. Die Topbaureihe des Herstellers aus dem badischen Kehl umfasst zwei 8,99 Meter lange Integrierte mit Tandemachse und Queens- oder Einzelbetten.
Adria Supersonic
Zum Modelljahr 2023 krönte der slowenische Hersteller Adria sein Modellprogramm mit einer neuen Topbaureihe – dem Supersonic auf Sprinter-Basis. Die fünf Modelle mit Längen von 7,80 bis 8,90 Meter bieten Queens- oder Einzelbetten im Heck und zeichnen sich durch einen sehr modernen Ausbaustil aus.
Le Voyageur Heritage
Bereits ein Jahr zuvor präsentierte der französische Hersteller Le Voyageur seine Sprinter-Baureihe Héritage. Die Nobelmarke der Pilote-Gruppe offeriert immerhin sechs Modelle unterschiedlicher Länge, sämtlich mit Queens- oder Einzelbetten im Heck.
Beliebte Grundrisse
Die Grundrisse der Integrierten auf Sprinter-Basis unterscheiden sich bei Betten und Sitzgruppe.
1. Einzelbetten im Heck
Fast die Hälfte aller in dieser Marktübersicht aufgeführten Integrierten verfügt über Einzelbetten im Heck. Nutzer schätzen dabei die Möglichkeit, ins Bett steigen zu können, ohne den Partner zu stören. Oft lassen sich die beide Matratzen mit einem Zwischenstück auch zur großen Liegefläche vereinen. Unter den Fußenden befinden sich häufig große Schränke. Gerne werden die Einzelbetten mit einer Längsbanksitzgruppe kombiniert. Diese Anordnung ergibt vorn einen großzügigen Raumeindruck.
2. Mittig platziertes Queensbett
Die Tischplatte bei Längbanksitzgruppen ist oft teil- oder verschiebbar, um einen einfacheren Zugang zum Fahrerhaus zu gewähren. Die Längssofas lassen sich meist in zwei Gurtsitzplätze umbauen, was aber nicht selten etwas mühsam ist. Die zweithäufigste Bettkonstellation dieser Übersicht ist das mittig platzierte Queensbett. Bequem einsteigen und direkt nebeneinander schlafen lässt sich hier verbinden. Ein Nachteil vieler Queensbetten ist die knappe Liegelänge mit Abrundung am Fußende.
3. Querbett im Heck
Querbetten ermöglichen eine relativ kompakte Fahrzeug-Gesamtlänge, haben aber den Nachteil, dass der hinten schlafende Partner, etwa zum nächtlichen Toilettengang, über den vorderen drübersteigen muss. In dieser Marktübersicht haben nur der Frankia MI 7 BD Neo und der Hymer B-Klasse MC I 550, die beide weniger als sieben Meter lang sind, Querbetten im Heck. Sie nutzen die zweite, weitverbreitete Sitzgruppenvariante: die L-Form, mit zwei Gurtsitzplätzen in Fahrtrichtung nebeneinander.
4. Hecksitzgruppe und Hubbett
Als einer von wenigen Herstellern hat Frankia stets an der früher weitverbreiteten Hecksitzgruppe festgehalten. Bei den Sprinter-Integrierten sind die Franken sogar die einzigen mit dieser besonders gemütlichen und raumöffnenden Sitzbank-Anordnung – dafür gleich in drei Modellen. Ein Nachteil dabei ist der nicht optimal fahrradtaugliche Heckstauraum. Geschlafen wird im Idealfall auf einem als Einzelbetten ausgeführten Hubbett im Fahrerhaus. Ein Raumbad mit separater Dusche trennt meist die Wohnbereiche.
5. Querbad im Heck und Einzelbetten
Ziemlich selten vertreten in der Grundriss-Landschaft bei integrierten Reisemobilen sind Aufteilungen mit großzügigem Bad quer im Heck. Einzige Ausnahmen sind die Kabe-Modelle mit "LT" und "T" im Modellcode. Davor platziert der schwedische Hersteller jeweils Einzelbetten, zwischen denen ein Durchgang zur Nasszelle führt. Ähnlich wie bei Hecksitzgruppen-Modellen verhindert hier allerdings das Bad den Einbau einer zweiradtauglichen Heckgarage.
6. Längsdoppelbett und Bad daneben
Die Aufteilung mit französischem Längsdoppelbett und Bad daneben ist bei Teilintegrierten viel eher zu finden als bei Vollintegrierten – in unserer Übersicht nur bei einem Kabe-Modell. Vorteile dieser Konstellation sind der meist offene Raumeindruck und der relativ einfache Zustieg ins Doppelbett. Bettlänge und -breite sind aber oftmals etwas knapp und eine Fahrradgarage ist auch hier kaum zu verwirklichen. Immerhin gibt es meist einen großen, von außen und innen zugänglichen Stauraum im Bettkasten.