Das haben die Sprinter-Grundrisse zu bieten
Immer mehr Hersteller setzen bei ihren TI-Modellen auf das Mercedes-Sprinter-Chassis. Wir haben das aktuelle Marktangebot für Sie zusammengefasst und die unterschiedlichen Modelle sowohl nach Herstellern als auch Grundrissen aufgegliedert.
Camper und Camperinnen schätzen teilintegrierte Wohnmobil (TI) für das Plus an Platz gegenüber Kastenwagen und das Mehr an Agilität gegenüber Vollintegrierten. Doch auch der Fahrkomfort spielt in dieser Klasse zunehmend eine Rolle. Da verwundert es nicht, dass eine Marke wie Malibu gerade ihren ersten Teilintegrierten auf Sprinter-Basis vorstellte. Den Trend zum Teilintegrierten mit Allradantrieb auf Sprinter-Basis unterstreichen der neue Eura Mobil Xtura und der brandneue Renegade von Rhön Camp. Deshalb haben wir uns das aktuelle Marktangebot an Sprinter-TIs einmal vorgenommen und unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet – von A wie Antrieb bis Z wie Zwillingsbereifung.
Die Vorteile des Mercedes-Chassis
Neben dem höheren Antriebs- und Federungskomfort – verglichen etwa mit dem Fiat Ducato – punkten der Sprinter vor allem durch umfassende Assistenzsysteme. Spurhalte- und Notbremsassistent sowie der Abstandsregeltempomat machen das Fahren spürbar sicherer und bequemer. Diese Systeme bietet die Konkurrenz oft nur teilweise und fast immer gegen Aufpreis. Ein weiterer Vorteil ist das MBUX-Mediasystem (Mercedes-Benz User Experience), das nicht nur navigiert, sondern sprachgesteuert eine Vielzahl von Funktionen abrufen kann, darunter personalisierte Fahrerprofile und Navigation mithilfe von Augmented Reality (AR).
Als die aktuelle Sprinter-Generation im Jahr 2018 eingeführt wurde, war vor allem die erstmals verfügbare Variante mit Vorderradantrieb ein Grund für die Aufbauhersteller, den Transporter mit Stern für künftige Reisemobilmodelle in Betracht zu ziehen. Besonders in Kombination mit einem Alko-Tiefrahmen sind damit attraktive Modellkonzepte möglich, entweder mit sehr flachem Aufbau oder der Integration eines Doppelbodens für die frostsichere Unterbringung der Bordtechnik, teils auch mit zusätzlichem Stauraum.
Tabellarischer Überblick: Das sind die TIs auf Mercedes Sprinter
Hymer als Vorreiter bei den Sprinter-Teilintegrierten
Einer der Vorreiter bei den Sprinter-Teilintegrierten und mit fünf Baureihen aktuell auch die Marke mit dem breitesten Angebot ist Hymer. Mit Ausnahme des Exsis T auf Ducato tragen alle Hymer-T-Modelle einen Stern am Kühlergrill. Und neben den Basisvarianten gibt es noch weitere Sonderausstattungslinien, die fast schon eigene Baureihen bilden.
Beim ML-T etwa die besonders schicke und komfortabel ausgestattete Version Xperience mit Heckantrieb sowie die Variante Crossover mit Allradantrieb und besonderer Autarkausstattung. Die Idee des exklusiven Allrad-Teilintegrierten treibt ein weiteres Modell im Hymer-Sortiment noch auf die Spitze: der teure Venture S, serienmäßig mit 4x4, Hecksitzgruppe mit ausklappbarer Veranda sowie Doppelbett oben im aufblasbaren Dachzelt.
Die Baureihen der Big-Player
Hymer: Die Baureihen Tramp S und B-Klasse Modern-Comfort sowie Master-Line nutzen die vorderradgetriebene Sprinter-Variante. Erstgenannte baut dabei auf den Mercedes-Originalrahmen und muss deshalb ohne Doppelboden auskommen. Die beiden B-Klasse-Reihen nutzen dagegen das werkseigene SLC-Tiefrahmenchassis. Es bietet die Besonderheit, dass Fahrwerksrahmen und Doppelboden zu einer Einheit verschmelzen, in der üppige Wassertanks genauso Platz finden wie zusätzliche Staufächer.
Kabe: Mit vier TI-Baureihen, davon alleine drei auf Sprinter-Basis, ist auch der schwedische Hersteller Kabe relativ breit aufgestellt. Allerdings basieren hier sämtliche Modelle auf der vorderradgetriebenen Version: Einen Doppelboden gibt es nur beim Royal. Dafür ist jedes Modell mit einer Alde-Warmwasserheizung ausgestattet. Beim brandneuen Novum Compact handelt es sich, wie der Name andeutet, um eher kürzere und schmalere Modelle. Die Royal-Serie ist mit einer Außenbreite von 2,50 Meter dagegen für Teilintegrierte ungewöhnlich wuchtig, entsprechend üppig ist damit aber auch das Platzangebot innen.
Eura Mobil: Mit fünf Baureihen, davon drei auf Sprinter-Basis, bietet auch Eura Mobil ein vielfältiges Angebot bei den Teilintegrierten. Profila T und Contura decken dabei die Variante mit Vorderradantrieb und Doppelboden ab, während das bereits genannte jüngste Modell, der Xtura, der Idee des Fernreisemobils noch interessante neue Aspekte abgewinnen kann.
Vorderradantrieb mit oder ohne Doppelboden?
Carthago: Carthago nutzt den Mercedes-Benz Sprinter mit Vorderradantrieb als Basis für mehrere Modelle. Dazu zählen die Baureihen C-Tourer und Chic C-Line, ebenso wie die neuen teilintegrierten Modelle der Tochtermarke Malibu. Der bisher einzige Grundriss der hochwertigen Chic-C-Line-Serie hebt sich durch einen besonders hohen Doppelboden mit großzügigem Stauraum hervor.
Das Konzept eines Sprinters mit Vorderradantrieb, Alko-Tiefrahmen und Doppelboden, der vor allem der Bordtechnik vorbehalten ist, findet sich bei verschiedenen Herstellern wieder. Beispiele sind Adria (Coral, Matrix), Fleurette (Elister), Notin (Landau) und Frankia (MT Neo).
Hinterrad- oder Allradantrieb?
Modelle mit Hinterradantrieb und Zwillingsbereifung hat Frankia aus dem Programm genommen. Für Interessenten dieser Variante, die besonders durch hohe Zuladungsreserven punktet, ist der Wochner Xantano II eine Option – auch mit Allradantrieb. Weitere Modelle mit optionalem Allradantrieb sind der HR 380 von Bimobil, die Autark Runner-Reihe von Woelcke und der Nova von La Strada, der mit seiner Monocoque-Bauweise zusätzlich auffällt. Ganz auf das Offroad-Thema setzen dagegen die Teilintegrierten von Rhön Camp Rebel und Renegade.
Wie viel PS darfs sein?
Für den Sprinter bietet Mercedes-Benz eine breite Palette an Motorisierungen an. Während die Aggregate mit 114 und 143 PS von allen Herstellern übersprungen werden, beginnen die meisten Sprinter-Modelle bei 150 PS. Das reicht aus, um einen 3,5- bis 4-Tonnen-Teilintegrierten mit bis zu 7,5 Metern Länge verlässlich zu bewegen. Der Topmotor für Varianten mit Frontantrieb leistet 170 PS und eignet sich besonders für schwerere und längere Modelle bis zu Dreiachsern.
Die leistungsstärkeren Heck- und Allradantriebsmodelle liefern bis zu 190 PS. Diese sind bei hohem Gewicht und erhöhten Fahrwiderständen, wie sie bei 4x4-Versionen auftreten, besonders empfehlenswert. Allradfahrer sollten allerdings mit einem zusätzlichen Dieselverbrauch von etwa einem Liter pro 100 Kilometer rechnen.
Lieber kurz und wendig oder lang und geräumig?
Wie agil sich ein Reisemobil bewegt, hängt nicht nur von der Motorleistung ab. Ebenso wichtig sind Fahrzeugbreite, Länge und der Radstand. Besonders wendig sind kompakte Modelle mit Heck- oder Allradantrieb und einem Radstand von 3,66 Metern. Auch Varianten mit Vorderradantrieb und einem Achsabstand von weniger als vier Metern punkten noch durch einen kleinen Wendekreis.
Zu diesen wendigeren Fahrzeugen gehören die kürzeren Modelle von Carthago, Malibu, Frankia, Eura Mobil, Hymer und Weinsberg. Am anderen Ende des Spektrums stehen große Modelle. Darunter die fast acht Meter langen Varianten des Eura Mobil Contura, der Hymer B-Klasse Master-Line T sowie des Wochner Xantano II T. Den Spitzenplatz bei der Länge nehmen die Dreiachser Kabe Royal x880 mit 9,06 Metern ein. Diese Fahrzeuge bieten dafür ein beeindruckend großzügiges Raumangebot.
Einzelbetten, Querbett oder Queensbett?
Geschlafen wird bei den allermeisten Modellen auf Sprinter-Basis in Einzelbetten, längs im Heck. Am zweithäufigsten sind längere Grundrisse mit Queensbett und kürzere Varianten mit Querdoppelbett. Drei Grundrisse mit französischem Längsdoppelbett gibt es exklusiv bei Kabe. Einige Allradmodelle setzen hingegen auf eine Sitzgruppe im Heck, die zum Schlafen umgebaut werden muss. Beispiele hierfür sind die kompakten Teilintegrierten von Woelcke. Anders macht es der Rhön Camp Renegade, der über ein absenkbares Hubbett verfügt. Die für TIs ungewöhnlichste Lösung bietet der Hymer Venture S mit einem Bett im aufblasbaren Aufstelldach.
Ein weiteres Notbett aus der Sitzgruppe zu bauen, ist bei vielen der Modelle zumindest optional möglich. Ein Hubbett über der Sitzgruppe, wie es bei Teilintegrierten auf Fiat Ducato oder Ford Transit häufig möglich ist, ist bei Sprinter-TI-Modellen seltener. Einige Baureihen, etwa der Carthago C1-Tourer T, die Hymer Tramp S und B-Klasse Modern-Comfort T, die Kabe Royal und der Malibu T, bieten Hubbetten optional an – allerdings nicht bei allen Grundrissen. Bei Adria und Weinsberg ändern sich bei Bestellung eines Hubbetts die Modellnamen: Aus dem Coral wird ein Matrix, aus dem Cara-Compact MB ein CaraSuite.
Bitte Platz nehmen: Welche Sitzanordnung darf es sein?
Im Wohnbereich dominieren bei der Anordnung der Sitzgelegenheiten vor allem die Halbdinette und die L-Bank, bei Modellen ab einer gewissen Länge ergänzt durch einen Seitensitz gegenüber. Immer beliebter, aber in der Klasse noch nicht so oft vertreten, sind Wohnbereiche mit zwei Längsbänken. Sie haben den Vorteil, dass man sich bequem gegenübersitzen kann, ohne unbedingt die Fahrerhaussitze drehen zu müssen. Als weitere Variante kommt die bereits angesprochene Hecksitzgruppe zum Einsatz, vor allem bei den kompakteren Allrad-Mobilen. Gerade bei fernreisetauglicheren Modellen ist das Fahrerhaus häufig vom Wohnraum im Aufbau abtrennbar. Dazu wird – sehr vereinzelt – auch eine klassische Viererdinette eingebaut.
In längeren Fahrzeugmodellen profitieren häufig Küchen und Sanitärräume vom größeren Platzangebot. Für die Kombüsen heißt das: mehr Arbeitsfläche, üppigere Stauräumen und größere Kühlschränke. Die Bäder sind bei Grundrissen, die klar über die Sieben-Meter-Marke hinausragen, in der Regel mit separaten Duschen ausgestattet. Als besonderes Komfortmerkmal gelten sogenannte Raumbäder.
Wie viel Stauraum muss sein?
Genügend Stauraum ist für einen geglückten Urlaub ebenfalls nicht unwichtig. Neben der Kapazität für Kleidung, Proviant und Reiseutensilien spielt auch der Platz für sperrigere Gepäckstücke wie Fahrräder und Campingmöbel eine große Rolle. Zu deren Transport sind vor allem Heckgaragen das Mittel der Wahl. Viele, aber nicht alle Modelle in diesem Artikel können mit so einem Großstauraum dienen.
Ein Schwachpunkt in Sachen Stauraum sind Modelle mit Hecksitzgruppe, darunter der Rhön Camp Renegade, der Bimobil HR 380, mehrere Varianten des Woelcke AutarkRunner und der Hymer Venture S. Auch bei längeren Fahrzeugen sollte vorab geprüft werden, ob die gewünschte Ausrüstung, z.B. Fahrräder, tatsächlich verstaut werden kann. Modelle mit französischem Bett, etwa von Kabe, bieten zwar einen geräumigen Bettkasten, doch dieser ist meist zu niedrig für sperrigere Gepäckstücke wie Fahrräder.
Bei der Zugänglichkeit des Stauraums gibt es deutliche Unterschiede. Besonders praktisch sind die MT Neo-Modelle von Frankia, die neben einer Seitentür auch eine große Heckklappe bieten – allerdings gegen Aufpreis. Zwei Seitentüren sind bei den meisten Heckgaragenmodellen Standard, mit einer Ausnahme: Beim Weinsberg Cara-Compact, dem preisgünstigsten Modell der Übersicht, ist nur eine Tür serienmäßig. Im Eura Mobil Profila T gibt es zwei Türen, jedoch sind sie unterschiedlich hoch. Dadurch ist das Be- und Entladen von Fahrrädern nur von der Beifahrerseite möglich.
Die Preisfrage: Was darf es kosten?
Preislich liegen Teilintegrierte auf Mercedes Sprinter zwar deutlich unterhalb der in dieser Übersicht präsentierten Integrierten mit gleicher Basis. Verglichen mit Teilintegrierten auf Fiat Ducato oder Ford Transit muss man aber spürbar tiefer in die Tasche greifen. Das günstigste Modell, der Weinsberg Cara-Compact, ist für 86.390 Euro zu haben. Allerdings ist seine Serienausstattung relativ mager, so dass auch hier der Kaufpreis schnell im sechsstelligen Bereich liegen kann – bei allen anderen ohnehin. Nicht nur bei den TIs mit Allrad muss man jedoch eher Richtung 200.000 Euro kalkulieren.