Ein mobiles Traumhaus auf sieben Metern

Für ihren Sprinter wollte Julia Sprossmann nicht einfach irgendeinen Ausbau. Ihre Recherchen führten sie zu Jack aus Großbritannien. Der baute Julia ihren Traum auf sieben Metern.
Es ist bereits Herbst, als der endgültige Abholtermin feststeht: Der 17. November soll es sein. Der Tag, an dem Julia nach sechs langen Monaten ins englische Oxford reisen und ihren ganz eigenen, voll ausgebauten Campingbus nach Hause holen darf. Der Mercedes Sprinter erhält dort einen ganz besonderen Ausbau. In dem 7 Meter langen Fahrzeug mit Superhochdach aus GfK entsteht ein gemütlicher Wohnbereich im Tiny-House-Stil.
Ein Sprinter als Tiny House
Julia Sprossmann, 35 Jahre jung, erfüllte sich im vergangenen Jahr ihren Traum vom individuell ausgebauten Sprinter. Wieso es unbedingt ein Basisfahrzeug mit Stern sein muss? „Meine berufliche Karriere startete bei Mercedes. Für mich kam eigentlich nie ein anderes Fahrzeug als ein Sprinter in Frage“, erzählt sie. Nach ihrer Zeit beim Stuttgarter Autobauer zieht es Julia in die Bankenmetropole Frankfurt, wo sie sich als Projektmanagerin viel mit Zahlen, Daten und Fakten beschäftigt. Zehn Jahre später steht ihr der Sinn nach der Verwirklichung eines Herzensprojekts.
Julias große Leidenschaften sind Kulinarik, Reisen und Natur. In Anlehnung daran entwickelt sie ihren eigenen Blog und die Marke Culinatour. Und je mehr sich Julia mit dem Thema Camping beschäftigt, umso größer wird der Wunsch nach den eigenen vier Wänden auf Rädern. Inspiration findet Julia vor allem in den sozialen Medien. Dort stößt sie auch auf Jack Richens und seine kleine Manufaktur This Moving House in Oxford.
Auf Instagram präsentiert er seinen mehr als 40.000 Followern das kreative Interieur der drei bisher ausgebauten Exemplare. Dem Grundriss, den er sich für seinen eigenen Campingbus ausdachte, bleibt er im Grunde immer treu: Im Heck befindet sich der Schlafbereich mit einem Längsschläfer-Doppelbett. Der Clou ist ein Treppenaufstieg, der zu zwei weiteren Liegeflächen führt, die in getrennten Kojen stecken. Gegenüber der Schiebetür sitzt der Küchenblock. Liebevolle Details wie ein Fliesenspiegel im Kochbereich oder messingfarbene Beschläge machen die Inneneinrichtung zum Hingucker. Die halbrunden Einstiegsluken der Schlafkojen und das Bullauge sind gewissermaßen die Markenzeichen von Jacks Ausbauten.
Dieser besondere Look im Tiny-House-Stil hat es auch Julia angetan. Im Winter 2017 fällt dann schließlich die Entscheidung: Jack soll Julia einen Mercedes Sprinter ausbauen, den sie kurze Zeit später als Neufahrzeug anschafft und ihn im Frühjahr darauf ins knapp 900 Kilometer weit entfernte Oxford bringt. Der 163 PS starke Kastenwagen soll der erste Ausbau eines Linkslenkers von This Moving House werden. Da Jack sein Design erstmals komplett spiegeln muss, dauert die Verwandlung vom nackten Kastenwagen in einen gemütlichen Camper sechs anstatt der geplanten drei Monate.
Nach sechs Monaten: Der Bus wird ein neues Zuhause
Umso größer ist die Freude, als Julia das Fahrzeug das erste Mal in fertigem Zustand sieht. „Ich dachte nur: Das ist unser neues Zuhause“, erinnert sie sich. Bevor sie noch am selben Tag die Fahrt ins heimische Hessen antritt, besteht sie darauf, dass Jack sich auf der Innenseite der Hecktüre mit seiner Unterschrift verewigt.
Heute könnte Julia mit ihrer Entscheidung, den Ausbau von This Moving House verwirklichen zulassen, nicht glücklicher sein. Gemeinsam mit ihrer dreijährigen Tochter Luisa, die es sich besonders gerne in den kleinen Schlafkojen gemütlich macht, genießt Julia das Campingleben. Wenn Julias Mutter Gabriele die beiden begleitet, schlafen sogar drei Generationen unter einem Campingbusdach. Für die 62-Jährige ist die Art zu reisen völlig neu. Es scheint ihr zu gefallen, denn in Gedanken plant Mama Gabriele bereits eine längere Tour in den Norden. „Nach Skandinavien soll es bald gehen“, schwärmt sie, „dort bin ich noch nie gewesen.“ Gabriele scheut sich übrigens nicht, auch selbst das Steuer des knapp sieben Meter langen Sprinter. zu übernehmen.
Bleibt nur noch, Julias Ehemann Franz mit dem Campingfieber anzustecken. Bislang konnte sie ihn nicht überzeugen, doch mit einer Reise nach Frankreich im nächsten Jahr will sie ihn ködern. „ Mein Mann ist ein absoluter Frankreich-Liebhaber“, verrät sie. Damit auch andere Familien in den Genuss kommen, in gemütlicher Tiny-House-Atmosphäre zu campen, vermietet Julia ihren Sprinter mittlerweile. So sammelte der bunte Bus bereits 18.000 Kilometer innerhalb eines Jahres. Viele weitere sollen folgen.