Mit dem Wohnmobil durchs französische Aquitanien

Eine ziemlich gerade Küstenlinie, feiner Sand, Wellen, Dünen und Kiefernwälder, das ist die Französische Atlantikküste südlich von Bordeaux. Ein wahres Camperland – und ein tolles Urlaubsziel für Reisemobilisten.
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Nichts als Sand und ein weiter Horizont! So muss Wüste sein. Okay, das hier ist eine eher kleine Wüste, aber uns beeindruckt sie doch sehr. Barfuß stapfen wir durch den Sand, der Aufstieg auf die berühmte Düne von Pilat hat es in sich. Etwas entspannter ist der Weg, wenn man, wie wir, von einem der Campingplätze, die direkt an der Düne liegen, startet. Der offizielle Parkplatz kommt nämlich ziemlich rummelig daher. Dafür gibt es dort Holzstiegen zum Sand.ipfel.
Dune du Pilat
Wow! Wie kommt dieser riesige Sand.aufen bloß hierher? Von seinem Kamm aus überblickt man den Atlantik, beobachtet die Gleitschirmflieger, schaut hinüber zum Golf von Arcachon und staunt über den riesigen Kiefernwald am Fuß der Düne. Der Blick reicht weit in die Gironde hinein. Die Dune du Pilat, Europas größte Wanderdüne, hat gigantische Maße: Sie ist fast drei Kilometer lang, 500 Meter breit, etwa 110 Meter hoch – und landeinwärts in Bewegung. Man sieht es an ein paar kahlen Baumstämmen, die aus dem meterhohen Sand ragen. Es sind die Gerippe von toten Kiefern. Das Etwa-Volumen des wandernden Bergs: 60 Millionen Kubikmeter Sand.
Nicht nur die Dune du Pilat, sondern auch dieser ganze Küstenstreifen zwischen der Mündung der Garonne bei Bordeaux und der spanischen Grenze ist ein riesiger, wenn auch kein ganz harmloser Sand.pielplatz am Wasser. Die Strömungen des Atlantik gelten als gefährlich, es ist besser, nur in den bewachten Strand.bschnitten baden zu gehen. Aber ansonsten genießen Burgenbauer, Spaziergänger und Badegäste hier ein regelrechtes Meer.sparadies: Hunderte Kilometer Strände ohne Tang und Steine, feinen Sand, hohe Dünen, klares Wasser und ansehnliche Wellen. Letztere machen diese Küste zum idealen Ziel der Wellenreiter.
Strände, kleine Ortschaften und Campingplätze
Die Kulturstädte der Region, die mittlerweile übrigens nicht mehr Aquitaine, sondern Nouvelle Aquitaine heißt, liegen vor allem im Norden – Bordeaux, Saint-Émilion, Arcachon – und im Süden – Biarritz und Bayonne. Dazwischen erwartet Reisemobilisten ein Landstrich, der von Stränden, kleinen Orten, weitläufigen Campingplätzen und endlosen Kiefernwäldern geprägt ist. Stellplätze gibt’s auch, und fast überall bekommt man sogar Mitte August spontan ein Plätzchen.
Also gondeln wir mit dem Mobil wunderbar planlos durch die Gegend, von Lacanau nach Biscarosse und von Saint-Girons nach Moliets-Plage mit seinem wunderschönen Strand. Nach der langen Anreise aus Deutschland sind wir aber zunächst gemütlich durchs hügelige Weinland bei Bordeaux gefahren, haben irgendwo bei Saint-Émilion angehalten und ganz stilecht direkt beim Winzer Rotwein probiert. Von der Kiste, die wir anschließend im Gepäckraum mit uns führen, retten wir gerade mal eine Flasche bis nach Hause.
Je südlicher wir kommen, desto rauer und windzerzauster wird die Landschaft. Weil sich hier unten auch Felsbrocken der Pyrenäen bis an den Atlantik schieben, gibt es rund um Biarritz und Bayonne bergige Küstenabschnitte. Besonders reizt uns die Straße zwischen Saint-Jean-de-Luz und Hendaye – denn hier zeigt sich die Landschaft von ihrer zerklüfteten, felsigen, ja spektakulären Seite. Eine schöne Abwechslung nach all den endlos weiten Sand.tränden. Früher einmal soll Saint-Jean-de-Luz übrigens ein übles Seeräubernest gewesen sein, heute ist die Region nicht nur wegen der einzigartigen Landschaft, sondern auch wegen ihrer Mischung aus baskischer und französischer Kultur spannend für Reisende. Uns gefallen diese einsamen Seiten der Region kurz vor Spanien eindeutig besser als das reiche, schicke Biarritz, trotz seiner Traumlage und seines Laissez-faire-Flairs.
Kurz vor Spanien machen wir hier kehrt. Wir wollen noch ein paar Tage am Meer in Arcachon verbringen, bevor wir wieder Richtung Heimat fahren. Der dortige Golf, das sogenannte Bassin, ist im Grunde genommen das überdimensionierte Delta des Flüsschens Eyre. Sein Wasser konnte zeitweise nicht richtig abfließen, weil Sand.änke den Weg versperrten. So hat dieser Abschnitt der Atlantikküste einen ganz besonderen Charme, denn das offene Meer und die von Austernbänken geprägte Lagune liegen ja direkt beieinander. Mit dem Fernglas kann man am Bassin viele seltene Vögel beobachten oder Pinassen zählen. Das sind die typischen Boote in Arcachon. Früher wurden sie aus Seekiefernholz gebaut, heute verwendet man edlere Hölzer und hegt und pflegt die Boote mit dem flachen Kiel, die an die Gondeln von Venedig erinnern.
Uns zieht es noch einmal ganz nach oben, auf den Gipfel der Düne von Pilat. Denn am Abend wird der Sand.erg zum Logenplatz für ein jahrtausendealtes Schauspiel, das die Menschen unvermindert fasziniert. Das Stück heißt: Sonne versinkt farbenprächtig im Atlantik. Die Nuancen reichen von zart Rosé bis tief Lila, der Atlantik schimmert in allen Blautönen. Wir graben die nackten Füße in den Sand und schweigen andächtig. Ein kleines Segelboot zieht als Schattenriss mitten durchs Schlussbild. Darauf ein kleines Gläschen Bordeaux.
promobil-Tipps für Aquitanien
Dem Wein auf der Spur: Die Fassade dieses ungewöhnlichen, neuen Bauwerks in Bordeaux bilden 650 schuppenartige Glasplatten und 2500 Aluminiumfelder. Sie lassen die Cité du Vin am Ufer der Garonne je nach Lichteinfall in verschiedenen Farben leuchten. Und die Form? Von außen sieht das Gebäude der Architekten Anouk Legendre und Nicolas Desmazières ein bisschen aus wie Wein, der gerade in ein Glas fließt. Im Inneren erwartet Besucher ein Multimedia-Parcours, der alle Sinne anspricht und bei dem man das Thema Wein unter ganz verschiedenen Aspekten erlebt. Die Cité im Stadtteil Bassins à flot beleuchtet die wichtigen Weinbaugebiete der Welt, erklärt Anbau, Geschmack und Historie des Weins. Und den einen oder anderen edlen Tropfen kann man dort auch gleich probieren. www.laciteduvin.com/fr (Englisch und Französisch)
AusternMan liebt sie – oder man hasst sie: An der Delikatesse Auster scheiden sich die Geister. Aber für alle, die sie schätzen, ist die Atlantikküste eine Art Schlaraffenland. Die Austern aus dem Becken von Arcachon sind weltberühmt, aber auch anderswo in der Region gibt es große Bänke. Insgesamt kommen über die Hälfte der französischen Austern von hier.
Der größte Wald Europas hat eine besondere Geschichte. Er ist aus der Armut entstanden, und er wurde von Menschenhand geschaffen. Der Landstrich verarmte im 16. Jahrhundert, weil man in den Sümpfen und Mooren im Hinterland des Atlantiks nichts anbauen konnte. Also legte man schließlich die Feuchtgebiete trocken und pflanzte im 18. Jahrhundert in Massen Seekiefern – auf Befehl von Napoleon III. Und auch wenn solche Monokulturen aus heutiger Sicht natürlich problematisch sind: Die Forstwirtschaft brachte den Menschen ein Auskommen. Und der Parc naturel régional des Landes de Gascogne ist heute eine grüne Oase, die von Rad- und Wanderwegen durchzogen ist.
Ausflüge ins Land hinter den Dünen
Der eigentliche Star bleibt an der Westküste Frankreichs das Meer. Aber die kleinen und großen Orte am Wasser und im Hinterland sind lebensfroh, kulturell vielseitig und natürlich wunderbar französisch.
1) Bordeaux./strong> Am schönsten ist die Stadt direkt am Ufer der Garonne, zum Beispiel am Quai Louis XVIII. Mit etwas mehr Distanz – also von der anderen Flussseite – versteht man allerdings besser, warum Bordeaux als Prunkstück des Klassizismus bezeichnet wird. Etwa 5.000 klassizistische Gebäude wurden hier im 18. Jahrhundert erbaut.
2) Arcachon Vom Fischerdorf zum Luxusbadeort – Arcachon hat im 19. Jahrhundert eine rasante Entwicklung durchgemacht. Der Ort liegt geschützt am Bassin d’Arcachon, nur 60 Kilometer südwestlich von Bordeaux. Heute ist Arcachon nicht nur für seine schönen Belle-Époque-Villen bekannt, sondern auch für seine Austernbänke.
3) Moliets-Plage Das am Atlantik liegende touristische Zentrum von Moliets-et-Maa ist geprägt von zwei großen Campingplätzen direkt hinter den Dünen und einer recht rummeligen Promenade, die zum gigantisch schönen Strand führt. Der große Stellplatz für Mobile liegt leider nicht direkt am Meer, das aber zu Fuß gut zu erreichen ist.
4) Bayonne./strong> Sehenswert sind neben den kleinen Gassen die Kathedrale und das baskische Museum. Bayonne liegt am Zusammenfluss von Adour und Nive und ist mittlerweile mit Biarritz und Anglet zusammengewachsen. Von hier stammt übrigens das Bajonett, nicht aber der Schinken aus Bayonne. Der kommt aus dem Nachbarort Béarn.
5) Biarritz Enge, steile Gassen im Zentrum, großzügig am Strand. Die Stadt ganz im Südwesten erlebte ihre schickste Zeit ab Ende des 19. Jahrhunderts, als Napoleon III. samt Gattin dort öfter den Sommer verbrachte – und mit ihm andere Adelsfamilien. Biarritz gilt heute auch als Surferhochburg, ist dabei aber ziemlich mondän geblieben.
6) Saint-Jean-de-Luz Der malerische Ort liegt im französischen Baskenland nah der spanischen Grenze und hat einen alten Fischerhafen. Saint-Jean-de- Luz ist ein beliebter Badeort – lebt aber bis heute auch vom Fischfang. Wichtigstes Gebäude: die Kirche Saint-Jean-Baptiste. Dort wurden einst Ludwig XIV. und Marie Thérèse von Spanien vermählt.
Infos
Mehr über die Atlantikküste: Die Französische Zentrale für Tourismus Atout France stellt auf ihrer Website Bordeaux, die Küste und das Baskenland ausführlich vor. Auch Sehenswürdigkeiten findet man dort. Die regionale Tourismusorganisation hat eine Website auf Französisch und Englisch. www.france.fr/de, www.nouvelle-aquitaine-tourisme.com