Urlaub abseits der Massen
Manchmal haben wir das Gefühl, dass im Sommer alle irgendwie ans Meer fahren. In der Hitze bewegungsunfähig am Strand sitzen? Für uns ist das nichts. Unser Tipp für alle, die eine erfrischende Bergwelt vorziehen: die Cottischen Alpen.
Wer die Hitze an den Küsten nicht aushält, der fährt natürlich in die Berge. Österreich. Schweiz. Klar. Dort sind ja die Alpen, und die Höhe macht den Sommer erträglicher. Anstatt nur vor sich hin zu transpirieren, kann man hier Outdoor-Aktivitäten nachgehen. Was aber viele vergessen: Die Alpen enden nicht in der Schweiz oder in Österreich. Sowohl Italien als auch Frankreich haben etwas von der wunderschönen Bergkette abbekommen.
Ein reizvolles Fleckchen Erde haben wir in den Cottischen Alpen zwischen Grenoble und Turin gefunden. Einige kennen vielleicht die Gegend um Briancon als Wintersportgebiet. Doch auch im Sommer besitzt die weite Landschaft einen ganz besonderen Charme. Wenn überall in Europa der Hochsommer ausbricht, zieht es uns dorthin. Klettern, Radfahren, Mountainbiken, Wandern, am Mittag in der Sonne einen Sprung in den Pool und dabei noch besten französischen Café au Lait und leckeres Baguette genießen – wenn das mal kein ordentliches Urlaubsprogramm ist.
Erste Station: Briancon
Die Stadt Briancon liegt auf 1.326 Metern Höhe und ist somit nicht nur die höchstgelegene Stadt Frankreichs, sondern gleich der ganzen Europäischen Union. Sie wurde an strategisch wichtiger Stelle angelegt und im 18. Jahrhundert durch den Baumeister Vauban befestigt. Schon von weitem erkennt man die bemerkenswerte Anzahl historischer Bauten, die als Verteidigungssystem dienten. Liebhaber von Architektur und Baukunst haben in dieser Stadt ihre wahre Freude. Aber auch für jeden anderen gibt es entlang der zauberhaften abschüssigen Gässchen und Straßen in der Innenstadt viel zu entdecken – und wenn es nur ein nettes Straßencafé ist.
Wer die Stadt erkunden möchte, ist auf dem nicht ganz fünf Kilometer von der Altstadt entfernten Camping des 5 Vallées gut aufgehoben. Unser Lieblingsplatz Iscle de Prelles liegt allerdings weitere zwei Kilometer von Briancon entfernt, dafür aber näher zu unseren bevorzugten Klettergebieten. So gelingt uns der Spagat, mit den Fahrrädern sowohl Briancon als auch die beiden Kletterziele Casse de Prelles und Rocher Baron zu erreichen. Der Campingplatz Iscle de Prelles ist außerdem ein guter Ausgangspunkt für viele andere Outdoor-Aktivitäten.
Aktivurlaub: Klettern, Radtour, Canyoning
Wenn wir nicht klettern, wandern wir im Nationalpark Les Écrins oder machen Fahrradtouren. Oft wissen wir gar nicht, was wir zuerst machen sollen, denn die Gegend bietet so viel. Bei Radtouren muss man aber aufpassen, sich nicht zu verschätzen, denn die stetigen Anstiege haben es in sich. Wie wir inzwischen wissen, führt Übermut schnell dazu, dass man erst am Abend fix und fertig wieder am Platz ankommt. Aber auch glücklich, denn die Aussichten unterwegs lohnen sich wirklich; trotzdem brauchen wir erst einmal einen Pausentag vom Kletterpausentag.
Dafür ist Iscle de Prelles ebenfalls hervorragend geeignet. Neben schattenspendenden Bäumen, einem Schwimmbad und Kinderanimation bietet er noch einen Wellness- und Spa-Bereich. Eine Reitschule und ein Veranstalter für Canyoning-Touren sind auch ganz in der Nähe zu finden. Dennoch hält es uns nicht allzu lange an einem Ort. Nach einigen Tagen auf dem Campingplatz fahren wir zunächst dem glasklaren Fluss Durance entlang.
Auf dem Weg gibt es immer wieder Klettergebiete und hübsche Dörfchen, aber unser Ziel ist ein ganz besonderes: Ailefroide. Wir verlassen die Durance und fahren durch die Orte Les Vigneaux und Vallouise immer höher in die Berge. Die Straßen werden irgendwann enger und kurviger. Und als wir durch einen kleinen Tunnel müssen, der in einer Kurve mündet, halten wir kurz die Luft an. 3,20 Meter Höhe steht auf dem Schild. So hoch ist nicht nur der kleine felsige Tunnel, sondern auch unser Wohnmobil. Ob wir da wohl durchpassen? Hoffentlich hatte sich keiner vermessen. Es geht gerade so gut, aber die Höhenangabe ist tatsächlich nicht großzügig. Der Nervenkitzel lohnt sich, denn Ailefroide ist nicht mehr weit. Jeder Naturliebhaber, der schon einmal an diesem abgelegenen Ort war, schwärmt davon.
Ailefroide liegt mitten in den Bergen. Wir freuen uns über den riesigen Campingplatz, dessen Ausmaße man beim ersten Erkunden gar nicht wahrnimmt. Neben den wirklich großen Wiesen gibt es auch ganz viele hübsche kleine Nischen für Zelte oder kleinere Vans, die versteckt zwischen Bäumen und kleinen Bergbächen im Wald liegen. Krumme Brücken verbinden all dies miteinander und hinter jeder Ecke gibt es was zu entdecken. Dieser Platz ist der perfekte Ausgangspunkt für herrliche Bergwanderungen, Mehrseillängentouren oder Gletschertouren. Ein kleiner Supermarkt ist auch im Ort vorhanden und versorgt Camper mit dem Nötigsten.
Ein Highlight des Platzes ist für unsere Kinder, dass hier auch Lagerfeuer gestattet sind. Was sonst auf Campingplätzen mittlerweile selten geworden ist, erscheint hier völlig normal. Bei den geringen Abendtemperaturen ist das Feuer aber auch mehr als angenehm. Selbst im Hochsommer, wenn in Deutschland tagsüber teilweise die 40-Grad-Marke erreicht wird, muss man hier mit kühlen sechs Grad in der Nacht rechnen.
Festungsbaumeister Vauban hat auch etwas weiter südlich seine unübersehbaren Spuren hinterlassen. Wer bis Mont-Dauphin hinunterfährt, kann das Fort, das auf einem Felsplateau thront, schon von weitem erkennen. Auch hier lohnt eine Besichtigung sowohl der Anlage als auch der Umgebung. Unterhalb des Forts gibt es einen tollen Wanderweg, der am Fluss Guil entlangführt. Zu entdecken gibt es hier neben einigen beeindruckenden Felsformationen einen wunderschönen Wasserfall, der sich viele Meter an der steilen Felskante auf der gegenüberliegenden Flussseite ergießt.
Auch klettern kann man hier wunderbar. Viele Einseillängenrouten erstrecken sich direkt unterhalb der Mauern des Forts an den Konglomeratwänden. Trotz solcher Höhepunkte treffen wir unterwegs hauptsächlich französische Touristen und einige deutsche Kletterer. Und trotz Sommerhochsaison geht es verhältnismäßig ruhig zu. Ohne vorherige Reservierung finden wir problemlos ein freies Fleckchen auf den Campingplätzen. Bleibt nur das Luxusproblem, dass die Cottischen Alpen viel zu viel bieten, um alles in einem Urlaub erleben zu können.
Wollen Sie mehr wissen zu den Reisen von Christa Jöckel? Hier geht's zu ihrem Blog felsundwald.de.
Campingplätze rund um Briancon
F-05100 Briancon: Camping des 5 Vallées BrianconDer Camping des 5 Vallées liegt etwa fünf Kilometer von der Innenstadt von Brianc¸on entfernt. Er bietet parzellierte Plätze und einen Pool. Wie auf den meisten Campingplätzen kann man auch hier frisches Baguette zum Frühstück erhalten und viele Outdoor-Aktivitäten unternehmen. Das Personal an der Rezeption hilft beim Organisieren.Info: www.camping5vallees.com, Telefon: 00 33/4 92 21 06 27
F-05120 Saint Martin de Queyriéres: Camping Iscle de PrellesDer Campingplatz Iscle de Prelles liegt auf 1.200 Metern Höhe und ist ganzjährig geöffnet. Er befindet sich sieben Kilometer von Briancon entfernt und hat neben einem Shop und einer kleinen Bäckerei, die auf Vorbestellung liefert, auch einen Wellness- und Spa-Bereich. Außerdem sind ein Schwimmbad und Kinderanimation vorhanden. Die Plätze liegen größtenteils zwischen Bäumen. Es gibt auch Mietunterkünfte in Form von Blockhütten.Info: www.camping-iscledeprelles.com, Telefon: 00 33/4 92 20 28 66
F-05340 Pelvoux: Camping d’Ailefroide In Ailefroide finden Naturfreunde ein echtes kleines Paradies in den Bergen. Neben großen Campingwiesen bietet er eine Menge kleiner Zeltplätze, die zwischen den Bäumen im Wald gelegen sind. Hier kommt echtes Outdoorfeeling auf. Der Platz liegt auf 1.550 Metern über dem Meer und ist im Hochsommer der perfekte Rückzugsort, wenn es sonst überall zu warm ist. Die Nächte hier sind immer sehr kühl, für die Abende sollte man daher wärmende Kleidung dabeihaben.Info: www.ailefroide.fr/camping, Telefon: 00 33/4 92 23 32 00
F-05600 Réotier: Camping La FontaineDieser Campingplatz liegt auf etwa 900 Meter Höhe in der Nähe von Réotier und Guillestre. Von hier aus gesehen ist man nicht weit vom Ort Mont-Dauphin und dem dort gelegenen Fort entfernt. Auf dem Platz mit rund 80 Stellflächen gibt es viele schattenspendende Bäume, die den hochsommerlichen Aufenthalt angenehm machen. Ein See sowie der bei Kajakfahrern beliebte Fluss Durance sind nicht weit. Der Platz hat eine kleine Bäckerei, die auf Vorbestellung frische Backwaren liefert, und einen kleinen Shop mit den nötigsten Lebensmitteln.Info: www.camping-reotier.com, Telefon: 00 33/4 92 45 16 84