Mercedes-AMG will mit dem One die Formel 1 auf die Straße
bringen. Das Hypercar, noch als Showcar Project One getarnt,
feierte seine Premiere auf der IAA 2017.
Hinter der Fahrgastzelle schlägt das Herz. Ein
1,6-Liter-V6-Turbo in Mittelmotorbauweise, den Mercedes so auch im
Rennwagen W08 von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas
einpflanzt.
Mercedes-Chef Zetsche beschreibt das Ziel bei der Entwicklung
des Project One so: "zukunftsweisende Technologie, ultimative
Performance, beste Rundenzeiten und Straßenzulassung.“
Die Botschaft ist klar: Direkter Transfer der Formel-1-Technik
auf die Straße. Hamilton dürfte Teile der
Project-One-Antriebstechnik aus seinem Arbeitsgerät kennen.
Zetsche sieht die Entwicklung des Hypercar als Teamleistung:
"Unsere Formel 1-Kollegen in Brixworth liefern den besten Formel
1-Antriebsstrang der Welt. Die Mannschaft aus Brackley bringt
Weltklasse-Entwicklungsexpertise ein. Das AMG Team in Affalterbach
übersetzt Motorsport-Performance für die Straße."
Zud em 1,6-Liter-V6-Turbo verbaut AMG vier Elektromotoren.
Genaue Leistungsdaten verschweigt man noch. Leistung? Über 1.000
PS. Drehmoment? Keine Angabe.
Das Hypercar setzt auf einem Karbon-Monocoque auf. Ein
elektrischer Turbolader vorverdichtet die Luft für den
Sechszylinder-Motor. Turbine und Verdichter sind hierbei getrennt.
Das eine Rädchen sitzt im Auspuff-, das andere im Ansaugtrakt.
Der zweite Elektromotor heißt MGU-K (Motor Generator Unit
Kinetic). Er wandelt kinetische Energie beim Bremsvorgang in Strom
um und ist über einen Stirnradantrieb direkt mit der Kurbelwelle
verbunden.
An die Vorderachse hängt AMG zwei weitere Elektromaschinen.
Beide koppelt man über ein Untersetzungsgetriebe an die Räder.
Diese E-Motoren, die jeweils 120 kW freisetzen, also praktisch zwei
weitere MGU-K sind, gibt es in der Formel 1 nicht, und lassen das
Hypercar auf dem Papier stärker sein als den Rennwagen.
Die Antriebskonfiguration im Detail: Jeder E-Motor im Heck
braucht ein eigenes Steuergerät. Der V6-Turbo ist an ein
automatisiertes Achtganggetriebe gekoppelt. Die Batteriepakete im
Unterboden entsprechen vom Aufbau, von den Zellen und von der
Anordnung den Speichern aus der F1. Jedoch vergrößert AMG die
Speicherkapazität um das Vierfache.
Das Hypercar steht vorn auf 19 Zoll großen Rädern. Darauf zieht
man von Michelin speziell entwickelte Cup-Reifen (Pilot Sport Cup
2) in der Größe 285/35. An der Hinterachse montieren die Techniker
Schlappen der Größe 335/30 ZR20. Die
10-Speichen-Aluminium-Schmiederäder mit Zentralverschluss
entwickelte man neu.
... darüber türmt der erste von zwei zehn Zoll großen
Bildschirmen. Über der spärlichen Mittelkonsole verbaut AMG den
zweiten. Einen Rückspiegel sucht man vergebens. Stattdessen gibt es
eine Mirrorcam am Dachhimmel, die dem Fahrer einspielt, was im Heck
passiert.
Die Optik des Mercedes-AMG Project One prägen große
Luftöffnungen, die sich über die gesamte Frontschürze ziehen,
schmale LED-Leuchten, ein vorgerücktes Cockpit, eine Dachluke,
...
Die Heckscheibe erlaubt einen Blick auf den V6-Turbo und die
hinteren Pushrods. Durch die eingelassenen Luftschächte, sogenannte
NACA-Ducts, dringt Kühlluft bis hin zu den Motor- und
Getriebekühlern.
Neben dem zentralen Auspuffendrohr platziert AMG zwei kleine
Röhrchen. Sie imitieren die Wastegate-Röhrchen aus der Formel 1, in
die ein Teil des überschüssigen Turbodrucks geleitet wird, um die
V6-Motoren lauter werden zu lassen. Für den Straßeneinsatz müssen
die Ingenieure die Abgase nachbehandeln und den Lärm etwas
dämmen.
Das Project One erlaubt unterschiedliche Fahrprogramme, darunter
auch einen rein elektrischen Modus. Dann schuften nur die
E-Maschinen an der Vorderachse und bringen den AMG gut 25 Kilometer
weit. Die E-Motoren an der Vorderachse können die Räder abbremsen
und beschleunigen, können also die radselektive Momentsteuerung
(Torque Vectoring).