So optimieren Sie die Heizleistung
Wasserheizungen temperieren Reisemobile in der Regel gleichmässig und angenehm. Dennoch gibt es Möglichkeiten der Optimierung.
Warmwasserheizungen sind weniger verbreitet als die mit Gebläse arbeitenden Alternativen (siehe: Gebläseheizung optimieren). Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind sie teurer und werden von den Fahrzeugherstellern überwiegend im Premiumsegment angeboten. Zum anderen ist der Möbelbau bei einer Wasserheizung aufwendiger, da diese Heizungsart eine optimierte Hinterlüftung erfordert.
Passionierte Wintercamper schätzen an Warmwasserheizungen besonders die homogene Wärmeverteilung und das angenehme Raumklima. Trotz bester Voraussetzungen kann man aber auch eine Wasserheizungsanlage oft noch verbessern. Dazu sollte man jedoch die Funktionsweise verstehen.
Wie funktioniert eine Wasserheizung?
Bei einer Wasserheizung – die häufigste ist die Alde 3020 HE – zirkuliert der Wärmeträger, ein Glykol-Wasser-Gemisch, annähernd geräuschlos durch den Heizkreislauf zu den Konvektoren. Das Glykol dient dabei als Frostschutz – das ganze Medium sollte übrigens alle zwei Jahre gewechselt werden. Der Füllstand im Ausgleichsbehälter muss anschließend – bei kalter Anlage – wieder rund einen Zentimeter über der Minimal-Marke liegen. Als Faustregel für die nötige Glykol-Füllmenge gilt pro Meter Heizungsrohr etwa 0,3 Liter zuzüglich drei Liter für Heizung und Ausgleichsbehälter. Für einen Liter Alde Glykol G13 muss man dabei etwa 10 Euro rechnen. Das erhitzte Glykolgemisch wird über Gummischläuche und Aluminiumleitungen zu den Konvektoren gepumpt. Diese haben Lamellen, die zur Oberflächenvergrößerung dienen und so die Wärme an die vorbeiströmende Luft abgeben. Konvektoren sind üblicherweise unterhalb der Fenster an der Sitzgruppe und im Schlafzimmer, im Eingangsbereich und bei Integrierten auch unterhalb der Frontscheibe angeordnet.
Gelegentlich werden auch Fußbodenheizungen angeboten. In die Bodenplatte integrierte Heizschlangen geben hierbei über Wärmeleitbleche die Temperatur großflächig über die ganze Lauffläche ab.
Die Aufheizung des Wasser-Glykol-Gemischs erfolgt bei der Alde 3020 im 6400 Watt starken Heizkessel mit Gas oder Strom. Ein Wärmetauscher gibt die Temperatur an die in der Ummantelung geführte Flüssigkeit ab, die mit 0,5 Bar durch das Leistungsnetz gepumpt wird. Um die Aufheizphase, die systembedingt etwas länger dauert, zu verkürzen, kann man zum Gasbrenner eine 230-Volt-Heizpatrone (2100 Watt) zuschalten. Außerdem lässt sich die Erwärmung des Reisemobils durch den Einbau eines Boosters beschleunigen. Das sind kleine Gehäuse mit Konvektoren und eingebautem 12-Volt-Gebläse, die Warmluft in kühle Bereiche wie den Fahrerhausfußraum blasen. An den Booster lässt sich auch ein Adapter mit Schlauchanschluss (ab 30 Euro) sowie ein Y-Stück für zwei Luftschläuche montieren, um die Warmluft noch gezielter in kalte Ecken zu leiten.
Der Einbau erfolgt im Zwischenboden, in der Sitztruhe oder unter den Fahrerhaussitzen. Alde hat Heizbooster (ab 242 Euro) mit vier (500 Watt) oder sechs Konvektoren (700 Watt) im Programm.
Wie optimiere ich die Heizleistung?
Normalerweise ist die Heizungsverlegung sorgfältig ausgeklügelt, um die Wärme möglichst gleichmäßig zu verteilen. Doch das Temperaturempfinden ist nun mal subjektiv. Ist es etwa an der Sitzgruppe zu kalt, lässt sich eventuell an der Seitenwand statt eines einfachen ein Doppelkonvektor (ab 19 Euro pro Stück) nachrüsten. Hierzu wird vor und hinter dem Konvektor ein Verzweigungsstück (ab 14 Euro) eingesetzt und der neue Doppelheizkörper installiert.
Auch für nicht optimal angeströmte Heizkörper gibt es eine Lösung: Mit Leitblechen oder -wänden lässt sich der Luftstrom um den Konvektor gezielt verändern. Dafür eignen sich Aluminiumbleche (500 x 500 Millimeter ab 11 Euro). Sie werden auf Länge geschnitten und so befestigt, dass sie den Konvektor mit etwas Abstand ummanteln und durch Verengung des Querschnitts eine Art Düsenwirkung entfalten. Den Komfort steigert zudem der Einbau eines speziellen Handtuchheizkörpers (ab 97 Euro) im Bad.
Mittels Bypass sind bei einer Alde-Wasserheizung bis zu drei Heizkreise möglich, die separat steuerbar sind, das ist besonders dann angenehm, wenn man im Schlafzimmer kühlere Temperaturen möchte als an der Sitzgruppe. Am bequemsten funktioniert das mit einem Thermostat (ab 302 Euro). Weniger genau, aber auch möglich ist es, an Anfang und Ende des Nebenstrangs einen Kugelhahn (35 Euro) einzusetzen und die Durchflussmenge zu regulieren. Als dritte Variante bieten sich 3-Wege-Ventile (ab 69 Euro) an – insbesondere um in der frostfreien Übergangszeit die Garage oder den Abwassertank nicht unnötig zu heizen.
Apropos Erweiterung des Leitungssystems: Während bei Gebläseheizungen Verlängerungen des Schlauchsystems oder zusätzliche Richtungsänderungen zu Strömungsverlusten führen, besteht diese Gefahr bei Wasserheizungen kaum. Eine Erweiterung mittels T- und Winkelstücken oder Bögen ist hier relativ problemlos möglich. Dafür sorgt die 12-Volt-Umwälzpumpe der Alde-Heizung mit fünf Leistungsstufen, einstellbar über einen Drehwähler am Pumpengehäuse. Wer es komfortabler möchte, baut das Pumpen-Topmodell ein, bei dem die Steuerung der Leistung über das Bedienpanel erfolgt.
Bei den meisten Reisemobilen ist der Fahrerhausboden des Basisfahrzeugs kaum gedämmt und stellt daher eine unerwünschte Wärmebrücke dar. Gegen den Wärmeentzug hilft eine Heizmatte (ab 465 Euro), die an den Hauptkreislauf wie ein Konvektor angeschlossen wird. Dank der Schnellverschlüsse lässt sich die Matte je nach Bedarf einsetzen oder herausnehmen.
Konnektivität im Reisemobil
Noch mehr Bedienkomfort bringt die Alde-App für Smartphone und Tablet. Basis dafür ist die nachrüstbare Smart Control. Sowohl Raum- als auch Brauchwassertemperatur sind darüber regelbar. Zudem kann zwischen Strom- und Gasheizbetrieb gewechselt werden. Neuerdings gibt es auch noch eine Sprachsteuerung. Via "Hey Alde, mach bitte etwas wärmer" wird Wintercamping somit nochmals komfortabler.
Wasserheizsysteme im Überblick
Alde Compact 3020 HE
- Betrieb: Gas, Strom
- Leistung: 3kW
- Erwärmung: Aufbau, Fahrerhaus, Motor (sep. Wärmetauscher)
- Warmwasser: integrierter Boiler
- Wärmeabgabe: Konvektoren
- sehr aufwendige Nachrüstung
- Preis: ab 2338 Euro
Eberspächer Hydronic S3 Economy
- Betrieb: Benzin/Diesel
- Leistung: 1,3–5 kW
- Erwärmung: Fahrerhaus, Motor
- Warmwasser: separater Boiler
- Wärmeabgabe: Fahrzeuggebläse
- verhältnismäßig einfache Nachrüstung
- Preis: ab 364 Euro
Webasto Thermo Top EVO
- Betrieb: Benzin/Diesel
- Leistung: 2,5–9 kW
- Erwärmung: Fahrerhaus, Motor
- Warmwasser: separater Boiler
- Wärmeabgabe: Fahrzeuggebläse
- verhältnismäßig einfache Nachrüstung
- Preis: k.A.