Droht in Österreich Verkehrschaos?

Nach über 55 Jahren Betrieb muss die Luegbrücke, über die die Brennerautobahn A13 führt, saniert werden.
Die Luegbrücke auf der Brennerautobahn A13 nach Italien muss saniert werden. Ab Januar 2025 ist sie nur noch einspurig befahrbar.
Die Brennerautobahn ist eine hochfrequentierte Strecke für den Urlaubsverkehr nach Italien. Sie ist ab Januar 2025 wegen Bauarbeiten nur noch eingeschränkt befahrbar. Schon im Normalzustand kommt es hier zu Hochsaisonzeiten oft zu langen Staus. Eine einspurige Befahrung könnte so ein Albtraum für alle Reisenden Richtung Süden werden. Um lange Wartezeiten zu umgehen, hilft nur eine weiträumige Umfahrung.
Die Luegbrücke ist die längste Brücke der Brennerautobahn und steht im Wipptal, nahe der österreichisch-italienischen Grenze. Die Struktur des Brückenbauwerks ist durch Salzeintrag erheblich geschädigt – die Sanierung bzw. der Neubau kann bis zu fünf Jahre dauern. Zunächst muss die 55 Jahre alte Brücke entlastet werden. Deshalb wird der Verkehr zunächst in beide Richtungen einspurig geführt. Die Bauarbeiten für die neue Luegbrücke beginnen voraussichtlich im Frühjahr 2025, sobald alle behördlichen Genehmigungen vorliegen. Sie wollen diese Problem-Zonen umfahren? Hier zeigen wir Alternative-Routen für den Brenner.
Temporäre Verkehrsführung
Während der Bauphase wird die Verkehrsführung auf der Luegbrücke angepasst:
- Einspurige Verkehrsführung: Ab Anfang 2025 wird der Verkehr dauerhaft einspurig in beide Richtungen geführt, um die bestehende Brücke zu entlasten.
- Temporäre Zweispurigkeit: An Tagen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen wird eine innovative Verkehrsführung eingerichtet, bei der schwere Fahrzeuge über 3,5 Tonnen auf die innere, linke Spur wechseln. Pkw können beide Spuren nutzen. Diese Regelung greift an rund 170 Tagen Richtung Süden und 160 Tagen Richtung Norden.
Ein Kontrollsystem überwacht die Einhaltung dieser Regelung. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, die sich nicht an die Spurvorgaben halten, werden automatisch abgeleitet und korrekt eingewiesen.
Bauphasen der Luegbrücke
Das Projekt ist in drei Phasen unterteilt:
- Errichtung eines neuen Tragwerks: Neben der bestehenden Brücke wird ein neues Tragwerk errichtet. Nach der Fertigstellung kann der Verkehr auf das neue Bauwerk verlegt werden.
- Abriss der bestehenden Brücke: Nach der Verkehrsverlagerung wird die alte Luegbrücke abgetragen.
- Fertigstellung der neuen Infrastruktur: Im letzten Schritt wird ein zweites Tragwerk errichtet, wodurch künftig der Verkehr zweispurig in beide Richtungen fließen kann.
Um die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Verkehrsteilnehmer und Anwohner zu minimieren, wird ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt:
- Einführung einer Section Control zur Geschwindigkeitsüberwachung.
- Temporäre Lkw-Fahrverbote an rund 15 Tagen im Jahr 2025.
- Zusätzliche Schrankenanlagen, um Anrainer vor Durchzugsverkehr zu schützen.
- Ausbau des Verkehrsmanagements mit neuen Anzeigesystemen.
- Förderung des Schienenverkehrs durch erhöhte Kapazitäten.
Alternative Routen
Was sind die Alternativen? Es ist in jedem Fall ratsam, sich frühzeitig Gedanken über die Reiseroute zu machen. Der ADAC empfiehlt eine weiträumige Umfahrung. Österreichische Gemeinden sperren Abfahrtsrouten in der Hochsaison meist für Touristen, weswegen diese Ausweichmöglichkeit wegfällt. Alternative Routen wie Gotthard und San Bernardino führen durch die Schweiz. Von Bayern aus eignet sich die Felbertauernstraße.
Abgeraten wird von der Route übers Timmelsjoch oder den Stallersattel. Im Winter sind diese Pässe gesperrt. Auch im Sommer bieten sich die steilen Straßen, die teilweise nur einspurig befahrbar sind, für Wohnmobile nicht an.
Was spricht gegen einen Tunnel?
Untersuchungen der österreichischen Infrastrukturgesellschaft ASFINAG haben ergeben, dass eine Tunnellösung an dieser Stelle der Brennerautobahn erhebliche Nachteile mit sich bringt. Unter anderem würde ein Tunnel zu einer verstärkten Belastung der umliegenden Gemeinden führen, etwa durch Ausweichverkehr.
Gegen einen Tunnel sprechen zudem, dass die Verkehrszahlen eine regelmäßige Blockabfertigung erforderlich machen, was zu zusätzlichen Staus und Verzögerungen führt. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko von Lkw-Bränden oder Pannen, die in Tunneln oft zu vollständigen Sperrungen führen. Aus lärmtechnischer Sicht gibt es ebenfalls keine zwingende Notwendigkeit für einen Tunnel.
Ein weiterer Nachteil sind die langwierigen behördlichen Verfahren. Für eine Tunnellösung müssten alle Planungs- und Genehmigungsschritte einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfungen neu begonnen werden. Erfahrungsgemäß würde dieser Prozess 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen.