Strom und Heizung für den DIY-Camper
Zum Abschluss der Ausbau-Serie bekommt VW T5 Manni Strom und eine Heizung eingebaut.
Yeah! Der Umbau ist fast vollbracht: Manni hat bereits ein Penthouse und einen minimalistischen Innenausbau bekommen. Im letzten Teil unsererAusbauserie geht’s heute um die Themen Heizung & Strom. Außerdem arbeiten wir eine kleine, feine Wunschliste an Optimierungen ab. Let’s go!
Schon verrückt, wie schnell das ging. Von der Idee einen T5 mit langem Radstand zum Alltagshelden mit Camperqualitäten zu verwandeln, liegen keine sechs Monate. Klar, wir hatten beim Kauf das Glück auf unserer Seite. Der Wunsch-VW stand erst zwei Tage im Netz, war preislich fair und zog keine bösen Überraschungen hinterher. Heißt: weder Rost noch Technikfehler. Manni brauchte nur eine Handwäsche, dann konnte der Umbau starten. Sie haben die ersten Teile verpasst? Dann kommen Sie hier zu Teil 1 der Ausbau-Serie.
Nach dem Schlafdach-Einbau bei den Profis und dem Innenausbau mit fertigen Elementen rollte der orange T5 durch seine ersten Abenteuer an Nord- und Ostseeküste. Oh ja: Alles funktionierte wie geplant. Im Schlafdach aufzuwachen – und die Wellen zu sehen … ein Traum. Und all der Platz im Erdgeschoss. Genau so haben wir uns das erträumt.
Und doch merkt man auf ersten Reisen, was wo klemmt, drückt oder einfach noch nicht ganz optimal ist. So entstand zwischen Amrum und Darß eine Wunschliste, um den Umbau für uns zu perfektionieren. Bevor wir diese Arbeiten in Angriff nehmen, betteln jedoch noch zwei andere Baustellen um Aufmerksamkeit.
Solaranlage auf dem VW Bus
Strom an Bord – und zwar dann, wenn sich Mannis Herz ausruht. Und wir autark stehen. Da gibt’s nix Nachhaltigeres als Solar. Beim Einbau des Aufstelldachs hatten wir das Thema schonmal auf der Agenda. Die Option lautete damals: spezielle Solarpanels auf die Außenhaut des Dachs kleben.
Hört sich erstmal gut an. Nach zehn Minuten kommen einem dann aber schon Zweifel: Wie ergeht’s der GFK-Dachhaut, wenn so ein Panel mal keine Lust mehr hat und runtermuss? Und: Luftig hat’s ein verklebtes Panel ja nicht. Also haben wir das Thema verschoben. Auf jetzt.
Der Ansatz beim Manni-Umbau war und ist: Minimalismus. Denn der T5 chauffiert uns ja 365 Tage durch den Alltag. Überwiegend braucht’s dabei weder Solar noch große Akkus samt ausgeklügeltem Stromnetz an Bord. Schnell ging unsere Suche daher Richtung tragbare Powerstation, die es meist im Paket mit mobilen Solarmodulen gibt. Die Powerstation arbeitet dann nicht nur wie ein großer Akku, sie wandelt die Energie der Sonne auch gleich in Strom um. Also Generator und XXL-Powerbank in einem. Inklusive diverser Steckdosen. Perfekt!
Größter Vorteil für uns: Wir müssen in Manni keine Kabel verlegen, keinen FI-Schutzschalter und auch keinen CEE-Anschluss verbauen. Das gesparte Kapital fließt jedoch direkt in die erwähnte Powerstation – die auf den ersten Blick kein Schnäppchen ist. Unsere Wahl: der Jackery Solargenerator 1.000 mit zwei 1.00-Watt-Solarmodulen. EVP: 1.799 Euro. Wer etwas Glück hat, nimmt eine der vielen Aktionen mit, die Jackery regelmäßig fährt. Dann gibt’s das Paket um die 1.500 Euro. Viel Geld? Absolut.
Der Gegenwert kann sich jedoch sehen lassen: Ist der Lithium-Akku der Powerstation voll geladen, gibt’s 1.000 Watt Ausgangsleistung. Damit lässt sich ein Smartphone rund 100 Mal aufladen, ein 60-Watt-Mini-Kühlschrank schnurrt locker 15 Stunden durch. Auf unserer ersten Reise gab’s viel Sonne – entsprechend produktiv waren die Solarpanels. In gut acht Stunden füllten sie über 80 Prozent des tragbaren Akkus auf. Für Mannis Umbau ist’s die perfekte autarke Stromquelle. Vor allem, weil wir sie im Alltag auf den Boden stellen können – und nicht spazieren fahren müssen.
Standheizung verlegen
Juhu! Das letzte Puzzleteil des Umbaus – um Abenteuerreisen im Frühling und Herbst kuschlig gestalten zu können. Ein Glücksfall, dass Manni zuvor bei der Stadt Mannheim angestellt war. Denn die spendierte ihm bereits eine Webasto Air Top 2.000; eine gängige Diesel-Standheizung, die die Luft im Fahrzeug erwärmt.
Witzigerweise haben sie das Teil ins Auto eingebaut, obwohl VW beim T5 einen platzsparenden Einbau unterm Fahrzeugboden vorgesehen hat. Genau da kommt das gute Stück jetzt auch hin.
Was Dank eines verständlichen Einbauplans aus dem Internet viel schneller ging als gedacht. Vorteil bei Manni: Wir müssen keine Kraftstoffleitung anzapfen … um die Sauerei hat sich schon jemand gekümmert. Es fehlten lediglich: ein Bauteil und zwei Löcher am Boden. Den speziellen Halter für den Unterboden gibt’s zum Beispiel bei Ebay für 45 Euro. Die beiden Löcher für die Warmluftschläuche müssen in den Unterboden, daher genau messen und danach gut versiegeln. Wir wollen doch später keinen Rost bekämpfen.
Nach vier Stunden ist’s vollbracht. Die Standheizung sitzt am Unterboden, wo sich B-Säule und Schweller küssen. Die warme Luft pustet sie durch einen speziellen Schlauch, der unter dem Beifahrersitz in den Innenraum kommt. Den Ausströmer haben wir in die hintere Verkleidung der Beifahrer-Sitzkonsole integriert. Die Heizung saugt übrigens die bereits erwärmte Luft aus dem Innenraum an, dafür war allerdings die zweite Bohrung notwendig – am Einstiegsblech des Beifahrers.
Zweite Batterie unter dem Fahrersitz
Um die Standheizung optimal betreiben zu können – genau – dafür ist eine zweite Batterie im Auto optimal. Um diese während der Fahrt klug zu laden, braucht’s ein spezielles Trennrelais.
Das leitet den Ladestrom der Lichtmaschine nämlich erst dann zur Zweitbatterie, wenn der Akku im Motorraum voll ist. Prioritäten! Da Mannis zweite Batterie genauso unpraktisch verbaut war wie die Standheizung, musste noch eine Halterung unter dem Fahrersitz her.
Hier passt die Zweitbatterie schließlich hin. Nach fünf Minuten Onlinesuche fanden wir ein Komplett-Set bei Camping-Meyer in Hamburg – bestehend aus Halteplatte, Trennrelais, dickem vorkonfektioniertem Kabelsatz inklusive Sicherung. Damit ist das Thema Zweitbatterie in rund zwei Stunden erledigt. Herausfordernd? Eigentlich nur das Kabelziehen.
Optimierungen nach der ersten Reise
Die erste Reise mit Manni geht gen Norden. Auf dem Weg zur Ostsee ankern wir an einem See oberhalb von Berlin. Ein Übernacht-Parkplatz ist hier schnell gefunden. Einige Gemeinden haben dafür extra Parkplätze am Rande kleiner Ortschaften angelegt. Vorbildlich. Die erste Nacht im Schlafdach ist besonders aufregend.
Nach der großen Freude übers Penthouse setzt schnell der erholsame Tiefschlaf ein. Vor allem, weil ein Topper die serienmäßige Matratze im Schlafdach aufwertet.
Bei Reimo glaubt man tatsächlich, dass eine vier Zentimeter dünne Matratze ein angenehmes Nachtlager darstellt. Tut’s nicht, daher der Topper – als vorausahnende Optimierung. Das weitere Feintuning fand nach der Reise statt. Angefangen beim Thema Küche. Die wohnte bislang in einer Alubox, die gleichzeitig als Sitzhocker funktioniert. Kann man so machen, geht mit der neuen Sitzbank von Hornbach aber besser – und zwar indem man einen Heckauszug integriert. Auf das hintere Staufach muss man dann jedoch verzichten.
Der Umbau? Mittelschwer. Die Bank muss nochmal raus, das Teil am Heck wird passend aufgesägt, zwei Lastauszüge passend eingebaut, Boden und Seitenteile aus Holz sägen, zusammenschrauben, fertig. Als Abschluss gab’s noch ein passendes Brett, das zum Look der Bank passt – so fällt der Umbau gar nicht auf. Dieses Brett haben wir mit zwei Klappwinkeln an den Auszug geschraubt, damit kann es auf Wunsch als Schneidebrett oder zusätzliche Ablage für den Kocher fungieren.
Einen weiteren Wunsch gab’s bei der Bordelektrik – zum einen sollte man in Manni einfach sein Handy während der Fahrt laden können, zum anderen wäre es hilfreich, den Ladestand beider Bordbatterien zu kennen. Kleine USB-Ladestationen mit Voltanzeige können beide Wünsche erfüllen.
Die Teile kosten rund zehn Euro und lassen sich sehr leicht nachrüsten. Entweder auf den Sicherungskasten oder direkt auf die Batterie klemmen. Der T5 hat zwei dieser Helfer verpasst bekommen, damit wir die Einsatzbereitschaft beider Batterien kennen. Ach so, weil wir gerade beim Kabelziehen sind: Eine Rückfahrkamera gab’s auch …
Mannis vielleicht größtes Manko: Er besitzt keine Klimaanlage. Was wir uns anfangs noch mit Sätzen wie "Was nicht da ist, kann auch nicht kaputtgehen" schöngeredet haben, nervte an einigen Sommertagen gewaltig. Dann, wenn’s verdammt heiß wurde in der Kommandozentrale. Offene Fenster waren stets Pflicht, was beim T5 leider mit Zugluft bestraft wird. Daher gab’s für Manni Oldschool-Windabweiser. Diese Kunststoff-Leisten oberhalb der Seitenfenster. Die helfen. Der Einbau geht so leicht wie schnell von der Hand.
Letztes Update? Eine Transportplattform für Motorroller. Genau die Teile, die man bei Bedarf am Heck montiert. Via Vierkant-Aufnahmen, die fest am Heck verschraubt werden. Die Teile sind nicht günstig, aber wunderbar robust. Bei Ebay-Kleinanzeigen gab’s eins: gut erhalten und mit 500 Euro bezahlbar.