Solider 4x4-Camper von Hymer
Mit dem Editionsmodell mischt Hymer im derzeit angesagten Abenteuer-Segment ganz vorne mit. promobil hat den Hymer Grand Canyon für Sie getestet.
Mit diesem Editionsmodell mischt Hymer im derzeit angesagten Abenteuer-Segment ganz vorne mit. Beim Preis gelingt das schon mal, bei 130.900 Euro geht es los. Allrad, Höherlegung und die 190-PS-Motorvariante sind da schon mit drin (das Aufstelldach aber nicht). Klar ist, dass hier die 3,5-Tonnen-Grenze keinen Sinn mehr ergibt, die zulässige Gesamtmasse klettert auf 3,88 Tonnen. Jetzt brauchen die Kinder neue Führerscheine, wollen sie auch mal fahren.
Beim Modell Crossover sind schon viele Dinge im Paket enthalten, bei unserer Konfiguration mit Auflastung auf 4,1 Tonnen und damit gut 200 Kilogramm mehr Zuladung landen wir bei rund 143.000 Euro inklusive Aufstelldach, TÜV und Brief. Überhaupt ist das Crossover-Paket keine Mogelpackung. Es beinhaltet zum Beispiel eine 6-kW-Dieselheizung mit Höhenkit und 1800-W-Elektroheizstab und das Hymer-Batteriemanagement-System für mehr Autarkie.
Auch die LED-Fluterleiste vorn über dem Fahrerhaus, die besonders nach Wildnis ausschaut, ist Serie. Sogar die Markise und noch einiges mehr sind im Paket inkludiert. Wechselrichter und Solaranlage dagegen nicht, da kommen 1.190 und 990 Euro obendrauf. Im Testwagenpreis ist das mit drin und der ist mit rund 143.000 Euro überschaubar wenig weit weg vom Basispreis – allein das Schlafdach macht davon rund 5.000 Euro aus.
Hymer GC S Crossover
- Gurt-/Schlafplätze: 4/2–4
- Zul. Gesamtgewicht: ab 3.880 kg
- Länge: 5,93 m
- Preis: ab 130.900 Euro
Wenn samstags die schnellen Autos aus dem Umland in die Stadt einfallen, wenn die Ferrari auf Sylt spazieren fahren, wenn eine BMW GS zum Treff rollt, dann fühlt sich das erstmal so ähnlich an, als wenn man mit einem Crossover auf der Autobahn fährt. Etwas deplatziert, aber ziemlich aufgepumpt mit Testosteron und Erhabenheit. Der Körper ist eingebettet in Leder, die Soundanlage wummert und das Mercedes MBUX spricht mit einem, fast selbstverständlich. Ich: "Hallo Mercedes!" MBUX: "Was kann ich für dich tun?" Es soll mich zum San-Bernardino-Pass lotsen. Das macht es auch, leider kann es die Schwerlastabgabe für die Schweiz noch nicht automatisch buchen. Dort angekommen, muss der Crossover sich sofort beweisen. Zum Spot, an dem wir fotografieren, geht es links ab von der Kehre weg ins Gelände. Eine Mischung aus Matsch, Felsen und Wiese wartet. Ich umfahre den ersten großen Stein, links die Böschung hoch und der Hymer hängt schräg im Hang. Gut, dass im Crossover-Paket schon der Motorunterfahrschutz enthalten ist, und gut, dass die elektrische Offroad-Trittstufe unten angebaut ist, für mehr Bodenfreiheit.
Ein bisschen hab ich schon Angst um den Ausbau, wenn man so verschränkt fährt. Aber: Er hält, nur der Küchenblock knarzt ein wenig grummelig vor sich hin. Trotzdem ist der Grand Canyon S Crossover ein hochwertiges Fahrzeug. Der Möbelbau ist mehr als solide, Klappen, Scharniere oder wie die Schubladen so laufen, zeigen das. Stauschränke gibt es viele, vor allem überm Querbett hinten, das durch die Karosserieverbreiterungen auf annehmbare Bettenmaße gebracht wird. Wer richtig viel Ausrüstung mitnehmen möchte, muss allerdings etwas puzzeln. Der Heckstauraum ist schmal und unterm Bett auch nicht sonderlich hoch.
In der Schweiz kommt der Crossover erstmal nicht an seine Grenzen. Wir fahren vor allem Almwege, über steinige Wiesen. Das rumpelt dann zwar, aber es geht. Den Böschungswinkel knacken wir hier nicht, solange wir auf etwas bleiben, das nach Weg aussieht. Und wer auf etwas Wegartigem bleibt, sollte weit kommen mit dem Crossover. Abends in der Küche lecker kochen, das geht gut und gehört einfach dazu.
Technische Daten: Hymer GC S Crossover
- Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 419 CDI, Allradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubr. 1.950 cm3, Leistung 140 kW/190 PS
- Leergewicht/Gesamtgewicht: 3.215 kg/4.100 kg (Serie 3,88 t)
- Länge/Breite/Höhe: 5,93/2,06/2,85 mm
- Bettenmaße: unten 1,95 x 1,35 m, oben 2,00 x 1,22 m
- Ausbau: Küche mit Zweiflammen-Kocher, Spüle, Kompressorkühlschrank 90 L, Bad mit Waschbecken, Kassettentoilette, integrierte Dusche, 5 Hängeschränke, Heckstauraum
- Aufbau: Stahlblechkarosserie, GfK-Aufstelldach, Isolierung Wand/Dach PE/XPS, 16/23 mm, 5 Alu-Rahmenfenster, 1 Dachhaube überm Bett unten.
- Bordtechnik: Diesel-Gebläseheiz., 6.000 W, Frisch-/Abwassertank 102 (20)/90 L, Bordbatt. LFP-Typ, 4 x 80 Ah, Solarpanele 2 x 95 Wp, Wechselrichter 1.600 W, Gasflasche 1 x 5 kg
- Preis: ab 130.900 Euro + Aufstelldach 4.990 Euro (120 kg)
Das fiel uns auf
(+) Das Schottbrett ist ein Alleskönner. Lässt sich seitlich weg-schieben und hat eine Klapptreppe.(+) Das mag der gemeine Outdoor-Fan. Die Dusche einfach mal durchs Fenster und sich abbrausen.(+) Bequeme Faltverdunklungen im Hymer. Schließen per Magnet. Und sind schnell zu und wieder auf.
(+) (-) Hochwertige Auszüge unterm Bett. Geeignet für Dinge, an die man nicht so oft ran muss.
(-) Die Verkabelung im Heck schaut aus wie Kraut und Rüben. Dafür gibt es einen guten Zugang zu den Sicherungen.(-) Der Saugnapf für den Duschkopf hält nur außerhalb des Vorhangs. Innerhalb taugt die Oberfläche nicht.
Besonderheiten des Hymer GC S Crossover
Es sind die optischen Dinge, die den Crossover begehrenswert machen, und die technischen, die ihn zu einem ernsthaften Abenteurer werden lassen. In der Ausstattungslinie enthalten ist natürlich die Beklebung. Grüne, horizontale Streifen, Designapplikationen in Form eines "X", die auch an Spuren im Sand erinnern, und faserige Elemente, die wohl wie Karbon wirken sollen. Die Höherlegung, die beim Allrad-Sprinter stets mit dabei ist, bringt die Karosserie vorn um elf und hinten um acht Zentimeter weiter vom Boden weg. Dazu kommen die 16-Zoll-All-Terrain-Reifen auf robusten Stahlfelgen.
Mit dem Allrad gibt es das Automatikgetriebe immer mit dazu – beides ist zwangsgekoppelt. Ein bisschen edel soll der Crossover auch wirken mit seinen Chromspangen am Kühlergrill. Die Straße erhellen LED-High-Performance-Scheinwerfern, hinzu kommen Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht. Viele Assistenzsysteme sind an Bord, richtig gut auch: das Wet Wiper System, bei dem die Waschdüsen in den Scheibenwischern integriert sind. Ist man nachts abseits der Straße unterwegs, unterstützt die bereits angesprochene 44-Zoll-LED-Lightbar über dem Fahrerhaus. Und damit bei Offroad-Touren nichts kaputtgeht, ist eine extrem flache, elektrische Trittstufe montiert, die unterflur kaum aufträgt. Und wenn der Boden doch mal zu nahe kommt, helfen die Unterfahrschutzbleche.
Hymer GC S Crossover
(+) Umfangreiche Serienausstattung. Der Testwagenpreis ist überschaubar höher, als die Edition in ihrer Grundkonfiguration kostet.(+) Die Komponenten sind nicht nur Show, sondern machen den Sprinter zu einem echten Abenteuer-Camper.(+) Der Ausbau ist seit Jahren erprobt, der Möbelbau ausgereift.
(+)(-) Das Querbett bietet trotz Ohren auf nur geringer Breite eine komfortable Länge.
(-) Der Heckstauraum ist sehr schmal. Hier passt nur wenig Ausrüstung rein.